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Seite 134 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 16/17 
wir uns einmal die Seiten 590 und 591 des Jahrganges 
1840 der „Theaterzeitung“ ansehen, wo darüber in 
einer Pränumerations-Einladung einige Anhaltspunkte 
vorhanden sind. Hicnach erscheint „alle Wochen am 
Sonnabend ein illuminiertes Modenbild, am Ersten 
jedes Monats auch ein theatralisches Kostümbild 
mit porträtähnlichen Personen, ferner am 15. jedes 
Monats ein Wiener Lebensbild“. Weiter heißt es 
dann: „Alle diese Bilder sind in Kupfer und Stahl 
gestochen, jährlich wohl gegen ein Hundert an der 
Zahl.“ Bedenkt m.an nun, daß hienach vom Jahre 
1832 an bis 1859 (vor 1832 erschien die Theaterzeitung 
ohne Illustrationsbeigaben), wie oben dargelegt, rund 
2700 Bilder hätten herauskommen müssen, so ent 
stände von selbst die Frage, warum, die letztgenannte 
Zahl an Blättern mit jener der tatsächlich auf uns 
überkommenen sich nicht deckt. Das findet seine 
Erklärung darin, daß die in der Pränumerations- 
Einladung versprochene Bildermenge zweifellos nur 
als Abonuementsköder diente und, weiters auch darin, 
daß die „Theaterzeitung“ in späteren Jahren — 
etwa nach 1848 — nicht mehr die alte Bedeutung und 
Finanzkraft besaß. Bekannt ist ferner, daß Bäuerle 
nach einem anderwärts angewandten Worte Ludwig 
Hevesis ein wahres „Genie in Geldkalamitäten" war 
und häufig sich außerstande fühlte, die kostspieligen 
Bilder pflichtgemäß herstcllcn zu lassen. Bediente er 
sich doch nicht selten des Auskunftsmittels, eine schon 
früher fertiggestellte Kupferplatte neuerlich zu ver 
wenden und das alte Bild mit einer veränderten Auf 
schrift oder Textierung zu versehen. Als Besitzer der 
Hauptgruppen der Bäuerlebilder wage ich kühn die 
Behauptung, daß niemand sich rühmen kann, die 
gesamte lückenlose Serie dieser Bilder sein Eigen zu 
nennen. Selbst in der Wiener Stadtbibliothek, 
die alle Jahrgänge der Theaterzeitung samt den dazu 
gehörigen und mitgebundenen Bilderbeilagen besitzt, 
fehlt beispielsweise der (bilderlose) Jahrgang 1809/10 
gänzlich, und auch die Bilder selbst sind in den übrigen 
Bänden bis 1859 nur mangelhaft vertreten. 
Das von der Stadt Wien angekaufte Exemplar 
der Theaterzeitung gehörte ehedem der Tochter des 
Herausgebers, Fräulein Friederike Bäuerle, die aber 
selbst auch nicht im Besitze aller Bilder war, weil 
Kinder und Unbefugte diese ent trugen, zerschnitten, 
verdarben. Und auch andere große Bibliotheken 
weiden bei einem derartig ins Riesenhafte zerflatternden 
Druckwerke schwerlich mit Entschiedenheit dafür 
einstehen können, daß die kaum, übersehbaren Beilagen 
auch wirklich allesamt bis auf das letzte Stück vor 
handen sind. Da aber diese reizenden, das vorm.ärz- 
liche Leben und Treiben Wiens atmenden Bilder heute 
für sich allein einen sammlerischen Selbstzweck bilden 
und als solche sehr begehrt sind, wollen wir sie zu 
förderst nach Kategorien ordnen, wie diese sich ganz 
von selbst ergeben. Die Gattungsbezeichnung der 
jeweilig dargestellten Szene oder Figur ist nämlich 
auf dem oberen Randteile der Mitte des Blattes immer 
angegeben, auch ist jede Gattungsserie der Bilder 
rechts von der Zahl 1 an fortlaufend numeriert. 
Nachfolgend seien die Hauptgruppen der Bäuerle - 
blätter nach den Gattungsbezeichnungen nebst der 
je vorhandenen Stückzahl — wie bisher ermittelt 
werden konnte — vorgeführt: 
a) „Kostüme-Bilder“ 116 Stücke 
b) „Wiener Szenen“ 45 Stücke 
c) „Satyrische Bildci“ 136 Stücke 
Zusammen 297 Stücke. 
Diese Blätter können als Grundstock und zugleich 
als der wertvollste Teil gelten, den ein eifrig Suchender 
noch immer zusammenbringen wird. Allerdings wild 
er dabei Auktionen, Kunstantiquariate aufsuchen,, 
ja selbst manchen Pirschgang nach entfernten Vor- 
stadttrödlereien unternehmen müssen, um sich die 
Reihenfolge bis aufs letzte Stück zu verschaffen. 
Weiters befinden sich unter den Bäuerlebildern etwa 
135 Stück Rebusblätter, mit denen unsere Alt 
vorderen viel Spaß und Kopfzerbrechen hatten, nament 
lich wenn die Lösung „verzwickt“ war. Diese Blätter 
sind im Vergleich zu den früher genannten heute noch 
ziemlich wohlfeil (etwa K L— bis 5-— das Stück, 
je nach dem bildlichen Inhalt). Auch aus ihnen weht 
linde jene angenehme Naivität des Vormärz, die als 
Gegensatz zum nervenpeitschenden Getriebe der Gegen 
wart in uns die Ahnung entzückender Eriedsamkeit 
wachruft. Ferner ließ Bäuerle in seiner Theaterzcitung 
auch gegen 800 „Modebilder“ erscheinen, in denen wir 
die Herren- und Erauentracht des alten, gemütlichen 
Wien oft in Formen und Stilseltsamkeiten vorgeführt 
sehen, für die uns nur ein stilles Lächeln erübrigt. 
Wie schon angedeutet, begann für die Theater 
zeitung nach den politischen Erschütterungen des 
Jahres 1848 — von da an hieß sie „Wiener allgemeine 
Zeitung“ — allgemach der Verfall. Nicht als ob es den 
Bildern von dieser Zeit an Witz und Humor gebräche, 
aber eine gewisse System.losigkeit reißt ein. Unter 
dem Kollektivtitel „Beilage“ oder „Bild“, „Prämien 
bild“, oft auch ohne jede Bezeichnung und in kaum 
kontrollierbarer Zahlenfolge,, drängen sich die Kunst 
beilagen bunt durcheinander. Zum. „Kostümbild“, 
'„Wiener Szene“, „Satyrischen Bild" gesellen sich 
allerlei Schwarzblätter, ausländische Ansichten, Por- 
Ufäte und ein Sammelsurium anderer Darstellungen, 
die zwar noch immer interessant, aber oft unwienerisch 
und nicht mehr schematisch zusammen faßbar sind. 
Nimmt man die Zahl der nach 1848 bis 1859 erschiene 
nen Blätter mit rund 250 Stücken an und zählt noch 
dazu die ebenfalls sehr charakteristischen farbigen 
Titelblätter, die seit 1836 an jedem Jahresende aus- 
gegeben wurden, so erhalten wir mit Hinzurechnung 
der schon angegebenen verschiedenen Bilder die 
Gesamtzahl von 1505 Bäuerleblättern. Nach Ab 
zug der 800 Mode- und 135 Rebus blätter bleiben 
also 665 Stücke, die uns so recht eigentlich Szenen 
und Personenbildnisse aus dem. Wiener Kunst- und 
Volksleben samt den später hinzugekommenen untei- 
sch.iedlichen Ansichten aus aller Welt vorführen. 
Das groß angelegte Zeitungs- und Bilderunter 
nehmen hat im Verlaufe von 53 Jahren eine erkleck 
liche Menge von Griffeln und Nadeln in Bewegung 
gesetzt. Die Zeichner: Schoeller, Schmutzer, 
Cajetan, Kern, die Stecher: Zinke, Andr. Geiger, 
Zechmayer, Bogner und viele andere stellten ihre 
Kunst in den Dienst der Theaterzeitung. In den 1850 er 
Jahren geht es schon abwärts, da taucht an Stelle des 
Kupferstichs zeitweilig die lithographische Wieder 
gabe auf. „Gedruckt bei Rauh“, „bei Höfclichs Wwe.“ 
usw. deuten nebst der verminderten Kunstfaktur 
darauf hin. Auch der Holzschnitt wird stellenweise 
nicht verschmäht; der berühmte Blasius Höfel 
(1792 bis 1863) gründete sogar eine Holzschnittschule, 
zunächst, um die Theaterzcitung mit Modellbildern zu 
versorgen. 
Aus der besten Zeit der Bäuerlebilder besitzen 
wir drei Blätter, die vom. beliebten Karikaturisten 
Anton Zampis gezeichnet sind, dessen schnurrige 
Wiener Typen, Revolutionsgestalten, Fuhrwerke - usw. 
die Viennensiker künstlerisch und finanziell so hoch 
bewerten. Die erwähnten drei Bilder sind in der Serie 
„Satyrische Bilder“ unter den Nummern 5, 33 und 34
	        
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