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Internationale Sammler-Zeitung
Seite 61
für Prinz Philipp von Koburg (1884), Erzherzog Friedrich
(1904), Erzherzog Franz Ferdinand (1910), der Willkomm
becher der Stadt Wien (1874), der Ehrenpokal Nikolaus
Dumbas an den Männergesangverein (1870), der Rokitansky-
Pokal der Gesellschaft der Ärzte (1874), das Service für Baron
Albert Rothschild (1884) und die Hoffmann-Gläser der neuesten
Zeit. Sein Glas triumphierte auf allen ausländischen und in
ländischen Ausstellungen, so zuletzt auf der Kölner Werk
bundausstellung 1914 und auf der Wiener Glasausstellung 1915
im Österreichischen Museum“, T.obmeyr war ein hervorragender,
kenntnisreicher Schätzer der Malerei und Graphik. Seine
Wohnung birgt eine der wertvollsten Privatgalerien. An kost
baren Gemälden dürfte er an 150 hinterlassen haben. Unter
den älteren Meistern sind Aldegrever, Brackenburg, Brouwer,
Cuyp, Everdingen, Craesbeke, Heemskerk, Poelemburg, Salo-
mon Ruysdael und Wynants vertreten. Von neueren Meistern
sind Danhauser, Waldmüller, Marko, Kurzbauer, Makart,
Canon, Defregger, Gabriel Max, Schmitson und Munkäcsy
(„Miltön, das Paradies diktierend“, „Mozart am Tage vor
seinem Tode“), ferner Bilder von Andreas und Oswald Achen
bach, Calame, Schelfhout, Troyon, Isabey, Spitzweg (5 Stücke),
Seitz, Vautier usw. zu erwähnen. Besonders reich sind ver
treten: Rudolf von Alt (über 100 Aquarelle), Pettenkofen
(16 Bilder und über 120 Studien und Skizzen).
(Der ungarische Krön ungs-Gedenkkelch.) Der
Professor der Ungarischen Landeskunstgewerbeschule in
Budapest, R. A. Zutt, schuf auf Bestellung des Kardinal-
Fürstprimas Johann von Csernoch einen Krönungsgedenk-
kelch. Dieser wird der Reihe der Andachtsrequisiten der
Krönung einverleibt; der Fürstprimas wird ihn nur bei der
Krönungsmesse gebrauchen, und dann kommt er bei jeder
folgenden Krönung durch den jeweiligen Fürstprimas zur
Verwendung. Es handelt sich um einen 40 cm hohen Silber
kelch. Techniken der alten berühmten ungarischen Edel
metallkunst schmücken ihn; modellierte und ziselierte Güsse,
Treibarbeiten, Emails und durchbrochene Ornamente. Mit
dem edlen Silbermantel wechseln goldene und elfenbeinerne
Zwischenteile, alles ist reich besetzt mit Smaragden, Rubinen,
Perlen, Gold- und Rauchtopasen. Auf Elfenbeinpiedestalen
beten vier knieende Engelskinder nach den vier Himmels
richtungen hin für das Schicksal Ungarns. Auf den Flügeln
ruht ein ornamentaler, emaillierter Reifen mit der Aufschrift:
Gloria et lionore coronasti Eum Anno Domini MCMXVT
XXX, Decembris. Aus diesem Reifen hebt sich der edel ge
formte Fuß des Kelches empor, inmitten von Rauch und
Goldtopasen, Smaragd- und Perlenschmuck mit dem Bilde
der heiligen Kröne geschmückt. Auf dem schlanken Fuß
halten Pelikane, die ihre Jungen mit dem eigenen (durch
Rubine symbolisierten) Blute nähren, eine Elfenbeinplatte,
die eigentliche Basis des Kelches. Aus dieser Elfenbein-Knospe
erblüht der Kelch, mit den Schätzen des ungarischen Bodens,
Ähren und Trauben, geschmückt; dazwischen emaillierte
Medaillen als Medaillons: Gregor der Große, Thomas von
Aquino, Paschalis Und Chrysostomus. Die untere Schluß
platte des Fußes stellt in durchbrochenem Silber das zur
Kirche gehende ungarische Volk dar und trägt die Widmung:
In memoriam coronationis Caroli IV. Regis et Zitae Reginae
F. F. Joannes Cardinalis Csenoch 1916. Reiche Symbole birgt
der monumentale Schmuck des Kelches. Das Ganze ist echt
ungarisch empfunden.
(Max Klinger-Ausstellung.) Die Kunsthütte zu Chem
nitz eröffnet in ihren. Räumen im König Albert-Museum eine
umfangreiche Max Klinger-Ausstellung. Sie enthält das
gesamte graphische Werk von den „Radierten Skizzen" an
bis zum „.Zelt“, das in der Vorzugsausgabe mit den Zustands
drucken und den Drucken der verlassenen Platten vorliegt.
Weiter sind eine Anzahl Aquarelle und Ölbilder, gegen 90 Zeich
nungen und etliche Bronzen ausgestellt. Die Werke entstammen
größtenteils der Sammlung des Kommerzienrates Hans
Vogel.
(Luther und Erfurt.) Man berichtet uns: Nachdem die
für 1917 zpm Reformationsjubiläum in Erfurt geplante
große Luthej--Ausstellung wegen der gegenwärtigen Schwierig
keiten nicht stattfinden kann, wurde beschlossen, die im Gange
befindlichen Vorbereitungen dazu zu verwenden, für Erfurt
einstweilen eine kleine Ausstellung zu veranstalten, die den
Namen Luther und Erfurt bekommen soll. .Die Bedeutung
des alten Erfurt, seiner Universität, seiner Humanisten und
seiner Einwirkung auf Luther und damit auf die Reformation
soll an der Hand eines ausgewählten Materials veranschaulicht
werden. Dem Erfurter Buchdruck, dessen Bedeutung der
Stellung cler Universität entsprach, wird dabei eine besondere
Stelle eingeräumt werden. Dargestellt werden soll die Vor
bereitung der Reformation durch den Humanismus und seine
bedeutendsten Vertreter; außerdem wird die Teilnahme
Erfurts an der Reformation veranschaulicht werden. Die anderen
reichhaltigen Bestände, die in Erfurt zur Gestaltung einer Aus
stellung über die Reformationszeit vorhanden sind, sollen dann
der später zu veranstaltenden großen Luther Ausstellung
Vorbehalten bleiben, in der die jetzt zu veranst ltendc kleine
Ausstellung als Unterabteilung aufgenommen wird.
Museen.
(Tin Armeemuseum in Marienburg.) Die berühmte
Waffensammlung des Ordensschlosses in Marien bürg soll,
wie uns aus Marienburg berichtet wird, unter Ergänzung der
Waffentechnik aus den letzten großen preußischen und deut
schen Kriegen einschließlich aus dem gegenwärtigen gewaltigen
Ringen zu einem Armeemuseum, einer vaterländischen Gedenk
halle zugleich, ausgestaltet werden. Anläßlich der letztjährigen
Umbauten im Hochmeisterpalast des Mittelschlosses, die
auch während der Kriegszeit nicht geruht haben, sind die
Sammlungen nun gesichtet, geordnet und anderwärts über
sichtlicher aufgestellt worden.
(Aus dent Louvre.) Im Erdgeschoß des Louvre sind
kürzlich einige Säle neu eröffnet worden, in denen die Arbeiten
der französischen Bildhauer des 19. Jahrhunderts neu auf
gestellt worden sind. In den beiden ersten Sälen haben die
Werke des ersten Kaiserreiches und der Restauration Platz
gefunden; in Kästen, ist eine vollständige Sammlung der
Medaillen von David d’Angers untergebracht. Es folgt ein
Saal mit Werken von Rüde und ein dritter mit Arbeiten von
Carpeaux. Daran schließt sich ein Raum, in dem die kürzlich
gestiftete Sammlung der Tierplastiken von Barve mit den
früheren Beständen dieses Meisters neu geordnet worden sind,
und endlich ist den in den jüngsten Jahren verstorbenen
Künstlern ein Saal eingeräumt worden, den die Pariser Presse
selbst als Saal der Mittelmäßigkeiten bezeichnet.
(Ein National-Ivriegsmuseum in London.) Dia
von Sir Alfred Mond angeregte Errichtung eines englischen
N&ional-Kriegsmuseums ist vom Kabinett genehmigt worden.
(Deutsche Kunstwerke für das Metropolitan-
Museum in New-York.) Das Metropolitan-Museum J zu
New-York hat vier bedeutende Werke moderner deutscher
Meister aus der Gemäldesammlung von Joseph Stransky
erworben. Herr Stransky, der gegenwärtige Leiter der Konzerte
der New-Yorker Philharmonischen Gesellschaft, ist ein be
kannter Sammler deutscher Kunstwerke und da er mit Eifer
für die Vertretung der modernen deutschen Kunst in den
öffentlichen Sammlungen Amerikas eintritt, so hat er sich
entschlossen, sich um des guten Zweckes willen von einigen
Hauptwerken seiner Sammlung zu trennen. Die Erwerbungen
erfolgten aus der Hugo-Reisinger-Stiftung, und zwar wählte
das Museum den Kopf eines Bauernmädchens von Leibi,
die Reeperbahn von Max Liebermann, eine italienische
Landschaft von F. A. von Kauibach und eine Landschaft
von Hans Thoma.