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Internationale Sammler- Zeitung
Nr. 15 16
Es ist eine Ausstellung von Handschriften französischer Militärs,
die aus vier Privatsammlungen zusammengestellt wurde.
Man sieht Handschriften der französischen Generale aller
Zeiten bis in die jüngste Gegenwart. Die ältesten sind aller
dingst meist nur in Faksimiledruck erhalten, doch vom Ende
des 15. Jahrhunderts an sind alle Schriften Originale. Die
älteste Schrift stammt von Jean de Baudricourt aus dem
Jahre 1488. Dann sieht man Handschriften des Marschalls
D’Anore und zahlreicher zeitgenössischer Generale, und hieran
schließt sich eine Serie der Marschälle und Generale des ersten
Kaiserreiches. Der Gesamteindruck dieser Schriftproben ist
nach Ansicht des „Journal des Debats“ der, daß die meisten
Feldherren ziemlich unleserlich schrieben, und daß sie es
liebten, die Buchstaben mit einer Unmenge gewaltsamer
Schnörkel und dicker Striche auszuschmücken. So soll be
sonders die Schrift des Generals Bernadotte sehr sichtbar
ein sozusagen graphologisch zu deutendes Kriegsfieber aus-
drücken, wenigstens wird dies aus den gegen das Ende des
ausgestellten Briefes immer wilder werdenden Schleifen und
Bogen geschlossen. Die Schrift des Generals Kellermann
wird als überraschend naiv und einfach, ja fast kindlich ge
schildert. Nur der unter den Namen gesetzte Senatorentitel
soll deutlich einen lebhaft empfundenen Stolz über diese
Würde wiedergeben. Die seltsame Ausstellung erregt in Paris
großes Aufsehen, und das Interesse wendet sich begreiflicher
weise den Autographen der französischen Generale des Welt
krieges zu, die sich allerdings meist bloß mit ihrem Namenszug
begnügen.
Medaillen.
(Erzherzogin Isabella-Medaille der polnischen
Legionen.) Ein Meisterstück der Kleinplastik liegt uns in
der Erzherzogin Isabella-Medaille der polnischen Le
gionen vor, die Kasimir Chodzinski geschaffen hat. Der
Name des Künstlers hat längst guten Klang, ist doch Chod
zinski der Schöpfer zweier großartiger Monumente in Amerika,
des Kosziuszko-Denkmals in Chicago und der Reiterfigur
des Generals Pulaski in Washington, von den zahlreichen
kleineren Arbeiten abgesehen, die er für Private in der Neuen
Welt ausgeführt hat. Das Gebiet der Medaille hat er mit einer
Porträtplakette des Lemberger Bischofs W. Bandurski be
treten, die auf der im März d. J. in Krakau stattgefundenen
Legionsausstellung wohl verdiente Anerkennung gefunden hat.
Die Medaille der Erzherzogin Isabella ist im Stile der polni
schen Medaillen gehalten, die von den italienischen Meistern
am Hofe des Königs Sigismund I. im 16. Jahrhunderte ge
prägt wurden. Die Vorderseite zeigt das trefflich gelungene
Brustbild der Gemahlin des Armeeoberkommandanten Feld
marschalls Erzherzogs Friedrich in vollem Profil von links,
ringsherum die Umschrift: ARCHIDVCISSA ISABELLA DE
PRINCIPIBVS CROY-FRIDERICI COPIA RVM OMNIVM
AVSTRIAE ET HVNGARIAE DVCIS SVPREMI | CONIVX
INCLITISSIMA. Am Ärmelabschnitte liest man: K. Chod
zinski 1916. Auf der Rückseite sieht man einen Infanteristen
der polnischen Legion in ganzer Rüstung, ihm gegenüber rechts
steht ein Belina-Ulane. Zwischen beiden findet sich die In
schrift, die folgendermaßen lautet: 1914 — polnischer Adler —
1916 | LEGIONVM | POLONA RVM | FAVTRICI BENIG-
NAE | MILITVM I LAE SORVM | PATRONAE I BENEFI-
CAE | MISERICORDI | CIVIVMBELLO | OPRESSORVM I
TVTELAE I AC I PRAESIDIO | POLONI MILI TES I GRA-
TISSIMI. — Zwei Exemplare dieser Medaille wurden in Gold
hergcstellt, und zwar eines für den Kaiser, der sich in einem
Dankschreiben höchst anerkennend über das Werk aussprach,
das andere für die Erzherzogin Isabella, der eine aus dem
Grafen Georg Mycielski und denObersten Janus Naytis
und Sosnowski gebildete Abordnung des Obersten polni
schen Nationalkomitees die Medaille feierlich überreichte. Von
der Medaille wurden bei der Firma Schneider in Wien je
tausend Exemplare in Silber und Zinn ausgeprägt, die zu
gunsten von Witwen und Waisen gefallener polnischer Le
gionäre verkauft w r erdcn.
(Eine englische Erinnerungsmedaille an die See
schlacht am Skagerrak.) Eine Erinnerungsmedaille an die
Seeschlacht am Skagerrak hat der frühere englische Flotten
chef, Prinz Louis von Battenberg, schlagen lassen. Das Ab
zeichen wird an jedermann verkauft und das Erträgnis soll
den Waisen der in der Seeschlacht ums Leben gekommenen
englischen Seeleute zugeführt werden. Der „Dail Mail" zufolge
befindet sich auf der Vorderseite der Medaille ein Dreizack,
das englische Wappen, das Datum „31. Mai 1916" sowie die
vielsagende Inschrift: „Zum Andenken an das, was an
jenem Tage geschah." Auf der Rückseite stehen, umrahmt
von einem Eichenlaubkranze, die Worte: „Die deutsche Flotte
griff an der Küste von Jütland an und wurde mit schweren
Verlusten in die Häfen zurückgetrieben.“
Numismatik.
(Geschenk an das Dresdner Münzkabinett.)
Der in Dresden-Blase witz verstorbene Buchhalter
Geinitz hat dem Dresdner Münzkabinett aus seiner
44.000 Stück umfassenden Münzsammlung alle die Stücke
geschenkt, die dem Kabinett fehlen oder als Ersatz für
schlecht erhaltene Stücke dienen können. Die große Samm
lung umfaßt außer etwa 800 antiken Münzen europäische
und außereuropäische silberne und kupferne Scheidemünzen,
kleine Medaillen, Rechenpfennige, Marken usw.
(Eiserne Zwanzighellerstücke.) Die von uns im vori
gen Jahreschon angekündigte Ausgabe von 20-Hellerstücken
aus Eisen erfolgt am 3. August. Es werden um 50 Millionen
Kronen 20-Hellerstücke geprägt.
Philatelie.
(Briefmarken als Scheidemünzen.) Wie der
Petrikauer „Dziennik Narodowy“ russischen Blättern ent
nimmt, sind in Rußland die Scheidemünzen nahezu völlig
verschwunden und an ihrer Stelle wurden Gutscheine in
der Größe der Briefmarken, und zwar lautend von 2 bis
50 Kopeken, ausgegeben. Die mit dem Zarenkopf versehenen
Briefmarken erhalten die Aufschrift, daß sie auch an Geldes
statt anzunehmen sind.
(Briefmarken als Tapete.) Das Gasthaus „zum Sonnen
aufgang“ in der englischen Stadt Chichester besitzt ein
Zimmer, das von den Reisenden als eine sonderbare Sehens
würdigkeit besucht wird. Decke, Wände, Türen, Bilderrahmen,
ja selbst Tische und Stühle sind mit Briefmarken beklebt, von
der Decke und den Wänden hängen wie bei Festlichkeiten
lange Girlanden und Bänder herab, die aus mehr als einer
Million Briefmarken aller Herren Länder, hergestellt sind. Ein
zelne dieser Girlanden bestehen oft aus mehr als 60.000 Marken,
die in allen Farben bunt aneinander gereiht sind. Zur Aus
schmückung des Zimmers wurden insgesamt mehr als drei
Millionen Briefmarken verwendet, und es dürfte wohl die
größte und eigenartigste — wenn auch allerdings nicht die
wertvollste — Briefmarkensammlung der Welt sein.
Porzellan.
(Andersens Märchen in Porzellan.) In der königlich
dänischen Porzellanfabrik zu Kopenhagen hat man eine
hübsche Idee zur Ausführung gebracht: Die Herstellung von
Figurengruppen aus den Andersensclien Märchen. Die bis
jetzt dargestellten Gruppen, die von Poesie und Leben erfüllt
und auch nicht ohne Humor sind, stellen dar: Die Prinzessin