MAK
Seite 38 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 4 
ein hübsches von der Gräfin Aug. St. Genois ge 
maltes Porträt eines Ritters. Von den Skulpturen 
fällt Kassins markante Porträtbüste des Freiherrn von 
Lasser auf. Eine aus Holz geschnitzte und bemalte 
Heiligenstatue interessiert durch ihre profane Auf 
fassung. Alte deutsche und italienische Waffen, eine 
wertvolle Kölner Pinte (aus der Zeit des Wieder 
aufbaues des Domes), Pokale, schöne Majoliken, 
Schnitzereien und eine Sanduhr schmücken die Wände 
und Schränke. Ein Nachtlicht (Barock), welches durch 
den Ölverbrauch die Stunden anzeigt, ist eine zier 
liche Spielerei. 
Vom Spielzimmer gelangt man in das größere 
Schreibzimmer mit Alkoven, dessen Ausstattung eben 
falls im Renaissancestil gehalten ist. Dem Eingänge 
gegenüber steht ein umfangreicher weißblauer Ofen 
mit symbolischer Darstellung der Monate und alten 
Wappenbildern. Ein großer Ulmer Schrank, pracht 
voll gearbeitet, birgt die zahlreichen Ehrendiplome 
und Sympathiekundgebungen, welche Freiherr von 
Lasser während seiner Beamtenlaufbahn zuteil ge 
worden sind. 
Unter den Bildern fällt die „büßende Magdalena" 
von Neugebauer auf. Der Luster des Alkovens 
stammt aus dem Jahre 1756 und befand sich früher 
wahrscheinlich in dem Würzburger Schlosse. Er be 
steht aus Steinbockhorn mit geschnitzten, sinnigen 
Jagdszenen und ist mit Bronzeeinlagen, Wappen und 
Gehängen verziert. Der Ofen aus Südtirol ist 1718 
errichtet worden. Auf ihm steht die „heilige Anna mit 
Familie“, eine hervorragend schöne Holzgruppe in 
alter Fassung bemalt. In den Quasten einer ver 
witterten Fahne sind elektrische Beleuchtungskörper 
untergebracht. Bemerkenswert ist die außerordent 
liche Sammlung von Zunft Zeichen, die an Decke und 
Wänden angebracht ist. Von diesen Objekten, die ein 
Spezialstudium erfordern würden, soll nur die Zunft 
truhe der Badner Müllerinnung aus dem Jahre 1700 
erwähnt werden, die sich früher in Guttenbrunn be 
fand. 
Wir beschließen den Rundgang in der Bibliothek 
Lassers, die von dem Wissensdrang ihres Besitzers 
schönstes Zeugnis gibt. Die Weltgeschichte und Volks 
kunde sind ebenso reichlich vertreten, wie die Spezial 
fächer der Kultur und Kunst. Einen der großen Schränke 
füllen ausschließlich Werke über Kostümkunde. 
Sand Lucas~Ver Steigerungen in Wien. 
Die erste der Versteigerungen, mit der die Galerie 
Sanct Lucas in Wien auf den Kunstmarkt tritt, ist für den 
4. und 5. März festgesetzt woruen. 
Der mit Geschmack ausgestattete Katalog, der nun vor- 
liegt, ermöglicht einen Überblick über den Umfang der Ver 
steigerung, der man in Sammlerkreisen mit Spannung ent 
gegensieht. Statt jedes ruhmredigen Vorwortes ist der Beschrei 
bung der Objekte nur die schlichte Beme±kung vo angestellt: 
„Die wissenschaftliche Bearbeitung und fachmännische Begut 
achtung der Gemälde wdrde von Herrn Dr. Gustav Glück 
überprüft, die der Plastik und des Kunstgewerbes vom Diiektor 
der Wilczekschen Kunstsammlungen, Herrn Alfred Walcher- 
Moltheim, verfaßt." 
Sapienti sat! Oder müssen wir wirklich unseren Lesern 
erst sagen, welche hohe Achtung in der wissenschaftlichen Welt 
dem Urteile des Direktors der Gemäldegalerie des ehemaligen 
Kaiseihauses Dr. Glück entgegen gebracht wird, wie Direktor 
Walchcr, der Verfasser des bekannten Werkes „Die Hafner 
keramik des 17. und 18. Jahrhunderts" und der Beiater des 
Grafen Wilczek in allen Kunstfiagen geschätzt wird. Wii 
glauben, das eiübrigt sich und wollen nun auf den Katalog 
näher eingehen, der sich in zwei Abteilungen gliedert. 
Die erste Abteilung, Gemälde alter und neuerer 
Meister umfassend, beginnt mit zwei Bildein Altomontes 
„Anbetung der heiligen drei Könige“ und „Drei Heilige zu 
Füßen des Kruzifixes", die zu den besten dieses Künstlers ge 
hören. Ein wirkungsvolles Gemälde aus der Richtung des 
Dominichirio ist der „Heilige Hieronymus ‘ (Nr. 8). Dr. Theo 
dor Frimmel weist dieses Bild übiigens Gerard Honthorst 
zu. Die „Bekehrung Paul “ (Nr. 12) bezeichnet Direktor Glück 
als eine eigenhändige Komposition Calvaerts, genannt 
Flammingo, des seltenen, in Italien tätig gewesenen Meisters. 
Auf den Garofalo und Cranach haben wir bereits in der 
voiigen Nummer hingewiesen; Dr. Glück hat dei Feststellung 
der Echtheit nichts beizufügen. Von Jakob van der Do es 
rührt die „Reitende Hirtin“ her, von Drochsloot stammen 
die „Kegelspielenden Bauern". Eine „Doifstiaße mit spielen 
den Bauern“ (Nr. 74) wurde früher Drochsloot zugeschrieben, 
doch zeigt das Bild im Landschaftlichen wie im figuralen Teil 
die Hand Klaes M.olenaers. Eine Waldlandschaft mit einem 
„Jäger im Vordergründe" (Nr. 70) weist auf Jan Lievens hin, 
was uns umso bemerkenswerter erscheint, als bisher ein ein 
ziges Landscbaftsbild dieses Künstlers sichergestellt ist. Es 
befindet sich im Berliner Museum, Der Frühzeit des Luca 
Giordano sehr nahe steht der „Archimedes von den Kriegern 
gestört" (Nr. 49). Die Gebirgslandschaft (Nr. 93) glaubt 
Dr. Glück dem Roland Roghman zuschreiben zu können, 
während Hofsteede de Groot,wie Glück gewissenhaft bemerkt, 
sie für ein Werk Jan Lootens hält, was auch keine schlechte 
Marke wäre. Eine der letzten Arbeiten Francesco Casanovas 
ist in der staffierten „Landschaft mit der Burg am Meere" zu 
sehen; Gonzalo Coques wieder ist durch ein Bild repräsentiert, 
das den Zorn symbolisiert. Man geht wohl kaum fehl, wenn 
man das ausdrucksvolle Bild in die Folge der „Sieben Tod 
sünden" einreiht, die ähnlich der Serie ßer „Fünf Sinne" 
(in der Londoner Nationalgalerie) zu denken wäre. Der 
Kremser-Schmidt ist mit einei der bewegtesten Profan 
kompositionen veitreten, der „Ermoidung Juliu., Casars", die 
er 1789 ausgefühlt hat. Von Johann Alexander Thiele finden 
wir zwei reizende kleine Landschaften, von der Mannheimer 
Hofmalerin Katharina Treu ein selten schönes Frachtstück. 
Beim Waldmüller lüftet der Katalog ein wenig das 
Inkognito der porträtierten Dame. Bildnis der Gräfin A. K. 
heißt es da. Wer seinen Waldmüller kennt, wird sich den 
Namen leicht 1 ergänzen. Es ist Gräfin Anna Kinsky, geborene 
Gräfin Zichy. In den „Schwestern“ Hans Makarts werden 
die Wiener auf dexi ersten Blick die einst gefeierten Fräulein 
von Klinkosch erkennen, von denen die eine jetzt als Prin 
zessin Hanna von und zu Liechtenstein in dei Gesellschaft 
bekannt ist. 
Den Gemälden reihen sich einige Miniaturen an, da 
runter ein prächtiger Daffinger. 
Der zweite Teil der Sammlung, den Direktor Walcher 
expeitisiert hat, enthält eine Reihe hervorragender Bild 
werke aus Holz und Ton, Bronzen und andere Metall 
arbeiten, Keramik und Mobilar. Hervorheben möchten 
wir besonders eine voizügliche, vermutlich von einem ferare- 
sischen Meister beeinflußte österreichische Holzplastik des 
16. Jahrhunderts, einen stehenden Engel darstellend (Nr. 126), 
eine Bleiplakette Heinrichs IV. von Frankreich und seiner 
Gemahlin Maria von der Meisterhand Dupres und eine Büste 
aus gebranntem Ton aus der Werkstatt des Andrea dei 
Verrochio- Ein Kunstwerk par excellence ist eine Tischuhr, 
die die Stadt Lyon dem ersten Napoleon anläßlich dei Geburt
	        
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