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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 20
Chronik.
Bilder.
(Ein Lenbaclibild, das Lcnbach nicht kannte.)
Im städtischen Museum zu Riga hängt ein Bild, das nach
der Überlieferung von Franz von Lcnbach gemalt ist. Es
stellt eine herbstliche Waldlandschaft mit Figuren aus der
Genoveva-Sage dar. Das Bild wurde 1905 von Herrn Paul
von Transehe auf Neu schwanenbirg geschenkt. Professor
A. Hauser teilte diesem aus München am 2. Juni 1893 über
das Bild folgendes mit: „Ich bin zu Professor von Leitbach
gegangen, um ihm die Landschaft zu zeigen. Lenbach sagte,
daß er das Bild nicht kenne und keine Idee habe, wer
es gemalt habe.“ Am 10. März 189t aber schreibt er: „Das
Bild scheint doch ein Lenbach zu sein. Ein hiesiger Maler,
welcher .es bei mir gesehen, behauptet, daß er Augenzeuge
war, wie Lenbach die Landschaft gemalt habe. Lenbach will
sich aber daran nicht erinnern.“ Und unterm 4. Februar 1895:
,,Die Landschaft soll doch ein Lenbach sein, obwohl er
sagt, daß er das Bild nicht gemalt habe. Ein hiesiger Künstler
versichert mir, daß er gesehen, wie Lenbach in Gegenwart
Makarts daran gemalt habe. Lenbach soll sehr häufig seine
Arbeiten nicht mehr gekannt haben.“
Handschriften.
(An die Besitzer von Liszt-Handschriften.) Wir
erhalten mit der Bitte um Veröffentlichung folgende Zuschrift:
Für die Fierausgabe der gesammelten Werke Franz Liszts,
die im Aufträge der Franz-Liszt-Stiftung geschieht, ist es von
größter Wichtigkeit zu wissen, in wessen Besitz sich die Ur
schriften des Meisters, die in seinem Auftrag angefertigten
Abschriften und die von ihm erledigten Druckverbesse-
r ungen befinden. An deren Besitzer ergeht hiemit die dringende
Bitte, eine Nachricht über ihre Liszt-Handschriften Herrn
Hofkapellmeister. Dr. Peter Raabe, Weimar, Windmütnen-
straße 2, oder den Unterzeichneten zukommen zu lassen und
gegebenenfalls den Herausgebern der Werke Liszts einen
Einblick in die Handschriften zu gestatten. Auch der Nachweis
älterer Drucke Lisztscher Werke ist willkommen. Alle etwa
entstehenden Kosten werden selbstverständlich vergütet, Der
Vorsitzende des Kuratoriums der Franz-Liszt-Stiftung von
Vignau, Generalintendant a. D., Weimar, der Obmann des
RevisionsausschüssesderFranz-Liszt-Äusgabe D. Dr.Wolf rum,
Geheimer Hofrat, Heidelberg, die Verleger der gesammelten
Werke Franz Liszts Breitkopf & Härtel, Leipzig.
Numismatik.
(Die Münzauktion bei Ball in Berlin.) Von den
Münzen und Medaillen der neufürstlichen, gräflichen und
freiherrlichen Häuser brachte ein Mansfelder Halbtaler von
1542 M 180, ein Dukaten Wallensteins 1628 M 350. F'ür einen
Schweizer Goldgulden von 1525 zahlte man M 900, für einen
Goldgulden von 1621 M 300. Von städtischen Münzen er
reichte Danzig mit einem Dreidukaten (Johann Casimir von
Polen) M 250, Frankfurt mit einem dicken Doppeltaler 1606
den Höchstpreis der Auktion: M 1800. überhaupt waren
die Frankfurter Preise gut: M 400 für einen Goldgulden 1512,
M 750 für eine goldene Postmedaille 1635, M 305 für eine
silberne Medaille 1635. Die 1546 auf Martin Luther geschlagene
Silbermedaille wurde mit M 250 bezahlt, die Hagenauer
Silbermedaille auf Stetner von 1523 mit M 200. Unter den
geistlichen Medaillen brachte die aus der Lanna-Auktion
bekannte Siindenfall-Medaille in Silber von 1549 den höchsten
Preis von M 510. Das Gesamterträgnis der Auktion beträgt
M 65.000.
(Zwei-Markstücke als Denkmünzen.) Vom 1. Jänner
1918 an sollen die Zwei-Markstücke außer Kurs gesetzt werden.
Eine Ausnahme bilden dabei nur die Zwei-Markstücke, die als
Denkmünzen ausgeprägt worden sind; sie behalten nach wie
vor ihre Gültigkeit. Es sind dies die nachstehenden Gedenk
münzen: Baden: 1902 Regierungsjubiläum des Großherzogs
Friedrich I., 1906 Goldene Hochzeit und 1.907 Tod des Groß
herzogs Friedrich I.; Bayern: 1911 90. Geburtstag des Prinz
regenten Luitpold; Hessen: 1904 Jubiläum des Großherzogs
Ernst Ludwig; Mecklenburg: 1904 Vermählung des Groß
herzogs Friedrich Franz IV.; Preußen: 1901 200-Jahresfeier
1701—1901, 1913 Flundertjahrfeier der Befreiungskriege und
25jähriges Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelms 11.; Sachsen:
1902 Tod des Königs Albert, 1904 Tod des Königs Georg,
1909 Jubiläum der Universität Leipzig; Sachsen-Meiningen:
1915 Tod des Herzogs Georg 11.; Sachsen-Weimar: 1903
Vermählung des Herzogs Wilhelm Ernst, 1908 Jubiläum der
Universität Jena; Schwarzburg-Sondershausen: 1905 Regic-
rüngsjubiläum des Fürsten Karl Günther.
Philatelie.
(Deutsche Bani-Marken.) Für das Gebiet der deutschen
Militärverwaltung in Rumänien sind drei Werte deutscher
Briefmarken des bekannten Germaniatyps mit dem der gleich
hohen deutschen Währung entsprechenden schwarzen Aufdruck
15, 20 und 40 Bani und den Buchstaben ,,M. V.“ (Militär
verwaltung) sowie eine Postkarte zu 10 Bani erschienen.
Weitere Werte dürften analog den deutschen Besätzungs
marken in Belgien und Ob-Ost später erscheinen.
Waffen.
(Eine Versteigerung in Berlin.) Ende November —
der genaue Termin wird noch bekanntgegeben — gelangt bei
Rudolph Lepke in Berlin einü der schönsten Waffensamm
lungen aus deutschem Privatbesitz zur Versteigerung. Sie ist
in dreißigjähriger Arbeit nach wissenschaftlichen Grundsätzen
zusammengetragen und enthält bedeutende Unicaan Rüstungen
Panzerhemden, Helmen, Schwertern, Stangenwaffen usw,
sowie eine große Anzahl Meisterstücke aus Eisengeräten.
Verschiedenes.
(Gaston von Mallmann.) In Kissingen ist der be
kannte Berliner Gemäldehändler Gaston von Mallmann
gestorben. Mallmann gehörte zu den interessantesten Persön
lichkeiten des Berliner Kunstmarktes. Ursprünglich nur
Sammler, sah er sich, nachdem er sein beträchtliches Vermögen
dieser Liebhaberei geopfert hatte, zum Handel gezwungen.
Aber auch als Händler blieb er Liebhaber. Er trennte sich
von den guten Stücken seines Besitzes nur ganz selten, und
so stellt seine Gemäldesammlung, die nun in Berlin zur
Versteigerung gelangen wird, einen erheblichen künstlerischen
und materiellen Wert dar.
(Gedächtnisausstellung Ernst Prey er.) Inder Düssel
dorf er Kunsthalle wurde eine 130 Arbeiten umfassende
Nachlaßaussfellung zum Gedächtnis des verstorbenen Malers
Ernst Preyer veranstaltet. Den größten Raum nehmen
Preyers Landschaften ein.