Nr. 20
Internationale Sammler-2eitung
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von Oskar Wildes. „Der Fischer und seine Seele 1 ' geforscht
wird. Vier Jahre, nachdem das Märchen erschienen war,
wurde die Habe Wildes in seinem Hause in der Titestreet
durch Gerichtsvollzieher verkauft. Im Aufträge des Dichters
hatte sich jedoch bereits sein literarisch Beauftragter, Robert
Roß, dorthin begeben, um die unveröffentlichten Manuskripte
in Besitz zu nehmen. Er konnte auch noch vor dem Gerichts
vollzieher eindringen, fand jedoch zu seiner Verblüffung,
daß die Briefe Wildes und eine Anzahl Manuskripte, darunter
drei unveröffentlichte „Spiele“, in geheimnisvoller Weise
verschwunden waren. Der Dieb wurde nie entdeckt. Das
Manuskript eines der „Spiele“ Wurde zwei Jahre später in
einem Trödlerladen gefunden. In dem „Leben. Oskar Wildes“
von Sherard ward erzählt, wie ein irischer Verleger, der
das Haus .während des
Verkaufes besuchte, eine
Anzahl Leute in einem
oberen Zimmer antraf.
Der Boden des Zimmers
war bestreut mit Briefen,
die die Adresse Wildes
trugen, und mit Manu-
skriptblättern. Offenbar
waren die Schränke er
brochen und die Papiere
herausgeschleudertworden.
Der nicht genannte Ver
leger, der jetzt die ver
schwundenen Fragmente
von „Der Fischer
seine Seele“ in
„Times“ sucht,
zählt, daß er
einigen J ahren mit
anderen Manuskripten
Wildes auch den größ
ten Teil dieses Mär
chens von einem Buch
händler gekauft habe,
der seinerseits wieder
diese wertvollen Manu
skripte bei dem Ver
kauf der Habe Wildes
für ein bis zwei
Pfund erstanden hätte.
Es fehlten nur einige
Seiten. Der Verleger
hatte diesen Ankauf
schließlich vergessen und
fand vor kurzem zu
fällig den kostbaren
literarischen Schatz
in einer alten Kiste
wieder.
Medaillen.
(Adriawachtmedaille.) Unseren Helden an der Isonzo-
front und in den Dolomiten ist eine Medaille gewidmet, die,
über Veranlassung des Schwarz-gelben Kreuzes geschaffen,
soeben zur Ausgabe gelangt. Diese Medaille — der Schwanen
gesang des vor mehreren Monaten verblichenen Bildhauers
und Medailleurs Karl Maria Schwerdtner, des Schöpfers
des Abzeichens des Schwarz-gelben Kreuzes — versinn
bildlicht in großzügiger Art die Ruhmestaten unserer Tapferen
auf dem südwestlichen Kriegsschauplatz, die, eine eiserne
Mauer bildend, die italienischen Gegner in Schach halten.
Der Oberkommandant Erzherzog Eugen, welchem Schwerdtner
von der Absicht, diese Medaille zu schaffen, Mitteilung machte,
hat diese Anregung mit großer Genugtuung begrüßt und ist
dem Künstler für das Porträt gesessen, .das die Vorderseite
der Medaille bildet. Die Rückseite der mit einem Durchmesser
von 5 y 2 cm in Eisen ausgeführten Gedenkmünze, welche die
Bezeichnung „Adriawachtmedaille“ erhalten hat, zeigt
die grandiose Dolomitenwelt, darunter den so heiß um
strittenen Col di Lana, gekrönt von einem mächtigen Doppelaar,
der, die funkelnden Augen gen Südwesten und Osten ge
richtet, das Symbol der Verteidigung durch unsere Helden
söhne verkörpert. Die Medaille, ein Meisterwerk der Klein-
plastik, ist mit einem mit Samt und Seide ausgestatteten
Etui zum Preis von K 8— (ohne Etui zu K 7-—■)
beim Schwarz-gelben Kreuz (Wien, I., Bräunerstraße 4),
beim Kriegshilfsbureau (I., Hoher Markt 5), beim
Kriegsfürsorgeamt (IX., Berggasse 16) und in dessen
Stadtverkaufsstellen (I., Rotenturmstraße 23 und I., Weih
burggasse 9) erhältlich.
Vom Kunstmarkt.
(Sammlung Johann
Vahldiek, Eutin.) Am
30. Oktober wird bei
Rudolph Lepke in
Berlin die Sammlung
J ohann Vahldiek (Eutin)
versteigert, die durch
Vermächtnis des Eigen
tümers dem Deutschen
Reich und durch kaiser
liehe Kabinettsorder der
Reichsmarinestiftung über
wiesen : wurde. Wir
notieren aus dem mit
sieben Tafeln ausgestatte-
:ten Katalog, zu dem der
Kustos am Germanischen
N ational-Museum Doktor
Walter Stengel ein
Vorwort geschrieben hat:
Möbel (Braunschweiger
Perltische und mit
Elfenbein eingelegte Kom
moden und Schränke
des 13. Jahrhunderts,
Konsoltisch des 18. Jahr
hunderts und ein einge
legter Tisch um 1700,
zu dem es. ein Gegen
stück im Museum s in
Halle gibt, Holzschnitze
reiarbeiten (nordwest
deutsches Hängeschränk
chen, Barocksäule aus der
Eutiner Kirche, großer
Empire-Adler); Textilien
(Möbelstoffe des 13. Jahr
hünderts, Sammet- und
Brokatabschnitte, Taufbeckendecke mit Laub- und Bandel
werkdekor) ; Keramik und Glas (bunte Kachel um 1600,
Konvolut von 120 Fliesen, Fürstenberger Teebüchse u. a.);
Gemälde alter Meister, darunter niederländische Sittenbilder
und Landschaften des 17. Jahrhunderts, wirkungsvolle Kopien
nach Pieter de Hoogh und Rembrandt (Anatomie)., ein sig
nierter und 1601 datierter Lorenz Strauch (Bildnis einer
Nürnbergerm), ein Rubens, den Max Rooses als eigen
händig anerkannt und in seinem Katalog als Nr. 533 be
schrieben hat, unter den neueren Meistern Ludwig Bokel-
mann, Rudolf Jordan und Troyon. Unter den Gemälden
von Johann Vahldiek selber sind intime Landschaften, aber
auch Figürliches.
(Die Auktion bei Henrici in Berlin.) Man schreibt
uns aus Berlin: Das ungeschwächte Interesse für gute Kupfer
stiche zeigte sich wieder einmal bei der Auktion, die Karl
Ernst Henrici am 4. und 5. Oktober durchführte. So brachten
Fig. 6.
Rudolf v. Alt, Gebirgsdorf.