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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 15
kunst mit dem übrigen Kopfputz verbunden war, den wir
uns wohl als eine Art hoher, spitzer Haube (Hermin) zu denken
haben. Namentlich um den unteren Teil solcher ragender
Hauben begegnen uns gelegentlich ähnliche Krönchen auf Ge
mälden, Handzeichnungen und Miniaturen vom Schlüsse des
15. Jahrhunderts. Das Brautkrönlein ist nicht als Haupt
schmuck einer Fürstin, sondern als Morgengabe zu denken,
darauf deutet vor allen das Gelöbnis und die Mahnung zur
Treue, die sich ähnlich nicht selten auf Fingerlingen als In
schrift findet.
(Fund eines vorgeschichtlichen Schiffes.) Wie aus
Stockholm berichtet wird, ist jüngst in der Gegend von
Höör in der süd schwedischen Landschaft Schonen bei
Vertiefungsarbeiten an einem Wasserlaufe ein vorgeschicht
liches Schiff ausgegraben worden. Ein Sachverständiger,
der aus der nahen Universitätsstadt Lund herbeikam, um den
Fund zu begutachten, erklärt vorläufig, das Fahrzeug stamme
wahrscheinlich aus der Stein- oder Eisenzeit. Das vorzeit
liche Schilf, das als verhältnismäßig gut erhalten beschrieben
wird, soll nach Lund gebracht und der Altertumssammlung
der Universität emverleibt werden, die bereits zwei ähnliche
vorzeitliche Schiffe •—• beide aus Smoland -— besitzt. Welche
Bedeutung dem Funde zukommt, welcher Zeit er angehört
usw., darüber wird erst die genauere Untersuchung Auskunft
geben können.
Museen.
(Aus den Berliner Museen.) Hie Gemäldegalerie de s
Berliner Ivaiser-Friedrich-Museums hat soeben durch Tausch
einige neue Werke erhalten. Zwei davon sind Arbeiten deut
scher Meister, deren Name unbekannt ist. Das erste Bild
entstand um 1400 und zeigt den Leichnam Christi am Kreuzes
stamm, darunter Maria und Johannes trauernd; das zweite,
das um 1560 gemalt sein dürfte, stellt das Gleichnis vom ge
rechten Richter d.ar. Eine weitere Neuerwerbung durch Tausch
führt der Galerie ein Bild des Landschafts- und Genremalers
Esaias van de Veld.e zu, der in der Kunst des beginnenden
17. Jahrhunderts eine führende Rolle eingenommen hat.
Es zeigt eine Gesellschaft beim Mahle auf einer Terrasse. —
Die Sammlung des Kunstgewerbemuseums erhielt von Bergrat
Arbenz in Zehlendorf, dem bekannten Sammler alter Eisen
kunst, ein hervorragendes Werk des Berliner Eisengusses
aus der Zeit um 1830. Es ist die Reiterstatuette Friedrichs
des Großen nach einem Modell von Theodor Kalide, dem
Schöpfer der schönen Bacchantin auf dem Panther in der
Nationalgalerie.
(Neuaufstellungen im Österreichischen Museum.)
Im Österreichischen Museum in Wien wurden die Arbeiten
der Kleinplastik in Holz, Elfenbein, Wachs, Terrakotta und
Stein neu aufgestellt (Saal IX im I. Stock). Es sind Figuren,
Reliefs, Lederarbeiten, Becher, Modelle für Altäre, Hausaltäre,
Spielbretter und Spielbrettsteine, geschnitzte und bemalte
Kassetten und Kästchen. Von großem Interesse ist eine Samm
lung von 24 Damenbrettsteinen aus Holz gedrechselt, mit
zeitgenössischen Porträts aus bemalter Masse, wohl aus Augs
burg, dem Kreise des H. Kels angehörend. Die nächsten
Räume vereinigen Möbel aus dem Ende des 18. Jahrhunderts
und Bronzen von Thomire sowie die Sammlung von Kassetten
und Kästchen. In den Fenstern ist eine Anzahl hervorragender
Kabinettsscheiben deutscher, niederländischer und Schweizer
Herkunft ausgestellt. Die Wände sind teils mit asiatischen
Teppichen, teils mit Stickereien, darunter französischen aus
dem 16. Jahrhundert, geschmückt.
(Das Riesengebirgsmuseum in Hohenelbe.) Aus
Spind elmühle im Riesengebirge wird berichtet: Am
14. April 1914 wurd.e in Hirschberg in Schlesien das vom
reichsdeutschen Riesengebirgsvercin mit bedeutenden Kosten
errichtete Riesengebirgsmuseum eröffnet. Neben dem reichs
deutschen besteht aber auch ein österreichischer Riesengebirgs-
verein mit einer Anzahl Ortsgruppen, dessen Vorort das Städt
chen Hohenelbe in Böhmen ist. Dieser österreichische Verein
hat seit längerer Zeit ebenfalls Sammlungen angelegt, die aber
erst 1917 zu einem regelrechten Museum ausgestattet wurden,
das sich im Erdgeschoß des Hauses hinter der Stadtkirche
befindet und dessen eigentlicher Schöpfer und verdienstvoller
Leiter Prof. Dr. Karl Schneider in Hohenelbe ist. Dieses
Museum ist keineswegs als Konkurrenz zum reichsdeutschen
Riesengebirgsvercin gedacht, zu dem der österreichische Bruder
verein im Mai 1913 unter stürmischer Zustimmung seiner
Mitglieder einen namhaften Betrag bewilligte. Es will vielmehr
eine speziell österreichische Sammlung darstellen, reicht doch
das Gebirge viel tiefer ins Österreichische hinein als ins Preußi
sche. Auf der kürzlich in Hohenelbe stattgefundenen Haupt
versammlung des österreichischen Riesengebirgsvereines wurde
die fernere Ausgestaltung des Hohenelber Museums, das auch
durch die Einbeziehung des Hohenelber städtischen Museums
vergrößert werden soll, eingehender beraten. Nach seiner im
Vorjahre erfolgten Einrichtung umfaßt es jetzt in acht Zimmern
rund 2500 Museumstücke aller Art. Ein Zimmer ist lediglich
der Kunst im Riesengebirge gewidmet. Es enthält unter an
derem prachtvolle Reliefmodelle. Ein anderes Zimmer bietet
eine reiche Auswahl von Gesteinen, Erzen und Abdrücken;
es ist die Bergbauabteilung des Museums. Flora und Fauna
kommen ebenfalls zu ihrem Rechte, insbesondere mit einer
Darstellung der dem Riesengebirge eigentümlichen Vogelwelt
(Alpenvögel). Andere Zimmer enthalten Sammlungen aus der
Hausindustrie und Großindustrie des Gebirges, wobei Weberei
und Glasmacherei eine Rolle spielen. Ein Zimmer stellt die
bis ins einzelne getreue Wiedergabe des Innern einer Gebirgs-
baude dar.
(Ein Ernst Haeckel-Museum in Jena.) Aus den
-Mitteln der Carl Zeiß-Stiftung ist für die Universität Jena
die VillaMedusa,dasschön gelegeneWohnhaus ErnstHaeckels,
zum Zwecke der Errichtung eines Instituts für allgemeine
Entwicklungslehre und eines Ernst Haeckel-Museums erworben
worden. Professor Haeckel stiftete dazu den größten Teil seines
mobilen Inventars, namentlich seiner reichen Sammlungen von
Gemälden, Büsten, Kupferstichen sowie zahlreiche ihm von
seinen Schülern und Freunden zugegangene Ehrengeschenke.
Ein Teil des Haeckel-Museums ist als Schausammlung gedacht,
ein anderer Teil als wissenschaftliches Institut für allgemeine
Entwicklungslehre. Es soll als Zentrale für alle Forschungen
auf diesem Gebiete ausgestaltet werden, zugleich soll cs die
zerstreuten Materialien sammeln und literarisch verwerten.
Haeckel hat auch seine umfangreiche und wertvolle Bibliothek
diesem Institut zum Geschenk gemacht. Zum Leiter des
Haeckel-Museums ist Dr. Heinrich Schmidt (Jena), ein Schüler,
Mitarbeiter und Freund Haeckels, ausersehen.
Vom Kunstmarkt.
(Ölgemälde moderner Meister.) Bei reger Beteiligung
von Käufern ging, wie man uns aus München meldet, in
der Galerie Helbing die Versteigerung der Nachlässe Prof.
Otmar von Anger er (München) und Gottfried Leonhard
Daube (Frankfurt a. M.) vor sich. Die modernen Gemälde
erzielten durchwegs gute Preise. Nachstehend die Ergebnisse;
Nr. 1, Andr. Achenbach, Marine, M 13.500; Nr, 2, Benno
Adam, Im Stalle, M 400; Nr. 3, Ders., An der Krippe, M 100;
Nr. 4, Ders., Vorstehhunde, M 130; Nr. 5, Allot, Neapel,
M 230; Nr. 6, J. Altheimer, Kriegsspiel, M 105; Nr. 7,
Amerling, Kopf eines blonden Mädchens, M 480; Nr. 9,
Carl Becker, Überraschung, M 2000; Nr. 10, C. J. Becker-
Gundahl, Die Hundeschererin, M 1500; Nr. 11, Ders.j Wahr
sagerin, M 3900; Nr. 12, Konr. Beckmann, Die Preiskuh,
M 1500; Nr. 15, Beneliure y Gil, Maurisches Cafe in Tunis,