Internationale
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
10. Jahrgang. Wien, 1. April 1918. Nr. 7.
Berühmte Frauen als Münzensammlerinnen.
Von Hofrat Konstantin Danhelovsky, (Wien).
Als Fortsetzung meines im Vorjahre erschienenen
Aufsatzes „Historische Persönlichkeiten als Münzen
sammler“ (..Internationale Sammlerzeitung" v. 15. April
und 1. Mai 1917) sollen nun einige bedeutsame Frauen
erscheinungen vorgeführt werden, die neben ihrem viel
fachen Interesse für allgemeines Kunstsammeln insonder
heit den antiken Münzen ihre besondere, ja liebevolle
Aufmerksamkeit zugewendet haben. Da dieser Sammel
sport dem weiblichen Empfinden nicht eben allzunahe
liegt, so ist es wohl begreiflich, daß die Geschichtschronik
dem gewissenhaften Berichterstatter in dieser Richtung
eine nur dürftige Anzahl von Gestalten an die Hand
gibt, sintemal ja auch in der Gegenwart, wo auf sammle-
rischem Betätigungsfelde im allgemeinen das weibliche
Element ziemlich lebhaft in Erscheinung tritt, dennoch
das numismatische Steckenpferd fast ausschließlich
nur von der Männerwelt getummelt zu werden pflegt.
Umso plastischer treten uns aus der Schattenwelt
der Vergangenheit berühmte Frauen entgegen, die von
diesem sinnbildlichen Gaule sich willig in die Gefilde
des münzsammlerischen Vergnügens entführen ließen.
Den Reigen eröffnet Erzherzogin Eleonore von Öster
reich (1448 bis 1480), die Gemahlin des Erzherzogs
Sigismund von Tirol, der wegen seiner Vorliebe für
das Münzwesen den Beinamen „der Münzreiche“
führt. Die Erzherzogin hat das Interesse für Münzen
zweifellos an der Seite ihres Gemahls gewonnen, der
als großzügiger Münzpolitiker bekannt ist und der
namentlich durch Ausbeutung der reichen Silberadern
bei Schwaz, Rattenberg und Kitzbühel in die Lage
gekommen war, die ersten Talertypen in der Münz
stätte Hall bei Innsbruck prägen zu lassen. Eine ähn
liche Anregung dürfte auch Kaiserin Maria, die Ge
mahlin Kaiser Maximilians II. (1527 bis 1576), aus
ihrem Vaterhause —sie war die Tochter Kaiser Karls V.
— erhalten haben, indem sie, mit dem Kunstsinn der
Habsburger ausgestattet, durch geheimnisvolle Trans-
substantiation dieser Naturanlage dazu gelangt ist, der
Liebhaberei des Münzensammelns zu frönen. Besonders
eindringlich aber scheint eines der letzten Mitglieder
des berühmten Geschlechtes der Welser, Marga
rethe, sich mit der Numismatik beschäftigt zu haben.
Von ihr wissen wir, daß sie in lateinischer Sprache über
römische Kaisermünzen schriftliche Aufsätze gelehrten
Stils verfaßt hat, wohl ein Zeichen wundersamer Vor
liebe einer Frau für Münzen, in unseren Tagen fast
undenkbar.
Als hervorragende Kennerin der antiken Numis
matik wird auch die im Jahre 1800 zu Hamburg ver
storbene Gräfin von Bentinck genannt. Sie war eine
geborene „Gräfin und Erbtochter“ von Aldenburg,
eieren Sammlung nachmals in den Besitz der Herren
von Donop zu Meiningen und von der Gabelenz
zu Aldenburg übergegangen ist. Gräfin Bentinck
ließ den Katalog über ihre Sammlung, in der sich jedoch
manch unechtes Stück befand, mit vorzüglichen Abbil
dungen drucken (Bentinck, Comtesse de, Catalogue
d’une collection de medailles antiques, Amsterdam
1787/88, vergleiche Schlichtegroll: Notice de la collection
de med. de Bentinck, Munich 1815, auch deutsch).
Weiters berichtet uns die Chronik von zwei inter
essanten Münzensammlerinnen, und zwar von Elisabeth
Charlotte (die vielgenannte Liselotte), Schwägerin
Ludwigs XIV., und von Kaiserin Josefine, der
Gemahlin Napoleons I. Der Münzschrank Josefinens
stand im Schloß Malmaison, wo die Kaiserin während
der häufigen und langen Abwesenheit ihres Gemahls
ein schwelgerisches Leben führte. Inmitten von Kost
barkeiten aller Art, wertvollen Möbeln, Bildern, seltenen
Uhren, Nippes und Blumen verbrachte Josephinc ihre
Zeit in ihrem Lieblingstuskulum, das ihr auch nach
der Scheidung vom Kaiser als gerne aufgesuchte
Heimstätte Trost und Zerstreuung bot. Und daß ihr
hiebei die zeitweilige Beschäftigung mit alten Münzen
— freilich nur von der Warte der grande dame aus be
trachtet — hin und wider Zerstreuung verschalt hat,
kann uns bei der Schöngeistigkeit ihres Wesens nicht
wundernehmen. Im erwähnten Münzschranke Jose-
phinens befand sich später die Sammlung des bekannten
Numismatikers Allier de Hauteroche, die nach dessen
Tode (1827) nebst dem für 32.000 Francs erstandenen
Inhalte in den Besitz des Herzogs von Blacas kam.
All die genannten vornehmen Damen aber übertraf
an Sammeleifer die schwedische Königin Christine
(1626 bis 1689), die Tochter Gustav Adolfs, wohl eine
der interessantesten Frauengestalten der Weltgeschichte.
Hochbegabt und unstet wirft sie die Königskrone von
sich, ändert ihren protestantischen Glauben, für den ihr
heldenmütiger Vater stritt und starb. Halb Europa durch
querend, bekennt sie sich im November 1656 in Inns
bruck öffentlich zur katholischen Religion. Und überall
versteht sie es, eine Schar von Gelehrten.und Künstlern
um sich zu sammeln und erwirbt in verschwende
rischer Lebensführung eine unglaubliche Anzahl von,