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Nr. 16/17
Internationale
„Der Kämpfer“, „Londoner Arbeiterzeitung“, „Der Lumpen
proletarier“, „Die Rache“ usw. neu erworben.
(Der Bibliophile Heber.) Ein Abonnent schreibt uns:
Im Jahrgang 1833, von Bäuerles Theaterzeitung (Nr. 218
vom 30. Oktober) fand ich folgende Notiz: „Zu London
ist dieser Tage Herr Heber, einer der größten Bücher
liebhaber aller Länder und Zeiten gestorben. Seine Biblio
thek soll so zahlreich sein, daß zu ihrer Versteigerung
ein Jahr erforderlich wäre. Ist Ihnen etwas über diesen
Bibliophilen bekannt ? Besonders würde mich interessieren,
was mit seiner Bücherei geschehen ist.“ Wir geben die Anfrage
weiter. Vielleicht ist einer unserer Leser in der Lage, etrcas
Näheres über besagten Herrn Heber und dessen Bibliothek
mitzuteilen.
(Käthe Kollwitz’ „Weber als Buch“.) Die Illu
strationen, die Käthe Kollwitz zu Gerhart Hauptmanns
„Webern“ radiert hat und die als Einzelblätter gemeinsam
mit der Radierungsfolge des Bauernaufstandes den Namen
der Künstlerin berühmt gemacht haben, sollen jetzt in einem
künstlerischen Privatdruck, der von Steinthal in Frank
furt a. M. herausgegeben wird, zum ersten Male mit dem Werke
Hauptmanns vereinigt werden.
Bilder.
(Ein Staffeleigemälde von Joh. Zick gefunden.)
Von Johann Zick, dem genialen Barockmeister und Zeit
genossen Tiepolos, dem Schöpfer zahlreicher Fresken in Süd
deutschland, dessen Meisterschöpfungen die großen Fresken
im Bruchsaler Schloß darstellen, ist ein Staffeleibild im Privat
besitz gefunden worden. Das Bild, die Befreiung Petrus’ aus
dem Kerker darstellend, ist München 1747 datiert und zeigt
die typischen Farben von des Meisters Freskoplatte, das
helle Blau und das Rostrot in besonders prägnanter Weise.
Die Ermittelung, die von Maler Schmidt-Spahn von der
Karlsruher Kunstgewerbeschule gemacht wurde, ist auch
deshalb besonders bemerkenswert, weil, im Gegensatz zu
seinem Sohn Januarius, Staffeleibilder von Joh. Zick, diesem
großen deutschen barocken Monumentalmaler, fast unbekannt
sind.
(Unbekanntes Hohenzollernbilclnis von Cra-
nach.) Von Bildnissen aus dem Hohenzollernhause, die noch
aus der Blütezeit der deutschen Kunst der Renaissance
stammen, ist uns nur eine kleine Anzahl erhalten geblieben.
Mit um so größerem Interesse ist es daher zu begrüßen, daß es
der Forschung gelungen ist, unter den Meisterwerken Lukas
Cranaclr des Älteren ein bisher unerkannt gebliebenes Bildnis
eines Hohenzollern aufzufinden. Das Porträt befindet
sich auf der Wartburg in der Sammlung, welche der Kom
mandant der Wartburg, Oberburghauptmann von Cranach,
von den Werken seines großen Ahnherrn besitzt. Es stellt
den Markgrafen Johann von Brandenburg-Ansbach dar;
es ist, wie Professor Voß in den „Mitteilungen des Vereins
für die Geschichte Berlins“ schreibt, eine völlig eigenhändige
Arbeit Cranachs. Der Kunst Lukas Cranachs des Älteren
verdanken war noch ein anderes Hohenzollernporträt, das
Bildnis des Kurfürsten Joachim I., das Kaiser Wilhelm vor
16 Jahren aus Frankfurter Privatbesitz erwerben ließ. Das
Gemälde hängt jetzt im Berliner Schloß in einem der Zimmer,
die in die Gewölbe der Schloßkapelle hineingebaut sind.
In der Reihe der Hohenzollernporträts, die seit den Zeiten des
Kurfürsten Friedrich I. erhalten geblieben sind, sind die beiden
Gemälde die kunstgeschichtlich hervorragendsten.
Sammler - Zeitung
Handschriften.
(Ein koptischer Papyrus mit den Sprüchen
Salomonis.) In der philologisch-historischen Klasse der
Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften sprach
Professor Dr. Georg Steindorf über eine von ihm und Pro
fessor Dr. Karl Schmidt in Berlin zu veröffentlichende Pa
pyrushandschrift der Königlichen Bibliothek zu Berlin, die
dem dritten, nachchristlichen Jahrhundert angehört und den
vollständigen koptischen, in dem oberägyptischen Dialekt
von Achniem abgefaßten Text der Sprüche Salomonis enthält.
Da die ZahL dieser Literaturwerke nicht groß ist und der vor
gelegte Text zu den ältesten erhaltenen Stücken der koptischen
(christlich-ägyptischen) Bibelübersetzung gehört, so ist seine
sprachliche, lexikalische und literarische Bedeutung sehr groß.
(Briefe Alexander von Humboldts in Mitau.)
n der Mitauer Musenms-Bibliothek, die schon in diesem Kriege
o viele literarische Funde brachte, fand Professor Dr. Otto
slemen einige interessante Briefe von Alexander von Hum
boldt. Darunter sind Briefe an den preußischen General
leutnant und Gouverneur von Neuchatel, von Pfuel, an den
Geheimrat Lichtenstein, den Berliner Zoologen und endlich
der interessanteste Brief an den russischen Finanzminister
Georg Graf von Cancrin.
(Die Ernst-Rudorff-Sammlung.) Die überaus wert
volle, namentlich an Bach-Schätzen reiche Autographen
sammlung des Ende vorigen Jahres verstorbenen Professors
Dr. Ernst Rurlorff in Berlin ist in den Besitz der
Musikbibliothek Peters in Leipzig übergegangen. Von
bekannten Kantaten Bachs sind unter anderm in eigenhändigen
Partituren vertreten: „Ach Gott vom Himmel sieh darein“,
„O Ewigkeit, du Donnerwort“, „Ach lieben Christen", „O
Jesu Christ, du höchstes Gut“, ferner die Originalstimmen zu
sechs Kantaten mit eigenhändigen, für die Aufführung be
stimmten Zusätzen, Die auch an Autographen neuerer Meister
(Weber, Mendelssohn, Schumann, Brahms usw.) reiche Samm
lung wird bei der Musikbibliothek Peters als „Ernst-Rudorff-
Sammlung“ besonders geführt und im September in den
Räumen der Bibliothek öffentlich ausgestellt werden.
Philatelie.
(Versteigerung einer Europasammlung.) Der Wiener
Briefmarkenhändler Rudolf Fried 1 bereitet für den Oktober d. J.
die Versteigerung einer großen Europasammlung vor. Die
Auktion wird wie die früheren Friedls im Dorotheum statt
finden.
(Preisausschreiben für polnische Briefmarken.)
Der Warschauer Künstler verein erläßt nun ein Preisaus
schreiben zur Erlangung künstlerischer Entwürfe für polnische
Briefmarken. Es sind vier Zeichnungen in Schwarz oder Sepia
einzusenden. Die Technik bleibt dem Ermessen des Einsenders
überlassen. Bedingung ist rein polnischer Charakter und die
Aufschrift: „Königreich Polen“ in polnischer Sprache. Die
Größe einer Zeichnung ist Hochformat 90:115, die der übrigen
Zeichnungen Breitformat 115:145. Einsendung bis 1. No
vember an denWarschauerKünstlerverein, Trembackästraße 10.
Es werden drei Preise zu je M 1000, drei weitere Preise zu je
M 500, zehn zu M 300 und zehn zu M 150 verteilt.
Waffen.
(Hohe Preise für deutsche Ritterrüstungen.)
Innerhalb einer bei Christie in London abgehaltenen Ver
steigerung des künstlerischen Nachlasses und der Waffen
sammlungen des verstorbenen Marquis of Breadalbane er
zielten namentlich deutsche Ritterrüstungen aus dem 16. Jahr
hundert sehr hohe Preise. Die Waffen und Rüstungen waren