Internationale
^ammler^eifunji
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
12. Jahrgang. Wien, 15. Oktober 1920. Nr. 19.
Die Versteigerung der Sammlung Jäger.
Nach einigen ziemlich flauen Sommermonaten hat
die Herbstsaison auf dem Wiener Kunstmarkt sehr
flott eingesetzt. Die Kunstfirmen Gilhofer & Ransch-
burg und L. Schafranek, die mit der Sammlung des
Prinzen R. B. den Re gen der Künstauktionen eröff rie
ten, weisen eine Einnahme von K 5,097.000 aus, Leo
Schidlof, der sich ihnen mit der Sammlung Jäger
anschloß, verzeichnet über sieben Millionen, ja,
wenn man den zwölfeinhalbprozentigen Zuschlag ein-
b zieht, sogar über acht. Freilich hält er sich mit
diesem kolossalen Ergebnis nur auf dem Niveau, das
er mit seinen letzten Auktionen erreicht hat. Die
Summe stellt noch keinen neuen Rekord dar.
Teilnehmer der Versteigerung berichten uns, daß
bei der Auktion Jäger eine Kauflust herrschte, wie sie
in Wien nicht oft noch zu beobachten war. Während
der ganzen dreitägigen Dauer der Versteigerung waren
die Räume stets zum Erdrücken voll, und die Besucher
entwickelten einen Wetteifer, der mitunter die Form
von Kämpfen annahm. Das Geld schien keine Rolle
mehr zu spielen. Die Interessenten, viel zu ungeduldig,
um sich langsam hinauf zulizitierOn, steigerten gleich um
mehrere tausend Kronen. Kein Wunder, daß die
Schätzungspreise, die im allgemeinen als Richtlinien
dienten, in vielen Fällen weit überboten wurden. Das
war zum Beispiel bei den Gemälden Waldmüllers der
Fall, die, wie wir hören, nach Budapest verkauft
wurden. Das Knabenporträt Waldmüllers, mit K 40.000
geschätzt und ausgerufen, ging in raschen Sprüngen
auf fast das Dreifache, K 150.000, das Herrenporträt
von K 40.000 auf K 86.000, das Porträt einer älteren
Dame von K 30.000 auf K 76.000. Den Schätzüngspreis
weit hinter sich ließen beispielsweise auch die Porträts
des älteren Lampi. Das eine mit K 100.000 bewertet,
wurde mit K 125.000, das andere, das mit K 150.000
eingestellt war, mit K 170.000 losgeschlagen.
Sehr intere-sante Erfahrungen konnte man auch
mit den Wiener Miniaturmalern machen, die in der
Wertschätzung der Sammler sehr gestiegen sind. Man
denke, für Miniaturen von C. v. Saar wurden bis K 26.000
bezahlt. Unter den Antiquitäten fanden besonders
Möbel aus der Empire- und Biedermeierzeit An wert.
Sehr gut gingen auch Teppiche ab. Ein Aubusson
notierte K 130.000, ein Bochara Iv 77.000.
Wir lassen nachstehend die erzielten Preise folgen:
Gemälde und Aquarelle.
Nr. 1, A. Adam, Pferde, K 11.500; Nr. 2, Ders’., Landschaft,
K 7000; Nr. 3, J. Qu, Adams, Hel. Odilon, K 24.000; Nr. 4,
C. Agricola, Porträt, K 70.000; Nr, 5, Amerling, Gattin
des Künstlers, K 15.000; Nr. 6 und 7, Art des van Baalen,
Putti, K 26.000; Nr. .8, Banks, Mädchen, K 23.000; Nr. 0,
Bensa, Spazierfahrt, K 3800; Nr. 10, Ders., Parforcejagd,
K 6000; Nr. 11. W. Buttgereit, Kind, K 1900; Nr. 12, J. G.
Coste, Stilleben, K 60.000; Nr, 13, Deutsche Schule des
16. Jahrh., Maria mit Kind, K 32.000; Nr. 14, Desgl., Be
schneidung Christi, K 20.000; N, . 15, Desgl., Porträt, K 46.000;
Nr. 16, Desgl., Heiligenbild, K 7000; Nr. 17, Englische Schule,
1830, Portiät, K 17.000; Nr. 18, Exter, Am Abend, K 7000;
Ni. 19, L. H. Fischer, Straße, K 5500; Nr. 20, F. F. Franck,
Barmherzigkeit, K 9500; Nr. 21, Französische Schule, 1700,
Porträt, K 20.000; Nr. 22, Desgl., K 17.000; Nr. 23, E. Goo-
dall, Köln, K 15.000; Nr. 24, J. Griffier, Landschaft, K43.000;
Nr. 25 und 26, B. Grundmann, Landschaften, K 10.000;
Nr. 27, A. Gryef, Paradies, I< 7500; Nr. 28, R. v. Haanen,
Seestück, K 11.500; Nr. 29, Art des Ph. F. Hamilton, Zwei
Stilleben, K 5500; Nr. 30, Desgl., K 6500; Nr. 31, J. Heicke,
Pferd, sign., K 5000; Nr. 32, Holländische Schule, Ältere Frau,
datiert 1567, K 18.000; Nr. 33, Holländische Schule, 17. Jahrh.,
Maiine, K 27.000; Nr. 34, Desgl., Auf dem Eise, K 32.000;
Nr. 35, Desgl., Hafen, K 18.000;-Nr. 36 und 37, Desgl.,Land
schaften, K 31.000; Nr. 38, Th. v. Hörmann, Dorf, K 4000;
Nr. 39, Desgl., K 3200; Nr. 40, Ders., Znaim, K 7000; Nr. 41,
R. Huber, Kühe, K7800; Nr. 42, Italienische Schule, 17. Jahr
hundert, Blumenstilleben, K 19.000; Nr. 43, Desgl., Stilleben,
K 24.000; Nr. 44, Italienische Schule, 18. Jahrh., Decken
gemälde, K 47.000; Nr. 45, Desgl., Rebekka, K 30.000; Nr. 46,
Jettei, Pferde, K 13.000; Nr. 47, Kowalsky, Touristen,
K 2000; Nr. 48, Ders., Manöverszene, K 7500; Nr. 49, P. Kr afft,
Mignon, K 27.000, Nr. 50, Kurzbauer, Mädchen, sign., K9500;
Nr. 51, Lampi d. Ä., Herrenporträt, K 170.000; Nr. 52, Ders.,
Damenporträt, K125.000; Nr. 53, J. Lauer, Stilleben, K43.000,
Nr. 54, Lenbach, Studie, K 8000; Nr. 55, P. Lely (zug.),
Porträt, K 20.000; Nr. 56, E. v. Lichtenfels, Landschaft,
K 11.500; Nr. 57, H. Makart, Allegorie, K 23.000; Nr. 58,
W. Manes, Hlg. Familie, K 18.000; Nr. 59, G. v. Max, Porträt,
K 12.000; Nr.60, K. Molenaer, Dorf, K 85.000; Nr. 61, Mono
grammist D. V., Pfeifenraucher, und Nr. 62, Ders., Kaiten-
spieler, K 54.000; Nr. 63, Monogrammist J. B. D. N. F., Dom,
K 5200; Nr. 64, Monogrammist W., Beschneidung Christi,
K 7500; Nr. 65, M. Ne der, Brotbacken, und Nr. 66, Spinnen,
K 16.000; Nr. 67, Niederländische Schule, 17. Jahrh., Kabarett
szene, K 13.000; Nr. 68, Desgl., Hafen, K 55.000; Nr. 69, Desgl.,
Schäfer, K 25.000; Nr. 70, Desgl., Stier, K 12.000; Nr. 71,
Niederländische Schule, 18. Jahilr., Jäger, und Nr. 62, Desgl.,
IC 24.000; Nr. 73, Desgl., Herrenporträt, IC 30.000; Nr. 74
und 75, Desgl.; Landschaften, IC 15.500; Nr. 76, J. Nigg,
Blumenstilleben, K 16.000; Nr. 77, P. Nolpe, Dorf, K 20.000;