Nr. 24
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 185
daß die Streitsache vor den Senat gebracht werde, sobald
man die Gewißheit habe, die öffentliche Meinung Europas
halte das amerikanische Copyright für ein Unrecht und einen
Unfug.
BILDER.
(Der neue Velasquez.) Wir haben in Nr. 17 von der
Entdeckung eines neuen Velasquez berichtet. Nun erfährt
man näheres über das Bild, wie über die Art, wie es gefunden
wurde. Auf -dem Boden eines Herzogspalais in Madrid ist
ein Frauenporträt entdeckt worden, das derart übermalt war,
daß nur noch an den Gesichtszügen die Hand des großen
Meisters erkannt werden konnte. Ein Sachverständiger wurde
dadurch auf das unbeachtet herumliegende Bild aufmerksam
und veranlaßte seine Reinigung sowie Wiederherstellung durch
den Londoner Restaurator Power. Nun ist das Werk in seinem
ursprünglichen Zustande der Welt wiedergeschenkt und offen
bart sich als eins der beiden bisher unbekannten Bildnisse der
Königin Isabella von der Hand des Valesquez. Man weiß,
daß der Hofmaler acht Porträte Isabellas geschaffen; aber
bisher waren nur sechs festgestellt. Das neuentdeckte Gemälde
ist das siebente, während man von dem achten noch keine
Spur hat. Das Bild blickt auf eine eigenartige Geschichte
zurück. Im Jahre 1624 begab sich Königin Isabella in das
Kloster der Nonnen vom Descalzas-Orden, um die Geburt
ihres Kindes zu erwarten. Zum Andenken schenkte sie den
Schwestern ihr von Valesquez gemaltes Bild. Den Nonnen
mochte wohl die weltliche Pracht ihrer Kleidung mißfallen
und sie ließen daher von einem mittelmäßigen Maler ein Nonnen
gewand über den ganzen Körper malen. Das Kloster schenkte
dann später das Bild, in dem man eine Darstellung der heiligen
Therese sah, einer Madrider Adelsfamilie, und hier wurde es
allmählich auf den Boden verbannt, auf dem es nun entdeckt
worden ist.
HANDSCHRIFTEN.
(Ein Manuskript von Turtullian.) Der Benedik
tinerpater Wilmart von der Abtei Farnborough hat in den
Archiven von Troyes ein Manuskript von Turtullian ent
deckt, das aus der Zeit von 160 bis 220 stammt.
(Vom Rolandlied.) Zwei wichtige Handschriften des
Rolandliedes sind in Apt unweit Avignon von einem
Bürgermeistersekretär, der die Papiere eines in Apt an
sässigen Advokaten durchsuchte, durch Zufall entdeckt
worden. In einem Jahrbuche aus dem Jahre 1398 fand sich eine
3200 Verszeilen enthaltende prächtige, gotische Handschrift,
die an den provenzalischcn Forscher Dr. Jaquemein Marseile
gesandt, sich als zwei epische Romanzen in zehnsilbigen
Gleichklangversen erwies, von denen die eine Roland in Sara
gossa, die andere Roland in Roncevaux schildert. Die neue
Handschrift stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen dem
Rolandlied, der „Chanson de Roland“ und der Roland
legende, der „Fille de Roland“, dar.
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EDUARD HEIM & C°f
gerichtlich beeideter Schätzmeister and Sachverständiger
WIEN, I., Brandstätte Nr. 3 (Stephansplatz)
Ältestes Briefmarkenhaus in Österreich-Ungarn
Etabliert im Jahre 1S65 Fernsprecher 58-71
EINKAUF - VERKAUF - TAUSCH
PHILATELIE.
(Tschechische Rote-Kreuz-Marken.) Aus Prag wird
uns geschrieben; Am 15. Dezember werden Portomarken zu
40 und 60 h mit der Zeichnung des Hradschins und zu 125 h
mit dem Bildnis des Präsidenten Masaryk vorübergehend
in veränderter Ausstattung zur Ausgabe gelangen. Diese
Marken werden bis einschließlich 14. Jänner 1921 Geltung
haben und bei allen Postämtern und in allen öffentlichen
Wertzeichenverkäufsstellen mit einem Zuschlag von 10, 20
und 25 h verkauft werden. Der Reinertrag ist dem tschecho
slowakischen Roten Kreuze gewidmet. Die Farbe der 40 h -Marke
ist oliv, der 60h-Marke lichtgrün, der 125h-Marke blau.
Alle drei Werte tragen einen roten Überdruck, die niedrigeren
Werte ein Kreuz in dekorativem Rahmen, darunter der Zu
schlagspreis „20 halerü", die 125h-Marke die Ziffer „25“
zwischen zwei Kreuzen oberhalb des Originalwertes. Diese
Marken können vorläufig nur im Tnlandverkehr zur Berichti
gung der Gebühren für alle Postsendungen im Originalnenn
werte verwendet werden. Der Austausch oder Rückkauf der
im Besitze des Publikums sich befindlichen Marken ist unzu
lässig.
(Marken des Weltpostkongresses.) Die anläßlich
der Tagung des 7. Kongresses des Weltpostvereines in Spanien
ausgegebene Reihe setzt sich aus folgenden Werten zusammen:
1 Centimos blaugrün, 2 Centimos braun, 5 Centimäs grün,
10 Centimos rot, 15 Centimos hellbraun, 20'Centimes violett,
25 Centimos bläu, 30,Centimos dunkelgrün, 40 Centimos
karmin, 50 Centimos ultramarin, 1 Peseta rosa, 4 Peseta braun
violett, 10 Peseta orange, sämtlich mit schwarzem Eindruck
des Mittelstückes.
(Markensteuer in Ungarn.) Vom 1. Dezember sind
in Ungarn Briefmarken, wenn sie an Sammler verkauft oder
vertauscht werden, mit 10% des Wertes steuerpflichtig; auch
bei der Ausfuhr ins Ausland sind 10% zu entrichten. [Kur-*
sierende Frankomarken sind noch bis Ende des Jahres steuer
frei.
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NUMISMATIK.
(Auktion.) Durch die Firma S. Schott-Wallerstein
in Frankfurt a. M. gelangen am 13. Dezember und den
folgenden Tagen Doubletten eines süddeutschen Münzkabinetts,
eine Sammlung, darunter eine Reihe Brandenburg-Preußen,
Braunschweig, Pfalz, Flußgolddukaten usw., sowie die Samm
lung eines Geistlichen zur Ausbietung.
(Notgeld.) Neu erschienen: Lofer in Tirol (10, 20, 50,
60, 75, 90; drei Serien); Raffings II (drei Serien); Schwaz
in Tirol (10, 20, 50, 60, 75, 90, sechs Serien); Stößing II
(5, 25, 75, 1 Krone); Stein (XIII); Waldhausen II (20,
50, 80); Wimpassing III.
VERSCHIEDENES.
(Ein Hodler-Saal in Berlin.) In der modernen Ab
teilung der Berliner Nationalgalerie, im Kronprinzenpalais,
hat jetzt Geheimrat Justi im Obergeschoß einen Hodler-
Saal eingerichtet mit sechs geliehenen Werken des Schweizer
Meisters. Z’wei davon zeigen ihn in seiner ersten Entwicklung:
die Ansicht des Genfer Sees am Abend eines Spätsommer
tages, von Schwänen und Segeln belebt, 1877 entstanden;
dann das Bild seiner Gattin, die mit dem Kind auf dem Schoß
spielt, in der einfachen Küche, wo über dem Herd die Wäsche
hängt, 1889 gemalt. Die Hauptwand des Saales gibt dann in
einer schönen Steigerung ein Bild von Hodlers reifem Schaffen:
in der Mitte „Der Morgen", eine seiner schönsten symbolischen