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Seite 134 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 15 
kunst mit dem übrigen Kopfputz verbunden war, den wir 
uns wohl als eine Art hoher, spitzer Haube (Hermin) zu denken 
haben. Namentlich um den unteren Teil solcher ragender 
Hauben begegnen uns gelegentlich ähnliche Krönchen auf Ge 
mälden, Handzeichnungen und Miniaturen vom Schlüsse des 
15. Jahrhunderts. Das Brautkrönlein ist nicht als Haupt 
schmuck einer Fürstin, sondern als Morgengabe zu denken, 
darauf deutet vor allen das Gelöbnis und die Mahnung zur 
Treue, die sich ähnlich nicht selten auf Fingerlingen als In 
schrift findet. 
(Fund eines vorgeschichtlichen Schiffes.) Wie aus 
Stockholm berichtet wird, ist jüngst in der Gegend von 
Höör in der süd schwedischen Landschaft Schonen bei 
Vertiefungsarbeiten an einem Wasserlaufe ein vorgeschicht 
liches Schiff ausgegraben worden. Ein Sachverständiger, 
der aus der nahen Universitätsstadt Lund herbeikam, um den 
Fund zu begutachten, erklärt vorläufig, das Fahrzeug stamme 
wahrscheinlich aus der Stein- oder Eisenzeit. Das vorzeit 
liche Schilf, das als verhältnismäßig gut erhalten beschrieben 
wird, soll nach Lund gebracht und der Altertumssammlung 
der Universität emverleibt werden, die bereits zwei ähnliche 
vorzeitliche Schiffe •—• beide aus Smoland -— besitzt. Welche 
Bedeutung dem Funde zukommt, welcher Zeit er angehört 
usw., darüber wird erst die genauere Untersuchung Auskunft 
geben können. 
Museen. 
(Aus den Berliner Museen.) Hie Gemäldegalerie de s 
Berliner Ivaiser-Friedrich-Museums hat soeben durch Tausch 
einige neue Werke erhalten. Zwei davon sind Arbeiten deut 
scher Meister, deren Name unbekannt ist. Das erste Bild 
entstand um 1400 und zeigt den Leichnam Christi am Kreuzes 
stamm, darunter Maria und Johannes trauernd; das zweite, 
das um 1560 gemalt sein dürfte, stellt das Gleichnis vom ge 
rechten Richter d.ar. Eine weitere Neuerwerbung durch Tausch 
führt der Galerie ein Bild des Landschafts- und Genremalers 
Esaias van de Veld.e zu, der in der Kunst des beginnenden 
17. Jahrhunderts eine führende Rolle eingenommen hat. 
Es zeigt eine Gesellschaft beim Mahle auf einer Terrasse. — 
Die Sammlung des Kunstgewerbemuseums erhielt von Bergrat 
Arbenz in Zehlendorf, dem bekannten Sammler alter Eisen 
kunst, ein hervorragendes Werk des Berliner Eisengusses 
aus der Zeit um 1830. Es ist die Reiterstatuette Friedrichs 
des Großen nach einem Modell von Theodor Kalide, dem 
Schöpfer der schönen Bacchantin auf dem Panther in der 
Nationalgalerie. 
(Neuaufstellungen im Österreichischen Museum.) 
Im Österreichischen Museum in Wien wurden die Arbeiten 
der Kleinplastik in Holz, Elfenbein, Wachs, Terrakotta und 
Stein neu aufgestellt (Saal IX im I. Stock). Es sind Figuren, 
Reliefs, Lederarbeiten, Becher, Modelle für Altäre, Hausaltäre, 
Spielbretter und Spielbrettsteine, geschnitzte und bemalte 
Kassetten und Kästchen. Von großem Interesse ist eine Samm 
lung von 24 Damenbrettsteinen aus Holz gedrechselt, mit 
zeitgenössischen Porträts aus bemalter Masse, wohl aus Augs 
burg, dem Kreise des H. Kels angehörend. Die nächsten 
Räume vereinigen Möbel aus dem Ende des 18. Jahrhunderts 
und Bronzen von Thomire sowie die Sammlung von Kassetten 
und Kästchen. In den Fenstern ist eine Anzahl hervorragender 
Kabinettsscheiben deutscher, niederländischer und Schweizer 
Herkunft ausgestellt. Die Wände sind teils mit asiatischen 
Teppichen, teils mit Stickereien, darunter französischen aus 
dem 16. Jahrhundert, geschmückt. 
(Das Riesengebirgsmuseum in Hohenelbe.) Aus 
Spind elmühle im Riesengebirge wird berichtet: Am 
14. April 1914 wurd.e in Hirschberg in Schlesien das vom 
reichsdeutschen Riesengebirgsvercin mit bedeutenden Kosten 
errichtete Riesengebirgsmuseum eröffnet. Neben dem reichs 
deutschen besteht aber auch ein österreichischer Riesengebirgs- 
verein mit einer Anzahl Ortsgruppen, dessen Vorort das Städt 
chen Hohenelbe in Böhmen ist. Dieser österreichische Verein 
hat seit längerer Zeit ebenfalls Sammlungen angelegt, die aber 
erst 1917 zu einem regelrechten Museum ausgestattet wurden, 
das sich im Erdgeschoß des Hauses hinter der Stadtkirche 
befindet und dessen eigentlicher Schöpfer und verdienstvoller 
Leiter Prof. Dr. Karl Schneider in Hohenelbe ist. Dieses 
Museum ist keineswegs als Konkurrenz zum reichsdeutschen 
Riesengebirgsvercin gedacht, zu dem der österreichische Bruder 
verein im Mai 1913 unter stürmischer Zustimmung seiner 
Mitglieder einen namhaften Betrag bewilligte. Es will vielmehr 
eine speziell österreichische Sammlung darstellen, reicht doch 
das Gebirge viel tiefer ins Österreichische hinein als ins Preußi 
sche. Auf der kürzlich in Hohenelbe stattgefundenen Haupt 
versammlung des österreichischen Riesengebirgsvereines wurde 
die fernere Ausgestaltung des Hohenelber Museums, das auch 
durch die Einbeziehung des Hohenelber städtischen Museums 
vergrößert werden soll, eingehender beraten. Nach seiner im 
Vorjahre erfolgten Einrichtung umfaßt es jetzt in acht Zimmern 
rund 2500 Museumstücke aller Art. Ein Zimmer ist lediglich 
der Kunst im Riesengebirge gewidmet. Es enthält unter an 
derem prachtvolle Reliefmodelle. Ein anderes Zimmer bietet 
eine reiche Auswahl von Gesteinen, Erzen und Abdrücken; 
es ist die Bergbauabteilung des Museums. Flora und Fauna 
kommen ebenfalls zu ihrem Rechte, insbesondere mit einer 
Darstellung der dem Riesengebirge eigentümlichen Vogelwelt 
(Alpenvögel). Andere Zimmer enthalten Sammlungen aus der 
Hausindustrie und Großindustrie des Gebirges, wobei Weberei 
und Glasmacherei eine Rolle spielen. Ein Zimmer stellt die 
bis ins einzelne getreue Wiedergabe des Innern einer Gebirgs- 
baude dar. 
(Ein Ernst Haeckel-Museum in Jena.) Aus den 
-Mitteln der Carl Zeiß-Stiftung ist für die Universität Jena 
die VillaMedusa,dasschön gelegeneWohnhaus ErnstHaeckels, 
zum Zwecke der Errichtung eines Instituts für allgemeine 
Entwicklungslehre und eines Ernst Haeckel-Museums erworben 
worden. Professor Haeckel stiftete dazu den größten Teil seines 
mobilen Inventars, namentlich seiner reichen Sammlungen von 
Gemälden, Büsten, Kupferstichen sowie zahlreiche ihm von 
seinen Schülern und Freunden zugegangene Ehrengeschenke. 
Ein Teil des Haeckel-Museums ist als Schausammlung gedacht, 
ein anderer Teil als wissenschaftliches Institut für allgemeine 
Entwicklungslehre. Es soll als Zentrale für alle Forschungen 
auf diesem Gebiete ausgestaltet werden, zugleich soll cs die 
zerstreuten Materialien sammeln und literarisch verwerten. 
Haeckel hat auch seine umfangreiche und wertvolle Bibliothek 
diesem Institut zum Geschenk gemacht. Zum Leiter des 
Haeckel-Museums ist Dr. Heinrich Schmidt (Jena), ein Schüler, 
Mitarbeiter und Freund Haeckels, ausersehen. 
Vom Kunstmarkt. 
(Ölgemälde moderner Meister.) Bei reger Beteiligung 
von Käufern ging, wie man uns aus München meldet, in 
der Galerie Helbing die Versteigerung der Nachlässe Prof. 
Otmar von Anger er (München) und Gottfried Leonhard 
Daube (Frankfurt a. M.) vor sich. Die modernen Gemälde 
erzielten durchwegs gute Preise. Nachstehend die Ergebnisse; 
Nr. 1, Andr. Achenbach, Marine, M 13.500; Nr, 2, Benno 
Adam, Im Stalle, M 400; Nr. 3, Ders., An der Krippe, M 100; 
Nr. 4, Ders., Vorstehhunde, M 130; Nr. 5, Allot, Neapel, 
M 230; Nr. 6, J. Altheimer, Kriegsspiel, M 105; Nr. 7, 
Amerling, Kopf eines blonden Mädchens, M 480; Nr. 9, 
Carl Becker, Überraschung, M 2000; Nr. 10, C. J. Becker- 
Gundahl, Die Hundeschererin, M 1500; Nr. 11, Ders.j Wahr 
sagerin, M 3900; Nr. 12, Konr. Beckmann, Die Preiskuh, 
M 1500; Nr. 15, Beneliure y Gil, Maurisches Cafe in Tunis,
	        
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