MAK
Seite 156 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 18 
hundert Stücke zählt diese eigenartige Sammlung, 
die von A. Riha in seiner Geschichte des Glases im 
Altertum als bedeutendste Sammlung syrischer Gläser 
bezeichnet wird. Ein kleiner Teil der Sammlung wurde 
von dem Sohne des Gründers, Herrn Oskar Zettl er 
beigebracht, der ihr nun auch als Besitzer eine wissen 
schaftliche Richtung und Ausarbeitung widerfahren 
ließ. Herr Oskar Zettler hat durch Herrn Professor 
Dr. Ernst von Bassermann-Jordan in München 
einen Katalog ausarbeiten lassen, dem als Privatdruck 
von bewährten Händen eine so hübsche Gestalt und 
gediegene Ausstattung gegeben wurde, wie es dem 
erlesenen Zweck, dem das Werkchen zu dienen ' hat, 
entspricht. 
Der Katalog wird, wie hier erw'älmt sei, gerne von 
dem Besitzer der Sammlung, Herrn Oskar Zettler, 
in München, Sammlern und Museen kostenlos zur 
Verfügung gestellt. Zehn Tafeln vermitteln das Bild, 
eines ansehnlichen Teiles der Gläser in geschmack 
voller Weise. Der Katalog selbst ist nach den Zweck 
formen der Sammlungsgegenstände gesondert — 
Kannen, Flaschen, Amphoren, Ölfläschchen, Amprillen, 
Salbflaschcn, Phiolen, Balsamarien, Becher, Teller, 
Schalen, Näpfe, Töpfchen, Büchsen, usw. — und jedes 
Stück nach Größe, Gestaltung, Farbe, Verzierung, 
Erhaltungszustand und Fundort beschrieben. Gerade 
darin liegt ein Hauptwert der Sammlung, daß die 
Fundorte meistens genau bekannt sind, und daß im 
Zusammenhänge damit die Klärung des Unterschiedes 
zwischen syrischer und gallisch-rheinischer Glas 
industrie wesentlich gefördert wird. 
Zum größten Teil wurden die Gläser beim Bahnbau 
Jaffa—Jerusalem nach fast di eitausendjähriger Ver 
schüttung ausgegraben. Fundorte sind insbesondere 
Bed-Djubrin, das alte Eleuthoropolis, Beg-Bab und 
Askalon. Einzelne Stücke stammen aus Emporium 
in Spanien. Nur weniges ist aus dem Handel erworben 
und unbestimmter oder unbekannter Herkunft. Größten 
teils sind die Gläser tadellos erhalten, was wie ein Wunder 
anmutet, wenn man die Gefäße, die oft Wandungen 
so dünn wie Eierschalen haben, einer genauen Be 
trachtung unterzieht. In ihrer Zartheit erscheinen die 
Gläser wie aus einer anderen Welt, wenn man bedenkt, 
daß über dem Boden, unter dem sie Jahrtausende 
schlummerten, die Zeitgenossen der Christuspassion 
schon geschritten sind. Von auffallender Form sind die 
Balsamarien, die aus zwei zusammengeschmolzenen 
Fläschchen mit einer Art Korbhenkel bestehen. Das 
Material ist meist durchsichtiges, zum kleineren Teil 
undurchsichtiges Glas. Die technische Behandlung 
ist von staunenswerter Vollendung. In den Formen 
vereinigt sich hohe 'Linienschönheit mit erfinderischer 
Mannigfaltigkeit. Die Verzierungen sind ebenso zart 
an sich, wie fein abgewogen im Verhältnis zur Gesamt 
form. Vollends die Farben sind von wunderbarem 
Reiz, dessen höchste Steigerung allerdings erst die 
lange Lagerung in der Erde hervorgebracht hat, in 
der Weise der Schillerfarbcn, die bald an die Farben 
reihe des Regenbogens, bald an die Flügelpracht 
brasilianischer Schmetterlinge, bald an das glimmernde 
Grün eines Leuchtkäfers oder an das Rot glühender 
Kohlen erinnert. 
Diese Formenschönheit, dieser Farbenzauber führen 
auf ein Gebiet, auf dem diese ehrwürdigen Schätze 
eine verständige Sprache reden und zu Betrachtungen 
anregen, welche Geschmackskultur einem Volke eigen 
sein mußte, das sich vor ungefähr 3000 Jahren in 
seinem Alltag solcher Gebrauchsgegenstände bediente 
und dem solche Schönheit auch Alltagsbedürfnis war. 
K. M. 
Von Hugo Piffl, k. u. k. Oberstleutnant (im Felde). 
Pech. 
Wir zogen im Jahre 1875 in das alte Postgebäude 
in Kremsier ein, in welchem der ehemalige Thurn- und 
Taxissche Erbpostmeister als Hausbesitzer wohnte. Unsere 
Magd schleppte täglich vom Dachboden des Plauses Papier 
zum Unterzünden in die Küche und zu den Öfen, ohne daß 
wir Buben davon irgendeine Notiz nahmen. Drei Jahre später 
brach in der Realschule ein heftiges Markensammelfieber 
aus, das auch mich ergriff und mich bewog, unter dem 
erwähnten Unterzündpapier nach etwaigen alten Briefum 
schlägen nachzuforschen. Richtig fand ich mehrere mit eigen 
tümlichen alten, etwas derb gearbeiteten Marken beklebt. 
Ich stieg auf den Boden und erblickte dort einen wohl mindest 
anderthalb Meter hohen Haufen Papier, bestehend aus alten 
Rezc pissen, Quittungen und dergleichen, aber auch zahl 
reichen Briefumschlägen und Zeitungskreuzbändern. Die ver 
schiedensten ovalen und rechteckigen Brief- und Zeitungs 
marken mannigfacher Färbung hatten hier des Entdeckers 
geharrt. Ich sammelte hunderte, verschenkte und tauschte 
dutzendweise diese, in meinen Augen sehr minderwertigen 
Postwertzeichen, ohne die geringste Ahnung zu haben, daß es 
bereits damals seltene Stücke waren, die später horrende 
Summen kosten würden. Eines Tages warf meine Mutter mein 
primitives Markenalbum ins Feuer, weil ich nicht fleißig in 
der Schule gewesen war. 
Zehn Jahre später sah ich etliche jener Marken als höchst 
seltene Exemplare in einer illustrierten Zeitung abgebildet. 
Ich las Werte von 100 bis 120 Gulden angegeben und machte 
ein sehr langes Gesicht. 
Wieder zehn Jahre später — ich wollte mittlerweile heiraten, 
besaß aber nicht die geforderte Heiratskaution —■ erfuhr ich, 
daß eine jener Zeitungsmarken den Wert von 15.000, sage 
fünfzehntausend Kronen repräsentiere. Der damalige Papier 
haufen hatte also im Laufe von verhältnismäßig wenig Jahren, 
eine Summe von etlichen hunderttausend Kronen in Umlauf 
gebracht. Mir aber blieb das Nachsehen. Nur vier solche Pa 
pierchen und ich hätte meine Braut heimführen dürfen und 
mir sieben Jahre Wartezeit, Bittgesuche, Protektionssucherei 
und" ähnliche Bitternisse erspart. Wie viele andere scheinbar 
gänzlich wertlose Dinge wandern in den Papierkorb oder ins 
Feuer, 1 die sich später als wertvoll erweisen.
	        
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