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Intern a t ionale Sam ml e r - Z e i t u n g
Transportwagen, und eine zum Tragen; der Teer wird
in einer Röhre bis in den' obersten Teil des Gestells
hinaufgepumpt, wo er entzündet wird und ein starkes,
grelles Licht verbreitet. Der englische Feuerkorb dient
zur Aufnahme von Pechkränzen. Die an der Wand
liegenden Granaten und Bomben wurden bei Graben
arbeiten in der Nähe von Metz gefunden; sie stammen
jedenfalls aus dem Kriege 1870/71.
An den beiden linksseitigen Fenstern des nördlichen
Flügelraumes im Untergeschoß ist eine interessante
Sammlung von fremdländischen Sprengstücken ver
schiedener Größe, von Zündern, Handgranaten,
Schmetterlingsminen, Fliegergranaten, Fliegerbomben,
Leuchtbomben usw. ausgestellt. Bemerkenswert ist
noch der Verschluß zu einem englischen Marine
geschütz, bekanntlich der wichtigste Teil am
Geschütz.
Die beiden großen Glaskästen in der Kuppelhalle
haben ebenfalls eine Anzahl neuer Beutcobjektc auf
genommen ; eine französische Fliegerbombe (sogenannte
Sticlbombe mit Fallschiim), eine englische Flieger
bombe und eine belgische Sprengpatrone, einen eng
lischen Stahlhelm, russische Handgranaten mit Zcit-
zündung, eine russische Metallkartusche mit Schlag-
zündschraubc für 12 cm Haubitze, eine 8 cm-Kanonen-
patrone, eine Anzahl von Amuletts in Gold, die der
russische Zar — als einzige Unterstützung — der
serbischen Armee zukommen ließ und die auf der
leinen Seite das „Bild der Aller heiligsten Mutter Gottes
mit den drei Händen“, auf der anderen Seite zwei
Heilige zeigen. Neu sind ferner die russischen Offiziers-
.mützen, eine' Sammlung von französischem Kon
tributionsgeld, russische Drahtscheren, die auf das
Gewehr aufgestcckt werden, und je zwei serbische
Feldflaschen aus Holz und Ton, die kunstgewerbliches
Interesse beanspruchen.
Besonders beachtenswert sind noch die französi
schen und englischen Gasschutzmasken, der englische
Rauchhelm, die englische Augenschutzmaske und der
englische Trinkwasserfilter.
Chronik.
Bilder.
(Der Colonna-Raphael im Metropolitan-Museum.^
Das New-Yorker Metropoli tan-Museum hat der „World'”
zufolge durch eine Spende J. P. Morgans eine außerordent
liche Bereicherung erfahren. Die berühmte . Raphaelsche
Madonna, die Jungfrau und das Jesuskind, umgeben
von Heiligen, auf dem Throne sitzend,, zugleich mit dem aus
332 Stücken bestehenden früheren Teil der berühmten Hoent-
schelseben Sammlung dekorativer Kunst der" .Gotik und
Renaissance, sind endgültig Eigentum des Museums geworden.
Das Bild, der sogenannte Colonna-Raphael, das auch unter
dem Namen „Madonna di San Antonio“ bekannt ist, war
1901 von J. P. Morgan sen. für den Preis von 2 Millionen
Mark erworben worden und befand sich bis 1912 in London,
bis es dann als Leihgabe an das Metropolitan-Museum kam.
In dem Briefe, in dem Morgan der Leitung des Museums von
der Schenkung Mitteilung machte, erklärte er, daß er damit.
einem Wunsche seines Vaters gemäß gehandelt habe.
(Die aus Galizien .„mitgenommenen“ Bilder in
Kiew.) Nach einem Eigenbericht.aus Kiew teilt die „Bir-
shewija Wjedomosti“ vom 21. Februar folgendes mit: Mit
Genehmigung der Behörden hat in Kiew jetzt eine. Begut
achtung der Gemälde stattgefunden, die im vorigen Jahr
von den russischen Behörden aus Galizien aus einem Schlosse
, .mitgenommen“ worden waren. Die Sachverständigen stellten
fest, daß von den 19 Gemälden 16 außerordentlich wert
voll sind. Ein,Teil dieser Bilder sind Originale alter Meister,
andere sind Kopien alter Gemälde. Das eine Bild, eine „An
betung der Hirten“, stammt wahrscheinlich von Jordaens,
während eine „Madonna mit dem Kind“, wie mit Sicherheit
anzunehmen ist, Murillo .zuzusclqftSiben ist. Die Bilder be
finden sich „unter besonderer Bewachung“ im Städti
schen'Museum in Kiew. (Ja, ja, das schlechte Gewissen macht
ängstlich!)
(Ein neu entdeckter Franz Häls.) Wie dem
Amsterdamer /,Händ r eisblad“ aus Akefsloot geschrieben
wird, ist unter den Prediger-Bildnissen der dortigen Kirche,
die im Pfarrlrause seit Jahrhunderten aufbewahrt werden,
ein Originalgemälde von Franz Hals entdeckt worden,
das. den Pastor Nikolaus Stenius .darstellt,'der von 1631 bis.
1670 in Akersloot Prediger war. Die Entdeckung des Bildes
ist dem jetzigen Pastor zu verdanken, der die teilweise sehr
zerstörten Porträts seiner Vorgänger wiederherstellen ließ
und dabei auf eine Bemerkung in den alten Kirchenakten
stieß, die besagte, daß einer seiner Vorgänger, Pastor Nikolaus
Stenius, sich in Haarlem von Franz Hals habe malen lassen.
Weitere Nachforschungen ergaben, daß das Bild in der Reihen
folge fehlte. und -bereits vor Jahren aus .einem nicht mehr
erkennbaren Grunde in das erzbischöfliche Museum nach
Utrecht gebracht, worden war. Dort hing es unbemerkt und
wenig beachtet in einer dunklen Ecke, aus der es vor kurzem
weggeholt wurde, um nach einer gründlichen Wiederherstellung
den übrigen Prediger-Bildnissen des. Pfarrhauses wieder ein-
gereiht zu werden. Dabei ist nun festgestellt worden, daß das.
Bild die bekannte Signatur von Franz Hals und die. Jahres
zahl 1650 trägt. Der. Abgebildete ist.ein.Mann von 45 Jahren
(in der oberen Ecke steht Aet. suae 45) in schwarzem Gewand,
mit weißer Halskrause, der die Hand auf die Bibel legt und
den nach links gewandten Blick dem Beschauer zukehrt.
Auch innerliche Gründe: könnten Tür die Urheberschaft von
Franz Hals sprechen, denn Stenius stammte aus Haarlem,
und so ist es naheliegend, daß er sich von einem Künstler
seiner. Vaterstadt, malen ließ.
(Freskenaufdeckung in Bozen.) In der ehemaligen
Doniinikanerkirche in Bozen wurden an der rechten. Innen
wand des Schiffes, das als Getreidemagazin dient, einige
Heiligenfiguren aufgedeckt. Die lebensgroßen Gestalten sind
gut erhalten, ohne jede Übermalung und von außerordentlicher
Schönheit. Sie stammen aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts,
zeigen künstlerische Eigentümlichkeiten der damaligen Bozener
Malerschule und haben für deren Erforschung um so größere
Bedeutung, als die meisten übrigen Denkmäler, dieser Schule
in neuerer oder älterer Zeit vollständig übermalt wurden.
Allem Anschein nach dürften an dieser Stelle noch eine ganze
Reihe von Fresken unter der -Tünche verborgen sein.
Heraldik.
(Ein Stammbaum aiff Elfenbein.) Durch die Gunst
seines Protektors, des Königs Lüd'wig von Bayern, ist das
Germanische Museum dieser Tage in, den Besitz eines Denkmals,
deutscher Kleinkunst gelangt, das in' mehr Als einer Hinsicht
als eine sehr willkommene Bereicherung und Ergänzung der