MAK
Nr. 2 
Internationale 
80Ö Frank gezahlt werden. Auch die Autogramme von General 
Cästelnau sind sehr gesucht. Für seine Unterschrift zahlen 
die Franzosen 50".Frank, für einen B ief 600. Ein Autogramm 
von Galieni steht heute mit 150 Frank im Kurs. Vor seiner 
Ernennung zum Ehrenbürger von Athen wurde die Unter 
schrift von Denis Co eil in von den Sammlern licht sehr 
geschätzt, heute dagegen 'zahlen sie 100 Frank für sein Auto 
gramm, für das sie früher kaum 10 F ank übrig hatten. 
Bibliophilie. 
(Die diesjährige Gabe der Goethe-Gesellscliaft.) 
Die Leistungen des Großherzogtums Weimar in Kunst und 
Wissenschaft in dem Jahrhundert seines Bestehens hat die 
Goethe-Gesellschaft zum Gegenstände ihrer neuesten Ver 
öffentlichung gemacht. Sie übertrug Dr. Rud. Wustmann 
die Darstellung, die als Jahresgabe für 1915 soeben erscheint. 
Die Freiheitskriege (hatten Sachsen-Weimar zum Großberzog- 
tum erhoben und vergrößert. Mit welcher großen Gesinnung 
der aufstrebende Staat im'Sinne Karl Augusts und Goethes 
seine Aufgabe auf geistigem Gebiete erfüllt hat, stellt der 
Band dar, indem er vom klassischen Erbe, von der Person 
des alten Goethe und bis zu dem Schaffen Weimar-Jenas 
in Kunst und Wissenschaft unserer Tage geleitet. Es ist eine 
stolze Reihe der größten Deutschen, die da durch das Buch 
zieht, die Dichter, die Maler, die Musiker, die Gelehrten. Der 
junge Liszt taucht auf, Hebbel, in Jena lehrt Kuno Fischer, 
beginnen Abbe und .Zeiß ihr Werk, Peter Kornelius schafft 
seinen Barbier von Bagdad, Reuter nimmt in Eisenach seinen 
Alterssitz, Rietsch.el und'Preller schaffen ihre Werke. Hackel 
kommt nach Jena, Nietzsche stirbt in Weimar, später Wilden 
bruch, Richard Strauß erlebt hier seine entscheidenden Jahre. 
Mit diesen Kamen ist angedeutet, welche Geistesfülle die 
Grenzen dieses kleinen Staates gefüllt hat. 
(Sammlung von Kriegsdiphtungen.) Das K. Dite- 
raturwissenschaftliehe Seminar an der Universität Kiel hat 
(Seit Kriegsbeginn eine Sammlung von Kriegsdichtungen 
angelegt, deren bisheriger, verhältnismäßig kleiner Bestand 
schon den unvergleichlichen Reichtum der Motive und die 
tiefe Ergriffenheit der Empfindung veranschaulicht. Um 
diese Sammlung durch alle gehaltvollen und formvollendeten, 
für die Stimmung unseres Volkes bezeichnenden Dichtungen 
zu ergänzen, ergeht an Dichter sowie Zeitschriften, Zeitungen 
und Buchverleger die Bitte: alle bedeutungsvollen Kriegs 
dichtungen sowohl Gedichte wie Prosaskizzen, Lieder mit 
oder ohne Musik, Romane und Dramen, Sammlungen und 
in sich geschlossene Hefte — dem K, Eiteraturwissenschaft- 
lichen Seminar in. Kiel fortlaufend zuwenden zu. wollen. Die 
Sammlung soll in erster Linie dem Literaturwissenschaftlichen 
Studium, aber auch dem Andenken .in Mit- und Nachwelt 
dienen. Demgemäß wird sie gesichtet und übersichtlich ge 
ordnet, gelegentlich auch öffentlich ausgestellt. 
Bilder. 
(Dürers „Kruzifixüs“.) Zu der Nachricht, daß der 
Kunsthistoriker Kehrer dieser Tage in einem Vortrag vor 
der Münchner Kunstwissenschaftlichen Gesellschaft den 
Dürerschen „Christus am Kreuz" in der Dresdner Gemälde 
galerie als unecht bezeichnet hat, wird uns aus Dresden 
geschrieben: Kehrer sagt der Kunstwissenschaft nichts Neues. 
Die Kunstgelehrten sind schon seit längerer Zeit der Über 
zeugung, daß es sich bei dem. miniaturhaften Bilde, das das 
Monogramm Dürers und die Jahreszahl 1500 trägt, um eine 
Fälschung und Nachahmung Dürers handelt. Das erste Be 
denken gegen die Echtheit dieses Kruzifixus, der um seiner 
eigenartigen farbigen Stimmung für einen der schönsten' 
Dürer gehalten wurde, sprach Dörnhoffer, Tscliudfs Nach-; 
folger, schon vor Jahren im mündlichen Verkehr aus. Wi'ck- 
höff in Wien hat dann etwa vor fünf Jahren dieselbe Meinung 
Sammler-Zeitung Seite 21 
in den „Mitteilungen für Kunstwissenschaft“ vertreten. Die 
Einwände historischer und malerischer Art, die die Wissen 
schaft gegen das Bild erhebt, sind überzeugend. Einmal konnte 
schon die Jahreszahl 1500 nicht'stimmen. Es würde nur 1506, 
das Jahr der italienischen Reise Dürers, in Frage kommen. 
Schwer wiegt ferner der Einwand, daß eine Darstellung des 
Gekreuzigten ohne Maria und Johannes um diese Zeit unerhört 
und fast undenkbar ist. Auch die bereits bekannten Ein wände 
Kehrers, die die von Dürer ganz abweichende Malweise des 
Bildes betreffen; sind vollberechtigt. Kehrers Annahme, das 
Bild sei um 1600 von einem der zahlreichen Nachahmer 
des gerade damals zu höchstem Ruhm gelangten Meisters 
gemalt, wird sich wohl belegen lassen. Das Bild ist der Kunst 
wissenschaft erst seit den 1840er Jahren bekannt. 1865 wurde 
es von' der Dresdner Galerie aus dem Nachlaß des Wiener 
Kunstsammlers und Direktors der k. k. Münzgravierahstalt 
Jos. Dan. Böhm erworben. In dem Auktionskatalog des 
Kunsthändlers Posony, der den Nachlaß Böhms am 4. De 
zember 1865 versteigerte, findet es sich als „unstreitig eines 
der herrlichsten Schöpfungen des größten deutschen Meisters“ 
aufgeführt. Jene Zeit war zu unkritisch, ihr fehlten auch zu 
sehr die Mittel der modernen Kunstförschung, als daß mail 
ihr diesen Irrtum allzu hoch anrechnen dürfte. Später ist dann 
bekanntlich jeweilen sehr schwer ein durch die Tradition 
, geheiligtes Werk ganz sachlich, auf seinen Wert zu prüfen. 
Der Kunstfreund darf das Bild allerdings nicht mehr zu den 
Arbeiten Dürers rechnen. Und auch die Dresdner Gemälde 
galerie wird sich zu einer Umtaufe entschließen müssen. 
(Entdeckung eines mittelalterlichen Freskos in 
Sobiesläu.) Bei der Durchführung von Innenherstellungen 
in der Sobiesläu er Kirche in Böhmen kamen an der nörd 
lichen Schiffswand der Kirche Bruchstücke eines Freskos 
zum Vorschein, das anscheinend den auf erstandenen Heiland 
mit der Familie des Stifters darstellt. Das ganz verblaßte und 
stark beschädigte Bild, das nur die untere Hälfte der Heilands 
figur und einige Bruchstücke der'knieenden Ritter deutlicher 
erkennen ließ, gehört wahrscheinlich der zweiten Hälfte des 
14. Jahrhunderts an. Leider war eine Erhaltung der ganz 
zusammenhanglosen Fresken nicht möglich und ihre Über- 
tünchung ist beschlossen. 
(Ägyptische Scherben Zeichnungen.) Von den Aus 
grabungen der Berliner Museen in Ägypten, die unter Leitung 
von Dr. Georg Möller einige Zeit vor Ausbruch des Krieges 
auf der Westseite von Theben veranstaltet worden sind, 
hat die Sammlung eine große Anzahl gemalter Scherben er 
halten. Sie geben einen überraschenden Einblick in die Zeichen 
kunst der altägyptischen Künstler. Es sind fast hundert ver 
schiedene Bilder, die jetzt Direktor Dr. Schäfer im Jahrbuch 
der p eußischen Kunstsammlungen veröffentlicht, sämtlich 
der Zeit der 19. bis 20. Dynastie angehprig. Aller Wahrschein 
lichkeit nach sind es Spielereien von Malern und Zeichnern, 
die da gewiß die auf dem kostbaren Papyrus geschaffenen 
Werke ihrer größeren Meister auf Stein zu übertragen hatten 
und sieh auch in ihrer Mußezeit mit diesen und ähnlichen 
Dingen weiter beschäftigten. Künstlerisch vielleicht am meisten 
fesseln ein paar Skizzen von Tieren: zum Beispiel des Bildes 
eines gellenden Pavians brauchte sich keiner der bedeutendsten 
Zeichner aller Zeiten zu schämen. Auch ein betender Pavian, 
ein stoßender Ochse, sind geradezu überraschend schön. Und 
doch spricht aus diesen Skizzen, wie Schäfer betont, nicht 
so sehr das einzelne Genie als vielmehr jalirtausendlange 
künstlerische Zucht eines ganzen Volkes. 
Handschriften. 
(Die Handschriftenabteilung; der^Berliner könig 
lichen Bibliothek) weist trotz des Krieges erfreulichen 
Zuwachs auf. Nicht weniger als 102 Handschriften in abend 
ländischen Sprachen, darunter 45 in deutscher Sprache, kamen 
in dfe 1 ShÄmluKg, ferner noch 45 in orientalischen Sprachen
	        
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