ie Geschichte muß aufhören, eine Ausstellung
1 Mumien zu sein, und sich in das verwandeln,
s sie in Wahrheit ist: ein enthusiastischer
rsuch der Auferstehung." Vielleicht trifft dieser
tz Ortega y Gassets gar nicht schlecht Sinn
;l Zweck eines neuerrichteten kirchlichen Mu-
ums, das am 16. November 1974 auf dem
ons doctus", dem Damberg zu Freising, eröff-
iwerden kannte.
ch in Salzburg kann man an einem solchen
turellen Ereignis ersten Ranges nicht achtlos
übergehen; zu viele Bande wurden im Laufe
r Jahrhunderte zwischen diesen beiden fast
eich alten geistlichen Hochstitten geknüpft. 724
Jaute der Romane Korbinian in Freising den
.ten Dom, dessen 1250. Weihetag ähnlich wie
s Jubiläum der Salzburger Kathedrale des
schotten Virgil als Anlaß zur Gründung eines
äzesanmuseums genommen wurde. Mehr als
)O Jahre (798-1803) gehörte Freising samt den
boierischen Bistümern Regensburg und Passau
n Metropolitanverband des Erzbistums Salz-
rg. Von diesem übernahm es nach den napo-
mischen Wirren auch das Land zwischen lnn
d Salzach, das bis dorthin kirchlich ganz und
litisch im Bereich des „Rupertigaues" nach
lzburg gehört hatte.
Vielleicht wird man es in einem Geschichtsbuch
des Jahres 2074 als auffällige Tatsache vermer-
ken, daß vor 100 Jahren im bayerisch-österrei-
chischen Raum innerhalb weniger Monate fünf
kirchliche Museen eröffnet wurden. Am 6. De-
zember 1973 bezog das Diözesanmuseum in
Wien seine neuen Räume, ab 6. April 1974 gibt
es das Dommuseum in Salzburg, im Mai d. J.
wurde das Diözesanmuseum in Klagenfurt in
mustergültiger Aufstellung neu präsentiert, am
12. Juli l974 feierte man in Regensburg die Er-
öffnung des kirchlichen Museums, und nun
schließt den Reigen das neue Diözesanmuseum
der Erzdiözese München und Freising.
Zunächst aber muß man sich fragen: Wird diese
Tatsache von einer späteren Geschichtsschrei-
bung als Ausdruck einer heillos gestrigen Kirche
gewertet werden? Einer Kirche, die, wenn sie
die Zeichen der Zeit erkannte, heute viel mehr
Entwicklungshilfe zu treiben, sozialen Wohnungs-
bau zu fördern, Kindergärten und Altenheime
zu bauen hätte. Oder wird man sich daran er-
innern, daß der Mensch nicht vom Brat allein
lebt, daß die Kunst in der Verkündigung der
Heilsbotschaft durch nichts ersetzt werden kann.
Soll der Mensch dieser hochindustrialisierten
Welt nicht zu einem Roboter werden, der durch
die beständige Frustration seiner musischen Kräf-
te die Gesellschaft geföhrdet, dann braucht er
Oasen der Stille und der Einkehr, wo er, vor die
letzten Sinnfragen des Lebens gestellt, diese
anhand der Lösungsversuche früherer Epochen
wieder positiv zu beantworten versucht.
Aus solchen Erwägungen heraus wagt die Kir-
che heute - wie Kardinal Döpfner bei der Er-
öffnung in Freising ausführte - so große finan-
zielle Belastungen, denn auch in einem Diöze-
sanmuseum geschieht Dienst am Menschen, auch
hier scheiden und entscheiden sich Wege für die
Zukunft. Sakrale Kunst kann weder entbehrt
noch umfunktioniert werden, auch wenn etwa in
einem staatlichen Museum im Osten eine sienen-
sische Tafel, Maria Verkündigung darstellend,
mit der bezeichnenden Beschriftung versehen
wurde: „Ein Mann bringt einer Frau eine Bot-
schaft." Nicht „die Ausstellung von Mumien"
kann der Sinn eines Diözesanmuseums sein, son-
dern vielmehr die heimatlos gewordenen Zeug-
nisse christlicher Kunst wieder der Öffentlichkeit
zugänglich zu machen und ihre Botschaft der
Welt zu erschließen.
Das Gebäude, in dem das neue Diözesanmu-
seum auf dem Damberg in Freising nun seine
Heimstätte gefunden hat, diente ursprünglich an-