Nr. 12
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 111
Lanner und Franz Schubert-Medaillen und andere.
Ein reiches Künstlerleben liegt jetzt abgeschlossen
vor uns. Daß Schwerdtner von uns gegangen ist,
will man noch immer nicht glauben und so oft ich an
seinem so schön in die Gartenarchitektur hineinkom
ponierten Prießnitz-Denkmal im Türkenschanzpark
vorbeikomme oder die Gabilion-Gußplakette (eines
seiner älteren Werke) an meiner Zimmerwand anblicke,
muß ich des liebenswürdigen Künstlers gedenken, der
in seinem Äußeren ein Bild kräftigster Männlichkeit
geboten hat. Ins Kriegspressequartier zugelassen, hat
Schwerdtner auf den Schlachtfeldern eine Reihe von
Plastiken, charakteristische Soldatentypen, dem Leben
abgelauscht, modelliert, deren Abgüsse im Wiener
Künstlerhaus allgemeinen Beifall ernteten, während
der Künstler schon auf der Bahre lag. Im Künstler-
hause sprach ich ihn auch zum letzten Male, als er eben
von einer zweiten Fahrt, diesmal aus Albanien, zurück
gekehrt war, ganz kurz vor seinem Ende.
Von Schwerdtners Medaillenarbeiten schmücken
meine Sammlungen u. a.: Ferdinand von Saar zum
70. Geburtstage von Freunden und Verehrern, Pro
fessor Freud, Jnama von Sternegg, Stadtbaudirektor
Berger, ferner die Medaille zum 70. Geburtstage seines
Vaters. Gerade während ich diese Zeilen niederschreibe,
erhalte ich vom Kriegsfürsorgeamt des k. u. k. Kriegs
ministeriums die von Schwerdtner entworfene Medaille
auf den G. d. K. Viktor Dankl, den Landesverteidi
gungskommandanten von Tirol. Der prächtig hinge
stellte Landsturmmann, welcher auf der Dolomiten-
höhe treue Wacht hält, ist eine Frucht seiner Studien
im Felde, wohl die letzte Medaillenarbeit Schwerdtners.
Dieselbe Treffsicherheit wie im Relief der Medaille,
zeichnet auch Schwerdtners große Porträtbüsten aus,
denen man oft in Ausstellungen des Künstlerhauses
begegnete. Mit dem von ihm so geschmackvoll ent
worfenen „Schwarz-Gelben Kreuz“ hat die Kriegs
fürsorge geradezu einen Treffer gemacht.
Größere Serien von Medaillenarbeiten besitzt meine
Sammlung von den Wienern Künstlern Ludwig Hujer
und Hans Schaefer, die beide schon einen wohlver
dienten Ruf erlangt haben. Einige der Hujer sehen
Stücke, wie die aus Anlaß der Verleihung des Promo
tionsrechtes an die technischen Hochschulen geprägte
silberne Medaille oder die vom Ackerbauministerium
für Verdienste um den Gerstenbau zur Verleihung
gelangende Plakette mit ihrem reizenden Relief-Tr ypti-
chon dürften in Sammlungen seltener Vorkommen,
andere, wie z. B. die Medaille auf Professor Ritter von
Guttenberg oder die auf den regierenden Fürsten Jo
hann von und zu Liechtenstein bilden künstlerisch
sehr interessante Lösungen von Porträtaufgaben. Von
Schaefers Arbeiten schätze ich namentlich ein größe
res Relief in Bronzeguß, das vor Jahren einmal im
Künstlerhaus ausgestellt, war: „Wiener im Frühling“.
Eine ganze Familie mit „Kind und Kegel“, echte
Wiener Typen, wandert frohgemut auf einer Land
partie ins Grüne, dem Kahlenberg entgegen, um dort,
wo es einen guten Tropfen gibt, ein Ruheplätzchen
zu finden. Seine stimmungsvolle Medaille zum hundert
jährigen Jubiläum der Gesellschaft der Musikfreunde,
eine Konkurrenzarbeit, haben wir in diesen Blättern
schon veröffentlicht. Gewiß ein Gegenstück zu Hujers
Plakette aus Anlaß der Fünfzigjahrfeier der Wiener
Philharmoniker, bilden beide reizende Werke schöne
Widmungen künstlerischer Kleinplastik an die musik
freudige Kaiserstadt an der Donau.
Von bekannten Wiener Bildhauern und Medailleuren
sind in. meiner Sammlung mit einzelnen Stücken noch
vertreten: Josef Tautenhayn, A. Kautsch, Hugo
Taglang, Gustav Gurschner, Anton Rudolf Wein
berger und Professor Müllner. Tautenhayn, der
seinem berühmten Vater alle. Ehre macht, z. B. mit der
jetzt besonders interessanten Medaille zur Vierhundert
jahrfeier der Zugehörigkeit von Görz und Gradiska
an unsere Monarchie, sowie die Plakette zum Durch
stich des Wocheiner-Tunnels der Tauernbahn, der so
wichtigen Eisenbahnverbindung des Herzogtums Krain
mit dem jetzt umstrittenen Boden des Küstenlandes.
Diese Werke fallen noch in den Rahmen unserer histo
rischen Skizze, während etwa Arnold Hartigs Arbeiten,
der jetzt als Deutschmeisterkorporal der Reserve eine
ganze Galerie interessanter Porträts für die Kriegs
fürsorge ausführt, die unseren Lesern ja ohnehin be
kannt sind, erst durch die Zeit ihre Pattina erhalten
müssen. Sie werden mit anderen Werken derselben
Gattung einmal eine besondere Kriegsdcnkzeichen-
sammlung bilden.
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Die Auktion Beckerath.
Aus Berlin wird uns geschrieben:
1,476.600 Mark sind das Ergebnis der Auktion
Beckerath, die vom 23. bis 26. Mai bei Rudolph
Lepke stattfand. Beredter als alle Worte, spricht
diese Riesenziffer für die Bedeutung der Versteigerung,
die sich auch darin dokumentierte, daß die größten
Museen Deutschlands, Österreich-Ungarns und der
neutralen Staaten, sowie eine Anzahl hervorragender
Sammler dabei vertreten waren. Von besonderem Glück
war Budapest begünstigt, wohi n die Thomasgruppe von
Lucca della Robbia (Kaufpreis M 25.200), das große
Sansovino-Relief (M 20.000), das feine, kleine Weih
wasserbecken (M 1100), mehrere Majoliken und zwei
prächtige Barocksessel (M 4000) gehen. Für Wiener
Sammler (Guido v. Rho, Castiglioni) Wurde u. a. das
Tritonrelief Giuliano da Sangallos (um M 20.000), das
dekorative Rundbild in der Art Piero della Francescas
(um M 9000), Andrea della Robbias Madonna im Säulen
tabernakel (M 17.000), Möbel und allerlei Kleinkunst
erstanden. Das Kaiser Friedrich-Museum in Berlin,
das schon seit Jahren eine reichhaltige Beckerath-
Sammlung besitzt, erwarb ein dekoratives Relief aus
dem 15. Jahrhundert (um M 2100), das Kunstgewerbe
museum einen barocken, reich geschnitzten Bücher
ständer (M 2300), mehrere Stühle, ein Antepedium
aus Goldbrokat, einen schweren Querbehang mit
Schrift u. a., das Dresdener Albertinum erstand
zwei Tcrrakotareliefs von Luca della Robbia und dem
Pellcgrini Meister (M 2700 und M 3400) und einen
bronzenen Putto (M. 720), das Leipziger Museum
Gian, Bolognas Bronze gruppe Venus und Amor (M 5000),
Breslau ein Robbiarelief mit dem Namenszug Christi
(M 1350), das Museum von Stockholm die Friedens
allegorie von Alessandro Vittoria (M 2000).
Nachstehend die erzielten Preise:
A) Arbeiten in Stein.
Nr. 1, Johannes der Täufer, Oberitalien, Ende 15. Jh., M 240;
Nr. 2, Der h. Franziskus, in der Manier des Benedetto
da Maiano, M 300; Nr. 4, Madonnenstatuette, Mittel'-