Nr. 9
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 83
Kabinettstücke wie der Parforcereiter von Weenix, der
verleugnende Petrus von Govaert Flinck, das Blumen
stilleben van der Meers und das Fischstück Kessels.
Die neuere Zeit und die Fleimat sind nicht weniger gut
vertreten. Es sind lauter gute Namen, denen man da
begegnet, ein schöner Beweis für das künstlerische Ver
ständnis, mit dem hier immer gesammelt worden ist.
Famose Tierbilder von Adam (Schweißhunde), Teut-
wart Schmitson (Pferde im Sturm), Julius von
Blaas (Durchgehendes Gespann), Arbeiten von Bartels
und Zimmermann, von Stübchenkirchner, auch
von Gabriel Max (Affenbild), neben den älteren Meistern
wie Raff alt und Lichtenfels eine große Landschaft
mit dem Triglavsee von Leuth, eine heilige Cäcilie
von dem Schöpfer des Theatervorhanges im Neuen
Deutschen Theater Veith, eine Meerlandschaft von
Noorman und eine Wüstenkarawanc von L. H.
Fischer, bezeichnende Bilder von Eugen von Blaas,
von Karl Moll (eine Früharbeit), der ganze Zyklus
des böhmischen Malers AleS zu „Hiawatha" bilden in
den verschiedenen Räumen den abwechslungsreichen
Wandschmuck.
Aber er ist keineswegs der einzige. Fast in jedem
Raum begegnet das Auge den herrlichsten Stücken
alter Porzellankunst; Riesenexemplare echter chine
sischer Vasen fallen schon im Treppenhaus auf, sie
und die zahllosen zum Teil riesengroßen chinesischen
Schüsseln wirken in dem dunklen Dämmer der tiefen
Gemächer als lichtsammelnde Flecke mit entzückenden
Farbenspielen. Aber nicht alles Porzellan, das chine
sische Verzierung zeigt, ist China; da findet sich ein
ganzes vielseitiges Service, das, wiewohl trotz seiner
chinesischen Pagoden und Zopfträger unecht, einen
noch höheren Wert darstellt, denn es ist Alt wiener
Porzellan aus der ersten Zeit der Fabrik, als eben der
chinesische Geschmack Mode war. Und Altwien ist
überhaupt in den Räumen stark vertreten. Eine andere
Fabrik läuft ihm hier aber begreiflicher Weise noch den
Rang ab: Klösterle, diese alte Gründung des Thun-
schen Geschlechtes. Aus Klösterle stammen z. B. die
meisten der hundertfach, verschiedenen Karlsbader
Becher, welche hier originell gesammelt erscheinen;
aus Klösterle die eleganten weißgoldenen Empire-
Dreifüße, die als Blumenvasen dienen, das wappen
geschmückte Altklösterle-Service in W 7 eiß-Gold und
vieles andere.
Eine Besonderheit, wie sie in solch reicher Zu
sammenstellung selten eine Sammlung zeigen wird,
sind die orientalischen Arbeiten, größtenteils
Mitgebrachtes von der großen Orientreise des ver
storbenen Majoratsherrn. Da gibt es in herrlichem
Farbenschmelz leuchtende persische Cloisonee-Gefäße
(Email auf Kupfer), persische Fayencen, die neben
einer Sammlung von Delfter Kacheln in Ehren be
stehen können, in ihrer zarten Filigranarbeit und
Phantasiefülle unerschöpflich reiche persische Bronze-
tierbildnereien mit zartester, reinster Ziselierarbeit in
Edelmetall verbunden. Und dann eine Unmenge kleiner
und großer persischer Ladearbeiten, nicht so fein in
der Technik wie die chinesischen, von der ein viel-
fächriger Schrein ein herrliches Beispiel bietet, aber
zur Betrachtung reizend durch die Unzahl der in ge
drängter Fülle dargestellten .Figuren.
Ein altes Meisterstück, das schwerlich irgendwo
seinesgleichen hat, ist der große fünfteilige Wand
schirm in geschnittenem bemalten Leder, ein Teil
des Fideikommißbesitzes, im übrigen eine mühsame
kunstvolle Arbeit spanischen Ursprungs aus dem
17. Jahrhundert. Eine zweite alte spanische Arbeit,
ein reich vergoldeter und geschnitzter Prunksc.hrank,
wird kaum übersehen werden. Ein drittes Staatsstück
bildet eiir übermannshoher, dreifrontiger, siebenar-
miger Leuchter in kunstvoller Messingarbeit, wahr
scheinlich das größte derartige Stück, das existiert.
Dann seien von einzelnen Stücken erwähnt eine alte
Truhenkasse mit dem Wappen der Fuchs von Löwen
berg; das aus der Zita-Ausstellung bekannte Bischofs
service des Hauses Thun in Gold, endlich eine wunder
volle antike. Bronze, ein Pferd, das noch dadurch inter
essant ist, daß es aus dem Nachlasse Makarts stammt.
Für Sammler aber gibt es zwei Magnete in diesen
Räumen, die kräftig wirken: eine umfangreiche, sehr
bunte Sammlung alter Krüge und Humpen, deren
nähere wissenschaftliche Bestimmung Fachleuten über
lassen bleiben muß, und eine kleine, aber erlesene
Sammlung alter Uhren. Vielleicht aus einer ver
wandten Neigung wie bei unserer Dichterin Marie
von Ebner-Eschenbach wurden hier die Zeitmesser
gesammelt. Da stehen reich geschnitzte, in Bronze
und Alabaster ausgeführte Empireuhren neben sonder
baren Reiseuhren, eine Nachtlampenuhr interessiert
durch den eigenartigen Mechanismus, der an die
Peripherie des Zifferblattes verlegt ist. Auch berühmte
Uhrmacher sind vertreten, etwa Dr. Georg Werndl
in Preßburg, Josef Uhl. in. Prag, Troyes, Viger aus
Paris. Die Uhr von Viger ist auf einer Elefantcngestalt
montiert; und ein Schriftstück meldet, daß seinerzeit
Viger selbst in Prag gewesen ist, um drei solche Uhren,
je auf einem Elefanten, einem Nashorn und einem
Stier angebracht, hier abzusetzen. Die Uhr mit dem
Stier kaufte ein Waldstein, die mit dem Nashorn ein
Kinsky, die Elefantenuhr Graf Thun, . und gegen
wärtig befindet sich auch die Uhr mit dem Stier noch
im Prager Palais Waldstein.
Deutsche Kriegsausstellung.
Aus Berlin wird uns berichtet:
Unter den vielen hundert interessanten Gegenständen
der Deutschen Kriegs aus Stellung in den Aus
stellungshallen am Zoo zieht besonders einer die Auf
merksamkeit von jung und alt auf sich. Es ist ein bei
der Eroberung von Kowno auf dem östlichen Kriegs
schauplatz erbeuteter, mächtiger russischer Panzerwagen
aus dem französischen Hotchkißwerk, der inmitten drohender
Geschützrohre seinen Platz gefunden hat. Ein stiernackiger,
feldgraugestrichener Geselle, blickt er den Besucher aus
schmalen Scliießscha’-tenschlitzen tückisch an. Der drehbare
Panzerturm auf seinen Rücken, der ehemals ein Schnellfeuer
geschütz trug, und der turmartige Aufbau des Vorderteils ml
dem Beobachter und Schützenstand, lassen ahnen, daß er
ein gefährlicher Gegner unserer braven Osttruppen war.
Um so mehr freuen wir uns bei seinem Anblick, daß auch er
seine Meister gefunden hat, die ihm die Wehrzähne brachen
und ihn, als äußerlich unverletzte Kriegsbeute in die Heimat
senden konnten.
Die mittelalterliche Ritterrüstung auf die neueste Schöpfung
der Technik übertragen, so stellt sich das Panzerauto dem
Beschauer dar. Überall deckt schußsicherer Stahlpanzer