Nr. 17
Seite 153
Internationale Sammler-Zeitung
marken und von Papiergeld sämtlicher im Kriege stehender
Länder, auch von Deutschland, Österreich und der Türkei.
Ein großer Saal, der „deutsche Saar 1 , ist mit Kupferstichen,
photographischen Reproduktionen, Farbenbildern und mit
aus Deutschland stammenden Zeichnungen tapeziert. Um
von der Größe der Sammlung, die nach dem Kriege dem Staate
geschenkt und dem Publikum geöffnet werden soll, eine Vor
stellung zu geben, führt die genannte Zeitschrift an, daß
allein der jährliche Mietzins für die Räume der Ausstellung
60.000 Francs beträgt.
(Die Universitätsbibliothek in Basel) ist, wie
wir der „Zür. Ztg." entnehmen, im vergangenen Jahre um
:26.575 Nummern bereichert worden (14.792 Bände, 10.983
Broschüren und 800 Blätter), und besaß am Ende des
Jahres ohne Nachlässe und Dubletten 344.892 gedruckte
Bände, 186.346 Broschüren, 86.964 Einzelblätter, 5151 Ma
nuskripte und 39 Tafeln (Papyri), Der Freiwilligen Akademi
schen Gesellschaft, die die Bibliothek wie im Vorjahr durch
einen namhaften Beitrag unterstützte, ist die Erwerbung
wichtiger archäologischer Publikationen und der Allgemeinen
Lesegesellschaft im Anschluß an dio vorjährige große
Schenkung eine solche von 8000 Bänden, meist Einzelwerke
aus der Literatur des letzten Jahrhunderts, zu verdanken.
Dr. Roth befaßte sich mit der Ncuaufstellung bisher un-
.signierter Manuskripte, fuhr fort mit der Adressenliste der
Briefsammlung, nahm 321 Nummern in Samnielbänden der
in der Falkeisenbibliothek enthaltenen Manuskripte auf und
bestimmte bibliographisch 128 Inkunabeln der Bibliothek.
Der Katalog der Zieglerschen Kartensammlung wurde weiter
und die Revision des Dissertationskatalogs beinahe zu Ende
geführt.
(Riesenbücher.) Eines der umfangreichsten Bücher der
Welt ist das amtliche Werk über den amerikanischen Bürger
krieg, welches im Aufträge des Kongresses der Vereinigten
Staaten bearbeitet und veröffentlicht wird. Es besteht nämlich
aus 130 Bänden, deren jeder im Durchschnitte 1000 Seiten
zählt. Das Werk wird in einer Auflage von 12.615 Exemplaren
gedruckt, so daß alles in allem 1,541.493 Bände davon zur
Verbreitung gelangen. 1900 Exemplare gehen an öffentliche
Bibliotheken und Unterrichtsanstalten. Die ganze Arbeit
erforderte über 12 Millionen Mark an Unkosten, wovon etwa
5 Millionen auf Honorar und etwa 7 auf Druck, Papier, Ein
bände usw. entfallen. So riesenhaft aber auch die Verhältnisse
dieses Werkes sind, so muß das Land der Superlative, was die'
Erzeugung des größten Buches der Welt angeht, doch hinter
■China zurücktreten, welches sich rühmen kann, der Welt
■das größte aller je hergestellten Bücher geschenkt zu haben.
Es ist dies eine gewaltige Enzyklopädie ,,Yung-lo Ta-tien“,
was etwa mit „Encyclopädia Maxima" gleichbedeutend ist.
Diese klassische Riesenenzyklopädie enthielt eine besonders
■sorgfältige Auswahl aus allen klassischen, geschichtlichen,
philosophischen und literarischen Werken, die im Reiche der
Mitte je veröffentlicht worden waren und behandelte Astro
nomie, Astrologie, Geographie, geheime Wissenschaften, Heil
kunde, Religion, Biographie und Kunst. Jedes literarische
chinesische Erzeugnis von irgend welcher Bedeutung fand
sich in diesem gigantischen Werke, das aus 22.877 Teilen in
11.100 Bänden bestand, wiedergegeben. Die Enyklopädie
wurde ursprünglich auf Anordnung von Jung-Le, dem zweiten
Ming-Kaiser, hergestellt. Begonnen wurde sie im Jahre 1303
unter Leitung des vornehmsten chinesischen Gelehrten jener
Zeit, Hsien-Chin. Er organisierte die Arbeit unter Beistand
eines Mitarbeiterstabes von 2169 Personen, worunter sich
Kritiker, Korrektoren und Abschreiber befanden. Die Arbeit,
■ die mit der Hand geschrieben wurde, wurde 1407, also nach
104 Jahren, fertiggestellt. 1562 wurden von dem Werke zwei
Abschriften genommen, die von zehn Schreibern in fünf
jähriger Arbeit hergestellt wurden. Die eine dieser Abschriften
verbrannte im Jahre 1644, als Peking eingenommen und die
Ming-Dynastie gestürzt wurde. Als die Ordnung wieder her
gestellt war, fand man, daß auch von den andern Abschriften
zahlreiche Teile in Verlust geraten waren. Man behielt noch
■eine Reihe von 20.455 Teilen, die in der kaiserlichen Akademie
verwahrt wurden. Das Akademiegebäude lag dicht bei der
englischen Gesandschaft in Peking, und als im Jahre 1900 die
fremden Gesandtschaften belagert wurden, steckten die chine
sischen Soldaten das Akademiegebäude in Brand, um die
Fremden, die sich in die englische Gesandtschaft geflüchtet
hatten, zu zwingen, sie zu verlassen. Bei diesem Brande ging
viel kostbare chinesische Literatur und darunter auch die
Riesenenzyklopädie zugrunde. Nur noch ein paar hundert
Bände fanden sich später in den Trümmern; ein Teil von ihnen
befindet sich gegenwärtig in ausländischem Besitze.
Bilder.
(Ein falscher Rembrandt) ist jetzt in Rotterdam
zu unerwarteten Ehren gekommen. Es ist das große Bild der
Bewirtung Gottvaters und der beiden Engel durch Abraham,
das die stolze Bezeichnung Rembrandt 1656 trug und seiner
zeit erregte Gelehrtendebatten hervorgerufen hat. Das Bild,
das viel herumgekommen ist, in Amerika war und dann in
der Leipziger Sammlung Naumann, wurde von dem Rotter-
damer Museum erworben und hängt nun dort als Meisterwerk
des Rembrandt-Schülers Aert de Gelder, der es nach Ansicht
von Bredius und anderen zweifellos gemalt hat.
(Regnaults „Salome“ verkauft.) „Salome“, das be
kannte Bild Henri Regnaults, ist um den Preis von 105.000
Dollars von der Firma Knödler & Co. an Herrn George
Baker, New-York verkauft worden. Baker hat das Gemälde
dem Metropolitan-Museum zum Geschenke gemacht.
(Wiederherstellung von Kau! badischen Wand
gemälden.) Aus Berlin wird uns geschrieben: Die berühmten
Wandgemälde Wilhelm von Kau Ibachs im Treppenhause
des Neuen Museums werden zurzeit einer durchgreifenden
Wiederherstellung unterzogen. Schon seit Jahren bestand
der Plan, die Fresken, die außer den ganz durchgehenden
Sprüngen des Mauerwerks auch noch durch die Zeit recht
matt in der Farbe geworden sind, wieder herzustellen, und
ein chemisches, dafür geeignetes Verfahren war mehrfach
ausgeprobt worden. Die letzten Versuche ergaben ein sehr
günstiges Resultat, die Farbe leuchtet in ganz neuer Frische
auf. Jetzt ist ein großes Gerüst aufgebaut worden und die
eine Wand des Treppenhauses mit dem „Fall Babels“, „der
Blüte Griechenlands“ und „der Zerstörung Jerusalems"
werden wieder hergestellt. Dann wird die andere Folge an die
Reihe kommen.
(Eine südafrikanische Gemäldegalerie.) Wie „Daily
Mail" berichtet, wurde in drei Schiffen die Sammlung hol
ländischer Bilder nach Kapstadt gebracht, die im Jahre
1910 durch Sir Huhg Lane gegründet worden ist, um eine
Gemäldegalerie für Südafrika zu schaffen. Unter diesen Bildern
befinden sich Werke von Rembrandt, van Dyck und anderen
holländischen Meistern.
Handschriften.
(Bismarcks Briefwechsel mit Hoffmann.) Das
Germanische Museum in Nürnberg hat den gesamten Brief
wechsel aus Friedrichsruh mit dem verstorbenen Haupt
schriftleiter der „Hamburger Nachrichten“, Dr. H. Hoff
mann, über die vom Fürsten Bismarck angeregten oder
in seinem Aufträge verfaßten Artikel von der Zeit des Rück
tritts bis zum Tode des Fürsten erworben. Die Briefe werfen
viele Schlaglichter auf die publizistische Tätigkeit des Alt
reichskanzlers und bilden ein Quellenmaterial von großer
Bedeutung.