MAK
Nr. 24 
Inter nationale Sammler- Zeitung 
unsere im reformierten Sinne ist für den Heidelberger Kate 
chismus ebenso charakteristisch wie die Beibehaltung, der 
• Lutherischen Deutschen Litanei. Bisher galt der Luthersche 
Kleine Katechismus von 1577 als ältester kurpfälzischer 
Katechismus» Kurfürst Heinrich von der Pfalz hatte zwar 
seiner Kirchenordnung das Luthersche Bekenntnis zugrunde 
gelegt, der Kultus war indes in Kurpfalz mehr nach calvini- 
stischem Sinn gestaltet, trotz Beibehaltung der Litanei. Sein 
Nachfolger Friedrich III. verhielt sich zunächst abwartend 
und vermittelte in der Kirchenpolitik. Aber die Verhältnisse 
spitzten sich zu dem Heidelberger Religionsgespräch von 
1560 zu, das den Calvinischen Sakramentsbegriff für Kur- 
pfate festlegte. Die extremsten Pfarrer mußten weichen. 
Die Verwirrung der Lehrbegriffe war in Kurpfalz aufs höchste 
gestiegen. In diese Zeit fällt die Entstehung des Katechismus 
als Kompromißbüchlein, das aber mit seinem kleinsten Format 
und seiner pseudonymen Firma nur insgeheim vertrieben zu 
sein scheint. 
(■Brand der deutschen Nationalbücherei in Gotha). 
Die in den letzten 15 Jahren von Professor Dr. Langhans 
in Gotha angelegte, 1912 der Öffentlichkeit übergebene 
deutsche Nation albücherei ist in ihrem wertvollsten Teile 
durch Brand vernichtet worden. Die Nationalbücherei um 
faßte das Gebiet der deutschen Kultur in jeglicher Form. 
Ihr Hauptwerk bestand aber weniger in Büchern, als in einei 
groß angelegten Sammlung von schwer zugänglichen Schriften, 
Aufsätzen, Flugblättern, Ausschnitten usw., die in zahlreichen 
Mappen enthalten waren. Vollständig vernichtet ist der all 
gemeine Teil, der den zum großen Teil unersetzlichen Inhalt 
umfaßte, und die Lesehalle mit annähernd 200 Zeitschriften. 
Ferner verlor der Leiter der Bücherei, Professor Freiherr von 
Lichtenberg, seine gesamten kulturhistorischen Sammlungen 
und Manuskripte aus dem Gebiete der ägyptischen, ägäischen 
und vorderasiatischen Kultur. Gerettet ist das Archiv für hand 
schriftliche Aufzeichnungen zur deutschen Völkerkunde und 
die der Bücherei als Verwaltungsstelle für literarische Nachlässe 
übergebenen Handschriften und Hinterlassenschaften. 
(Kostbare Bücher und Dokumente.) Aus Berlin, 
11. Dezember wird uns berichtet: Das in der letzten Nummer 
der,, Internationalen Sammler-Zeitung“ ausführlich besprochene 
Gauguin-Manuskript erzielte M 55.000. Die Bibel 
auf Pergament (hebräisch) geschrieben, brachte M 6000. 
M 30.000 zahlte Dr. PoIlak für Menzels Handexemplar der 
„Armee Friedrich des Großen“. 20 Ansichten von Berlin 
und Umgebung von J. Rosenberg brachten M 6300, 
50 malerische Rheinansichten wurden mit M 4400 losgeschlagen. 
-Lafontaines „Fontes et nouvelles en vers", ediert in Paris 
.1795, kamen auf M 6200, die „Leiden des jungen Werther“ 
von Goethe aus dem Besitz der Bäbe Schultheß auf M 5100. 
M 4200 brachte die Sammlung von 480 meist eigenhändig 
Unterzeichneten Kabinettsorders Friedrich des Großenaus 
den Jahren 1740—1753, M 3700 das „Journal des Luxus 
und der Moden“ in den Jahrgängen 1786—1794, 1811 -1822. 
Slevogts „Benvenuto Fellini“ stieg auf M 1950, die „Insel“ 
auf M 1200, auf M 1210 „Die Muse“, eine poetische Wochen 
schrift aus 1776. Von den Radierungen Zorns ging kaum 
eine unter M 1000 ab. 
Bilder. 
(Seltene Porträts.), Der unseren Lesern bestens bekannte 
graphische Schriftsteller Herr Dr. Ignaz Schwarz, der durch 
viele Jahre das Buch- und Kunstantiquariat Flilhofef & Ransch- 
burg leitete, eröffnete sein eigenes Kunstantiquariat im Hause 
Habsburgergasse 3 mit einer Ausstellung von Porträts, die 
last durcligehends Seltenheiten sind. 
Ein Rarissimum geradezu ist däs Schabkunstblatt von 
Benjamin Block, das Kaiser Leopold I. darstellt. Die groß 
herzogliche Dynastie Sachsen-Köburg-Gotha findet in der 
Seite 109 
Sammlung das Bild Stephan Koharys, der zu den Ahnen 
der Koburger gehört. Das Blatt ist vom Pfeffel geschabt. 
Die Familie Lob ko wi tz ist durch Prinzessin Eleonore, ver 
mählte Prinzessin Schwarzenberg, die Esterhazys durch 
den Prinzen Nikolaus und ein an einen Grafen Batthyany 
vermähltes Mitglied repräsentiert. Das Porträt der Fürstin 
Gabriele Auersperg ist von Kriehuber ausgeführt. Wir 
begegnen in der Ausstellung weiters Porträts von Gräfin 
Emilie Szechenyi geb. Gräfin Zichy, General Grafen 
Macchio, Josef Grafen Taff, dem gewesenen Botschafter 
in London, Alois Grafen Karolyi, dem ungarischen Insur 
rektionsgeneral Nicolaus von Gaal (Selbstporträt), Eduard 
Graf Flam-Gallas, Graf Prosper Sinzendorf, dem Friedens 
unterhändler General Graf St. Julien, Graf Silva Tarouca, 
Graf Emmerich Fsaky (von Bouchardy in Paris) und anderen 
Mitgliedern bekannter östererichischer und deutscher Adels 
geschlechter. Löschenkohl ist mit einer seiner prächtigen 
Silhouetten vertreten, die ein Mitglied der Familie Drasch- 
kowitz zum Vorwurf hat. Der Text deutet darauf hin, daß 
sich der Porträtierte von seinem Berufe zurückgezogen hat. 
Er lautet nämlich; 
„Suche Ruhe der Einsamkeit 
Du bringst mir durch frohe Stunden 
Segen, den ich nie gefunden 
In des Ehrgeiz Eitelkeit.“ 
Der Londoner Zweig der Rothschilds ist durch eine 
Karikatur vertreten, die einen Rothschild mit einem Kurs 
zettel in der Hand zeigt. 
Handschriften. 
(Verkauf der Lützenschen Gustav Adolf-Samm- 
luilg.) Für die Universität Upsala wurde die große Gustav- 
Adolf-Sammlung des schwedischen Vizekonsuls Oskar 
Plauer in Lützen für M 100.000 angekauft. Die Sammlung, 
welche in einem besonderen Saal der Universität Upsala 
unte’rgebracht wird, wurde von dem Direktor der Universitäts 
bibliothek Upsala abgeholt. Der Verlust für Lützen ist deshalb 
überaus schmerzlich, weil die reichhaltige Sammlung viele 
auf die Schlacht bei Lützen (6. November 1632) und auf den 
Heldentod Gustav Adolfs bezügliche Stücke enthielt. 
Numismatik. 
(Alte Fälschungen.) Das Münchener Kabinett es warb 
eine kleine nach Angabe des Überlassers bei Nürnberg ge 
hobene Fundmasse von Pfennigfälschungen aus Kupfermasse 
mit eisenfarbigem Überzug, sämtlich mit dem üblichen Vier 
schlag technisch gut gemacht, aber von etwas derberem 
Schnitt als die Vorbilder, nämlich Münchener Pfennig (Mönchs 
kopf Weckenschild), Witt. 145, Beierlein 52 f. unter Stephan II. 
J 1375, jedoch nur Mönchsbrustbilder ohne Stab. und ohne 
Kreuz auf dei Gugel (8 Stück) und Pfalzgraf Rupert I. f 1390. 
Amberger Pfennig auf Regensburger Art, Streber, Oberpfalz 
Taf 1 n. 3 f., Bb. über Mauer zw. R—A—Unter Doppelgiebel 
zwei Brustbilder, ein Stempel mit flachen Hüten der Brust 
bilder, ein. anderer mit Kronen (6 Stück). 
Plakate. 
(Für die nächste deutsche Kriegsanleihe.) Aus 
Berlin wird uns geschrieben: Der Verein der Plakatfreunde 
E. V. zu Berlin veranstaltet einen Wettbewerb zur Erlangung 
künstlerisch wertvoller Plakate für die nächste Kriegsan 
leihe und setzt an Preisen M 20.000 aus. Dem Preisrichter 
kollegium gehören u. a. an: Ludwig Hohlwein, Hofrat Alex 
ander Koch, Professor Bruno Paul, Professor Emil Prae- 
torius, Dr. Walther Rathenau, Oberbürgermeister Dr. Wer- 
muth. Nähere Bedingungen durch den Verein der Plakatfreunde 
E. V., Fharlottenburg 2, Joachimstalerstraße 1.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.