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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
10. Jahrgang.
Wien, 1. Dezember 1918.
Nr. 22.
Franz Sack.
Ein Wiener Radierer aus dem Anfänge des XIX. Jahrhunderts.
Von Ingenieur Albert Frankenberger (Langenzersdorf).
Als im Jahre 1876 die k. k. Akademie der bildenden
Künste in Wien die Vorbereitungen zu ihrer histori
schen Kunstausstellung traf, welche im März 1877
eröffnet wurde, gab sie ein Verzeichnis jener Namen
verstorbener Künstler heraus, welche in Beziehungen
zur Wiener Kunst standen. In einer kurzen Einleitung
zu diesem NahrensVerzeichnisse' sagt die Akademie,
daß die vorhandene Literatur, was alle Wiener Kunst
anbelangt, noch einer sehr ausgiebigen Vervollstän
digung bedarf.
Da es gewiß in dem Bestreben jedes Kunstfreundes
liegt, die Literatur über vaterländische Kunst zu er
weitern und zu vervollständigen, so dürfte ein Beitrag,
wenn er auch nur eine kleine Lücke ausfüllt, doch am
Platze sein, umsomehr als es sich um einen Radierer
handelt, dessen Blätter man in vielen Sammlungen
findet, über dessen Leben und Wirken bisher noch
nichts in die Öffentlichkeit gedrungen ist.
Franz Sack, über den die Akademie nichts weiter
anzuführen wußte, als daß er Radierer war und „zu An
fang dieses Jahrhunderts blühte", wurde als der Sohn
des k. k. Repräsentations-Registrators Wenzesläus Tho
mas Sack zu Troppau in Schlesien am 15. Mai 1765
getauft, und kam, nachdem er die dortige Volksschule
sowie das Troppauer Gymnasium bis zur Poetica be
sucht hatte, als „Praktikant“ im Jahre 1780 zur
k. k. Registratur in Troppau, wo er bis zum Jahre 1786
blieb. Im April 1786 trat er in Wien in die medizinisch
chirurgische Militärschule ein und ' wurde. schon am
l. Juli dieses Jahres neuerdings „Praktikant“ im
k. k. Militärhauptspitale zu Wien.
Ein Zeugnis vom 26. September 1787 bescheinigt,
daß er durch 18 Monate in der medizinisch-chirurgi
schen Militärschule zu Wien die Kollegien gehört habe
und sonach zum Unterchirurgus ernannt sei. Also
endlich nach sieben Jahren nicht mehr „.Praktikant“!
Während seiner Studienzeit bezog Franz Sack
Unterstützungen von der noch heute bestehenden
gräflich Wiedhagschen Stiftung und erhielt auch als
letzte Unterstützung am 24. November 1787 einen
Beitrag von 100 fl. zu seiner Equipierung als Unter
chirurgus aus bezahlt.
Er trat nun in dieser Eigenschaft in das zweite
Feldartillerieregiment' ein und verblieb bei demselben
durch 45 Monate, während welcher Zeit er zum „Chi-
rurgus“ vorrückte.
Am 30. Juni 1791 nahm er seinen Abschied vom
Regimente, in welchem ihm bestätigt wurde, daß er
„durch 45 Monate als Chfrurgus gedient und sich wäh
rend der Dienstzeit dergestalten ehrlich und getreu
verhalten hat, daß man an seinem unsträflichen Be
tragen ein sattsames Vergnügen geschöpfet, ihn auch
gerne noch beim löblichen Regimente beibehalten
hätte, wenn derselbe nicht als ein ohnobligates Indi
viduum um seine Entlassung das geziemende An
suchen gemacht hätte.“ Der Abschied ist von C. Unter
berger, Oberst, unterzeichnet.
Nun sehen wir ihn neuerdings als „Praktikant“
(zum dritten Male) bei der Bankozettelkassa in Ofen,
wo er nach drei Jahren, im Mai 1794, zum „Cassa-
offizier“ mit 300 fl. Gehalt ernannt und im Jahre 1794
in gleicher Eigenschaft nach Wien versetzt wurde.
In seinem 33. Lebensjahre verheiratete er sich mit
Marianne Oberhammer, einer Postmeisterstochter aus
Retz, aus welcher Ehe drei Kinder entsprossen: Zwei
Mädchen und ein Solan, mit Namen Alexander, der
als Landschaftsmaler im Jahre 1885 in Wien starb.
Im Jahre 1803 wurde Franz Sack zum Kassier der
Bankozcttclhauptkassa in Wien mit 880 fl. Gehalt
ernannt und erhielt im Jahre 1805 durch ein Hof-
clekret vom 2. Februar den Auftrag, mit einem mit
Gold und Kassen beladenen Schiffe die Fahrt von
Wien nach Pest zu unternehmen. In dem Hofdekrete
heißt es: „Dem Franz Sack, Cassier der k. k. Banko-
zettel-Hauptkassa wird hiermit die Oberleitung des
Schiffes also aufgetragen, daß demselben die Cassa-
offiziere in Allem und Jedem, was derselbe des Dienstes
nötig finden wird, einträchtig an die Hand zu gehen
haben werden, sowie auch das Schiffspersonale dem
selben strenge Folgsamkeit zu leisten angewiesen wird.“
Gezeichnet ist dieses Dekret von Karl Grafen von
Zichy und Johann Ecllcn von Breitenstein.
Diese Mission sowie mehrere ähnliche Aufgaben
führte Sack zur vollen Zufriedenheit seiner Vorge
setzten aus und wurde 1806 zum zweiten Kassier bei
der neu errichteten Bankozettcltilgungskassa mit
1000 fl. Gehalt ernannt. In dieser Eigenschaft blieb
er bis 1811, in welchem Jahre er zum Kontrollor der