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Internationale Sammler-Zeitung
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kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen bezeichnet
werden muß. Es ist eine Art Stammbaum der römischen
Kaiser deutscher Nation von Rudolf von Habsburg
bis auf Joseph II., mit großer Fertigkeit flachrelief in Elfen
bein geschnitzt, dazu, von den an einem Kranz aufgereihten
Brustbildern der Kaiser umgeben, ein altarähnliches Gebilde
mit dem Reichsadler in gleicher Ausführung. Dieses beziehungs
reiche Werk befand sich bis vor kurzem im Besitze des Ge
heimen Kommerzienrates von Gerngros in Nürnberg,
der es dem bayrischen Königspaar zur freien Verfügung stellte,
worauf die königliche Entschließung in dem erwähnten Sinne
erging. Der Meister der Schnitzerei hat sich samt seinem
Heimatort und dem Jahr, dem die Arbeit entstammt, auf
besonders geschnitzten Elfenbeintäfelchen genannt. Es ist
Michael Knoll zu Geislingen, vor allem bekannt durch
Nicolais Schilderung seiner Kunst und Werkstatt und neben
seinem Vater Wilhelm Benoni Knoll der Hauptvertreter und
berühmteste Meister der Geislinger Elfenbeinschnitzerei und
-Drechslerei, die ihrerseits als der älteste Kunstbetrieb in diesem
edlen Material in Deutschland wohl mit Recht angesprochen
wird.
Numismatik.
(Neue Zehnfrankennoten in Frankreich.) Wie die
Pariser Blätter melden, kommen in den ersten Tagen des
April neue Zehnfrankennoten zur Ausgabe. .1 )ie neue Banknote
wird in den Lyoner Ateliers der Banque de France hergestellt.
Obwohl bereits eine große Monge der neuen Noten fertig ist,
zögert die Bank mit der Ausgabe bis zum angegebenen Termin,
um gleichzeitig eine große Anzahl in Verkehr setzen zu können.
Grund für diese Vorsichtsmaßregel ist die Erfahrung, die man
bei der Emission der durchlöcherten Viertelfrankstücke gemacht
hat. Diese wurden nämlich in kleineren Mengen in Verkehr
gebracht und waren nach wenigen Tagen vergriffen, da sich
die Sammler ihrer bemächtigt hatten. Die neuen Noten haben
den Zweck, die kursierenden Noten zu fünf Franken zu ersetzen,
deren Anzahl 143 Millionen Stück beträgt, was einem Wert
von 715 Millionen Franken entspricht. Die neue Banknote
ist vom Maler Drtval und dem Kupferstecher Romagnol
hergestellt. Ihre Grundfarbe ist blau mit einem Stich ins
Indigo. Auf der Vorderseite ist der Kopf einer Minerva mit
Helm zu sehen. Die. Rückseite zeigt eine sitzende Ernte
arbeiterin. Die beiden Zeichnungen fallen durch die Originalität
der Auffassung auf.
Philatelie.
(Die Weltstatistik der Briefmarke.) Auf Grund der
neuesten Ausgabe des „Standard Catalogue of Stamps" gibt
das „Buchhändler-Börsenblatt“ eine interessante Statistik
der Markenausgabe in allen Ländern der Erde. Danach wurden
bisher insgesamt 28.591 verschiedene Markenarten ausgegeben,
von denen 8343 zu England und seinen Kolonien gehören,
während auf die anderen europäischen und überseeischen.
Staaten 2.0.248 Postmarken entfallen. Unter den Erbteilen
hält den Postmarken-„Rekord“ merkwürdigerweise Afrika,
das nicht weniger als 6955 Marken geschaffen hat. Der europäi
sche Kontinent hat bisher 6011, Asien 5648, Amerika 5815,
der übrige Teil der Erde 4162 Markenarten herausgegeben.
Verschiedenes.
(Ein Karlsbader Kriegsbrunnenbecher.) Von ge
schätzter Seite wird uns aus Karlsbad geschrieben: In
richtiger Erkenntnis, daß es Aufgabe und Pflicht jedes Gemein
wesens ist, der durch die langandauernde Kriegslage hervor
gerufenen Not durch Aufbringung von Geldmitteln steuern
zu helfen, haben zahlreiche Gemeinden zum dauernden Ge
dächtnis, an die schwere Zeit Erinnerungsabzeichen geschaffen
und ausgegeben und sich auf diese Weise namhafte Einnahms
quellen erschlossen. Bisher hatte Karlsbad kein derartiges
Kriegsabzeichen aufzuweisen. Von dem Gedanken geleitet,
Karlsbads Ruf und seinem Jahrhunderte alten Ruhm als
führende Heilquelle der Welt auch in dieser schwerbewegten
Zeit einen ersten Platz zu sichern, hat der Zweigverein Karlsbad
des Frauenhilfsvereines vom Roten Kreuze beschlossen, ein
Denkzeichen zu schaffen, das mit den Überlieferungen Karlsbads
als Thermenstadt im Zusammenhang steht und in seiner
Eigenart die Möglichkeit geben sollte, für diese Schaffung
ein weites Absatzgebiet zu erschließen. So reifte der Gedanke
dafür einen Brunnenbecher zu wählen, dessen Ausführung
die altrenommierte Porzellanfabrik von Fischer & Mieg
in Pirkenhammer übernahm, die sich die Ausführung des
Projektes in entgegenkommendster Weise angelegen sein ließ.
Sein offizieller Name „Karlsbader Kriegsbrunnenbecher"
sowie seine künstlerische Ausführung stehen unter gesetzlichem
Musterschutz. Er ist mit dem Karlsbader Stadtwappen und
dem offiziellen Vereinsabzeichen der Österr. Gesellschaft vom
Roten Kreuze in Form eines Allianzwappens geschmückt,
darüber die Schale mit der Äskulapschlange als Gesundheits
symbol. Die Überschrift „Vivant Badegäste“ ist einem Brunnen
becher aus der altberühmten kaiserlichen Wiener Porzellaq-
fabrik entlehnt. Die Jahreszahlen 1914—16 geben den Hinweis
auf die große Zeit. Die Becher sind in zweierlei Art ausgeführt,
und zwar in künstlerisch feinster Handmalerei in Gold, Silber
und F'arben und in billigerer Ausführung für den’ großen
kurörtlichen Bedarf. Der Verkauf findet durch den Zweig
verein vom Roten Kreuz, .Hauptstelle Haus „Atlantic“ und
durch die Firma Fischer & Mieg sowohl in Pirkenhammer
als auch in deren Verkaufsstelle in Karlsbad (Alte Wiese)
statt. Preis für handgemalte Becher K 10.—, für die wohl
feilere Ausführung K 2.— pro Stück.
(Belgrader Gedenkringe) Das Belgrader Brückenkopf
kommando beabsichtigt, wie die Belgrader Nachrichten
melden, als bleibendes Erinnerungszeichen an die Besetzung
Belgrads Fingerringe anfertigen zu lassen, die im k. u. k.
Kriegsfürsorgeamt in Wien angefertigt werden. Diese Ringe
werden entweder nur in Silber oder mit einer Goldfütterung
in drei Größenklassen geliefert, und zwar: am Schild die
Ansicht der alten Festung, eingefaßt von einem Lorbeerkranz,
auf dem oben die österreichische, unten die ungarische Krone
eingeprägt ist; anschließend beiderseits des Schildes am
Ringband die Jahreszahl 1915—1916; auf dem Ringband
selbst mit entsprechender ornamentalischer Ausschmückung
der Name „Belgrad“.
(Für Brotkartensämmler.) Aus Kufstein wird
berichtet: Originelle Brotkarten sind gegenwärtig im Zillertal
im Umlauf. Dort wurden nämlich bis zum Eintreffen der neuen
Brotkarten von den Gemeindevorstehungen Anweisungen aus
gegeben. Eine Gemeinde benützte nun hierfür das reichlich
vorhandene Papier alter Viehpässe. Ein älterer Herr erhielt
auf diese Weise eine Brotkarte mit der schmeichelhaften
Bezeichnung „Grauer Ochs“, eine Frau mit einem Mädchen
eine solche mit der Aufschrift: „Alte Kuh mit Kalb".
Wieder andere erhielten ahnungslos Anweisungen mit der
Bemerkung: „Geflecktes Schaf“ usw., was natürlich später
viel Heiterkeit hervorrief. Sammler werden diesen Brotkarten
gewiß besondere Aufmerksamkeit schenken.
(Die Einweihung des Neubaues der Deutschen
Bücherei.) Der im Juni 1914 begonnene Neubau der Deut
schen Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buch
händler zu Leipzig wird am 22. Mai in Gegenwart des Königs
Friedrich August eingeweiht werden. Dem vereinten Be
mühen der kön. sächsischen Staatsregierung, der Stadt Leipzig
und des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler ist es
gelungen, mitten in schwerer Kriegszeit dieses bedeutende
Werk deutscher Kultur innerhalb kaum zweier Jahre soweit
zu fördern, daß sein mächtiger Neubau nun in wenigen
Wochen vollendet sein wird und seiner Bestimmung über
geben werden kann.
(Gestohlene Altertümer.) Aus der ehemaligen Pfarr
kirche in Ober hessenbach bei Aschaffenburg wurden
folgende Gegenstände gestohlen: zwei Ölgemälde, darstellend