MAK
Seite 182 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 17 
"'1 
Die Ausstellung der Altkunsthändler. 
Von den Veranstaltungen im Rahmen der Theater-, 
Konzert- und Kinomesse nimmt das Interesse des 
Kunstfreundes und Sammlers in erster Linie die Aus 
stellung der Altkunsthändler in Anspruch, die 
im Sankt Lukas-Saale des Künstlerhauses 
(Eingang von der Akademiestraße) eine würdige Unter 
kunft gefunden hat. 
Ein stilvolles Plakat mit einer Amphora, von der 
Künstlerhand des Malers Carlo Graupa entworfen, 
dient dem Besucher als Wegweiser zu dem Saale, den 
der feine Geschmack Graupas zu einer wahren Sehens 
würdigkeit gestaltet hat. Die Raumkunst feiert hier 
einen seltenen Triumph: es wird augenfällig, welch 
großartige Wirkungen ein sicheres und zweckbewußtes 
Arrangement zu erzielen vermag. Fünfzehn Kojen, ge 
füllt mit köstlicher Habe, breiten sich vor uns aus, 
aber man empfängt durchaus nicht den Eindruck 
einer großen Warenhalle, man fühlt sich förmlich in 
ein Museum versetzt, wo die segensreiche Himmels 
tochter, Ordnung, waltet. Und wie das Gesamtbild, so 
auch die Wirkung im einzelnen. Die Kojen, die durch 
eine Draperie aus grünem Samt miteinander, verbunden 
sind, heimeln durch den Geschmack und die Eleganz 
an, mit denen sie ausgestattet sind. Auch hier nirgends 
der Eindruck der Überladenheit, obwohl der Raum 
sehr gut ausgenützt ist und sich in jeder Koje eine 
recht ansehnliche Zahl von Bildern und Kunstgegen 
ständen befindet. In nuce, eine Ausstellung, die eine 
vorteilhafte Vorstellung von der Leistungsfähigkeit 
des Wiener Antiquitätenhandels gibt und den Veran 
staltern alle Ehre macht. 
Rechts vom Eingänge des Saales grüßt uns die 
Tafel der Sanct Lucas-Galerie, die einen sehr 
sehenswerten Ausschnitt aus ihren Beständen an 
Kunstwerken bietet. Dieselbe Mannigfaltigkeit, wie bei 
ihren sonstigen Ausstellungen. Unter den Gemälden 
fallen zunächst die prächtigen Primitiven ins Auge: 
älteste niederländische Kunst wetteifert mit den frühe 
sten französischen Meistern. Besonders möchten wir 
„Die Vermählung Mariens“ hervorheben, die holländi 
scher Provenienz ist und um 1420 zu datieren wäre. 
Br oncino, der noch in den Traditionen der Primitiven 
wurzelt, erscheint mit einer Darstellung von „Venus 
und Amor", der Meister von Flemale ist durch eine 
Madonna vertreten. Von Holländern nennen wir 
Honthorst, dessen „Geigenspieler“ ein Gegenstück 
zu der aus Reproduktionen bekannten „Lautenspiele 
rin" ist. Hondecoeter gibt seinem „Hühnerhof“ 
durch den einbrechenden Habicht dramatisches Leben. 
An Guido Reni gemahnt ein „Ecce homo", wie denn 
überhaupt die italienischen Schulen ausgezeichnet. re 
präsentiert sind. Ein Porträt Philipp des Schönen weist 
alle Vorzüge der Tizian-Schule auf, eine „Bekehrung“ 
spiegelt die Art des Bassano wieder. Von packender 
Wirkung ist das Gemälde „Cäsars Tod" des Kremser- 
Schmidt, eines der besten Profanbilder des Meisters. 
In „Golgatha‘4 finden wir Emanuel Mozart auf den 
Spuren Breughels, dem er vielfach nicht nachsteht. 
Die Landschaft hat unter andern in Köninck und 
Cagnard, einem Barbinzon-Schüler, treffliche Reprä 
sentanten. Ein Frauenporträt von Bray trägt die 
Marke der berühmten Galerie Kaunitz. Die Darge 
stellte scheint ein Mitglied der Familie Kaunitz-Metter 
nich zu sein. Von modernen Meistern seien erwähnt: 
Kaulbach (Pastellporträt), Rudolf von Alt („Belag- 
gio“ und „Monreale") u a. 
Eine Reihe vorzüglicher alter Skulpturen aus Holz 
und Elfenbein geben den Gemälden ein hübsches 
Relief. Wir finden eine gotische Pieta, einen Christus 
in spanischer Renaissance, eine „Büßende Magdalena“, 
von Johann Schmidt, demVater des Kremser-Schmidt, 
usw. Von den Porzellanen sei auf ein Prachtstück hin 
gewiesen, eine Vase aus Royal Sevres von Triot, das 
mit dem. Bildnisse des jungen Napoleon geziert ist. 
Es war dies ein Geschenk des Kaisers an Josefine 
Beauharnais und stammt aus dem Nachlasse des 
Herzogs von Leuchtenberg. 
Von der Galerie Sanct Lucas wendet sich unser 
Blick auf die gegenüberliegende Koje der Antiquitäten 
firma Richard Klein. Hier werden wir durch eine 
Kollektion von Miniaturen gefesselt,die ein eingehenderes 
Studium verdienen. Gabriel v. Max ist mit einem 
prachtvollen Vollbild „Rheingold“ vertreten Franz 
v. Lenbach mit einem Selbstporträt, das aus herzog 
lichem Besitz den Weg hierher gefunden hat. Gute 
Gläser und Porzellane vervollständigen die Ausstellung 
und machen den Besuch der Koje lohnenswert. 
Franz Wipfls Koje wird durch Jordaens „Bohnen 
königsfest“ mit Leben erfüllt. Dieses buntbewegte Bild 
ist ein Museumsstück und sollte seinen Platz in einer 
öffentlichen Sammlung finden. Interessant ist auch 
ein Altarbild von Abraham van Diepenbeeck. Die 
Spezialität der Firma scheint aber in den Bronzen zu 
liegen, deren sie eine gute Auswahl bietet. Neben chine 
sischen Bronzevasen müssen wir das Augenmerk auf 
die Statuette der Dubarry lenken, die auf einem Mar 
morsockel. ruht. Ein deutscher Renaissancekasten und 
Möbel aus einer Zeit Maria Theresias komplettieren die 
Exposition. 
Die Ausstellung der Firma Heinrich Fischer 
gipfelt in zwei reizenden Bildchen, die sie mit Recht 
Boucher zu weist. Bemerkenswert sind auch zwei 
flämische Bilder aus dem 18. Jahrhundert, wie ein 
Christus aus einer älteren italienischen Schule. Unter 
den Miniaturen stehen die Arbeiten Peters hervor, 
die auch signiert sind. Den. sonstigen Inhalt der Koje 
bilden Porzellane verschiedener Manufakturen, Bronzen, 
Teppiche, ein holländischer Paravent, Barockstühle 
und türkische Waffen. 
Edwin Groß mann führt uns ein entzückendes 
Alt-Wiener Interieur vor, in dem auch der schmetternde 
Kanarienvogel nicht fehlt. Der Tisch ist einladend 
mit Alt-Wiener Porzellan gedeckt, ein Klavier aus dem 
Etablissement Konrad Graff sorgt für die Tafelmusik. 
Eine Sehenswürdigkeit für sich bildet die Koje 
des Heinrich Satori. Auf den prachtvollen Maria 
Theresia-Möbeln sind Alt-Wiener Porzellane und Kost 
barkeiten aus. Renaissance- und Empiresilber zu 
harmonischer Wirkung geeint. Bilder von Meistern 
wie Waldmüller, Miereveldt, Simon de Vos, 
Tenniers, Hoppner und Wegner, Miniaturen von 
Füger und Dulmont geben den Wandschmuck ab. 
Leopoldine Bradacek, die besonders antike Möbel 
kultiviert, bringt einen Intarsienschrank aus der 
Maria Theresien-Zeit von ungewöhnlich aparter Form, 
eine Original-Louis-XVI.-Garnitur, selten schöne Ba 
rockvitrinen, zw'ei Vortragsfahnenstangen als Sänften 
montiert und andere interessante Stücke. 
R. Königsfest führt sich mit seltenen orientali 
schen Teppichen, Waffen und indischen Möbeln gut ein. 
A. J. Loibl bietet eine mit Geschmack zusammen 
gestellte Sammlung von Werken der Malerei ver 
schiedener Epochen. Das Hauptstück ist das große 
Gemälde „Goethe am Hofe Karl Augusts von Weimar" 
von Pa echt. Eine Handzeichnung hält die charakte 
ristischen Köpfe fest und erleichtert so auf dem Ge 
mälde die Auffindung der Persönlichkeiten, die dem 
kleinen Fürstenhofe ein besonderes Lustre aufgedrückt
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.