MAK
Nr. 10 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 91 
geführten Variante desselben anzubringen. Auf diese 
Weise hat er viele seiner besten Blätter zwei-, drei-, 
ja selbst viermal gemalt, doch so, daß keines dem 
anderen gleicht. Ich verweise hier auf den japanischen 
Gamsjäger, der in zwei solchen Varianten vorhanden 
ist, wobei die erste weniger reich an spassigen Details, 
künstlerisch vielleicht der zweiten noch überlegen ist, 
ein Fall der sich öfters wiederholt, so das diese Nach 
laßblätter, auch wenn sie oft nur Vorstudien für später 
Ausgeführtes darstellen (der ausgeführte Gamsjäger- 
Zyklus zum Beispiel befindet sich im Besitze des 
Grafen Wilczek), darum keineswegs denen nach 
stehen, die bei Lebzeiten des Malers von Kunstfreunden 
erworben worden sind und daß sie außerdem, wie 
schon gesagt, niemals Wiederholungen, sondern stets 
Varianten sind, oft genug Varianten von so verschie 
dener Behandlung, daß gerade nur das Ihema das 
gleiche geblieben ist.“ 
Die Amerling-Auktion in Wien. 
Die Versteigerung des Nachlasses Friedrich von 
Amerlings im Wiener Dorotheum gestaltete 
sich zu einem Ereignis auf dem Kunstmarkt. Aus 
allen Teilen der Monarchie, aus Deutschland, der 
Schweiz, aus Dänemark und Holland strömten Sammler 
und Kunsthändler herbei, die sich gegenseitig über 
boten und dadurch Preise zustande brachten, die die 
gehegten Erwartungen weit übertrafen. So kam es 
denn, daß die Sammlung, die auf etwa K 500.000 
geschätzt war, zirka Tv 835.000 abwarf, eine Summe, 
die bei einer Auktion in Österreich bisher noch nie 
erreicht wurde und daher einen Rekord darstellt. 
Daß es gerade das Dorotheum war, daß diese große 
Auktion durchführte, ist kein Zufall, hat sich doch 
dieses klug geleitete Institut eine Stellung im Kunst 
handel erobert, die die als Erbin des Nachlasses ein 
gesetzte Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens 
keinen Augenblick schwanken ließ, ihm die Verstei 
gerung zu übertragen. Wie groß übrigens das Ver 
trauen in das Dorotheum, war, das zeigt die Tatsache, 
daß die Künstlergenossenschaft ein Pauschalanbot 
von einer halben Million rundweg ablehnte; sie war 
überzeugt, daß das Dorotheum es verstehen werde, 
die Kunstschätze Amerlings ins rechte Licht zu 
setzen und ihr so zu einem weit größerem materiellen 
Erfolge zu verhelfen und sie hat sich darin nicht ge 
täuscht. 
Das Arrangement der Sammlung war ein so ge 
lungenes, daß ganz Wien ins Dorotheum eilte, um es 
zu bewundern. Der gewissenhaft gearbeitete Katalog, 
auch in seiner Ausstattung ein Prachtwerk, tat das 
übrige, um den Interessenten die richtige Beurteilung 
von Kunstgegenständen zu erleichtern, die in solcher 
Reichhaltigkeit und Qualität nicht oft beisammen sind. 
Ein großer Teil der Objekte ging ins Ausland. 
Ein in Dresden wohnender Kunstfreund ließ durch 
seinen Vertreter eine Reihe von historisch interessanten 
Stücken erstehen, um sie sofort einem der Volks- 
belehrung dienenden Museum in seiner Vaterstadt 
zuzuführen. Viele sehr gute Stücke wurden vom Wiener 
Kunsthandel erworben, der in der Konkurrenz mit 
dem Auslande wiederholt siegte. 
Die Auktion, die für das Dorotheum eine Höchst 
leistung bedeutet, wurde vom Direktor des Dorotheums 
Hofrat Ritter von Hentl mit dem Leiter der Kunst 
abteilung Direktionsrat August Bittner organisiert 
und vom Letztgenannten durchgeführt. 
Nachstehend die erzielten Preise: 
Amerlings künstlerischer Nachlaß. 
Kr. 1, Südliche Parklandschaft, .Ölskizze, K 215; Kr. la, 
Studienkopf eines Eremiten, K 400; Nr. 2, Auffindung'Mosis, 
K 210; Nr. 3, Meeresküste bei Gewitterstimmung, K 130; 
Nr. 4, Italienische Landschaft, K 420; Nr. 5, Weiblicher 
Studienkopf, K 105; Nr. 6, Bildnis seines Söhnchens Fritz, 
K 580; Nr. 7, Bildnis seiner Tochter Ludmilla, K 200; Nr. 8, 
Weiblicher Studienkopf, wahrscheinlich Antonie, die erste 
Gattin Amerlings, K 400; Nr. 0, Waldlandschaft mit der 
Statue einer Göttin und badenden Frauen, K 1350; Nr. 10, 
Walpurgisnacht, K 360; Nr. 11, Schlafendes Kind. Amerlings 
Töchterchen Ludmilla, I< 1200; Nr. 12, Ideale Berglandschaft, 
K 470; Nr. 13, Aulandschaft, K 1500; Nr. 14, Bildnis eines 
bartlosen Mannes, K 1550; Nr. 15, Weiblicher Studienkopf, 
K 420; Nr. 16, Beweinung Christi, K 950; Nr. 17, Harfen 
spielerin, K 1650; Nr. 18, Tierstudie, I< 1300; Nr. 19, Gebirgs- 
und Flußlandschaft, K 900; Nr. 20, Bildnis eines Künstlers, 
K 420; Nr. 21, Medea, K 540; Nr. 22, Weiblicher Rückenakt, 
K 4700; Nr. 23, Bärtiger alter Mann, K 1000; Nr. 24, Michel 
angelo, die Statue des Moses modellierend, und Raphael, 
die sixtinische Madonna malend, K 1350; Nr. 26, Bildnis 
eines Künstlers im Alt-Wiener Kostüm, lv 1000; Nr. 27, Bildnis 
eines Künstlers mit langem Haar und Kalabreserhut, K 1500; 
Nr. 28, Bildnis eines bärtigen Mannes, K 1500; Nr. 29, Madonna, 
die Augen abwärts gerichtet, K 4000; Nr. 30, Bildnis des 
Bildhauers Costenoble, K 1900; Nr. 31, Selbstbildnis Amerlings 
aus den Fünfzigerjahren, K 3100; Nr. 32, Selbstbildnis Amer 
lings (siehe die Abbildung in unserer Nummer 8), K 3200; 
Nr. 33, Bildnis eines Künstlers im Alt-Wiener Kostüm, K 2800; 
Nr. 34, Die drei Grazien, K 4700; Nr. 36, Weiblicher Akt, K 1200; 
Nr. 37, Bildnis eines Schriftstellers, K 2700; Nr. 38, Madonna 
mit Kind, K 1050; Nr. 39, Ideale südliche Landschaft, K 1700; 
Nr. 40, Die Kreuzabnahme, Kopie nach Rubens, K 1600; 
Nr. 41, Bildnis eines Künstlers, K 2200; Nr. 42, Charlotte 
Wolter als Hermione, K 1710; Nr. 43, Bildnis eines Archi- 
mandriten, K 3000, und Nr. 44, Ideale griechische Landschaft, 
K 6300. 
Werke aller Meisier. 
Nr. 45, Magnascö, Charfreitagsprozession (siehe die 
Abbildung in Nummer 8), K 20.000; Nr. 46, Hans Holbein, 
der Jüngere, zugeschrieben, Bildnis eines deutschen Patriziers, 
K 5500; Nr. 47, Janson van Ceulen, Bildnis einer älteren 
Dame, K 10.500; Nr. 48, Franz Geffels, Forum Romanum 
mit Peterskirche, K 2100; Nr. 50, Vlieger, Hochgehende See 
mit Fischerbooten, K 4100; Nr. 51, Largilli ere, Bildnis einer 
französischen Hofdame, Tv 3800; Nr. 52, Pieter Bruegliel der 
Ältere, Wenn ein Blinder den andern führt, K 3700; Nr. 53, 
Tiepolo, Martyrium des Eleazar, K 5000; Nr. 54, Daniel 
Gran, Christi Himmelfahrt, K 3100; Nr. 55, AelbertCuyp, Art 
Drei ruhende Kühe, K 3100; Nr. 56, Molenaer, Wirtshaus 
stube, K 3700; Nr. 57, Rottenhammer, Ideale Waldland 
schaft, K 5200; Nr. 58, Heda Willem Klaasz, Stilleben, 
K 2900; Nr. 59, Batoni, Selbstbildnis,. K 6800; Nr. 60, Jakob 
van Schuppen, Bildnis eines jungen Edelmannes, K 8500; 
Nr. 61, Hendrik van Steenwyk der Jüngere, Gotisches 
Kircheninterieur, K 5200; Nr. 62, Hendrik van .Steenwyk 
. der Jüngere, Inneres einer gotischen Kirche, K 2700; Nr. 63,
	        
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