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Seite 152 
Internationale Sammler- Zeitung 
Nr. 17 
halten sind, sowie daß bei einer Reiseunkosten 
berechnung Berlin Anfangs- und Endpunkt ist. Die 
Reise ging von Berlin nach Dresden und zurück, 
sie wurde zum großen Teil zu Fuß zurückgelegt 
(im Jahre 1832). Die Zeichnungen sind fast aus 
schließlich in den Sommermonaten 1832. 1833 und 
1834 entstanden. 
Der außerordentliche Reiz des Skizzenbuches liegt 
nicht nur in den dargestellten, architektonisch 
schönen Städteansichten, sondern ist zum größten 
Teil in der Fähigkeit des Künstlers Landschaften 
und Gebäude zu skizzieren begründet. Sämtliche 
Zeichnungen sind mit Bleistift meisterhaft ausgeführt, 
sie zeigen ein ungewöhnlich großes Können, sodaß 
wohl mit Recht behauptet werden kann, daß das 
Buch einem außerordentlich befähigten Baumeister, 
wenn nicht gar Schinkel selbst gehörte. In der Seiten 
tasche steckt ein Zettel, auf dem mit Tinte ge 
schrieben ist: „Gezeichnet von Schinkel 1834“. 
Ein authentischer Beweis für die Annahme, daß 
Schinkel dies Skizzenbuch besessen hat, liegt aller 
dings nicht vor. 
Der Nachlass des Katzenmalers Julius Adam. 
In der Galerie Helbing in München, Wagmüllerstraße 15, I 
kommt am 3. Oktober der Nachlaß Julius Adams zur Ver 
steigerung, eines Künstlers, der als berufener ,,Katzenmaler" 
weit über das Weichbild Münchens hinaus große Popularität 
genoß und von dessen Schaffen zahlreiche Bilder in den besten 
Galerien Deutschlands Zeugnis ablegen. 
Es ist eine eigenartige Überraschung, die diese Samm 
lung dem Kunstfreunde bietet. Katzen und immer wieder 
Katzen in allen Größen, Farben, Stellungen und Lebens 
äußerungen, von der imponierenden Angora mit dem sei 
denen Fell und dem langen, buschigen Schweif bis zum 
kaum sehend gewordenen Säugling, der unter der Leitung 
der Mutter seine ersten Schritte ins Freie wagt. Und trotz 
dieser Einförmigkeit des Objektes soviel Abwechslung und 
neue Reize, als spielte man mit einem lebenden, besonders 
aufgeweckten Sprößling der Familie Felis. Mit einer un 
endlichen Liebe und Geduld hat Adam diese Tiere in ihrem 
Tun und Treiben beobachtet, all ihre blitzschnellen und 
doch so weichen Raubtierbewegungen verstand er mit un- 
gemein lebenerfüllter Treue festzuhalten. Die außerordentlich 
saubere Technik und die sichere Komposition des aus der 
Diez-Schule hervorgegangenen Meisters hat sich dem Stof 
flichen dieser buntscheckigen Katzenfelle ganz wunderbar 
angepaßt. Wer in die von Meister Adam gemalten Augen 
der „Bösen Mirzl", seines Lieblings, schaut, der fühlt, 
daß hier ein Tierpsychologe von ganz besonderer Be 
gabung wirkte. 
Einige Landschaften, Porträts und Aktstudien der 
Sammlung beweisen übrigens, daß Adam keineswegs einseitig 
war, sondern konnte, was er wollte, und wußte, was er konnte. 
Daß, um nur ein Beispiel zu nennen, der Anachoret mit seinem 
geradezu grausamen Realismus vom selben Meister stammt, 
wie die liebenswürdigen Kätzenbilder, das verrät wohl nur 
die auch hier fabelhaft echte Wiedergabe des Stofflichen der 
Haut, des Bartes usw. 
Die Adams sind im Katalog weiter vertreten durch 
einige recht gute Arbeiten von Benno Adam, u. a. das 
seinerzeit berühmte Bild von der Gemsenjagd auf der 
Vereinsalp im ICarwendel, das man sich sehr wohl im „Al 
pinen Museum" oder in den Sälen des Tiergartens denken 
könnte, von Franz Adam: Militärskizzen aus dem bayrischen 
der guten alten Zeit; und Julius Adam senior: ausgezeich 
nete Naturstudien. 
Von den Zeitgenossen Adams aus der Diez-Schule nennt 
der Katalog Boscowitz, Duveneck, Friedbichler, Kadeder, 
Wostry, Variano, von deren zum Teil viel zu wenig gewür 
digtem Wirken vollwertige Arbeiten Zeugnis ablegen. Für den 
Kenner eines der köstlichsten Stücke ist Eduard Schleichs 
des Älteren „Blick vom Isarhang bei Maria Einsiedl über die 
Isarauen auf das München der Biedermeierzeit“. Vollendete 
Technik und ein an die Klassiker der Landschaftsmalern 
erinnernder Farbenschmelz verleihen diesem Bilde den Rang 
eines Galeriewerkes und typischen Vertreters der Münchner 
Schule. Von zwei kürzlich verstorbenen Meistern A. Fink 
und G. von Max führt der Katalog charakteristische Stücke 
an: Fritz Aug. von Kaulbachs „Sehnsucht", Hofner- 
Lenbachs malerisch ganz hervorragendes und seiner Ent 
stehung wegen kunstgeschichtlich bemerkenswertes Hühner 
bild, dazu einige Meisterstücke der Kleinmalerei: Kronbergers 
„Alter Bauer“, Anton Seitz „Maler im Atelier", Veltens 
„Pferdemarkt" werden sicher opferwillige Liebhaber finden. 
Genannt seien noch die prächtigen Rokokoszenen J. E. Caissers, 
ferner A. Achenbach, A. Stademann, F. Fallberg-Kraus, C. 
Irmer, Hugo Kauffmann, H. Bürkel, R. A. Jaumann, O. Gebier, 
L. A. Kunz, H. Lang, E. von Blass, F. Hamza, L. Eckena, 
L. Passini, P. Tliumann, J. Gallegos usw., lauter Namen von 
Klang und Bedeutung für jeden Freund guter Kunst. 
Der Katalog mit 16 Lichtdrucktafeln ist durch die Galerie 
Helbing, München, Wagmüllerstr. 15, zum Preise von zwei 
Mark zu beziehen. 
Chronik. 
Bibliophilie. 
(Die Bibliothek der Rochlitzer Kunigunden 
kirche.) Aus Dresden wird uns berichtet: Eine lange ver 
gessene Kirchenbibliothek in der Kunigundenkirche 
zu Rochlitz in Sachsen hat man neuerdings wieder in ihrem 
wissenschaftlichen Wert erkannt. Sie enthält unter anderem 
eine Anzahl Wiegendrucke und zahlreiche Drucke aus der 
Reformationszeit. Die Bibliothek ist 1582 von Matthäus 
Lungwitz angelegt, der damals Archidiakonus an der ge 
nannten Kirche war. Die Sammlung wird jetzt neugeordnet 
und soll weiteren. wissenschaftlichen Kreisen zugänglich ge 
macht werden. 
(Bibliographische und ikonographische Kriegs 
sammlung.) Der „Mercure de France" teilt mit, daß in der 
Avenue Malakoff in Paris ein gewisser Leblanc und dessen 
Frau eine Sammlung geschaffen haben, die das bedeutendste 
bibliographische und ikonographische Aktenmaterial des gegen 
wärtigen Krieges darstellt. „Eine Kriegsenzyklopädie, in der 
sich alles befindet“: 3000 Kupferstiche und Holzschnitte, 
5000 französische Bände; alle Plakate, alle Proklamationen, 
alle Zeitungen und Zeitschriften; Sammlungen von Kriegs-
	        
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