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Nr. 1
Internationale Sammler-Zeitung
Auf den früheren Blättern finden sich meist recht einfache
bildliche Darstellungen im Wasserzeichen. So hat das Blatt
Italien 1333 (Piemont, Venedig) der Sammlung eine Zange
als Wasserzeichen, Ravensburg 1422 hat einen Ochsenkopf
und sehr häufig finden sich Kreise, Schere, Glocke, Wage
oder auch Wappen, wie das Baseler oder Berner (Bären-)
Wappen. Mit der fortschreitenden Entwicklung der Papier
industrie werden auch die Wasserzeichen kunstvoller und
entwickeln sich vom schlichten, frommen Kreuz zum
Hifthorn, Mohrenkopf, Agnus Dei, selbst zu regelrechten
Bildnissen wie Papst und Kaiser usw. Auch in mannig
facher anderer Hinsicht bietet die Sammlung ein wert
volles und wichtiges Studienmaterial. So läßt sie die
früher verwendeten Rohstoffe und die Art ihrer Verar
beitung erkennen, zeigt die Einflüsse der Zeit, der Luft und
des Lichtes.
Denkmünzen auf den Weltkrieg.
Von Dr. Max Weinberg (Wien).
Besser als irgend ein Gegenstand des Sammeleifers
eignet sich die in Metall geprägte oder gegossene Denk
münze zur Erinnerung
an den Weltkrieg und
dessen hervorstechende
Ereignisse. Wie die
großen Monumente in
Erz und Stein auf unse
ren Straßen und öffent
lichen Plätzen, werden
auch die auf die be
rühmten Heerführer der ■
Zeit geprägten und
im Volke verbreiteten
Medaillen Denkmäler
bilden aere perennius.
Wenn der Sammler oder
der Besitzer auch nur
einzelner Medaillen die
ihm lieb gewordenen
Stücke immer wieder
zur Hand nimmt, die
selben zwischen seinen
Fingern gleiten läßt,
um die beste. Beleuch
tung für die Besich
tigung zu finden, glaubt
er stets neue, ihm bis
her unbekannt ge
bliebene Einzelheiten
im Bilde zu entdecken.
Dabei treten die Ereig
nisse, deren Darstellung
das Werk dient, immer
mehr und deutlicher in
die Erinnerung. In er
höhtem Maße ist dies
der Fall, wenn es sich
um Kunstmedaillen
handelt, also Werke aus
Künstlerhand. Eben
hören wir, daß sich
in Berlin „Freunde
der deutschen Schau-
Weltkrieg, deren einige zweifellos den Rang von Kunst
werken einnehmen. Bei
SECESSION
MAUHTELLUNGNOVDEC
GEÖFFNET-9-7-
Rudolf Jettmar,
Fig. 7.
,,27. Ausstellung
Albert Berger,
münze zusammenge
schlossen haben, um historische Medaillen großen
Stils zu schaffen und bereits Aufträge an namhafte
Künstler erteilt wurden.
Erfreulicherweise haben wir in Wien, welches ja
von altersher eine Pflegestätte der Medaillenkunst ist,
jetzt dank der Tätigkeit unserer offiziellen Kriegs
fürsorge auch schon eine Reihe von Denkmünzen auf den
der Sezession“
Wien.
Druck von
uns teilen sich bekanntlich
außer dem Roten Kreuz
zwei Ämter in die Kriegs-
fürsorge, nämlich das
dem Kriegsministerium
unterstehende Kriegs
fürsorgeamt und das
Kriegshilfsbureau des
Ministeriums des Innern
Beide Stellen haben
Denkmünzen auf den
Krieg herausgegeben
und der Käufer der
selben erwirbt nicht
bloß kleine Kunst
werke, sondern trocknet
mit seinem Scherflein
manche Träne. Die Me
daillen des Kriegsfür
sorgeamtes sind fast
ausschließlich Werke
ArnoldHartigs, deren
Entwurf eine Art mili
tärischer Dienstleistung
des genannten Künst
lers bildet. Ich habe
die Arbeiten dieses mit
eisernem Fleiß sich
emporringenden Künst
lers immer hoch einge
schätzt, sie auch in
dieserZeitschrift wieder
holt besprochenundmuß
gestehen, daß Hartigs
neue Porträts in der
Feinheit der Ausfüh
rung bei virtuoser
Sicherheit der Technik
auch geradezu über
raschen. Es sind Bild
nisse der Erzherzoge
Karl Franz Josef,
F r i e d r i c h und weiland
m
Franz Ferdinand,
sowie des Generalobersten Conrad von Hötzendorf.
Sie wurden im Plaupt quartier nach der Natur mo
delliert und sind von ausgezeichneter Porträttreue.
Auch in der Reverskomposition erweist sich Hartig
als Meister. Am trefflichsten wohl in seiner jüngsten
Arbeit, der Conrad von Hötzendorf-Medaillc. Ein
schlangenartiges Ungeheuer, entsetzlich anzuschauen,