Nr. 24
Internationale Sammler- Zeitung
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tragen den geschätzten Namen. Die älteste ist ein
Kniestück, Bildnis eines Mädchens im Biedermeier
tracht, signiert „Kriehuber 840“. Es folgen dann
Bildnis eines Herrn aus dem Jahre 1851 und das
aus dem Jahre 1852 herrührende Bildnis einer Dame.
Die zwei anderen Porträts sind signiert, doch sind die
Jahreszahlen ihrer Entstehung nicht ersichtlich.
Sehr gut in der Qualität ist ein Damenbildnis
von Lam.pi dem Älteren, der vielleicht mit mehr
Berechtigung den alten Meistern zuzuweisen wäre.
Von Eduard von Lichtenfels ist eine „Partie aus
dem fürstlich Liechtensteinschen Jagdrevier bei Lunden-
buvg“, bez. Lichtenfels 1874, von Makart das Bildnis
einer Dame, von Carl Leopold Müller, „Der Kopf
eines Mulatten“, von Gabriel Max, ein weiblicher
Studienkopf, von A. L. Mielich „Bazar im Orient“ und
„Markt in Kairo" zu sehen.
Noch wären zu nennen von Ranftl „Bauernkinder
zur Schule gehend“, von Komako „Beleuchtungs
studie einer kleinen Gips-Kinderbüste“ sowie das
Selbstbildnis des Künstlers, von Ruß eine „Vier
märkenn mit Goldhaube“, von Schrödl „Schafe
im Stall“, von Straßgschwandtner „Kriegführende
Araber“, von Robert Theer „Johanneskopf" (Bleistift
zeichnung), von Troyon „Studie eines Esels in Land
schaft", von Eduard Veith vier Ölgemälde („Sommer“,
„Meeresnixen“, „Allegorie“ und „Am häuslichen
Herd").
Eine Klasse für sich bildet Waldmüller, der mit
dem Bildnis der Schauspielerin Sophie Schröder,
dem Bildnis eines kleinen blonden Mädchens mit
Korallenschnur um den Hals und dem Bildnis eines
kleinen blonden Buben vertreten ist.
An die Gemälde reihen sich Miniaturen von Kitt-
ner, Robelot, Schräger u. a.
Gobelins, alte Perserteppiche, Stickereien, Brokate
und Samte sind in einer eigenen Abteilung vereint
Die Versteigerung Richard y. Kaufmann.
Aus Berlin wird uns berichtet:
Das Ergebnis der Auktion Richard von Kaufmann
bedeutet einen kaum zu überbietenden Gipfelpunkt
auf dem Kunstmarkt. 11,828.055 Mark beträgt der
Erlös. Da in dieser Summe aber der Zuschlag von
10% für die Auktionsfirmen nicht inbegriffen ist,
so hat die Versteigerung in Wirklichkeit nicht nur
die acht Millionen der seinerzeitigen Hamilton-
Auktion, sondern sogar die 20 Millionen Franken
(= 12 Millionen Mark) übertroffen, welche die fast
schon legendäre Auktion Spitzer in Paris erbrachte.
Natürlich war es die ganz außergewöhnliche Qualität
der zur Versteigerung gelangten Objekte, die dieses
Resultat ermöglichten. Es kamen da Seltenheiten zum
Verkaufe, derengleichen man in Privatsammlungen
sonst kaum je begegnet. Köstliche, ganz frühe Italiener
wetteiferten hier mit Raritäten ersten Ranges älterer
deutscher und niederländischer Meister. Die Plastik
wies Unika auf, wie das Satyrpaar von Riccio, die
Engelfigur des Pier Francesco von der Florentiner
Domfassade. Das Kunstgewerbe bot Einzigartiges,
wie das Reliquiar der Danziger Schiff er innung oder
Arbeiten von Limoges aus dem- 14. Jahrhundert. Schon
die Ausstellung war eine Sensation, und ein Aufgebot
von Schutzleuten war nötig, um den Einlaß in das
Sezessionsgebäude zu regeln. Einige Tage vor der
Versteigerung war im Saale kein Sitzplatz mehr zu
haben. Alle Museen Deutschlands, Österreichs, Ungarns
und des neutralen Auslandes hatten ihre Vertreter
entsendet. Neben den Berliner Museumsdirektoren,
den Geheimräten Bode, Friedländer und Falke,
dem Münchner Museumsdirektor Dornhöfter und
den Dresdnern von Seydlitz und Dr. Posse bemerkte
man die Direktoren des Wiener Hofmuseums Glück
und Haberditzel von der Modernen Galerie sowie
Hofrat von Terey und Möller vom Budapester
Nationalmuseum. Nicht minder zahlreich wie die
Museen hatten sich die Vertreter der Sammlerwelt
eingestellt, darunter viele Wiener. Dazu kamen alle
großen Händler von Berlin, München, Frankfurt,
Wien, Budapest, Holland und der Schweiz sowie der
skandinavischen Länder.
Die Auktion setzte gleich mit einer Überraschung
ein. Es kamen die italienischen Primitiven zum Aus
rufe, Maler, deren Rolle in der Kunstgeschichte hoch
gewertet ward (besonders Lorenzetti nimmt einen
bedeutenden Platz ein), und die ersten zehn Primi
tiven brachten den kolossalen. Pieis von einer viertel
Million Mark. Unter diesen Raritäten wuide die Ma
donna des Lippo Memmi (Kat. Nr. 7) auf M 62.000
und eine Altartafel des Taddeo Gaddi, eines Giotto-
schülers (Kat. Nr. 1), von M 5000 auf M 40.500 hinauf
getrieben. Die beiden Werke Don Lorenzo Monacos
wurden gleichfalls v r eit über den Schätzungspreis
bezahlt. Für „Den heiligen Hieronymus stehend im
Gemache vor seinem Lesepult" (Nr. 4) erlegte ein
Sammler M 24.000, für „Die Geburt Christi" (Nr. 5)
ein anderer M 22.500, während „Die Geburt Christi“
von Lorenzetti (Nr. 0) M 25.000 und „Christus am
Kreuz" von Berna (Barna) da Siena (Nr. 8) M 29.500
erbrächte. Um Botticellis „Judith mit dem Haupte
des Holofernes in der erhobenen Linken“ (Nr. 19) ent
brannte ein heißer Kampf, schließlich ging sic
um M 110)000 in deutschen Museumsbesitz über.
Ein Rundbild aus Botticellis Werkstatt „Mariä mit
dem Kinde“ bis zum Knie sichtbar, mit dem jugend
lichen Johannes auf der linken Seite (Nr. 20), fand
für M 78.000 einen Käufer. Die beiden gioßen Altar
bilder von Domenico Panetti (Nr. 32) und Lazzaro
Grimaldi (Nr. 33), weniger hoch, an Kunstwert,
als an Umfang, gingen für M 25.000 und M 1000 weg.
Lauro Padovanos figurenreiche „Predella mit der
Drusiana-Legende“ (Nr. 41), fand für den überraschenden
Preis von M 150.000 einen neuen Eigentümer. Lorenzo
Lottos „Bildnis eines Goldschmiedes" (Nr. 57) er
reichte M 77.000, wurde aber bedeutend übertrumpft
von Tintorettos „Bildnis des Octavius de Strada“,
das einem Berliner Kommerzienrat für M 230.000
zufiel. Besonders hitzig wurden gesteigert das Savelli-
Bildnis von Moretto (Nr. 63), das M 200.000 erzielte,
und die Madonna des Meisters der Ursula-Legende
(Nr. 71), die M 265.000 brachte.
Die Münchener Pinakothek konnte dank einer
hochherzigen Stiftung das „Schlaraffenland“ von
Pieter Bruegel (Nr. 101) erwerben, das auf M 310.000
hinauflizitiert wurde. Die Dresdener Galerie erstand
Lukas Cranachs des Älteren „Bildnis eines Mannes
auf hellblauem Giund“ (Nr. 164) für M 76.000. Des-