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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 17
Numismatik.
(Freunde der deutschen Schaumünze.) Unter dem
Namen ..Freunde der deutschen Schaumünze" ist in Berlin
eine Vereinigung ins Leben getreten, die sich die Pflege der
deutschen Medaillenkunst zur Augabe gesetzt hat. Den
Vorstand bilden Unterstaatssekretär Fischer, Geh. Rat
Menadier und Dr. James Simon in Berin und Dir. Doktor
Georg Habich in München. Der Mitgliedsbeitrag beträgt
100 Mark und berechtigt zur Entnahme von Schaumünzen
der Gesellschaft in entsprechendem Wert. Die Schaumünzen,
die die Gesellschaft herausbringt, sind übrigens auch für
Nichtmitglieder erhältlich, und zwar die Bronzegüsse für
25 Mark, die Silberprägungen für 15 und 5 Mark. Eine Ver
kaufsstelle ist im Kaiser Friedrich-Museum errichtet worden.
Bisher sind etwa zehn Schaumünzen fertiggestellt, darunter
Arbeiten von Löwenthal, Morin, Scliauß und Leib-
kü chler.
(Neue ägyptische Münzen.) Die alten ägyptischen
Scheidemünzen, die noch immer das Monogramm des Khedive
Abbas II. Hilmi Pascha zeigen, sind natürlich den Engländern
heute mehr als je ein Dorn im Auge. Die englische Regierung
hat deshalb beschlossen, neue Münzen prägen zu lassen, und
sie hat unter den ihr vorgelegten Zeichnungen bereits ihre
Auswahl getroffen. Die Münzen werden auf der Vorderseite
die Unterschrift des Sultans vonEnglands Gnaden, Hussein I.,
und darunter das Datum seiner Thronbesteigung tragen,
auf der Rückseite die Bezeichnung ,,Aegyptisches Sultanat"
nebst der Jahreszahl der Prägung und der Wertbezeichnung.
Die Inschrift wird in arabischer Sprache gehalten sein unter
Beifügung des Münzzeichens und der Wertbezeichnung in
europäischen Schriftzeichcn. Größe und Benennung der Münzen
bleiben wie bisher, mit der Ausnahme, daß die Nickelmünzen
in der Mitte durchlocht werden. Es geschieht übrigens zum
ersten Male, daß auf ägyptischen Münzen der Name des Herr
schers des Landes genannt wird und daß eine Aufschrift in
europäischen Schriftzeichen auf ihnen Platz findet.
Philatelie.
(Ein Fehldruck bei den österreichischen Kriegs
brief marken.) Bei einem Druck der österreichischen Fünf
hel ler-Kriegsbriefmarke, die eine über einen Abhang hinab
reitende Ulanenpatrouille darstellt, war beim Abfräsen der
Druckstöcke ein kleiner Metallspan auf einem Druckstock
liegengeblieben. Hierdurch wurde das . Markenbild insofern
verändert, als der erste Reiter der Patrouille scheinbar den
rechten Arm zum Gruße erhebt. Obwohl dieser Druckfehler
bald bemerkt und die Platte gereinigt wurde, sind doch einige
tausend Blätter mit diesem Fehler an die Postverwaltung
abgeliefert worden und in den Verkehr gekommen.
(Neue bosnische Kriegsmarken.) Bosnien be
schenkt die Sammlerwelt abermals mit neuen Kriegsmarken.
Neben den bekannten Wertzeichen für die allgemeine Kriegs
fürsorge sind zwei neue Marken zu 5 und 7 bezw. 10 und
12 Heller zur Ausgabe gelangt im Format der kursierenden
bosnischen Kronenmarken, deren Mehrertrag von je zwei
Hellern speziell dem bosnisch-herzegowinisclien Fonds für
Kriegsinvaliden zufließen soll. Die Marken, von denen die
eine in Grün, die andere in Karmin gehalten ist, zeigen in
ansprechender Zeichnung einen Kriegsinvaliden, bezw. einen
von einem Mädchen geführten Blinden.
(Eine Luftpost in Ungarn.) Der Budapester Ingenieur
Paul Graetz richtete namens der ungarischen und öster
reichischen Interessenten eine Eingabe an den Magistrat
von Großwardein zwecks Einrichtung eines Luftbrief- und
Luftpaketverkehrs zwischen Budapest und Großwardein.
Die Eingabe verlangt Unterstützung durch Zuweisung von
Landungsplätzen für Luftschiffe. Wien, Budapest, Nagy-
varad, Kronstadt, Arad und Debreczin sollen durch die
Luft verbunden werden.
(Neue bayerische Marken.) Aus München wird uns
berichtet: Dadurch, daß die durch das Postabgabegesetz
notwendig gewordenen neuen Marken zu 7 J 2 und 15 Pfennig
den Bestimmungen des Weltpostvereins gemäß in den Farben
grün und rot hergestellt wurden, ergaben sich in der Praxis
beim Verkauf der Marken und bei der Prüfung der Post
sendungen auf richtige Frankierungen Schwierigkeiten, die
jetzt durch eine Farbenänderung der Marken zu 5 und
10 Pfennig behoben wurden. Die Marke zu 7b Pfennig bleibt
dunkelgrün, die zu 5 Pfennig wird smaragdgrün, die zu
15 Pfennig bleibt ziegelrot, die Zehnermarke dagegen wird
karminrot. Wenngleich auch die Grundfarben die gleichen
geblieben sind, sind die Nuancen doch so stark, daß sie leicht
unterschieden werden können. Mit der Ausgabe der neuen
Marken ist bereits begonnen worden.
Porzellan.
(Aufklärung des Mainzer Museumsdiebstahls.)
Der Diebstahl im Mainzer Altertumsmuseum, bei dem 22 Por
zellanfiguren Meißner, Frankenthaler, Höchster und Dämmer
Herkunft gestohlen wurden, hat seine Aufklärung gefunden.
Die weiteren Nachforschungen auf der durch den Selbst
mord eines Aufsehers gegebenen Spur haben zur Feststellung
der Täterschaft des Selbstmörders geführt. Dieser, ein früherer
Schutzmann namens Werner, hat sich, als der Diebstahl
entdeckt wurde, auf dem Friedhof am Grab seiner Frau er
hängt. Er hat die Figuren mittels Nachschlüssels aus dem
Schrank entwendet. Es ist auch gelungen, einen Teil des
gestohlenen Gutes zustande zu bringen.
Verschiedenes.
(Tod bekannter Sammler.) Der Komponist Josef
Liebeskind, der in Leipzig gestorben ist, lTnterließ eine
sehr reichhaltige und wertvolle Sammlung seltener Werke
der Musikliteratur, darunter vieles von Bittersdorf und
Gluck, kostbare Musikhandschriften und Bildnisse.
(KriegsZeitungen.) Seit der Russeninvasion erscheint
in Dornawatra (Bukowina) eine gemeinsame Ausgabe des
„Czernowitzer Tagblatt" und der „Czernowitzer Allgemeinen
Zeitung“ als „Bukowinaer Kriegszeitung". Die Nummer
kostet 12 Heller. Zuletzt wurde nur farbiges Papier verwendet,
da das weiße ausging. — Eine neue Zeitung „Kriegsnachrichten“
kommt seit 18. August in Cetinje heraus.
(Die Karl Gölsdorf-Sammlung), die zum Studium
der Geschichte des Lokomoti vbaues reichstes Material
bietet, bleibt jetzt nach dem kürzlich erfolgten Tode des
Begründers, Sektionschef Dr. Ing. Karl Gölsdorf in Wien,
des berühmten Lokomotivkonstrukteurs, vor Zersplitterung
bewahrt und der Nachwelt erhalten. Der Verblichene hat sie
testamentarisch dem Deutschen Museum zu München
vermacht. Dieses erbt damit die mehr als 1600 Bücher und
Schriften über die Geschichte und Technik des Loko-
motivbaues umfassende Fachbibliothek und gleichzeitig
erhielt es für seine Plansammlung über 1600 Zeichnungen
und mehr als 1500 Photographien von Lokomotiven.
(Ein Alt-Lübccker Meisterwerk in Schweden.)
In Stockholm befindet sich zurzeit in der Werkstatt des
Künstlers Allan Norblads ein Flügelaltar aus der Rytterns-
lrirche in Västmanland, der am alten Orte wieder aufgestellt
werden soll, sobald die Erneuerung der Kirche vollendet