MAK
Nr. 6 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 59 
Waffen. 
(„Attila" im Berliner Zeughaus.) Im Lichthofe des 
Berliner Zeughauses ist jetzt neben den im gegenwärtigen 
Kriege erbeuteten Geschützen ein aus der Zeit des Sonnen 
königs stammendes Geschützrohr, das die Truppen im Westen 
erbeutet haben, ausgestellt worden. Das Rohr stammt aus 
dem 18. Jahrhundert und ist nachträglich gezogen und zum 
Hinterlader mit einem Kaliber von 15 cm umgearbeitet worden. 
Das in allen seinen Teilen mit Verzierungen reich geschmückte, 
etwa 2-5 m lange Bronzerohr führt den Namen „Attila", 
und dieser ist, von einer Randverzierung umgeben, auf dem 
Rohr angebracht. Darunter stehen auf einem doppelten 
Schriftband die Worte: „Ultima Ratio Regum". Etwas weiter 
unten stehen in einem vierteiligen Schriftband die Worte: 
„Louis Charles de Bourbon duc d’Aumale." Das von Fahnen 
und, Kriegszeichen umgebene Wappen, mit den drei Lilien 
belegt, ist darunter angebracht. Ein Lorbeerkranz schlingt 
sich um das Rohr oberhalb der beiden Diplome. Darunter ist 
eine Sonne angebracht mit einem darüberschwebenden Schrift 
bund, auf dem die Worte: „Nec pluribus impar“ stehen. Das 
Rohr ist im Jahre 1746 in Lyon gegossen. 
Verschiedenes. 
(Die Vogelsammlung des Grafen Berlepsch.) Die 
berühmte Vogelsammlung des vor anderthalb Jahren ver 
storbenen Grafen Hans Berlepsch, um deren Erwerb das 
Ausland, besonders auch Amerika, sich stark bemüht hat, 
bleibt Deutschland erhalten. Das Senckenbergische Mu 
seum in Frankfurt a. M. hat die unvergleichliche Sammlung 
käuflich erworben. Sie zählt mehr als 55.000 Bälge, darunter 
viele Unica und größte Seltenheiten. Ihren wissenschaftlichen 
Wert bedingen vor allem die Originalstücke der etwa 300 
neuen Arten, die von dem Grafen, einem der besten deutschen 
Ornithologen, beschrieben worden sind. Besonders reich ver 
treten ist die farbenprächtige Vogelwelt von Südamerika; 
ihr galt die ganze Neigung des Gelehrten und ihr zuliebe hat 
er erprobte, von ihm selbst geschulte Sammler auf viele Reiser, 
gesendet. Von Vögeln aus Peru und aus Bolivia enthält die 
Sammlung Berlepsch mehr und besseres Material als irgendein 
Museum, das Londoner inbegriffen. Den kostbarsten Bestand 
teil stellt die Sammlung der Kolibris dar. Sie ist die zweit 
vollständigste der ganzen Welt und überaus reich an den 
allerschönsten und glänzendsten Formen. Darunter ist eine 
Reihe von mehreren hundert Stücken, d'e von dem Sammler 
an Ort und Stelle ausgestopft und so in einer Frische und 
Pracht des schimmernden Gefieders erhalten worden sind, 
wie sie bei der sonst üblichen Herrichtung getrockneter Bälge 
sich niemals erreichen läßt. 
(Ausstellung von Originalen der „Münchener 
Jugend",) In der Galerie Helbing in München gelangt 
eine größere Anzahl der besten und ausgewählten Originale 
der „Münchener Jugend" zur Ausstellung, darunter auch die 
Beiträge der Mitarbeiter vom Kriegsschaup’atze, und zwar 
vom 18. Marz bis 6. Apri (mit Ausnahme der Sonntage) 
vormittag von 10.bis 1 Uhr, nachmittag von 2 bis 5 Uhr. 
Das Ausstellungs-Verzeichnis ist unentgeltlich durcl die 
genannte Galerie zu haben. 
(Eine früligriechische Plastik.) Von einem Meister 
werk der griechischen Bildhauerkunst, das die Berliner 
Museerl zu erwerben im Begriff sind, hat der preußische Kultus 
minister im Abgeordnetenhaus gesprochen und hinzugefügt, 
daß seine Bedeutung und Schönheit nur mit den pergameni- 
schen Erwerbungen verglichen werden kann. Es handelt sich, 
wie das „Berliner Tageblatt“ mitteilt, um die sehr gut erhaltene 
Statue einer thronenden Göttin. Es ist eine früh 
griechische Plastik aus der Zeit der Perserkönige, und zwar 
etwa aus dem Anfang des fünften Jahrhunderts vor Christus. 
Museen. 
(Hindenburgs Bildnis in der Dresdner Galerie.) 
Wie uns aus Dresden gemeldet wird, hat die dortige königl. 
Gemäldegalerie das Bildnis des Generalfeldmarschalls von 
Hindenburg von der Hand des Berliner Malers Prof. Hugo 
Vogel erworben. Das Werk, das im vorigen Frühjahr auf 
der Mitgliederausstellung der Berliner Akademie der Künste 
zu sehen war, entstand zur Zeit der Winterschlacht in Masuren 
im Hauptquartier Ost. 
(Neuerwerbungen der Berliner Nationalgalerie.) 
Die Königliche Nationalgalerie in Berlin erwarb durch Ver 
mittlung der Verkaufs- und Vermittlungsstelle des Vereines 
Berliner Künstler mehrere Feder- und Kreidezeichnungen 
von der Hand Antons von Werner. Es sind sieben Feder- 
und zwei Kreidezeichnungen, die der Künstler in den Jahren 
von 1870 bis 1880 geschaffen hat. Auf den beiden Kreide 
zeichnungen ist Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere 
Kaiser Friedrich, und Graf Moltke dargestellt. Unter d.en 
Federzeichnungen sind eine Bewegungsstudie von Kaiser 
Wilhelm I., eine Rückenansicht des Kaisers und eine, die 
den Kaiser im Gespräch begriffen zeigt. Auch zwei flüchtig 
hingeworfene Skizzen vom Hofball des 29. Jänner 1880 finden 
sich darunter. 
(Schließung der englischen Museen.) Die englische 
Regierung hat verfügt, daß die staatlichen Museen geschlossen 
werden; als Grund wird angegeben, daß der Krieg Ersparnisse 
erfordere. Zunächst ist das britische Museum geschlossen 
worden; geöffnet bleibt nur der Lesesaal, aber auch der nur 
bis zum Eintritt der Dunkelheit. Der Beschluß wird in London 
schwer empfunden werden; denn, wie die „Times“ hervor - 
heben, hat die Zahl der Besucher der Sammlungen seit Kriegs- 
beginn bedeutend zugenommen. Der Unterhalt der staatlichen 
Sammlungen kostet im Jahr ungefähr eine Viertelmillion 
Pfund. Natürlich wird diese Summe nicht ganz erspart werden 
können, da ein großer Teil der Beamten nach wie vor unent 
behrlich sein wird. Die englische Presse hebt hervor, daß die 
französischen Behörden im Gegenteil daran denken, in den 
nächsten Monaten wieder einige Museen mehr zu eröffnen. 
Manche sind bereits jetzt zugänglich, so z. B. der Luxembourg. 
Vom Kunstmarkt. 
(Verkauf der Thiemesclien Gemäldesammlung.) 
Das Leipziger Museum der bildenden Künste erwarb die Ge 
mäldesammlung des verstorbenen Geheimen Kommerzien 
rats Generalkonsuls Alfred Thieme von den Thiemeschen 
Erben. Die Sammlung besteht aus -98 Gemälden niederlän 
discher und flämischer Meister des 17. Jahrhunderts,unter denen 
Meisterwerke von Rembrandt (Bildnis seiner Schwester), 
Frans Hals (Der Mulatte), von Ruisdal, von Ostade, Jan 
Steen u. a. befinden. 
(Prager Kunstauktion.) Aus Prag, 7. März wird uns 
geschrieben: Die Versteigerung aher Holländer aus dem 
Besitze eines Prager Sammlers, die gestern als XIV. Auktion 
de» Kunstvereins für Böhmen im Rudolfinum «tattfand, 
hatte ein glänzendes Ergebnis. L T nter lebhafter Beteiligung 
eines sehr zahlreichen Käuferpublikums aus den ersten Kreisen 
der Prager Gesellschaft und von auswärts wurden sämtliche 
46 Nummern der Sammlung verkauft. Der Gesamterlös 
beläuft sich auf Iv 28.221. Lebhafte Preiskämpfe entwickelten 
sich insbesondere um nachstehende Bilder: Nr. 10, Roos, 
Viehherde (K 100 Ausrufspreis), verkauft um K 500, Nr. 18, 
Teniers zugeschrieben, Tanzende Bauern (I< 400) K 1250; 
Nr. 21, Nachahmer des Adrian Ostade, Genrestück (K 80.—) 
K 400; Nr. 24, David Teniers, Landschaft (K 400) K 1200; 
Nr. 25, Teniers, Landschaft (K 800) K 1800; Nr. 27, Frans 
Francken d. J., Verkündigung Mariä (K 500) K 1260; Nr. 33, 
Michau, Genrestück (K 90.—) K 365; Nr. 34, Heemskcrk, 
Lehrer und Schüler (K 60.—) K 380; Nr. 35 und 36, Mahne,
	        
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