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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. IG 17
forcierte ihn auf. diesen Ring entfernen zu lassen, sonst würde
die ganze markgräfliche Linie aussterben. Man schenkte dem
Traume erst keine Beachtung. Fünf Jahre später besuchte
Bose die Gruft noch einmal; da fiel ihm ein unscheinbarer
Ring am kleinen Finger Christian Heinrichs auf, und der
Traum kam ihm wieder in den Sinn. Aber Berücksichtigung
fand die Traumerscheinung erst, als Markgraf Friedrich Christian
die Nachfolge antrat und zu Beginn des Jahres 1769 in schweres
Siechtum verfiel. Da hatte Bose noch einmal den gleichen
Traum. Und so erhielt er vom bayreuthischen Ministerium den
Auftrag, er möge, da die Gesundheit des Landesherrn und die
Erhaltung des regierenden Hauses in Frage kam, (1er Traum
stimme willfahren, solle in aller Stille Gruft und Sarg öffnen
und den ominösen Ring dem Ministerium überbringen. Dies
geschah denn auch. Bose fuhr nach Himmelskron, nahm dem
markgräflichen Leichnam den Ring ab und händigte ihn den
Ministern aus. Aber nun vermochte der Ring doch nicht mehr
den Gang des Schicksals zu hemmen. Acht Tage später starb
der Markgraf, und mit ihm erlosch der Mannesstamm der
jüngeren Linie Brandenburg-Bayreuth. Das Land fiel an die
Ansbacher Linie, die aber auch ihrerseits bald ausstarb. In
dem sofort in Himmelskron aufgenommenen Protokoll Böses
steht dieser Schicksalsring verzeichnet als goldener Ring mit
einem Amethyst zwischen kleinen Brillanten, von denen gleich
einer beim Abputzen herausgefallen und in der Stube des
Pfarrers von Himmelskron verkugelt sei. Der sehr rostige
Ring wurde dann dom Geheimarchiv auf der Plassenburg
übergeben und kam später mit den zugehörigen Papieren in
das Berliner Königliche Hausarchiv, aus dem er nun ins Hohen-
zollern-Museum gelangte.
(Neue pompejanische Funde.) Trotz des Krieges haben
die von dem italienischen Archäologen Professor Spinazzola
geleiteten Ausgrabungen in Pompeji ihren Fortgang ge
nommen. Dabei sind gerade in letzter Zeit, wie italienische
Blätter berichten, eigenartige und interessante Funde gemacht
worden. Sämtliche freigelegten Häuser befinden sich in der
Via Abundantia, die sich neben der Via Stabia und Via Rola
als eine der Hauptverkehrsstraßen des kleinen, aber im Alter
tum so heiteren und lebenslustigen Städtchens entpuppt hat.
Zahlreiche breite Schaufensteröffnungen beweisen, daß hier
früher Läden gestanden haben. Daneben besaßen aber auch
vornehme Patrizier hier ihre Häuser. Einen besonders origi
nellen Fund hat das Haus eines reichen Bürgers Trebius Valens
geliefert. An der langen, von einem breiten Dach beschatteten
Vorderfront sind nämlich — nach Art moderner amerikanischer
Reklame — grelle Anzeigen aufgemalt. So wird zum Beispiel
ganz Pompeji darauf aufmerksam gemacht, daß demnächst
ein Freund und Gönner der Stadt im Amphitheater ein großes
Fest zu geben beabsichtige. Vierzig Paar Gladiatoren werden
erscheinen! Jeder ist freundlichst eingeladen! — Unweit des
Hauses des Trebius befindet sich eine öffentliche Rüstkammer.
Der Haupt raum besteht aus einem großen, mit vielen Waffen
schränken versehenen Saal, dessen Wände zahlreiche Fresken
mit Darstellungen der Römersiege über Alt-Britannien
schmücken ! Auch (las im Jahre 1912 entdeckte Gerberhaus
ist jetzt ganz freigelegt worden. Dabei ist in einem der vielen
Schlafgemächer ein wohlerhaltenes Bett, V'ohl das einzige
seiner Art, gefunden worden. Fußende und die (1er Mauer
zugekehrte Seitenwand sind aus Holz und mit reichen Elfen
beinintarsien geschmückt. Selbst Polster und Laken sind noch
unversehrt. Ferner hat man an der einen Seitenwand des
Gerberhauses einen langen unterirdischen Gang entdeckt.
Seine Wände sind mit Bildern aus der Uiade verziert. Wie aus
den hier aufgefundenen Skeletten hervorgeht, hatten die
Hausbewohner, als vor 1800 Jahren die Vernichtungskata
strophe über Pompeji hereinbrach, hierher ihre Zuflucht ge
nommen, wo wahrscheinlich der eindringende Qualm und
Rauch ihrem Leben ein Ende machte.
(Kriegshumor im Kunstgewerbe.) Im Schaufenster
einer Lüneburger Kunsttöpferei ist eine Anzahl prächtiger
Wandteller ausgestellt mit Inschriften, welche zeigen, daß auch
in dieser ernsten Kriegszeit der Humor sich sein ihm gebüh
rendes Plätzchen zu behaupten versteht. Zugleich aber predigt
dieser echte Humor auch gute Lebensweisheit. Da mahnt
eine Inschrift zum würdevollen Tragen des Unvermeidlichen,
indem sie ausruft: „Allen, die zu nörgeln haben, nur drei
Tage Schützengraben.“ Eine andei'e mahnt zur Zufriedenheit
mit den jetzt manchmal recht zweifelhaften Ersatzstoffen
für Lebensmittel und den unendlichen Steckrüben: „Lerne
zu essen, ohne zu klagen !“ Auch ein Allheilmittel gegen die
Lebensmittelknappheit, leider ein unmögliches, wird da an
gepriesen: „Das Essen ist knapp! Gewöhnt es Euch ab!
1916/17!“
(Eine neue Radierung Max Klingers.) ist bei
E. A. Seemann in Leipzig in Vorbereitung. Der Künstler
nennt das Blatt „Im Unterstand". Es zeigt, im Querschnitt,
einen niedrigen Unterstand, in dem fünf Soldaten — zwei
in der Haltung der Erschöpfung, drei aufhorchend den Kopf
nach rechts wendend eine Gruppe bilden; über dieser
wagrechten Linie erhebt sich leicht ansteigend als Kurve
eine Hügellandschaft mit Bäumen. Das Blatt ist 18x22 cm.
Museen.
(Das neue Museum von St. Peter.) In allernächster
Zeit soll in Rom der Grundstein für das vom Kapitel von
St. Peter zu erbauende neue Museum der St. Peterskirche ge
legt werden, das sich auch des besonderen Interesses Papst
Benedikts erfreut, der für die Errichtung einen namhaften
Beitrag ausgeworfen hat. Der architektonisch im gleichen Stil
wie die Sakristei von St. Peter gehaltene Neubau kommt hinter
die Kolonnaden, parallel zum Portikus Karls des Großen zu
stehen. Er wird nach seiner Fertigstellung eine reichhaltige
Sammlung alter Fragmente der alten St. Peterskirche sowie
alle Archive, Dokumente, Pläne und Erinnerungen von Sankt
Peter beherbergen.
Vom Kunstmarkt.
(Vofi den Oppenheimschen Sammlungen in Frank
furt a. M.) soll das alte Kunstgewerbe unter Leitung von
Lepke und Helbing-München am 23. Oktober d. J. in
Berlin versteigert werden. Es handelt sich hierbei in xster
Linie um die berühmte Oppenheimsche Krugsamm lung, die
bedeutendste, die es überhaupt in Privatbesitz gibt, mit der
allein man sehr wohl die ganze Entwicklung der Steinzeug
töpferei in ihrer besten Zeit darstellen und erläutern könnte.
Eine umfangreiche Skulpturensammlung enthält Bronzen,
Terrakotten, Elfenbeinwerke, Stein- und Holzarbeiten von der
Gotik bis zum 18. Jahrhundert aus Italien, den Niederlanden,
Frankreich, dem Rheinland, Bayern und Franken. Unter den
italienischen Skulpturen steht eine bemalte Terrakotta-Madonna
des Benedette da Majano an erster Stelle, von den deutschen
Bildwerken muß neben der bayrischen Kreuzigungsgruppe um
1520 vor allem die Nürnberger St. Anna S e 1 b d r i 11 aus dem
Kunstkreis Dürers hervorgehoben werden. Die Antwerpener
Schnitzschule und Frankreich sind hervorragend vertreten.
Einen Glanzpunkt der Sammlung bilden die Kölnischen
Hauskapellenfenster, die dem Dreikönigsfenster des Kölner
Doms nahestehen. Unter den zahlreichen Glasmalereien
der deutschen, niederländischen und schweizerischen Meister
ist besonders ein ausgezeichnetes Hauptstück des Zürichers
Karl von Aegeri vom Jahre 1548 erwähnenswert. Email
arbeiten, Gläser, Miniaturen, Porzellane und Möbel, darunter
eine vorzügliche Zimmertäfelung der rheinischen Spätrenais
sance, vervollständigen den Bestand dieser berühmten Samm
lung, deren Katalog von dem bedeutendsten Kenner rheinischer
Kunst, Direktor Otto von Falke, abgefaßt wurde.