MAK
Nr. 11 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 99 
frühe Empire zurück. Figuren, Vasen, Räuchergefäße, 
Aufsätze, Salzfässer, eine große Liste kleiner Kunst 
werke, jedes für sich ein Edelzeichcn, vervollständigen 
die Porzellansammlung. Der Raum aber, welchen diese 
Dinge belebten, war mit Möbeln aus der Rokoko- und 
der Biedermeierzeit eingerichtet. Lange bevor dieser 
letztgenannte Stil so modern wurde, hat der feine Er 
kenner ihres Wertes sie gesammelt. Und ihre Typen sind 
wohl heute nur mehr ganz selten aufzufinden. Alt-Wiener 
Porzellanbilder und eine kleine erlesene Miniatursamm- 
lung sowie ein Kostüm 
aus dem Rokoko und ein 
Prunkkostüm aus der 
Empirezeit komplet 
tieren diesen Ausschnitt, 
der österreichische Edel 
art in ihren Höchstlei 
stungen festgehalten hat. 
Ein persischer Tierteppich, ein großer Wand 
teppich aus dem sechzehnten Jahrhundert, 
eine Hasenjagd darstellend, gibt der ostasiatischen 
Sammlung den einleitenden Akkord. Sie enthält sein- 
alte chinesische und japanische Cloisonnes, eine ge 
wählte Schlüsselkollektion, in der die Familie verte 
und Familie rose hervorragen. Dann seltene Fayencen, 
wie die berühmte Gitterlaterne aus der Sammlung 
des Barons Heinrich Mundy. Aus diesem einst aus 
gewählten Besitz japanischer Altertümer stammt auch 
der große Altarschmuck eines Tempels des Fusiyama, 
Japans heiligen Berg darstellend, und eine Anzahl 
schöner Celadons, darunter eine Frauenfigur, sieb 
zehntes Jahrhundert, ein Werk des berühmten Töpfers 
Schinno, Holzschnitzereien und eine kleine Anzahl 
chinesischer sowie japanischer Bronzen, die die besten 
Werke der Renaissance an Vollendung von Form und 
Ornament übertreffen, ja nur mit der Antike ver- 
Fig. 2. 
Neptun. Altwiener Porzellan. 
Fig. 3. 
Thermometerhändler. Altwien. 
Fig. 4. 
Schinno, Sitzende Dame. 
Frankreich fügt mit nur drei Kunstgegenständen 
vollwertig sich ein: mit einem figuralen Kamin Vorsatz 
aus Bronze (Empire), einem Schmuck und einem Fächer. 
Der Schmuck ist ein durch Erbschaft überkommenes, 
in den sechziger Jahren in der Auktion der Herzogin 
von Beaufremont erstandenes Kollier mit zwei 
langen Ohrpendantifs. Die ä jour gefaßten Platten 
tragen an der Rückseite die goldene Lilie der Bour 
bonen. Und der Fächer zählt ebenfalls zu den un 
wiederholbaren Phantasien des französischen Ge 
schmacks. Chinesische Frauengestalten, in welche das 
achtzehnte Jahrhundert so gern die Pariserinnen 
wandelte, sind teils gemalt, teils mit Gewändern aus 
Perlmutterplatten dargestellt. Die feinen Köpfchen 
aber sind durchwegs aufgesetzte Elfenbeinminiatürchen. 
Im Antiquitätenkatalog des Petit Palais (Weltaus 
stellung Paris 1900) findet man eine Wiederholung 
dieser seltenen Technik als Fächer aus dem Besitze 
der Königin Maria Antoinette angeführt. 
gleichbar sind, vervollständigen das Bild ostasiatischer 
Kunst. 
* * 
* 
Außer dem besprochenen Waschtisch (Fig. 1) zeigen 
wir noch im Bilde folgende Stücke der Sammlung: 
I<ig. 2. Neptun mit dem erhobenen Dreizack in der 
Rechten, über einen Delphin schreitend. Blauer Bindenschild. 
Um 1760. Eingeritzt 4. Modell von Niedermayer, Modellier 
huchstabe R. des Johann Klammer. Abgebildet in der 
Geschichte der k. k. Wiener Porzellan-Manufaktur von Fol- 
•nesics und Braun. Seite 170. Altwiener Ausstellung von 
Porzellan 1004 K. Nr. 600. Höhe 18'5 cm. 
Fig. 3. Unbemalte Figur aus der Folge der Wiener Aus 
rufer, darstellend den Thermometerhändler. Blauer Binden- 
schild. Um 1760. 
Fig. 4 gehört zu den Arbeiten des japanischen Töpfers 
Schinno. Die Steinzeugstatuette mit grünlich krakeliertcr 
Glasur stellt eine sitzende Dame dar.
	        
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