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Internationale Sammler- Zeitung
Nr. 23
sächlich ist es Cojiyolvulus sepium, dessen schlohweiße
Trichterblüten, Weihnachtskerzen gleich ans dem
tiefen, satten Grün leuchten, steigen die Ranken
der Heckenrosen, des Efeus, Gaißblatt (Lonicera)
Heckenknöterich (Polygonium) und allen voran die
der Waldrebe (Clematis) in ungezügelter Daseins
freude hoch empor, dabei ihren kleineren und be
scheideneren Mitbürgern das noch so bescheidene Plätz
chen an der Sonne streitig machend. Seltsam geformten,
riesenhaften Schlangen gleichend, windet sich echter,
aber verwildeter Wein um die Stämme und das Ast
werk der Bäume, während seine Ranken kreuz und
quer den weichen Waldboden überziehen, aus dessen
mütterlich fruchtbarem Schoße so manches seltene
und herrliche Blumenauge sehnsuchtsvoll zu jenen
reinen Höhen blickt, aus denen goldenes Licht wärmend
und belebend strahlt. Wie köstlich sind nicht die
wunderbar purpurn gefärbten Sträußchen des ge
fleckten Knabenkrautes, einer heimischen Orchideenart,
die leider ebenso w ; ie der zierliche Frauenschuh und
noch so manch andere bunte Schönheit unserer blü
henden heimischen Naturgesellschaft beinahe aus-
gerottet worden ist. Unter den Buschgruppen findet
der Sammler noch eine andere Rarität, die grünen auf
rotem Stengel stehenden „Stanizlblüten“ des ge
fleckten oder gemeinen Aronstabes (Arum maculatum).
Die Pflanze war ehemals in den Auen unseres so miß
handelten Praters recht häufig. Heute ist sie in fast
ganz Niederösterreich zur Seltenheit gew-orden.
Aus den stillen, grünen, von Schilf-und Röhricht
umschatteten Wassern, die: regungslos und sonnen
spiegelnd zwischen buntblumigen, grünsamtenen Wiesen
stehen, leuchten in träumerischer Schönheit weiße
und gelbe Wasserrosen, wie von Elfenhänden einge
stickt in ihren feucht-glänzenden goldgrünen Unter
grund von Tausendblatt und Armleuchteralgen.. Es gibt
keine Jahreszeit, in welcher der Naturfreund in diesem,
von lauschiger Pracht erfüllten Gottesgarten, wo an
Frühlingstagen zu dem süßen gleichschwebenden Ge
sänge der Donauwellen, die Vöglein jubilieren, wo zur
Brunstzeit dröhnend die Hirsche röhren und über
dem der stolze Weih schreiend seine Kreise zieht,
nicht unendlich vieles fände, nicht nur allein zum
Sammeln, sondern auch zum Schauen, Sehen und
Erkennen.
Wie lange noch ? Die Tore zu dieser Schatz
kammer an Schönheit und Naturfrieden stehen nun
mehr offen. Über kurz oder lang wird durch sie, einem
zweiten Korsareneinfall gleich, die Brandung der
Großstadt ihre vernichtenden Springfluten von Un
rat und Papier ergießen, über Tiere und Pflanzen
und was diesem Stückchen Erde sonst noch an still
friedlicher Poseie eigen ist. Noch wäre Zeit, den Schatz,
um den wir in gerechtem Egoismus bangen, zu retten.
Einfach, indem man die Lobau als Naturschutz
park erklärt. Das wäre eine Kulturtat von nicht ge
ringerem Werte als es die war, die einstens den Wiener
wald vor dem drohenden Untergange bewahrte.
Chronik.
Bibliophilie.
(Die Bibliothek Büchner.) Die reichhaltige Bibliothek
aus dem Besitz von Geheimrat Professor Büchner (Würzburg),
dem bekannten Chemiker und Nobelpreisträger, ist in den
Besitz der Buchhandlung Gustav Fock G. m. b. H. in Leipzig
übergegangen.
Bilder.
(Ein Bülow-Bildnis Max Liebermanns.) Professor
Liebermann hat ein Bild des Fürsten Bernhard von Bülow
vollendet. Schon einmal, gerade vor zehn Jahren hat Bülow
dem Meister gesessen. Es entstand damals eine Kr. klezeichnung,
die August Scherl gehört.
(Die Gemäldesammlung Albert von Oppenheim.)
Die Versteigerung der berühmten Gemäldegalerie des ver
storbenen Freiherrn Albert von Oppenheim in Köln ist
nunmehr auf den 19. März 1918 angesetzt. Der zum großen
Teil schon vor dem Kriege versandte Katalog bringt in einem
Prachtband die Beschreibung der 44 Meisterwerke mit einem
Geleitwort von Bode. Bekanntlich steht die Oppenheimsche
Galerie mit ihren erlesenen Bildern von Petrus Christus,
Quinten Massys, Rubens, van Dyck, Franz Hals, Hobbema,
Rembrandt, Pieter de Hooch, I h. de Keyser und anderen an
der Spitze der deutschen Privatsammlungen altniederländischer,
flämischer und holländischer Kunst. Die Ausstellung und der
Verkauf der Gemälde wird in Rudolph Lepkes Kunstauktions
haus zu Berlin unter gemeinsamer Leitung der Firmen Fepke
(Berlin) und Helbing (München) stattfinden. Nach dem
glänzenden Ergebnis, das die Versteigerung des kunstgewerb
lichen Teiles der Oppenheimsehen Sammlung im Oktober
d. ). hatte, darf man dieser Versteigerung mit größtem In
teresse entgegensehen.
(Ein neues Gemälde von Gebhardt.) Aus Düssel
dorf wird uns geschrieben: Ein neues großes Gemälde des bald
80jährigen Professors Eduard von Gebhardt ist zurzeit
in der städtischen Kunsthalle ausgestellt, eine neue Fassung
des von dem Künstler öfter behandelten Nikodemus-Themas.
Der Kopf Christi, der mit, einem Leuchter in der Hand, den
die Treppe heraufsteigenden Nikodemus empfängt, ist von
einer seltenen, fast erhabenen Durchgeistignng.
Numismatik.
(leine Medaille zur Errettung des Kaisers Karl.)
Die Wiener Künstlervereinigungen, Genossenschaft der bil
denden Künstler, Sezession und Hagenbund haben beschlossen,
zur Erinnerung an die Errettung des Kaisers Karl aus Lebens
gefahr eine Huldigungsmedaille prägen zu lassen. Das Kriegs
hilfskomitee bildender Künstler, das sich aus Mitgliedern der
genannten Vereinigungen zusammensetzt, hat die Ausschrei
bung des Wettbewerbes und die Ausführung der Medaille
übernommen. Die Wettbewerbsbedingungen werden vom
5. Dezember an in den Sekretariaten des Künstlerhauses, der
Sezession und des Hagenbundes (Konzerthaus), III., Loth
ringerstraße 20, anfliegen. Schriftliche Anfragen sind an das
Kriegshilfskomitee bildender Künstler, NIX., Windhaber
gasse 2 A, zu richten.
(Münzen und Medaillenauktion in (München.)
Otto Helbing Nacbf. in München versendet eben den um
fangreichen Katalog (5437 Nummern) einer am 10. Dezember
beginnenden Versteigerung von Münzen und Medaillen des
Mittelalters und der Neuzeit, umfassend nahezu alle Gebiete
dieses historisch und künstlerisch gleich interessanten Samrnel-
zweiges. Der Katalog enthält eine Reihe von seltenen Prä
gungen, bisher nur in dem einen oder in ganz wenigen Exem-