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Seite 186 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 22 
Staatsschuldentilgungskassa mit 1600 fl. Gehalt be 
fördert wurde. 
Im Jahre 1816 warf ihn ein schwerer Bluthusten 
auf das Krankenlager, von welchem er sich nur sehr 
schwer und langsam erholen konnte. Er hatte sich bis 
zu jener Zeit nur mit Musik beschäftigt und brachte es 
im Klavierspielen und auf der Flöte zu ganz schönen 
Erfolgen. Der Arzt hatte ihm jede weitere Tätigkeit 
in dieser Richtung für immer verboten, und so beschloß 
Sack, sich mit einer anderen Kunst, welche keinen 
direkten Anspruch auf die Kraft seiner Lunge stellt, 
zu beschäftigen. Er nahm nun, nachdem er bereits 
sein fünfzigstes Lebensjahr überschritten hatte, bei 
Josef Mößmer, damals Professor an der k. k. Akademie 
der bildenden Künste in Wien, Unterricht im Land 
schaftszeichnen und Radieren, und zeigen seine ersten 
Radierungen die Jahreszahl 1817. Mößmer blieb sein 
Lehrer und Ratgeber in künstlerischer Richtung bis 
an sein Lebensende. Im Jahre 1818 rückte er nochmals 
im Gehalte an der k. k. Staatsschuldentilgungskassa 
auf 1800 fl. vor und starb am 9. Juni 1825 in Wien 
in seinem sechzigsten Lebensjahre. 
Leider fehlen uns gerade über jene Periode seines 
Lebens, in welcher er als Radierer tätig war, genauere 
Mitteilungen. Wir finden Blätter mit Jahreszahlen 
von 1817 bis 1825. Im ganzen sind 77 Blätter, 
meist in kleinem Formate, von Sack bekannt, von 
welchen jedoch sechs Stück unvollendet sind. Viele 
Blätter sind nach der Natur gearbeitet, wozu ep die 
nötigen Motive teils im Prater in Wien, teils in der'Um 
gebung von Wien fand. 
Einige Blätter sind nach Zeichnungen und Bildern 
älterer Meister, wie Ruisdael, Joh. Chr. Brand, 
Molitor und Weirotter und nach Radierungen 
von Waterloo gearbeitet. 
Mit Ausnahme vieler schwacher Blätter sind seine 
Radierungen zumeist mit großem Fleiß gearbeitet 
und zeigen jene Art der Behandlung und Empfindung, 
wie man sie auf den Blättern dieser Zeit und Schule 
findet. 
In Franz Sack sehen wir einen jener seltenen 
Künstler, der erst nach seinem 50. Lebensjahre mit 
der Ausübung seiner Kunst beginnt und es trotz dieses 
gewiß sehr späten Anfanges noch zu einer achtbaren 
Vollkommenheit gebracht hat. Wenn auch von unserem 
Radierer nicht behauptet werden kann, daß er irgend 
welchen Einfluß auf die Kunstbestrebungen seiner 
Zeit ausgeübt habe, so sehen wir in seinen Blättern 
doch den Widerschein des damaligen Strebens ir 
künstlerischer Richtung in Wien, und wir müssen dies 
als ein sehr ernstes und zielbewußtes bezeichnen. 
Insofernc illustrieren seine Arbeiten auch ein Stück 
Wiener Kunstgeschichte. 
79 Jahre Sammler. 
Zum Tode des Fürsten Ernst Windisehgrätz. 
Fürst Ernst Windisehgrätz, der dieser Tage 
im 91. Lebensjahre in Wien verschied, galt als eine 
Autorität auf dem Gebiete der prähistorischen 
Forschung sowie der Numismatik. Seine Münzen 
sammlung hat Weltruf und ist unstreitig wohl die 
schönste und interessanteste, die in Österreich-Ungarn 
zu finden ist. Eine besondere Spezialität der Sammlung 
sind die Herrschermünzen. Es dürfte kaum eine 
Münze von einem Regenten existieren, die Fürst 
Windisehgrätz in seiner Sammlung nicht besaß; es 
sind darunter Münzen von Regenten, die nur wenige 
Tage regierten. Unter den prähistorischen Funden 
seiner Sammlung sind besonders bemerkenswert das in 
der Gegend von Watsch in Krain gefundene Bronze 
blech mit getriebenen Figuren, ferner zahlreiche römi 
sche Objekte aus Metall, besonders Schmuck und Waffen, 
gleichfalls zum größten Teil aus Krain, sowie mehrere 
gut erhaltene Pila. Außerdem besaß der Fürst eine 
wertvolle Kollektion von Waffen des 15. und 16 Jahr-, 
hunderts und Helme von Nürnberger und Mailänder 
Meistern. 
Wie sehr er in wissenschaftlichen Kreisen geschätzt 
wurde, dafür sprach die Tatsache, daß ihn die Zentral 
kommission für Kunst- und historische Denkmale in 
Wien zu ihrem korrespondierenden Mitglied ernannt 
hat. Die Berichte des Fürsten, die in den Mitteilungen 
der Gesellschaft erschienen, legten von seiner großen 
Sachkenntnis und Gewissenhaftigkeit Zeugnis ab. 
Speziell als Sammler hat Fürst Windisehgrätz, 
man kann sagen, einen unerreichten Rekord auf- 
gestellt. Noch nicht zwölf Jahre alt, legte er seine 
erste Sammlung an, so daß er auf eine Sammler- 
tätigkeit von 79 Jahren zurückblicken konnte. 
.Anläßlich seines siebzigjährigen Sammlerjubiläums war 
er denn auch Gegenstand ganz besonderer Ehrungen 
durch die Österreichische Gesellschaft für Münz- und 
Medaillenkunde, deren Ehrenpräsidium er in den letzten 
Jahren auch innehatte. Die Gesellschaft ließ durch den 
Hofgraveur Hans Schneider eine Medaille prägen, 
deren Vorderseite das wohlgelungene Porträt des Fürsten 
und die Legende trägt: „Die Österreichische Gesell 
schaft für Münz- und Medaillenkunde ihrem Ehren- 
mitgliede Fürst Ernst zu Windisehgrätz.“ Die Rück 
seite zeigt den elfjährigen Knaben nach einem im 
Familienbesitz befindlichen Aquarell von An reit er. 
Die Inschrift lautet: „Zur Erinnerung an seine siebzig 
jährige numismatische Sammlertätigkeit —■ 1839 — 
1909.“
	        
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