MAK
Seite 174 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 23 
pfeiler, in der Luft und an mehreren Stellen der Thisbe 
sind zwar nicht zu übersehen, doch kann das Gemälde 
trotzdem als gut erhalten bezeichnet werden und die 
Stimmung, die mit zum Wertvollen an dem eigenar 
tigen Bilde gehört, ist dadurch nicht beeinträchtigt. 
Das Resume faßt Frimmel in die Worte zusammen: 
Das Bild gehört sowohl als Kunstwerk wie als Denkmal 
aus der Kunstgeschichte der deutschen Stimmungs 
landschaft zu den interessantesten, die seit langer Zeit 
auf dem Kunstmarkt gesehen worden sind. 
Caravaggio ist mit einem Hauptwerk, der „Pei 
nigung der heiligen Appolonia“ vertreten, ein Bild 
von erschütterndem Wirklichkeitssinn. Von Marinus 
Claes von Romerswal (Reymerswale), .dem letzten 
großen national flämischen Meister, wie ihn Hulin 
nennt, ist ebenfalls ein Hauptwerk vorhanden, „Die 
Geldwechsler“. Das Sujet lag buchstäblich auf der 
Straße und es gibt wohl nicht viele Niederländer, die 
an ihm vorübergingen. Romerswal selbst hat wieder 
holt zu dem beliebten Stoff gegriffen. Wie unseren 
Lesern erinnerlich sein wird, ist für ein das gleiche 
Thema behandelndes Gemälde des Meisters bei der 
jüngst abgehaltenen Auktion von Glückselig & Wärn- 
clorfer K 118.000 erlegt worden. Peter Snayers, der 
Schiachtenmaiei des Hauses Habsburg, führt uns ein 
Reitergefecht aus dem dreißigjährigen Kriege vor, 
das koloristisch sehr bewegt ist. Der Murillo-Schule 
wieder entstammt eine heilige Familie. Die Madonna 
könnte von der gottbegnadeten Hand Murillos sdbst 
sein, so süß und anmutig ist sie. Marien gegenüber 
steht der heilige Josef, der seine Hände zärtlich nach 
dem Jesukindlein ausstreckt. Nicolas Poussin ist 
durch eine seiner prachtvollen Landschaften vertreten. 
Johann Heinrich Roos, der sich seinen Namen als Tier 
maler gemacht hat, ist durch ein Porträt repräsentiert, 
das durch die Inschrift als Selbstbildnis des Künstlers 
gekennzeichnet ist. Sie lautet nämlich: ,,sig. Aetate 
sui 34 fecit 1665.“ Der Wert des Bildnisses wird noch 
durch einen echten, geschnitzten Renaissancerahmen 
gehoben. Von Balthasar Denn er, dessen Ruhm als 
Porträtmaler unverwelklich ist, finden wir das Porträt 
eines englischen Offiziers in rotem Samtwams mit 
Brüne, der gewiß von guten Eltern abstammte: denn 
den Luxus sich von Denner malen zu lassen, konnte 
sich nur jemand leisten, bei dem Geld keine Rolle 
spielte. 
Den Übergang zu den neueren Gemälden bilden 
zwei von Kupelwieser signierte Porträts, Legations 
rat Lagusius und dessen Frau Marie, geborene Grie 
singer darstellend. Frau Lagusius gehörte zum Freundes 
kreise Schuberts und war die Interpretin der Prome 
theusarie des Tondichters. Seitdem ist die Arie, nebenbei 
bemerkt, in Wien nie wieder gehört worden. 
Hans Makart ist mit einer seiner besten Genre 
figuren, der „Fiakermilli“, Romako mit einem Selbst 
porträt vertreten. Vortreffliche Arbeiten von Thomas 
Ender, Josef Heicke, Liezcn-Mayer (Einzug ins 
gelobte Land), Mahlknecht, Schrödl (Bauernhütte) 
ergänzen die Gemäldeabteilung.-Von Hausleithner 
kommt ein Jagdstück zur Versteigerung, auf dem sich 
der Künstler selbst als Jagdgast verewigt hat; Franz 
Hab er mann, dem man auf dem Kunstmarkt nur 
selten begegnet, führte er doch seine Arbeiten meist 
im Aufträge der Höfe von Preußen, Rumänien und 
Rußland aus, w r o sic sich wohl noch befinden, figuriert 
im Katalog mit einer Anzahl lieblicher Aquarelle. 
Die Abteilung der Miniaturen weist Namen wie 
Clairon, Brossart (Gräfin Montclnigo), Decastro, 
Lieder, Saar (die Frau des Künstlers), Adolf Theer 
(Finanzminister Bruck), Robert Theer und andere 
auf. Sehr interessant ist eine Kopie nach Therboich 
von Danhauser, die wahrscheinlich im Jahre 1844 
im Haag entstand. 
Eine eigene Abteilung bilden die 150 aus dem Nach 
laß Josef Büches stammenden Bilder: es sind meistens 
Tiroler Typen, die des Künstlers vielgeschätzte Spezi 
alität waren. Die Witwe Büches, Frau Käthe Büche 
hütete bisher treulich den Schatz: wenn sie sich jetzt 
zur Veräußerung entschloß, so geschah es lediglich in 
der Absicht, den Erlös zu einer Stiftung zur Erinnerung 
an ihren Gatten zu verwenden. 
Unter den Antiquitäten wären in erster Linie 
die Holzskulpturen hervorzuheben. Es befinden sich 
darunter eine italienische Holzgruppe aus dem 14. Jahr 
hundert, Maria auf dem Esel reitend und das Jcsu- 
kindlein stillend. Von Erzeugnissen des Kunstgewerbes 
nennen wir: einen oberitalienischen Renaissancetisch 
aus dem 16. Jahrhundeit, eine prächtige kupfergetriebene 
Renaissanceuhr, zwei deutsche Renaissancestühle, ein.; 
Holzkassette der deutschen Renaissance mit Elfen- 
beinplattcn belegt, eine gotische Krönungskappe mit 
dem Brustbild des Herzogs Sigismund von Tirol usw. 
Eine ähnliche Kappe wurde im Jahre 1917 bei der 
Auktion Walcher bei C. J. Wawra in Wien am 
K 7000 verkauft. Unter den Porzellanen ist eine 
Schale mit dem Bildnisse des Botanikers Jacquin 
erwähnenswert. 
Die Auktion Schelle findet am 19. Dezember und 
den folgenden Tagen im Dorotheum statt; ihr geht 
am 16 , 17. und 18. die Schaustellung der Objekte 
voraus. 
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Die erste Auktion bei Glückselig & Wärndorfer. 
(Fortsetzung und Schluß.) * 
Keramik und Glas. 
Nr. 167, Dejeuner, Altwien, um 1780, K 5100; Nr. 168, 
Schale mit Untertasse, Altwien, um 1760, K 2300: Nr. 169, 
Schale mit Untertasse, Altwien, 1792, K,3550; Nr. 170, Kaffee 
schale, Ansicht des Burgplatzes in Wien, Altwien, K 1150; 
Nr. 171, Schale mit Untertasse, Altwien, 1811, K 4100 ; Nr. 172, 
Schale auf Löwenfüßen, mit Untertasse, Altwien, 1809, Iv 900; 
Nr. 173, Schale mit Untertasse, Altwien, 1798, K 920; Nr. 174, 
Vier Schalen und zwei Kannen, Altwien, K 310; Nr. 175, 
Figur, Mädchen mit Blumen, Wien, K 800; Nr. 176, Aufsatz, 
* Siehe Nummer 22 der,.Internationalen Sammler-Zeitung“. 
Altwien, um 1760, K 840; Nr. 177, Figur, Sitzendes Mädchen 
in Rokokokostüm, Altwien, um 1770, K 4250; Nr, 178, Putto 
als Drescher, Altwien, Stempel Anton Payer, K 1050; Nr. 170, 
Putto, Altwien, 18. Jh., K 1150; Nr. 180, Gruppe, Altwien, 
Epoche Niedermayer, K 5200; Nr. 181, Korb, Altwien, K 320; 
Nr. 182, Korb, Altwien, 1805, K 420; Nr. 183, Korb, Altwien, 
1806, K 420; Nr. 184, Teller, Altwien, 1805, K 70' — ; Nr. 185, 
Teller Altwien, 1806, K 100; Nr. 186, Krinoline-Gruppe, Wien, 
Mitte 18. jh., K 7400; Nr. 187, Karlsbader Becher, Wien, 
K 210; Nr. 188, Teller, Fond Entenjagd, Altwien, 1797, K 2100; 
Nr. 189, Zwei Terrinen, Wien, 1834, K 1250; Nr. 190, Zwei 
Vasen, Altwien, K 4200; Nr. 191. Platte von Laurenz Herr,
	        
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