MAK
Nr. 4 * 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 39 
seines Sohnes, des nachmaligen Herzogs von Reichstadt, znm 
Geschenke machte. Der Katalog gibt von diese* Arbeit, die 
den Weg nach Wien gefunden hat, folgende Beschieibung: 
„Auf ruhebettartigem Sockel mit zwei Schlummerrollen ruht 
der Heizog von Reichstadt als Kind, unbekleidet, in der 
Linken einen Lorbeerzweig, in der Rechten eine Wage haltend, 
Vor ihm Bronzeszepter und Orden auf einem Polster. Ein 
Adler, flankiert von zwei Füllhörnern, tiägt im Schnabel 
einen Lorbeerkranz, geiade über dem Haupte des Kindes, und 
auf dem Adlerkopf ruht das tannenförmige, mit Bienen auf 
blauem Grunde besetzte Uhrgehäuse. Da; Ruhebett des 
Heizogs ist mit Trophäen und Puttenfiguren in Relief ge 
schmückt“. 
Von den Uhren wäre weiters eine in silbeigetriebenem 
Gehäuse mit der Darstellung einer vornehmen Jagdgesellschaft 
zu nennen, die von Jules M. Roy in Paris angefertigt 
wurde. 
Von apartem Reize sind die „Tanagragruppen" (Nr. 176 
und 188), als deren Ursprungsland man Kleinasien annehmen 
darf. Einen gotischen Kastentisch auf Stollenböcken mit 
schlittenaitigen Füßen kennzeichnet Direktoi Waicher als 
eine süddeutsche Arbeit aus der Zeit nach 1500. 
Schließlich sei noch auf die herrliche Bronzegruppe aus 
dem 17. Jahrhundert, „Faun und Bacchantin“ (Ni. 194), hin 
gewiesen, die, wie alle Prunkstücke der Sammlung, auch in 
einer guten Reproduktion zu sehen ist. 
Die Objekte können vom 25. Februar bis einschließlich 
3. März im Auktionslokale im Künstlerhause (Altdeutscher 
Saal, Eingang Akademiestraße) besichtigt weiden. 
Auktion bei Gilhofer & Ranschburg, 
Eine hervorragende Kunstsammlung von Ge 
mälden. Miniaturen, Kupferstichen und Farbstichen, 
sowie Antiquitäten gelangt durch die beiden Kunst 
handlungen Gilhofer & Ranschburg und L. Schaf- 
ranek vom 24. bis 26. Februar in den Räumen von 
Gilhofer & Ranschburg, Wien, I., Bognergasse 2, 
zur Versteigerung. 
Gleich die erste Abteilung, „Gemälde alter und 
neuer Meister“, überrascht durch die Reichhaltigkeit 
des gebotenen Materials. So enthält die Sammlung drei 
hervorragende Ölbilder Waldmüllers, darunter das 
Porträt der Baronin Zafarovits und ihrer- beiden 
Töchter in einem Blumengarten, eines der wunder 
schönsten Gruppenbilder des Meisters, ferner zwei 
entzückende Genrebilder, „Kinder bei einer Wein 
presse“ (abgebildet in Rößlers Waldmüller-Werk 
auf Seite 219) und „Bäuerliches Liebespaar". Die 
Freunde der Kunst Spitzwegs werden sehr angenehm 
berührt sein, ein ganz bedeutendes Werk des Meisters, 
„Ein Brunnengast“, in der Sammlung zu finden. 
Eduard Grützner ist mit zwei Hauptwerken, „Bruder 
Kellermeister“ und „Bernhard Baumeister als Falstaff", 
vertreten. Von Friedrich von Amerling sind fünf Öl 
bilder, darunter drei Porträts, vorhanden. 
Von älteren Meistern seien erwähnt: J > 1i1 n Ch 
stian Brand mit vier Landschaften, Balthasar Denner 
mit einem hervorragenden Porträt einer alten Frau, 
zwei Werkstattbilder des Franz Franken, das Porträt 
eines Landschaftsmalers von Johann Baptist Lampi 
dem Älteren, weiters Bilder von Feistenberger, Jan 
Vyt, Heemskerk dem Jüngeren, Seghers, Cor 
nelius de Vos und anderen. 
Die Abteilung „Aquarelle und Miniaturen“ 
weist einen der schönsten Rudolf von Alt auf, der in 
der letzten Zeit im Handel vor gekommen ist. Es ist 
dies des Meisters „Wildbadgastein gegen Böckstein“. 
Daran schließen sich drei Jakob Alt, darunter eine 
ganz vollendete Ansicht von Venedig, die Aquarelle 
und Handzeichnungen von Chodowiecki, Clarot, 
Egger-Lienz, Thomas Ender, Eybl, Heinrich Fried 
rich Füger, Josef Kriehuber u. a. Die Meister der 
Porträtminiatur Robert Theer, Emanuel Peter, Peter 
Luxer, Huet-Villiers, sind mit Werken hervor 
ragender Qualität vertreten. Besonders hingewiesen sei 
noch auf eine farbige Crayonzeichnung von Hu et. 
Eine kleine, aber ausgewählte Kollektion von 
Kupferstichen und Holzschnitten Albrecht 
Dürers und Rembrandts, wie sie in dieser Qualität 
in Wien seit langem nicht zur Auktion gekommen sind, 
leitet idie Abteilung „Alte Graphik“ ein. Brillante 
Abdrucke des „Wappens mit dem Totenkopf“, „Der 
heiligen Familie mit der Heuschrecke“, die komplette 
kleine Holzschnittpassion seien besonders hervor 
gehoben. Die Abteilung „Englische und franzö 
sische Kupferstiche des 18. Jahrhunderts“ weist 
wieder alle bedeutenden Namen der Zeit auf. „Le 
Concert“ von Saint Aubin, „L'enfant soldat" von 
Debucourt in Farben gedruckt, farbige Blätter von 
Morland, Wheatley, Janinet und Huet sind in 
prachtvollen Abdrucken vorhanden. Namentlich sei 
auf folgende Hauptstücke hingewiesen: „Le Prix de 
l’Agriculture“ und „Le Couronnement de la Rosiere“ 
von Benazech, und „Depart du soldat Suisse“ und 
„Retour du soldat Suisse dans les Pays“ von Freuden 
berg, alle in Aquatinta und in prachtvollen Farben 
gedruckt. Schabkunstporträts von Reynolds und 
Smiths, ferner schöne Blätter von IJemartcau; 
Baudoin und Delaunay ergänzen das Bild dieser 
Abteilung. 
An diese Abteilungen schließt sich eine hervor 
ragende Glassammlung von über neunzig Stücken, 
die von gebrannten Glasscheiben des sechzehnten 
und siebzehnten Jahrhunderts zu hervorragenden 
r_ Barockgläsern, ganz seltenen Kothgasser-Gläsern und 
schönen Hyalith- und Biedermeiergläsern führt. Es 
befinden sich darunter ein 41 cm hoher geschliffener 
Barockpokal, ein Ko thgasser-Glas mit der vollen 
Adresse Kothgassers, was bisher nur von zwei Exem 
plaren bekannt ist. 
Von Porzellanen sieht man Meißen, Sevres und 
besonders schönes Alt-Wien; Gruppen, Figuren und 
Sorgenthal-Hochgoldtassen in den schönsten Stücken. 
Die Arbeiten in Edelmetall zeigen unter anderem 
zwei Golddosen, einen hervorragenden Ananas-Silber 
pokal, einen silbernen Kokosbecher, verschiedene schöne 
silberne Schmuckschalen des siebzehnten Jahrhunderts, 
einen kleinen dänischen Silberkrug und viel gutes 
Wiener Empiresilber. Auch Elfenbein Skulpturen 
sind in der Sammlung vertreten sowie wenige, aber 
gute Waffen. 
Schließlich wären noch zu erwähnen ein figuren 
reicher Brüsseler Wandteppich des siebzehnten Jahr 
hunderts, Brokate und Spitzen sowie Holzskulp 
turen, darunter zwei überaus feine italienische, figurale 
Reliefs in der alten Fassung und einige gute Möbel. 
Die Ausstellung der Sammlung findet vom 19. bis 
23. Februar statt.
	        
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