Seite 190
Internationale Satnmler-Leitung
Nr. 22
büchern des 19. Jahrhunderts zu rechnen ist, mit M 105 bezahlt.
Eugen Scribes vollständige Werke, in französischer Sprache
uns mit den Illustrationen von P. Garvani, brachten M 120,
Eugen Sues „Geheimnisse von Paris", von H. Daumier u. a.
illustriert, M 360, und die von Gustav Dore illustrierte „Ge
schichte des heiligen Rußland" M 350. 16 Jahrgänge des
„Düsseldorfer Künstleralbum" mit Beiträgen von Schadow,
Vautier, Knaus, Hosemann, Richter u. a., gingen für M 180,
und T. Johannot illustrierte Gesamtwerke von Büranger
für M 155 fort. Unter den zuletzt versteigerten Hand
zeichnungen erzielten die Höchstpreise Eduard Bendemanns
Aquarell „Die trauernden Juden" mit M 290 und Bonaventura
Genellis „Centaurenfamilie" in Bleistiftzeichnung mit M 270,
während die Schlußnummer, das Skizzenbuch eines Schülers
von Friedrich Schinkel, mit 80 Bleistiftzeichnungen von
Berlin und Umgebung, für M 150 einen Käufer fand.
Bilder.
(Diebstahl eines Corot.) In Frankfurt a. M. wurde
aus dem Städelschen Kunstinstitut ein Gemälde von Corot
gestohlen. Das Bild, eine Landschaft, ist innerhalb des Rahmens
aus diesem herausgeschnitten und wahrscheinlich zusammen
gerollt fortgebracht worden. Die Leinwand ist 33 Zentimeter
hoch, 40'5 Zentimeter breit und trägt unten links die Zeichnung
Corot. Das Bild zeigt einen Wiesenweg, an dem rechts ein
weitästiger Baum und links eine Weide steht. Im Hintergrund
vor lichten Höhen ein Dorf, verschleierter Himmel. Auf dem
Weg kleine Figurengruppen; vom Rücken gesehen links ein
Mann, rechts eine stehende Frau. Die rote Bluse und das
weiße Kopftuch der Frau treten lebhaft hervor.
Numismatik.
(Münzfunde.) In den Laufgräben bei Soissons wurden
2800 römische Goldmünzen aus der Kaiserzeit gefunden,
wovon 800 Trajans und 2000 Diocletians. Der Fund ist der
Pariser Münzsammlung überwiesen worden. —• In Zivotic
(Schlesien) wurden Goldmünzen aus der Zeit Wladislaws II.
gefunden.
Philatelie.
(Die neuen Postwertzeichen für Deutschösterreich.)
Wie wir erfahren, werden bereits in allernächster Zeit die
Postwertzeichen, die das Bild des Kaisers oder den Doppel
adler tragen, für Deutschösterreich in einer den gegenwärtigen
Verhältnissen entsprechenden Weise abgeändert werden. Die
noch in großer Zahl verhandenen österreichischen Postwert
zeichen werden einen Überdruck „Deutschösterreich" in
starken schwarzen Lettern erhalten, die Kaiserbild und
Adler verdecken werden. Sobald das Wappen der Republik
Deutschösterreich, für dessen Entwurf ein Preisausschreiben
erlassen worden ist, festgestellt sein wird, werden neue Post
wertzeichen für Deutschösterreich zur Ausgabe gelangen.
Bis nun hat der Staatsrat eine Entscheidung über den Termin
der Durchführung des Überdruckes wohl noch nicht getroffen,
doch dürfte diese Entscheidung in den nächsten Tagen fallen.
Auch die übrigen neuen Staaten der ehemaligen österreichisch
ungarischen Monarchie werden bald neue Postwertzeichen
herstellen lassen.
(Verkauf von Feldpostmarken.) Die Generalfeld-
postdirektion verlautbart: Der Verschleiß der Restbestände
an Postwertzeichen, und zwar sowohl die für den allgemeinen
Verkehr, als auch die mit Bani (Lei) und Centesimi (Lire)
Aufdruck und die Karlfonds-Feldpostmarken werden in den
nächsten Tagen beim F e ld p os t am t 51 Wien, Hauptpost,
Hoftraktgebäude, erster Stock, in vollständigen Sätzen
»um Nennwerte an Sammler und Händler abgegeben.
(Ungarische Republiksmarken.) Aus Budapest wird
uns geschrieben: Den Geburtstag der ungarischen Republik
feierte auch die Postverwaltung, indem sie alle von mittags
bis Mitternacht in Budapest zur Aufgabe gelangten Briefe
mit einem eigens angefertigten Poststempel versah, der den
Text aufweist: „Magyar köztarsassag 1918 nov. 16". Phila
telisten und Händler bewarben sich um die auf solche Art
abgestempelten Briefmarken unter kolossalem Andrang an
allen Postschaltem. Die Postleitung war überaus zuvorkom
mend und stempelte Briefmarken in ungeheuren Mengen mit
dem Republiksstempel ab. Kaum waren spekulative Brief
markenhändler im Besitze solcher Marken, als mit diesen
schon ein schwungvoller Handel getrieben wurde. Am Abend
wurden abgestempelte Zehnhellermarkcn zu K 2' —• angeboten
und abgenommen.
Verschiedenes.
(Eine Engelhardt-Ausstellung.) Die Wiener Se
zession veranstaltet Mitte Jänner 1919 eine Ausstellung der
Werke Josef Engelhardts.
(Egon Schiele) ist im Alter von 28 Jahren an der Grippe
gestorben. Ein Zeichner und Maler aus der neuösterreichischen
Schule, von einem Talent, das jedem fühlbar wurde, der sich
mit ihm ein wenig näher beschäftigte, dessen Grenze aber sich
schnell zeigte. Er hatte in allem etwas Kunstgewerbliches
und dazu etwas Empfindsames, ausgedrückt in manchmal
allzu grell orientalisch bunten Farben. Seine zeichnende
Phantasie war die Welt der Ornamente, zierliche und groteske
Arabesken, Egon Schiele starb zu früh, um sein bedeutendes
Können in Reife zu entfalten.
(Uvachromie.) Im „Berliner Tageblatt" lesen wir:
Uvachromie heißt ein neues indirektes Verfahren zur Her
stellung farbiger Projektionsbilder in natürlichen Farben,
über das sein Erfinder, Dr. Artur Traube, in der „Urania"
sprach. Die Lurniüresche Autochromplatte, die bis jetzt die
Vollendung in der Farbenphotographie darstellte, wird von
der Uvachromplatte in jeder Beziehung übertroffen. Zwar
ist die Herstellung von Bildern auf dem neuen Wege noch um
ständlich genug, da man auch bei ihr drei Negative (gelb
rot, blau) benötigt und die Entwicklung dann bei blaugrünem
Licht vorzunehmen hat. Die Herstellung der Positive ist dann
nicht dem Ermessen des Einzelnen überlassen, sondern kann
einstweilen nur von der „Uvachromgesellsckaft" vorgenommen
werden, in deren Händen, wie der Vortragende so schön sagte,
die „Ausbeutung" der Erfindung liegt. Bis jetzt ist es nur
möglich, unbewegte Gegenstände aufzunehmen. Doch arbeitet
der Erfinder an einer Kamera, deren komplizierter Bau auch
die Wiedergabe bewegter Dinge zuläßt. Da der Vortrag
also gleichzeitig eine Reklame für die „Uvachromgesellschaft“
war, so ist es notwendig, ein offenes Wort über die gezeigten
Bilder zu sagen, die mit dem Worte „hübsch“ in ihrer ganzen
Tiefe erschöpft sind. Ich sehe einen Gewinn für die Wissen
schaft in der Erfindung; die photographierten Hautkrank
heiten erschienen in ihrer ganzen Scheußlichkeit, auch Tiere
und Pflanzen waren gut getroffen, obgleich die Filmfirma
Gaumont etwas Ähnliches einem Kreise geladener Gäste
bereits 1914 in Berlin vorführte. Was das Verfahren für die
Kunst bedeutet, läßt sich noch nicht sagen. Vorläufig werden
die lichten Töne zu grell, und dadurch wird die Fläche auf
gehoben. Auch ist die Auswahl der Bilder sehr wenig glücklich.
(Jakob Lorenz Rüdisülili), der Landschafter, ist in
Basel dreiundachtzigjähriggestorben. Er stammt aus Sankt
Gallen; aus ärmsten Verhältnissen heraus hat er sich über die
Tätigkeit als Lithograph und Fensterstorenmaler, dann als
Hersteller beliebter Veduten-Fabriksware und als Stecher
zum freien Landschaftsmaler fleißig emporgearbeitet. 1868
nahm er in Basel seinen Aufenthalt und schuf dort in emsiger