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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. f
Kunstgegenständen, seltenen Antiken, Büchern, Geräten
und nicht zuletzt auserlesenen Münzen. Ihr bester und
langjähriger Freund, Kardinal Azzolino erbte nach
mals all diese Kostbarkeiten der „schwedischen Pallas“,
die den Rest ihres Lebens im Palazzo Corsini in Rom
in völliger Hingabe an ideelle, aber auch greifbare
Errungenschaften von Wissen und Kunst dahin gelebt
hatte und auch dort nach 21 sonnigen Jahren von
dannen geschieden ist (1689). Ihr Porträt auf dem
Bronzerelief in Medaillenform, das von ihrem Grab
denkmale in der Peterskirche auf den Beschauer
herabblickt, scheint diesen leise daran zu mahnen, wie
eindringlich die sammlerische Neigung der Königin
gewesen für plastische Kleinkunst, besonders aber für
deren Abarten in Form von Münzen und Medaillen.
Es würde zu weit führen, wollten wir vor Schilderung
von Christinens Münzvorliebe die hochgespanntenLebens-
phasen dieser merkwürdigen Frau verfolgen, die mit
Gelehrten einen wissenschaftlichen Briefwechsel führt,
schon als Achtzehnjährige den Thukvclides und Polybio;
in der Urschrift liest, alle gangbaren Weltsprachen
spricht und über Tacitus und Plato scharfsinnig zu
debattieren versteht. Auch auf die seelische Unaus
geglichenheit hinzuweisen, daß eine weibliche, auf der
Menschheit Höhen wandelnde Persönlichkeit einesteils
für das Schönheitsdieal schwärmt, ein andermal aber
ihren Günstling töten läßt, wäre hier sicherlich fehl
am Ort. Der unglückliche Monaldeschi fiel vielleicht
just zur Zeit unter den Schwertstreichen der von
Christine gedungenen Mörder im Erdgeschoß des
Schlosses von Fontainebleau, als die Urheberin der
Bluttat als Gast des Königs von Frankreich ein Stock
werk höher die wunderbaren Gepräge auf ihren römi
schen Kaisermünzen studierte, die in ihrem Reisegepäck
niemals fehlen durften.
(Schluß folgt)
Die Versteigerung Oppenheim.
Aus Berlin wird uns geschrieben:
Unter Leitung des Kommissionsrates Plugo Helbing
(München) hat bei Rudolph Lepke die Versteigerung
der kleinen, aber durch ihre hervorragende Qualität
berühmten Gemäldesammlung des Freiherrn Albert von
Oppenheim stattg'efunden Das Interesse, dem diese
Versteigerung in Sammlerkreisen begegnete, war außer
ordentlich und dementsprechend auch der Andrang zum
Auktionssaaal. Die Geheim ste Bode und Fried
länder waren zugegen, feiner waren Pauli (Hamburg),
Gronau (Kassel) und Koetzschau (Düsseldorf) er
schienen. Von Berliner Sammlern kamen Dr. Eduard
Simon, Frau v. Friedländer-Fuld, Dr. v. Pann-
witz, die Herren v. Hollitscher und Huldschinsky,
Koppel, v. Goldschmidt-Rothschild, Direktor
v. Wassermann. Auch viele bedeutende auswärtige
Sammler waren zu sehen., so Herr v. Nemes (Budapest),
Graf Limburg-Stirum, Herr v. Haniel, General
direktor v. Castiglione (Wien).
Daß es hohe Preise geben wird, zeigten gleich die
zwei ersten Porträts, die trotz der unklaren Autorschaft
M 94.500 erreichten. Ersteher war Dr. Pollak. Sehr
rasch kam die eigentliche Sensation des Tages, das
berühmte Legendenbild von Petrus Christus, das mit
einer halben Million ausgerufen wurde. Es wurde lang
sam und mit nicht besonders hohen Beträgen, etwa in
Steigerungen von M 10.000 geboten. Schließlich ge
langte das Bild für M 800.000 in die Hände des bekannten
Berliner Sammlers Schwarz. Sehr lebhaft wurde auch
um die prächtigen Frans Hals gerungen. Das große
Frauenbildnis brachte M 230.000, von den beiden
lachenden Knaben der eine M 186.000, der andere
M 79.000 -— eine differenzierende Bewertung, die man
nicht leicht verstehen wird. Das erste „lachende Kind“
kaufte Böhler, das zweite Schwersenz. Diese beiden
Herren teilten sich auch in die beiden Hobbema.s. Böhler
fiel das „Dorf unter Bäumen“, Schwersenz die „Wasser
mühlen“ zu. Necrs „Winter“ wurde von Lippmann
erworben. Der Rembrandtsche Studienkopf eines Mäd
chens wandelte zu Herrn Nemes nach Budapest.
Der Gesamtertrag mit M R222.500 entsprach nicht
ganz den Erwartungen, die man in eingeweihten Kreisen
auf diese Versteigerung gesetzt hatte.
Wir lassen nachstehend die Einzelpreise folgen,
Nr. 1 und 2, Holbein d. J. oder Ambrosius Benson,
Männliches Bildnis und Weibliches Bildnis, M 94.500; Nr. 3,
Nicolaes Bercheni, Die Rast vor dem Wirtshaus, M 21.000;
Nr. 4, Pieter de Bloot, Dorflest, M 16.500; Nr. 5, Barthol.
Bruyn, Zwei Altarflügel, M 32.000; Nr. 6, Petrus Christus,
Darstellung aus der Legende des heil. Eligius, M 800.000;
Nr. 7, Gonzales Coques, Die Familie, M 35.000; Nr. 8, Adal
bert Cuijp, Italienische Hirtenszene, M 35.200; Nr. 9, Gerarcl
David, Die heil. Jungfrau mit dem Kinde, M 82.500, Nr. 10,
Van Dyck, Porträt des Malers Frans Hals, M 54.000; Nr. 11,
Ders., Porträt des Malers Martin Ryckaert, M 20.100; Nr. 12,
Jan Fyt, Stilleben, M 13.500; Nr. 13, Aert de Gelder, Männ
liches Bildnis, M 26.500; Nr. 14, Frans Hals, Weibliches
Bildnis, M 230.000; Nr. 15, Ders., Lachendes Kind (blau-
geklcidet), M '79.000; Nr. 16, Ders., Lachendes Kind (grau
gekleidet), M 186.000; Nr. 17, Jan Davidz de Heem, Stilleben,
M 23.500; Nr. 18, Hobbema, Dorf unter Bäumen, M 171.000,
Nr. 19, Ders., Die Wassermühle, M 150.000; Nr. 20, Pieter de
TTooch, Mutter mit ihren Kindern, M 450.000; Nr. 21, Jan
van Kessel, Die Bleiche bei Haarlem, M 70.100; Nr. 22,
Theodor de Keyser, Männliches Bildnis, und Nr. 23, Ders.,
Weibliches Bildnis, M 206.000.
Nr. 24, Quinten Massys, Die Ruhe auf der Flucht, M 92.000,
Nr. 25, Ders., Die Geldwechsler, M 44.000; Nr. 26, Aart van der
Neer, Winter, M 101.000, Nr. 27, Ders., die Schmiede, M 25.000,
Nr. 28, Caspar Nelscher, Kinderporträt, M 27.000; Nr. 29,
Andr. van Ostade, Die drei Zecher, M 27.000; Nr. 30, Paulus
Potter, Schweineherde im Sturm, M 70.000; Nr. 31, Rem-
brandt, Studienkopf eines jungen Mädchens, M 193.000;
Nr. 32, Rubens, Landschaft, M 53.000; Nr. 33, Ders., Der Sieg
der Eintracht über die Zwietracht, M 162.000; Nr. 34, Ders.,
Der Sonnenwagen, M 53.000; Nr. 35, Jakob J. van Ruisdael,
Die Buchenallee, M 66.000; Nr. 36, Frans Snyders, Still
leben, M 58.000; Nr. 37, Jan Steen, Die Versuchung, M 60.000;
Nr. 38, Teniers d. J., Die Bogenschützen, M 41.000; Nr. 39,
Ders., Zwei Bettler, M 16.500; Nr. 40, Gerard Ter Borch,
Zechendes Pärchen, M 175.000; Nr. 41, Velazquez, Porträt
eines spanischen Prinzen, M 45.100; Nr. 42, Verspronck,
Weibliches Bildnis, M 44.000; Nr. 43, Jacomo Victor, Ge
flügelstück, M 15.000, und Nr. 44, Eman. de Witt e, Inneres
einer niederländischen Kirche, M 18.500.