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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 3
(Die neue Weizinger-Auktion.) Die am 19. Februar
und den folgenden Tagen bei F. X. Weizinger in München
zur Versteigerung kommenden Kunst- und Sammlungsgegen
stände zerfallen ihrem Inhalt nach im wesentlichen in vier
Gruppen, deren jede eine Sammlung bildete. Fast durchweg
handelte es sich um alten Liebhaberbesitz aus Süd- und West
deutschland, ein kleiner Teil, die österreichische Keramik, ent
stammt der ehemaligen Donaumonarchie. Jede Kollektion für
sich zu klein, um einen großen Auktionsapparat zu rechtferti
gen, fügt sich als Viergespann zu einem stattlichen Ganzen, das
in der Fülle des Materials beachtenswerte Entwicklungsreihen,
großen Reichtum an Formen und überraschende Qualitäten
birgt.
Die Abteilung der Gläser enthält in der Hauptsache ge
schliffene und bunte Stücke, vom einfach dekorierten Wein
krug oder vom kleinen Schnapsgläschen bis zum reichverzierten
Prunkbecher oder Pokal, vom einfach bemalten Bauernglas bis
zum anspruchsvollen Kurfürstenhumpen.
Auch die Fayence-Sammlung, der auch das Steingut, die
Irdenware und das Porzellan beigesellt sind, umfaßt sehr
wertvolle Stücke. Manches ist darunter, das zu genauerer
Forschung drängt. So zum Beispiel ist der Leuchter mit dem
grünen Jagddekor (Katalog Nr. 210), den man gerne mit Lenz
burg in Zusammenhang bringt, als Künersberg bezeichnet.
Masse und Glasur weisen darauf hin und viele Umstände, die
hier nicht erörtert werden können. Der Maler dieser Jagdland
schaften ist ein Künstler, der bis heute unbekannt ist. Er hat
auch nur einmal dieses Thema behandelt, auf einem großen
Jagdservice, zu dem auch eine Jägerfigur gehört, das aber in
alle Winde zerstreut scheint. Hier gilt es noch zu forschen. Es
wäre der Mühe wert.
Unter den Waffen befinden sich hervorragende und seltene
Stücke, für den Kenner eine Fundgrube, für den Sammler
Gelegenheit Lücken zu füllen. Die Stoffe entstammen zumeist
dem 17. und 18. Jahrhundert und bestehen hauptsächlich aus
Seide, Brokat und ähnlichem Material. Teils in farbenprächti
gen Mustern, teils in prachtvollen Stickereien prangend, stellt
sich diese Kollektion nicht groß an Umfang dar, wohl aber ge
wählt in der Zusammensetzung und Qualität, den Sammler
wie den Liebhaber gleich befriedigend.
Diesen vier Hauptgruppen gesellt sich ein kleines Pot
pourri allerlei hübscher und gesuchter Gegenstände bei: Minia
turen, Figuren, Arbeiten in edlem und unedlem Metall, worüber
der sorgfältig gearbeitete und reichillustrierte Katalog sach
gemäßen Aufschluß gibt.
(Riesenpreise für Japonica.) In Tokio wurde die
be.ühmte Sammlung Skaboschi versteigert. Der Katalog
zählt 300 Nummern, und zwar Gemälde, Kalligraphien, Tee
utensilien und Lackarbeiten. Die berühmte Winterlandschaft
von Liang Klai, zirka ein Meter hoch und 30 Zentimeter breit,
wurde mit fast K 900.000 bezahlt, der ohne Grund mit dem
Namen Kose no Kanaoka in Verbindung gebrachte „Wasser
fall von Nacbi" brachte an K 400.000, ein Drachenbild von
Kanö Mokonobu an K 500.000. Auch für Chaki (Utensilien für
die Teezeremonie) wurden sehr hohe Preise erlegt, so für eine
Bambusvase an K 350.000. — Die außerordentlich reichhaltige
Chinabibliothek des früheren „Times“-Korrespondenten und
jetzigen Beraters der chinesischen Regierung in Peking, Doktor
Morrison, wurde der „Ostasiatiscben Zeitschrift" zufolge für
K 700.000 von Baron Iwasaki für Japan angekauft und wird
in Tokio aufgestellt werden.
Ausstellungen.
Berlin. Galerie Eduard Schulte. Werke von Fritz B o e h 1 e,
Edward Cucuel und Hans Licht.
— Galerie Ferdinand Möllner. Sonderausstellung
Brockhusen.
Friedmann und Weber, Budapester Straße 8,
Kunstgläser der Fachschule in Haida
Kiel. Kunsthalle. Nachlaßausstellung Prof. Hans Olde.
Leipzig. Museum. Ausstellung von Arbeiten Nürnberger
Künstler.
Warschau. Baryckihaus. Polnische Malerei vom 18. Jahr
hundert bis zur Gegenwart.
Wien. Künstlerhaus. Aquarell-Ausstellung.
Winterthur. Künstlerporträt-Ausstellung.
Auktionen.
4. Februar. Berlin. Rudolph Lepke. Gemälde älterer
und neuerer Meister.
10. Februar und folgende Tage. Wien. S. Kende und
Leo Schidlof. Ölgemälde hervorragender alter und neuerer
Meister, Aquarelle und Handzeichnungen aus Wiener Privat
besitz.
12. und 13. Februar. Wien. Im Gebäude der „Sezession“
durch C. J. Wawra. Künstlerischer Nachlaß Ernst Stöhr.
18. und 19. Februar. Frankfurt a. M. Rudolf Bangel.
Handzeichnungen, Radierungen, Kupferstiche.
19. Februar und folgende Tage. München. Dr. F. X. Wei
zinger & Co. Gläser, Fayencen, Waffen, Stoffe des 15. bisl8.
Jahrhunderts aus verschiedenem Besitz.
24. und 25. Februar. Wien. Dorotheum. Briefmarken,
Februar. Wien. Dr. Ign. Schwarz. Gemälde, Stichs.
Bücher.
Ende Februar. Wien. S. Kende und Leo Schidlof. Altes
Porzellan, Kunstmöbel, Textilien unw.
März. Wien. C. J. Wawra. Gemälde.
Datum unbestimmt. München. Galerie Helbing. Ge
mälde moderner Meister aus dem Nachlaß Generalmusik
direktor Franz v. Fischer (München), Hubert von Flyden
und Hans Kamlab (München).
Datum unbestimmt. München. Galerie Helbing. Samm
lung Stallforth (Wiesbaden). Gemälde alter Meister, alte
Skulpturen.
Datum unbestimmt. München. Galerie Helbing. Mini
aturensammlung L. Lehmann. (Frankfurt a. M.).
Datum unbestimmt. Hamburg. Galerie Commcter. Samm
lung C. G. Schmitt (Hamburg). Moderne Graphik,
Briefkasten.
Anbot?Der fragliche Herr sammelt Gemälde und Plastiken.
Mit Anboten von Knopff und Herterich hätten Sie bei ihm
wahrscheinlich Glück.
Stefan v. B. Die Sammlung ist nicht zugänglich. Soviel
uns bekannt ist, enthält sie meist steirische Altertümer.
G. R., Bielitz. Was heute von diesen Schätzen noch
vorhanden ist, wissen wir nicht.
Dr. L. F. Jahrgang 1918 schloß mit der Nummer 23 ab, die
auch das Inhaltsverzeichnis des Jahrganges enthält. Unsere
Absicht, als Entschädigung für die entfallene zweite August
nummer, Nr. 23 als Doppelnummer erscheinen zu lassen,
scheiterte leider an dem Papiermangel, der auch jetzt noch
fortdauert und uns noch immer daran hindert, unser Blatt in
größerem Umfange erscheinen zu lassen. Hoffentlich ändert
sich auch dies bald.
Sammler in T. Die „Internationale Sammler-Zeitung“ liegt
bei allen Wiener Antiquitätenhändlern auf.
Robert L. Die Sammlung ist noch nicht verkauft, doch
sind Verhandlungen im Zuge.