MAK
Nr. 8 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 77 
Werke enhält, wurde jetzt von den Nachkommen Naumanns 
dem. .Orn.ithologis.chen Museum in Cöthen, das dem 
Andenken Naumanns gewidmet ist, zum Geschenk gemacht. 
Das Museum hat außerdem noch weitere ansehnliche Zuwen 
dungen erhalten. Die köriigl. ungarische ornithologische Zen 
trale in Budapest sandte eine Anzahl auf Naumann bezügliche 
Schriften und Werke. Naumann weilte auf einer ornitholo- 
gischen Reise längere Zeit in Ungarn und war mit dem unga 
rischen Altmeister der Ornithologie S. Petenyi intim be 
freundet. 
(Umgestaltung der Münchener Musikbibliothek.) 
In diesen Tagen ist die musikalische Abteilung der königlichen 
Bibliothek in München neu geordnet worden. Sie besteht 
nunmehr aus drei Teilen. Der erste umfaßt die Manuskripte. 
Aus der Zeit, in der die Musik ausschließlich geistlichen Cha 
rakter hatte, besitzt die Sammlung 5000 Manuskripte, darunter 
die Chöre der bayerischen Hofkapelle, die zeitweilig von Ludwig 
Senff 1 und Orlanda Lasso dirigier t wurde. Neben einer großen 
Sammlung für Vokalmusik befinden sicli in der Bibliothek 
auch viele wertvolle Werke der musikalischen Literatur für 
Orgel und Laute. Die gedruckten Musikwerke belaufen sich auf 
15.000; die Direktion läßt sich hauptsächlich die Bereicherung 
durch Erzeugnisse moderner Musik angelegen sein. Der dritte 
Teil der Bibliothek enthält 5000 musik-theoretische Werke. 
(Eine Südamerika-Bücherei in Aachen.) Mit Unter 
stützung des Preußischen Kultusministeriums hat das Deutsch- 
Südamerikanische Institut in Aachen die Einrichtung einer 
Südamerika-Bücherei übernommen, die in einem von der 
Stadt Aachen zur Verfügung gestellten Gebäude Aufstellung 
finden und zur öffentlichen Benutzung freistchen wird. 
Bilder. 
(Auffindung eines Stillebens von Torrenti us.) 
Ein Gemäldefund wurde kürzlich im Laden eines holländischen 
Dorfes gemacht. Als Deckel eines Rosinenfasses entdeckte man 
ein wertvolles Stilleben eines altholländischen Meisters. Nun 
ist das Werk ins. Amsterdamer ReichsmusSum gelangt, dessen 
Direktor, van Riemsdijk, das Bild in der Festgabe für 
Bredius veröffentlicht. Es ist um so wertvoller, als es das 
einzige bisher bekannte Werk eines eigenartigen Meisters ist. 
Bredius hat uns die Lebensumstände jenes sonderbaren 
Johannes Torrentius erzählt, der. ein „gotteslästerlicher 
Magier und ein Weiberheld" gewesen sein soll, und der vom 
Scheiterhaufen weg an den Hof eines Königs berufen wurde. 
Einem König gehörte auch das wiedergefundene Bild, Karl f. 
von England; das Merkzeichen seiner großen Sammlung ist 
auf der Rückseite eingebrannt. Für die eigentümliche Mal 
weise des ' Stillebcns mit seinen verschwommenen Umrissen 
gibt der Amsterdamer Museumsdirektor die einleuchtende 
Erklärung, daß es mit Hiffe der camera obscura gemalt ist. 
(Ein Gemälde der türkisch-bulgarischen Ver 
ständigung.) Der in Berlin lebende bulgarische Hofmaler 
Professor Nik. Michailqw, der soeben vom Balkankriegs 
schauplatz in die Reichshauptstadt zurückgekehrt ist, wird in 
nächster Zeit zur Ausführung eines interessanten Auftrages 
nach Konstantinopel reisen. Er soll dort durch ein Gemälde 
die bedeutungsvolle Konferenz vom 7./20. August 1015 ver 
ewigen, in der zwischen Enver Pascha, dem türkischen 
Minister des Innern Tal at Bei, dem türkischen Kammer 
präsidenten Halil Bei und der Vertreter Bulgariens Tüfekt- 
sehieff die türkisch-bulgarische Verständigung zustande kam. 
Die beteiligten Herr en haben dem Künstler zu diesem Zwecke 
die nötigen Sitzungen gewährt. Der Schauplatz der historischen 
Zusammenkunft ist Enver Paschas Palais, 
Handschriften. 
(Tschaikowskys Nachlaß.) Wie der „Nowoje Wremja" 
aus Moskau geschrieben wird, ist soeben der Inhalt eines 
Koffers, der den Nachlaß Tschaikowskys enthielt, bekannt 
geworden. Der Koffer war im Besitz des Bruders Tschai 
kowskys gewesen, der ihn während der Unruhen im Jahre 
1905 nach Moskau gebracht hatte. Nach dem Tode des Bruders 
war der Koffer in den Besitz der Kaiserlich Russischen Musik- 
gesellschaft übergegangen. Unter den Vorgefundenen Manu 
skripten ist eine Schülerarbeit Tschaikowskys bemerkenswert 
•—• ein Orchsterwerk mit Chor, das eine Bearbeitung des 
Schillerschen „An die Freude" darstellt. Zahlreiche Libretti 
wurden vorgefunden, darunter das Libretto zu „Pik Dame". 
Am interessantesten ist wohl der nie zur Ausführung gelangte 
Entwurf zu einer Sinfonie „Das Leben". Diese Sinfonie 
sollte in vier Teile zerfallen: das Erwachen des Liebesgefühls, 
die Liebe, die Enttäuschung und schließlich der Tod. Die 
Sichtung des Nachlasses hat u. a. auch ergeben, daß der 1878 
herausgekommene Marsch „Freiwillige Flotte“, als 
dessen Komponist ein gewisser P. Sinopow gezeichnet hatte, 
Tschaikowsky zum Verfasser gehabt hat. 
Numismatik. 
(Denkmünze für die Hinterbliebenen gefallener 
Schriftsteller.) Der französische Schriftsteller Maurice 
Barre s hat einen ihm vom französischen Schriftstellerver- 
bande verliehenen Literaturpreis zur Stiftung einer Denk 
münze für die Hinterbliebenen der auf dem Felde gefallenen 
Schriftsteller verwandt. Die Münze wurde von Henri Nocq, 
nach Angaben des Leiters des Pariser Münzenkabinetts, der 
Schriftsteller Paul Bourget und Masson und mehrerer 
Künstler und Münzkenner entworfen und trägt die Aufschrift: 
„Credidi, propter quod locutus sum et mortuus" (ich habe 
geglaubt, deshalb habe ich gesprochen und bin gestorben). 
Diese Aufschrift ist zurückzuführen auf einen Psalm Davids 
und auf ein Wort des Apostels Paulus. Im weiteren ließ der 
Künstler, der die Denkmünze entworfen hat, sich von Franyois 
Rüdes großem Relief „Die Marseillaise" am Triumphbogen 
in Paris begeistern. Die Marseillaise, eine Frau mit blitzenden 
Augen, fliegt mit ausgebreiteten Armen über einer französi 
schen Kanone dem Siege entgegen; sie scheint den Soldaten, 
die mit wehenden Fahnen in der Ferne sichtbar werden, an- 
ieuernde Worte zuzurufen . . . 
Verschiedenes. 
(Die Ausstellung des Iiivalidenfonds in Wien.) 
Zu unserer unter diesem Titel gebrachten Notiz, schreibt 
uns der bekannte Antiquitätenhändler Herr S. Glückselig: 
„Schon nach Beginn des Krieges hat sich das Kriegsfürsorgeamt 
ernstlich mit der Invalidenfürsorge befaßt und es wurde im 
Oktober 1914 von dem Vorstande dieses Amtes Feldmarschall- 
Icutnant Hans Ritter von Löbl ein Komitee einberufen, in 
welchem die Satzungen eines zu gründenden „Invalidenfonds" 
beraten wurden. Dabei wurde auch als Erweiterung der üblichen 
Sammeltätigkeit die Idee zur Gründung einer Sammlung von 
Kunst- und Kunstgewerbeobjekten aller Epochen eingehend 
besprochen und beschlossen. Ein diesbezüglicher Aufruf wurde 
seitens des Kriegsfürsorgeamtes erlassen. Die Sammeltätigkeit 
soll noch fortgesetzt werden, und hat in den letzten Tagen 
der regierende Fürst Johann von und zu Liechtenstein 
durch Überlassung einiger Stücke die Sammlung vergrößert. 
Die Ausstellung ist in jeder Weise als gelungen zu bezeichnen. 
Der vorliegende Katalog kann als Muster für derartige Ver 
anstaltungen gelten, da er ungeschminkt die Objekte charak 
terisiert. Oberleutnant Ri tschl hat damit eine Arbeit geleistet,
	        
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