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Nr. 18
Internationale Sammler-Zeitung
Franzosen Jakob Bodemer und Christian Kanz.
Unter den Aquarellbildnissen tauchen Namen wie
Kriehuber, Johann Ender, Albert Decker (Porträt
des Malers Franz von Habermann), Georg Decker,
Anton Manes, Claudes Pierre, Josef Wildback
(Porträt des Dichters Eduard von Bauernfeld) auf.
Von Guilleaume Faija, der in London wirkte, ist ein
aus Schidlofs Miniaturenwerk bekanntes Tableau mit
acht Miniaturen vorhanden, die Mitglieder der engli
schen Königsfamilie darstellen. Von links nach rechts
gesehen sind da: Prinz Albert von Wales, der spätere
König Eduard VII., Königin Viktoria, Prinzessin Alice,
Prinz Leopold, Prinz Arthur von England, .später
Herzog von Connaught, Prinz Alfred, Herzog von
Edinbourgh, Prinzregent Albert und Prinzessin Frie-
clericke, spätere Kaiserin von Deutschland.
Die dritte Abteilung ist den Antiquitäten ge
widmet. Es befinden sich darunter zahlreiche Arbeiten
von Alt-Wiener Meistern, zumeist im Empirestile.
Eine eigene Spezies sind die heute sehr selten gewor
denen Konfektschalen, die aus dem 17. Jahrhundert
herrühren und Augsburger Stadtmarke und Meister
zeichen tragen.
Große Anziehungskraft übt die Abteilung „Vitrinen
objekte und Schmuck“ aus; - in der herrliches Geschmeide,
Gold- und Emaildosen, eine Perlenschnur, bestehend
aus 82 Perlen mit Rautenschließe, goldene Taschen
uhren, Fächer aus Schwanenhaut mit Vernis Martin-
Gestell, Briefbeschwerer aus Perlmutter usw., enthalten
sind. Ein goldenes Armband mit Verzierungen aus
buntem Email und einer Karneolkamee und echten
Rubinen stellt den Fürsten Moritz Esterhazy dar.
Unter den Arbeiten aus Bronze und Eisen sind Stand
uhren hervorzuheben, die meist der Empirezeit an
gehören. Eine österreichische Standuhr aus dem
18. Jahrhundert funktioniert noch tadellos.
Porzellan und Glas sind mit nur wenigen Stücken
vertreten, doch sind es solche von erlesener Qualität.
So ist eine Altwiener Tasse von Karl Herzer bemalt,
eine andere von Josef Kürner. Eine Alt-Wiener Krino-
linenfigur trägt das Modelleurzeichen P. (Anton Payer).
Eine Alt-Wiener Biskuitbüste ist rückwärts mit C. F.
1855 (Carl Fernkorn) signiert.
Unter den Möbeln finden wir einige hervorragende
Stücke, so ein Kabinett aus Schildplatt mit Marmor
füllungen und Verzierungen aus Silber, die aus der
Sammlung des Freiherrn von Lanna in Prag stammt,
eine Kredenz aus der Zeit des Kaisers Karl VI., auf
allen Flächen, selbst im Innern, mit feinsten Intarsien
geschmückt, die Jagd und Kriegsembleme darstellen,
eine Etagere aus Mahagoni mit schwarzen Karyatiden
und Bronzegalerien aus der Empirezeit usw.
Den Schluß der Sammlung bilden vierzig
Teppiche, darunter einige von sehr guter Qualität.
Hervorzuheben wäre namentlich ein Aubusson-Tcppich.
aus dem 18. Jahrhundert.
Die Auktion der Sammlung Jäger findet in Leo
Schidlofs Kunstauktionshaus, I., Tuchlauben 8, von
Montag, den 11. bis Mittwoch, den 13. Oktober, jedes
mal ab 3 Uhr nachmittags, statt.
Die Ausstellung beginnt am 3. Oktober und
dauert bis einschließlich 10. Oktober von 10 Uhr vor
mittags bis 5 Uhr nachmittags. Die Versteigerung
wird durch den vortrefflichen Katalog erleichtert, der
die wichtigeren Gemälde und Kunstgegenstände auch
in guten Reproduktionen präsentiert.
Chronik.
NUMISMATIK.
(Notgeld.) Der niederösterreichische Landesrat teilt mit:
Vom Notgeld des Landes Niederösterreich ist eine zweite Auf
lage veranstaltet worden. Die Scheine dieser Auflage sind im
Format etwas kleiner als die der ersten Auflage. Die 50 Heller-
Scheine zeigen das Schloß Kreutzenstein, die 20 Heller - Scheine
die Ansicht der niederösterreichischen Landesbahnen mit der
Ötschergruppe, die 10 Heller - Scheine ein Landschaftsbild
aus dem Waldviertel. Sammler können die zweite Auflage
beim Landes-Obereinnehmeramte beziehen.
PHILATELIE.
(Slowenische Abstimmungsmarken in Kärnten.)
Dem Beispiel Österreichs folgend, sind auch slowenischerseits
Abstimmungsmarken in Kärnten ausgegeben worden, und
zwar wurden dazu die Zeitungsmarken zu 2 und 4 Heller
verwendet, die mit dem Vermerke ,,K. g. c. A. 1920“ und den
Werten zu 5, 15, 25, 45 und 50 Para und 2 Dinar überdruckt
und zum dreifachen Nennwert in Verkehr gebracht wurden.
Ihre Gültigkeit ist bis zum 10. Oktober befristet. Die Post
ämter in Laibach, Cilli und Marburg sind mit der Ausgabe
an Sammler betraut.
(Zur Nachahmung!) Aus Berlin wird uns geschrieben:
Sammlern und Händlern von Briefmarken kam die deutsche
Post bisher wenig entgegen. Zwar wurden seinerzeit die Wert
zeichen der Schutzgebiete verschickt usw., sonst mußten aber
die Liebhaber sehen, wo sie die Marken am Schalter kaufen
konnten. Jetzt hat das Reichspostministerium die Marken
verkaufstelle des Briefpostamtes irr Berlin C. 2 angewiesen,
Halle Sorten der jeweilig gültigen Postwertzeichen vorrätig zu
halten und zu verschicken. Bestellungen sind schriftlich zu
machen. Dabei ist anzugeben, ob die Zusendung als gewöhn
licher, als Einschreib- oder als Wertbrief und unter welcher
Wertangabe gewünscht wird. Es wird ein Aufgeld erhoben,
das bei Bestellungen bis zum Nennwert von M 10.— M 1.—
beträgt, bis M 20.— M 2,— usw. Die Marken werden auch
gegen eine Abstempelungsgebühr von M 1.— für jede Samm
lung geliefert. Auch Einzelsätze und Viererblocks liefert die
Stelle auf Kartonpapier, auf dem sie durch Einstecken in
Pergamentstreifen befestigt w r erden. Die Klebeseite wird also
nicht benutzt. Auch hierfür wird ein kleiner Aufschlag er
hoben. Zunächst gibt es Sätze aller 12 Pfennigwerte in den
alten und der 9 Werte in den neuen Farben, die Marktwerte
und die Postmarken. — Der österreichischen Postverwaltung
sei dieser Vorgang zur Nachahmung empfohlen.
PORZELLAN.
(Das Schwanenservice von Kändler.) Das berühmte
Meißener Schwanenservice, das um 1740 von Kändler, dem
damaligen Leiter der dortigen Porzellanmanufaktur, ver
fertigt worden ist, ist jetzt auf kurze Zeit im Dresdener Kunst
gewerbemuseum ausgestellt worden. Das Werk ist'im Besitz
des Grafen Brühl auf Pforten, eines Nachkommen jenes
Grafen Brühl, für den das Service angefertigt worden ist. Das
Schwanenservice gilt als das berühmteste Werk Kändlcrs. Es
erhielt seinen Namen von den auf fast allen Stücken ange
brachten Schwanenmotiven, die in verschiedenen Formen
hervortreten. In mannigfaltigster Weise sind Delphine, Tri-
tonen, Najaden, Putten und Kartuschen angebracht, unter
denen besonders ein Triton Händlers durch seine kraftvolle
und doch feine Ausführung auffällt, ferner eine Najade Eber-