MAK
Nr. 12 
Seite 119 
Internationale Sammler- Zeitung 
gehört besonders eine Rosenkranz-Madonna als Schätzerin 
der Stadt Messina aus der Schule Antonellos mit der Jahres 
zahl 1489, die sehr wechselvolle Schicksale erlebt hat und neben 
ihren künstlerischen Vorzügen durch eine alte Ansicht der 
einst schönen Stadt ganz besonders wertvoll und fesselnd ist. 
(Der Ursprung der bulgarischen Kunst auf dem 
Balkan.) Die politische und kulturelle Geschichte der Bulgaren 
hat von jeher der wissenschaftlichen Forschung tiefergreifende 
Anregungen geboten. Wenn auch in den mittelalterlichen 
Jahrhunderten, den „dunklen“ Jahrhunderten, wie man sie 
wohl schon genannt hat, schriftliche Urkunden völlig fehlen 
oder sich nur vereinzelt und lückenhaft erhalten haben, so 
bieten doch die Kunstdenkmäler des Landes ein Material, das 
außerordentlich edel zur Aufhellung der ältesten Geschichte 
Bulgariens beizutragen vermag. Auf Anregung König Ferdi 
nands sind bekanntlich seit einigen Jahren die bulgarischen 
Kunstdenkmäler zum Gegenstand eingehender Untersuchungen 
gemacht worden, und nicht nur die größeren Ortschaften des 
Landes, sondern auch manche weltvergessene Kirchen in 
fernen Gebirgsdörfern bergen Schätze, die von der hohen 
kulturellen Entwicklung Bulgariens in vergangenen Jahr 
hunderten Kunde geben. Der Wiener Kunsthistoriker Josef 
Strzygowski ist nun den Anfängen des bulgarischen Kunst 
lebens nachgegangen, und es dürfte wohl nicht unzeitmäßig 
erscheinen, die Ansichten, die er über den Ursprung der bulgari 
schen Kunst in einem Vortrage niedergelegt hat, hier in Kürze 
zu berühren. Strzygowski hat in zahlreichen Klöstern der 
Balkanhalbinsel bis hinunter nach Athen Kunstdenkmäler 
vorgefunden, die auf den Orient zurückgehen, zugleich aber 
auch eine enge Verwandtschaft mit den Kunstgegenständen 
zeigen, die zweifellos bulgarischer Herkunft sind. Es liegt daher 
der Schluß nahe, daß sie ihre Entstehung den Bulgaren ver 
danken, und dieser Schluß wird besonders dadurch gestützt, 
daß die Bulgaren einst Herren der ganzen Balkanhalbinsel 
waren. Sogleich erhebt sich nun die weitere Frage, woher sie 
ihre hohe Kunstfertigkeit gewonnen haben, und ob sie wirklich, 
der allgemeinen Annahme entsprechend, Slawen sind. Strzy 
gowski verneint die letztere Annahme und sucht den ältesten 
Wohnsitz der Bulgaren vielmehr im Innern Asiens, inTurkestan, 
an der persischen Grenze.. Die nahe und stete Berührung mit 
den Persern erfüllte die geistig hochstehenden und aufstreben 
den Bulgaren mit einem künstlerischen Empfinden, das sich 
zunächst in den Bahnen altorientalischer Auffassung bewegte, 
bis es sich später freier und selbständiger entwickelte. Als 
sie nun während der Völkerwanderung mit den Hunnen, 
Avaren und anderen wilden Stämmen nach Europa gelangten, 
waren es nicht mehr Barbaren wie jene, sondern es war ein 
künstlerisch fühlendes, vornehmendes Volk, das mit seinen 
Fähigkeiten das geistige Leben der Balkanhalbinsel befruchtete. 
Museen. 
(Fahre-Museuni.) Das Heim des kürzlich verstorbenen 
„Homers der Jnsekten“, Henri Fahre in Serignan, wird 
mit seinen Sammlungen und Erinnerungsgegenständen 
als Museum erhalten bleiben. Bereits vor zwei Jahren sind 
Schritte getan worden, um die Besitzung des berühmten 
Entemologen der Nachwelt zu sichern. Im Dezember 1913 hat 
der Maire von Serignan mit Fable einen Vertrag abgeschlossen, 
durch den sich dieser bereit erklärte, alle Rechte an die von 
ihm bewohnte Besitzung L’Harmas und alles, was an beweg 
lichem Eigentum darin enthalten ist, an den erwähnten Maire 
durch Kauf abzutreten. Der Verkauf, heißt es in dem 
nunmehr veröffentlichen Schriftstück, wird zum Preis von 
Fr 15.000 für den Gesamnitwert der Baulichkeiten und 
von Fr 1000 für den Gesammtwert des Mobiliars vollzogen 
werden. Er wird erst dann endgültig, wenn eine zu diesem 
Zwecke zu eröffnende Sammlung eine Höhe erreicht, die ge 
nügt, um den Preis von zusammen Fr 16.000 zu decken 
und Fr 12.000 für das Laboratorium und die Sammlungen 
zu erlegen, die sich in L’Harmas befinden. Der Maire von 
Serignan hofft, die erforderliche Summe bald zur Verfügung 
zu haben, und wird dann die ganze Besitzung als Museum er 
öffnen, dessen Schutz der ältesten Tochter Fabres anvertraut 
wird. 
(Ein neues Museum in Stockholm.) Die reichen 
Sammlungen der alten Storkirche zu Stockholm sind, wie 
von dort gemeldet wird, jetzt an einem der Kirche ungeglie 
derten Museum dem großen Publikum zugänglich gemacht 
worden. Aus der Zeit der Königin Christine, der Tochter 
Gustav Adolfs, sind mehr als 40 Gegenstände, darunter 
meist Kelche und Abendmahlskannen. Außer einem wert 
vollen Kelch, den die Königin Christine dereinst der Kirche 
gestiftet hat, rührt das Übrige zumeist von ihrem Günstling 
her, dem Freiherrn de la Gardie, der 1652 der Kirche seine 
kostbare Sammlung vermachte. Auch hervorragende Augs 
burger Arbeiten sind darunter, so ein Kruzifix von massivem 
Silber und zwei herrliche Leuchter. Von besonderem Interesse 
ist die älteste der vorhandenen Abendmahlskannen, die mit 
äußerst seltenen und kostbaren Ornamenten versehen ist, 
ein Geschenk des Sekretärs des Königs Johann III., Claes 
Philipson. Es soll eine schwedische Arbeit aus dem Jahre 
1500 sein. An die frühere Sitte der Erteilung von Lichtsignalen 
vom Kirchturm erinnert eine große Laterne. 
Vom Kunstmarkt. 
(Kunstsammlung O. E. Messinger, München.) Am 
27. und 28. Juni findet in der Galerie Helbing in München 
die Auktion der Kollektion O. E. Messinger statt, die eine 
streng geschlossene erlesene Zusammenstellung vorwiegend 
italienischen Kunstgewerbes und eine reichhaltige Gemälde 
sammlung umfaßt, ln großer Zahl und typischen Exemplaren 
ist die italienische Majolika des 17. und 18. Jahrhunderts 
vertreten, Vasen, Apothekerkannen und Krüge, Teller, meist 
blau dekorierte, sehr schöne Ausstattungsstücke. Die kleine 
Porzellankollektion enthält mehrere gute englische Fabrikate. 
Unter den Goldschmiedearbeiten treten besonders an Zahl 
und Reichhaltigkeit der Form die Kirchenampeln hervor. 
Große Schüsseln und Speiseaufsätze in Sheffieldsilber und ein 
hervorragend schöner Prunktafelaufsatz, geradezu ein tech 
nisches und künstlerisches Musterbeispiel für Bronzeguß in 
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, geben ein Pendant 
zu der Möbelkollektion, die den Mittelpunkt der Sammlung 
bildet. Vertreten ist so ziemlich jeder italienische Möbeltyp 
des Rokoko, des Louis XVI.-Stiles und des Empire. Reich 
geschnitzte und vergoldete Konsoltische mit Marmorplatten, 
mit Rosenholz und Mahagoni fournierte Kommoden wechseln 
mit schönen geschnitzten Truhen der Renaissancezeit und 
Lehnstülen mit goldgepreßten Lederbezügen. Ganz besonders 
dürfte ein in Nußbaumholz aufgebauter und in Rosen und 
Oliven fournierter Schrank und eine massive, in Mahagoni 
geschnitzte Bettstelle der Empirezeit interessieren, letztere 
auch geschichtlich von hoher Bedeutung als Erinnerung an 
ihren ersten Besitzer, den König von Neapel, Joachim Murat. 
Der schwere Spätbarockstil der römischen Dekorationskunst 
zeigt sich neben verschiedenen Möbelstücken in den geschnitzten 
i.eachtern, Kandelabern u. a. Zwei Gobeline, Teppiche und 
Seidenstoffe vervollständigen das Interieur. Bedeutende 
Namen weist der Katalog der Gemäldesammlung auf. Ein 
Paul Brill aus römischem Besitz stammt aus des Meisters 
bester Zeit. Aus neapolitanischem Besitz sind zu nennen: 
Zwei Blumenstilleben von Nicolo Casisa, in ihrer Dekorations 
wirkung ganz herrliche Arbeiten, Stilleben von Ruoppoli. 
Verzeichnet sind ferner die Namen: Allori, Landi (eine 
charakteristisch-mytologische Szene) aus dem Besitz des 
ehemaligen neapolitanischen Hofes, Tempesta Borgognone 
u. a. Die große Zahl italienischer und deutscher Blumenstücke 
gibt der Zusammenstellung einen feinen und intimen Charakter,
	        
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