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Internationale Sammler -Zeitung
Nr. 24
Parodien auf, von Afficlien und Programmen Wag
nerscher Erstaufführungen mit den Erstbesetzungen.
Ganz vollständig sind dajauch die Erstausgaben der
Schriften Wagners, darunter Dinge, die nicht mehr
aufzutreiben sind, * dabei auch die Übersetzungen
dieser Schriften und Operndichtungen in Erst
drucken.
Eine große Seltenheit der Sammlung gibt ein
Exemplar des bekannten Pamphlets von Pr a eg er
duktionen kein einziges. Briefe und Handschriften
Wagners besaß Kästner in kleiner Anzahl.
Unsch: inbare Dinge. Vertiefte man sich jedoch in
die vergilbten Blätter, vergessenen'Pamphlets, Schriften
und Parodien, die diese Privaträume bis zum Plafond
füllten, dann fand das Bild Wagners manche lebendige
Ergänzung. Damit erstand auch eine vergangene Zeit
wieder vor dem geistigen Blick, eine große und doch
dem kleiniichen Engen so gern zugeneigte Epoche.
Fig. 1. Waldmüller, Mutterglück.
„Wagner, wie ich ihn kannte“, das von der Familie
Wagners angekauft und fast in der ganzen Auflage
eingestampft wurde. Stolz war Kästner auf ein ihm
von Wagner gewidmetes Ex.mplar von Nietzsches
„Geburt der Tragödie“. Unter den Kopien befand sich
eine, die den Text der aus dem Jahre 1834_herrührenden
unveröffentlichten komischen Oper Wagners „Das
Liebesverbot“ enthält. Zu den Seltenheiten gehört
auch eine Abschrift der zweiten Grals-Erzählung,
die nur ein einziges Mal zur Aufführung gelangte. Von
den Wagner-Porträts fehlt im „Museum“ in Repro-
All diese Dokumente sprachen zu einem von einem
merkwürdigen Haß zu einem stürmischen Genie,
aber auch von einer früh erkennenden Liebe, von
Enthusiasmus wie von hämischem Spott und von un
erhörten Kämpfen. All das wurde von den persön
lichen Erinnerungen dieses merkwürdigen, nun heim-
gegangenen Sammlers vollständiger, in lebendigfer
Weise ergänzt. Kästner war unter uns einer der nur
noch wenigen Zeugen jener Zeit und mit ihm hörte
ein stilles, bescheidenes Dasein auf, umglänzt von
Erinnerungen, geknüpft an Wagner, Liszt und Bülow.