MITTHEILUNGEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschriiäcßufliimlafistgewerbe.
' Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
Im Commissionsverhag von Cnrl Gerold's Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Nr. 75. (318).r7 wmw, im. .892. i N}. vn. Jahrg.
lnhnlt: Ueher Freiheit und Gesetzmäßigkeit der kirchlichen Kunslformen. Von Dr. PLSwnbada. (Form)
- Ueber den Eiuiiuss der Nnlurliebe auf die Entwickelung des FlorenlinerRcliefornumentes im
15. Jahrhundert, Von J. Folnesicl. (Schlum) - Angelegenheiten des Oeucrr. Museums und der
mil denuelben verbundenen lnllitule. - Limraturbericht. - Bibliogrnplnie des Kunugewerbu.
- Notiz.
Ueher Freiheit und Gesetzmässigkeit der kirch-
lichen Kunstformen.
Von Dr. H. Swoboda.
(Furtselzungq
Dem Innern aber entspricht, nach einer alten ästhetischen Regel,
auch das Aeußere. Darum rnusste in der äußeren Erscheinungsgeschichte
der Kirche wie der Kunst diese innere Wesensverwandtschaft der Beiden sich
ausprägen und dabei konnte ebenso selbstverständlich die Superiorität der
übernatürlichen Ideenmacht über ihren Abglanz, den natürlichen Idealen
in der ganzen Kunstgeschichte, nie als Störung empfunden werden. Ja
es hieße geradezu die edelsten Perioden der Kunstgeschichte detaillirt
vorführen, wollten wir den Freundschaftsbund zwischen Cultus undv
Kunst, wie er zu allen Zeiten bestand, schildern. Begnügen wir uns mit
einem flüchtigen Hinweis auf die beiden auserwählten Völker vorchrist-
licher Cultur, nicht ohne vorher der merkwürdigen Doppelströmung
zu gedenken, welche auf ägyptischem Boden auch nur in der höheren
Einheit religiöser Anschauung klar wird. Wir meinen bei den Aegyptern
die hieratische Strenge einer monarcliisch-priesterlichen Kunst und zu
gleicher Zeit die lebenathmende Naturwahrheit der Porträtdarstellungen.
Die Sorgfalt und Treue der letzteren wurzelt in der Idee, dass das
ungetrübte Fortleben des Geistes an die Unversehrtheit und Erhaltung
des ihm zugehörigen Leibes sich binde. Mehr aber als blos historisches
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