MAK
Seite 142 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. IG 17 
forcierte ihn auf. diesen Ring entfernen zu lassen, sonst würde 
die ganze markgräfliche Linie aussterben. Man schenkte dem 
Traume erst keine Beachtung. Fünf Jahre später besuchte 
Bose die Gruft noch einmal; da fiel ihm ein unscheinbarer 
Ring am kleinen Finger Christian Heinrichs auf, und der 
Traum kam ihm wieder in den Sinn. Aber Berücksichtigung 
fand die Traumerscheinung erst, als Markgraf Friedrich Christian 
die Nachfolge antrat und zu Beginn des Jahres 1769 in schweres 
Siechtum verfiel. Da hatte Bose noch einmal den gleichen 
Traum. Und so erhielt er vom bayreuthischen Ministerium den 
Auftrag, er möge, da die Gesundheit des Landesherrn und die 
Erhaltung des regierenden Hauses in Frage kam, (1er Traum 
stimme willfahren, solle in aller Stille Gruft und Sarg öffnen 
und den ominösen Ring dem Ministerium überbringen. Dies 
geschah denn auch. Bose fuhr nach Himmelskron, nahm dem 
markgräflichen Leichnam den Ring ab und händigte ihn den 
Ministern aus. Aber nun vermochte der Ring doch nicht mehr 
den Gang des Schicksals zu hemmen. Acht Tage später starb 
der Markgraf, und mit ihm erlosch der Mannesstamm der 
jüngeren Linie Brandenburg-Bayreuth. Das Land fiel an die 
Ansbacher Linie, die aber auch ihrerseits bald ausstarb. In 
dem sofort in Himmelskron aufgenommenen Protokoll Böses 
steht dieser Schicksalsring verzeichnet als goldener Ring mit 
einem Amethyst zwischen kleinen Brillanten, von denen gleich 
einer beim Abputzen herausgefallen und in der Stube des 
Pfarrers von Himmelskron verkugelt sei. Der sehr rostige 
Ring wurde dann dom Geheimarchiv auf der Plassenburg 
übergeben und kam später mit den zugehörigen Papieren in 
das Berliner Königliche Hausarchiv, aus dem er nun ins Hohen- 
zollern-Museum gelangte. 
(Neue pompejanische Funde.) Trotz des Krieges haben 
die von dem italienischen Archäologen Professor Spinazzola 
geleiteten Ausgrabungen in Pompeji ihren Fortgang ge 
nommen. Dabei sind gerade in letzter Zeit, wie italienische 
Blätter berichten, eigenartige und interessante Funde gemacht 
worden. Sämtliche freigelegten Häuser befinden sich in der 
Via Abundantia, die sich neben der Via Stabia und Via Rola 
als eine der Hauptverkehrsstraßen des kleinen, aber im Alter 
tum so heiteren und lebenslustigen Städtchens entpuppt hat. 
Zahlreiche breite Schaufensteröffnungen beweisen, daß hier 
früher Läden gestanden haben. Daneben besaßen aber auch 
vornehme Patrizier hier ihre Häuser. Einen besonders origi 
nellen Fund hat das Haus eines reichen Bürgers Trebius Valens 
geliefert. An der langen, von einem breiten Dach beschatteten 
Vorderfront sind nämlich — nach Art moderner amerikanischer 
Reklame — grelle Anzeigen aufgemalt. So wird zum Beispiel 
ganz Pompeji darauf aufmerksam gemacht, daß demnächst 
ein Freund und Gönner der Stadt im Amphitheater ein großes 
Fest zu geben beabsichtige. Vierzig Paar Gladiatoren werden 
erscheinen! Jeder ist freundlichst eingeladen! — Unweit des 
Hauses des Trebius befindet sich eine öffentliche Rüstkammer. 
Der Haupt raum besteht aus einem großen, mit vielen Waffen 
schränken versehenen Saal, dessen Wände zahlreiche Fresken 
mit Darstellungen der Römersiege über Alt-Britannien 
schmücken ! Auch (las im Jahre 1912 entdeckte Gerberhaus 
ist jetzt ganz freigelegt worden. Dabei ist in einem der vielen 
Schlafgemächer ein wohlerhaltenes Bett, V'ohl das einzige 
seiner Art, gefunden worden. Fußende und die (1er Mauer 
zugekehrte Seitenwand sind aus Holz und mit reichen Elfen 
beinintarsien geschmückt. Selbst Polster und Laken sind noch 
unversehrt. Ferner hat man an der einen Seitenwand des 
Gerberhauses einen langen unterirdischen Gang entdeckt. 
Seine Wände sind mit Bildern aus der Uiade verziert. Wie aus 
den hier aufgefundenen Skeletten hervorgeht, hatten die 
Hausbewohner, als vor 1800 Jahren die Vernichtungskata 
strophe über Pompeji hereinbrach, hierher ihre Zuflucht ge 
nommen, wo wahrscheinlich der eindringende Qualm und 
Rauch ihrem Leben ein Ende machte. 
(Kriegshumor im Kunstgewerbe.) Im Schaufenster 
einer Lüneburger Kunsttöpferei ist eine Anzahl prächtiger 
Wandteller ausgestellt mit Inschriften, welche zeigen, daß auch 
in dieser ernsten Kriegszeit der Humor sich sein ihm gebüh 
rendes Plätzchen zu behaupten versteht. Zugleich aber predigt 
dieser echte Humor auch gute Lebensweisheit. Da mahnt 
eine Inschrift zum würdevollen Tragen des Unvermeidlichen, 
indem sie ausruft: „Allen, die zu nörgeln haben, nur drei 
Tage Schützengraben.“ Eine andei'e mahnt zur Zufriedenheit 
mit den jetzt manchmal recht zweifelhaften Ersatzstoffen 
für Lebensmittel und den unendlichen Steckrüben: „Lerne 
zu essen, ohne zu klagen !“ Auch ein Allheilmittel gegen die 
Lebensmittelknappheit, leider ein unmögliches, wird da an 
gepriesen: „Das Essen ist knapp! Gewöhnt es Euch ab! 
1916/17!“ 
(Eine neue Radierung Max Klingers.) ist bei 
E. A. Seemann in Leipzig in Vorbereitung. Der Künstler 
nennt das Blatt „Im Unterstand". Es zeigt, im Querschnitt, 
einen niedrigen Unterstand, in dem fünf Soldaten — zwei 
in der Haltung der Erschöpfung, drei aufhorchend den Kopf 
nach rechts wendend eine Gruppe bilden; über dieser 
wagrechten Linie erhebt sich leicht ansteigend als Kurve 
eine Hügellandschaft mit Bäumen. Das Blatt ist 18x22 cm. 
Museen. 
(Das neue Museum von St. Peter.) In allernächster 
Zeit soll in Rom der Grundstein für das vom Kapitel von 
St. Peter zu erbauende neue Museum der St. Peterskirche ge 
legt werden, das sich auch des besonderen Interesses Papst 
Benedikts erfreut, der für die Errichtung einen namhaften 
Beitrag ausgeworfen hat. Der architektonisch im gleichen Stil 
wie die Sakristei von St. Peter gehaltene Neubau kommt hinter 
die Kolonnaden, parallel zum Portikus Karls des Großen zu 
stehen. Er wird nach seiner Fertigstellung eine reichhaltige 
Sammlung alter Fragmente der alten St. Peterskirche sowie 
alle Archive, Dokumente, Pläne und Erinnerungen von Sankt 
Peter beherbergen. 
Vom Kunstmarkt. 
(Vofi den Oppenheimschen Sammlungen in Frank 
furt a. M.) soll das alte Kunstgewerbe unter Leitung von 
Lepke und Helbing-München am 23. Oktober d. J. in 
Berlin versteigert werden. Es handelt sich hierbei in xster 
Linie um die berühmte Oppenheimsche Krugsamm lung, die 
bedeutendste, die es überhaupt in Privatbesitz gibt, mit der 
allein man sehr wohl die ganze Entwicklung der Steinzeug 
töpferei in ihrer besten Zeit darstellen und erläutern könnte. 
Eine umfangreiche Skulpturensammlung enthält Bronzen, 
Terrakotten, Elfenbeinwerke, Stein- und Holzarbeiten von der 
Gotik bis zum 18. Jahrhundert aus Italien, den Niederlanden, 
Frankreich, dem Rheinland, Bayern und Franken. Unter den 
italienischen Skulpturen steht eine bemalte Terrakotta-Madonna 
des Benedette da Majano an erster Stelle, von den deutschen 
Bildwerken muß neben der bayrischen Kreuzigungsgruppe um 
1520 vor allem die Nürnberger St. Anna S e 1 b d r i 11 aus dem 
Kunstkreis Dürers hervorgehoben werden. Die Antwerpener 
Schnitzschule und Frankreich sind hervorragend vertreten. 
Einen Glanzpunkt der Sammlung bilden die Kölnischen 
Hauskapellenfenster, die dem Dreikönigsfenster des Kölner 
Doms nahestehen. Unter den zahlreichen Glasmalereien 
der deutschen, niederländischen und schweizerischen Meister 
ist besonders ein ausgezeichnetes Hauptstück des Zürichers 
Karl von Aegeri vom Jahre 1548 erwähnenswert. Email 
arbeiten, Gläser, Miniaturen, Porzellane und Möbel, darunter 
eine vorzügliche Zimmertäfelung der rheinischen Spätrenais 
sance, vervollständigen den Bestand dieser berühmten Samm 
lung, deren Katalog von dem bedeutendsten Kenner rheinischer 
Kunst, Direktor Otto von Falke, abgefaßt wurde.
	        
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