MAK
Seite 150 
Internationale Sammler- Zeitung 
Nr. 17 
höre, glänzend, da große Vorräte wahrscheinlich für 
die später auf den Markt tretenden Sammler des Aus 
landes aufgekauft und für den Frieden bereit gehalten 
werden. Ein letzter Sammlcrzwcig endlich, der durch den 
Krieg geboren wurde, betrifft die Arbeiten der 
Kriegsgefangenen, von denen manche auch künst 
lerischen oder kunstgewerblichen Wert haben; das 
sind die verschiedenen Gegenstände aus Holz und 
Metall, merkwürdige Kombinationen aus Stein und 
Glas und allerhand Geflechte aus Stroh und Haar. 
So hat die Sammlerlust und Sammlertätigkeit 
durch den Krieg nicht nur keine Unterbrechung er 
fahren, sondern manchen neuen Impuls erhalten. 
Freilich, recht erfreuen werden sich die Sammler des 
in den erinnerungsreichen Tagendes Krieges erworbenen 
Gutes erst in den beschaulichen Tagen des Friedens.. 
Die Bibliothek Zoozmann. 
Der zweite Teil der Bibliothek Richard Zooz 
mann, der jetzt bei Paul Graupe in Berlin unter 
den Hammer kommt, fällt besonders durch die große 
Anzahl früher Holzschnittbücher auf. 
Da wäre in erster Linie die „Biblia sacra £< aus dem 
Jahre 1562 zu nennen, die wiewohl etwas mitgenommen, 
Liebhaber durch ihre 
interessante Titelbor 
düre und die Fülle von 
Holzschnitten im Text 
anziehen wird. Die erste 
polnische Bibel, 1561 
bei Szarffenberg in 
Krakau gedruckt, ist 
ein Exemplar von außer 
ordentlicher Seltenheit. 
Raritätswert bean 
sprucht auch die hol 
ländische Chronik von 
Brabant, gedruckt 1530 
bei JanvanDoesborch 
in Antwerpen. Die 
schönen Holzschnitte, 
von denen Fig. 1 eine 
wiedergibt, sind zum 
Teile leicht koloriert, 
besonders prächtig ist 
der rot und schwarz 
gedruckte Titel. 
Von Geiler von 
Keysersbergs „Gra 
natapfel im latin ge 
nannt Malogranatus“ finden wir ein präch 
tiges, breitrandiges Exemplar mit scharfen Ab 
drücken der Holzschnitte. Natürlich fehlt auch nicht 
das umfangreichste und am schönsten illustrierte 
Werk des großen Predigers „Doctor Iveiserssbergs 
PostiH“., das besonders wegen der herrlichen Wächt- 
linschen Schnitte eines der begehrtesten deutschen 
Holzschnittbücher des 16. Jahrhunderts geworden 
ist. Einen dieser Schnitte führt unsere Abbildung 
(Fig. 2) vor. 
Noch möchten wir von dtn frühen Holzschnitt- 
büchcrn „Die Türkisch Chronica“ hervorheben, 1513 
„getruckt zu Straßburg durch den fürsichtigen 
Martin Flach“. Fig. 3 reproduziert einen der Holz 
schnitte aus diesem Buche. 
Vom Theuerdanck enthält die Bibliothek Zooz 
mann ein Exemplar der achten Ausgabe, die be 
kanntlich durch sechs Holzschnitte bereichert wurde, 
die in den früheren Ausgaben nicht vorhanden waren. 
Die deutschen Ausgaben der römischen Klassiker 
sind fast durchgehends in den ältesten Drucken ver 
treten, so z. B. ist die erste deutsche Übersetzung \ 
Fig. l. 
des Livius da, die für die Geschichte der Buch 
druckerkunst wegen der Bemerkung am Schlüsse 
der Vorrede von größter Wichtigkeit ist. Sic 
lautet nämlich: „von dem Kunstreichen Johann 
Guttenberg im Jahre 1450 erfunden. ‘ 
Große Attraktion wird bei der Versteigerung 
unzweifelhaft die Samm 
lung von M ü n c h- 
hausiaden aus den 
Jahren 1786 bis 1889' 
üben. Abgesehen da 
von, daß man hier 
die frühen, eminent 
seltenen Ausgaben hat, 
so weist die Sammlung 
auch die 1. und 2. Aus 
gabe der „Wunder 
baren Reisen“ auf, die 
zu den größten Selten 
heiten der deutschen 
Literatur gehören. 
Von den Stamm 
büchern greifen wir 
das des Schauspielers 
Ge org Kettel heraus „ 
das eine Fülle von 
scherzhaften undfreund- 
schaftlichen Eintragun 
gen bekannter Schau 
spieler und Schrift 
steller aus dem ersten 
Drittel des vorigen 
vereinigt. Wir lesen da Namen wie 
Ludwig Löwe, Fichtner, Johanna 
Wilhelm Ehlers, Nina Bandini 
Jahrhunderts 
Anschütz, 
Costenoble, 
und andere. 
M. G. Saphir, genannt Witzbold, auch Lapis 
infernalis, faßt seine Eintragung in der Art einer 
Theaterkritik ab. Titel der Zeitung: Berliner Schnell- 
post-mortem. Ein Blatt für das Todtenrcich delegiert 
von Saphirs Schatten. — „Über das Gastspiel des 
Herrn Kettel auf dem Nationaltheater Welt.“ Plerr 
Kettel gab den Menschen mit Wahrheit, Gefühl und 
Anstand. Er wußte seine Geliebte „das Leben“ von 
der rechten Seite zu fassen; besonders die Szene 
mit dem Weib spielte er mit Natur und Aus 
druck .....“. 
G. Herrys schreibt: „Ich bin der Sklaven Schmach, 
der Weiber Schmuck und Zier, Schlepp einen G. ich 
nach, bin ich ein Wundertier, das auf zwei Beinen 
geht und seine Kunst versteht. Gedenke mein bei 
diesem Blatt, du Anecdoten-Goliath.“ Der „Spezi 
Horst : I sag hald nix als wia des und dadabey bleib i: 
Es gehd nix liba d’ Weanerstadt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.