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Seite 114 
Internationale Sammler- Zeitung 
Nr. 12 
Gebiet sich gegenseitig zu unterstützen, Neuerschei 
nungen zu besprechen und gute, alte, fast schon ver 
schollene Werke vaterländischer Autoren auf eigene 
Kosten der lebenden Generation durch Neudruck 
wieder zuzuführen. So wurden von diesem Sammler 
kreise 1912 die ,, Schattenrisse aus Altösterreich' ‘ 
mit 42 Tafeln in Heliogravüre mit einem Begleitworte 
von Gustav Gugitz, dann 1913 die „Zerrbilder mensch 
licher Torheiten und Schwächen" von Loder-Castelli 
mit einem Nachworte von Dr. Josef Bindtner im 
Verlage von Dr. Rudolf Ludwig herausgegeben. 
Von diesem Sammlerkreise war Josef Wünsch 
langjähriger Präsident und gleichzeitig auch geschäfts 
führender Generalsekretär d:s Altertumsvereins. Ge 
bürtiger Prager war er eine geraume Zeit hindurch, 
als das Deutschtum in Prag noch zahlreich und ein 
flußreich gewesen war, Mitglied des Deutschen Kasinos, 
gründendes Mitglied des Deutschen The ater Vereins 
und zahlreicher deutscher Wohltätigkeitsvereine, ist 
vor etwa 30 Jahre nach Wien übcrsiedelt und wurde 
hier Gemeindeausschuß und Gemeinderat des ehe 
maligen Vororts Währing, später auch des Wiener 
Gemeinderats. Von Beruf Brautechniker und Brauerei 
besitzer wurde er zuletzt Präsident des Zentralver 
bands der österreichischen Brau.industrievereine. Arbeit, 
Fleiß und Geschicklichkeit haben dem Verblichenen 
einen schönen Lebensabend ermöglicht und ihn in. 
die glückliche Lage versetzt nach Zurückziehung von 
den Geschäften ungestört seinen Idealen sich hinzu 
geben und als Kunstsammler und Kunstforscher sich 
wirksam zu betätigen. Seine Sammlung von Holz 
schnitten war reichhaltig. Sic enthielt als Perlen einen 
prächtigen Blockdruck aus der ersten Hälfte 
des 15. Jahrhunderts, gute alte Abdrücke der 
besten Holzschnitte Albrecht Dürers und der Klein 
meister, dann das ganze Werk Blasius Höfels, da 
runter auch die außerordentlich seltenen vielfarbigen 
Holzschnittplakate desselben, die er zum Teile in der 
Nachlaßauktion des Staatskanzlers Fürsten Metter 
nich um schweres Geld erworben hatte. 
Eine Auslese seiner Blätter war in der Halle der 
Kultur auf der Leipziger Internationalen Ausstellung 
für Buchgewerbe und Graphik 1914 ausgestellt und 
verschaffte ihm die von Max Klinger entworfene 
Ehrenurkunde. Auf seinem letzten Gange zum Grin 
zinger Friedhofe gaben ihm viele Freunde und Kollegen 
vom Altertumsverein und von dem vorerwähnten 
Sammlcrkreise das Geleite, darunter Hofburgtheater 
direktor Thimig, die Hofräte Prof. Dr. Kenner und 
Dr. Wilhelm Neumann. Kustos Dr. Engelmann 
von den städtischen Sammlungen und andere. 
Hofrat Dr. Neumann sprach für den Altertums 
verein in bewegten Worten am Grabe den letzten 
Abschiedsgruß. 
Der Nachlass des Hofrates Emil Zuckerkand!. 
Die Versteigerung des Nachlasses des Hofrates 
Professor Dr. Emil Zuckerkandl, die das Wiener 
Dorotheum am 5. und 
(1. d. M. unter Leitung des 
Direktionsrates Bittner 
durchführte, zeigte, daß es: 
eigentlich keine schlechte 
Saison für Kunstauk 
tionen gibt. Es kommt 
jetzt nicht mehr darauf 
an, wann, sondern was 
versteigert wird. Eine, 
so erlesene Sammlung 
von Porzellanen, wie sie 
der berühmte Anatom 
hinterließ, mußte auch 
im Juni noch den Auk 
tionssaal füllen und Preise 
zeitigen, die sich nennen, 
lassen können. Für 
Japonika ist Wien noch 
nicht der richtige Boden, 
doch erzielten immer 
hin die ausgebotenen Objekte, namentlich aber die 
Arbeiten in Bronze, gute Preise. 
Nachstehend die Ergebnisse der Versteigerung: 
Europäische Keramik. 
Alt-Wien, Alt-Meißen, Straßburg, Alt-Herend, Frankreich. 
Nr. 2, Zwei Becher mit bunten Streublumen, blaue Schwerter - 
inarke, K 350; Nr. 3, Lichtschirm mit reliefierter Darstellung 
der Madonna, Wiener Biskuit, Empirezeit, K 310; Nr. 4, 
Tintenfaß, vergoldet/Wien, eingepreßte Marke, Jahresbuch 
stabe 1856, K 460; Nr. 5, Kunde, Alt-Wiener Porzellan - 
platte, Blaumarkc um 1775, K 340; Nr. 6, Zwei Deckelbecher, 
blauer Bindenschild, Buntmalerzahl 123, Peter Korn, Jahres 
buchstabe 1826, K 400; Nr. 7, Kaffeemaschine mit reichem 
Golddekor,in Empireformen, 
blauer Bindenschild, einge 
preßt 53, eingeritzt 7, Bunt 
malerzahl in rot 120, Bern 
hard Rosner, K 320; Nr. 8, 
Runde Kasserolle, blauer 
Bindenschild, Buntmalerzahl 
104, Anton Hauk, 19. jh., 
Iv 300; Nr. 9, Bemalte 
Schale in Becherfonn, blauer 
B'ndenschild, jahresbuch- 
staben 1811 und 1815, K 580; 
Nr. 10, Porzellankanne in 
Yasenform, franz. Empire, 
K 380; Nr. 11, Schokolade 
schale, vergoldet, mit über 
höhtem Delphinhenkel und 
Untertasse, franz. Empire, 
K 560; Nr. 12, Hand- 
leuchter in Rokokoformen, 
Blaumarkc um 1750/60, eingeritzt 4, K 165; Nr. 13, Kaffee 
schale mit gelbem Grund, goldenem Fries und Halbfigur eines 
geflügelten Kindes in Wolken, blauer Bindenschild, um 1800, 
K 800; Nr. 14, Kaffeeschale mit Untertasse, bemalt mit buntem 
Brustbild einer Dame in modischer Frisur, mit französischer 
Erklärung derselben, goldener Rankenfries um die Ränder, 
blauer Bindenschild, um 1775, (siehe Fig. 1), K 820; Nr. 15, 
Bourdaloue, Alt Herend, K 320; Nr. 16, Ovale Platte mit der 
bunten Darstellung der li. Barbara, blauer Bindenschild, Art 
des Josef Anreiter, um 1755, K 220; Nr. 17, Zwei rechteckige 
Porzellanplatten, eingeritzt C. F. Pirkenliammer — Carl Fischer, 
K 1400; Nr. 18, Zwei buntbemalte Vasen, blauer Binden- 
Fig. I. 
Kaffeeschale mit Untertasse. Blauer Bindcnscliild. Um 1775.
	        
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