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Chronik. 
AUTOORAPHEN. 
(Die Sa m mlung der Grafen P r o tesc h- 
Osten.) Bei der Versteigerung der Autographensammlung 
der Grafen Proke sch- Oste'n (Vater und Sohn), die am 
16. und 17. Dezember bei Kar] Emst H e n r i c i in Berlin 
stattfand, wurden einige hohe Preise erzielt. Be ethovens 
eigenhändiger Entwurf zu einem Memorandum bezüglich der 
Bedingungen für seine Anstellung in Wien, vom Februar 1801), 
dessen drei Seiten Text auf Mk. 7500 geschätzt waren, wurde 
bis auf Mk. 31.000 getrieben. Sein eigenhändiger Brief aus 
dem Jahre 1824 (ohne Ort und Datum), an den zum berühm 
ten. Grazer Kreise gehörenden Kanzleibeamten J enger, 
wurde mit Mk. 17.000 und ein anderer, ein Jahr später- an 
seinen Freund, den Beamten der niederösterreichischen Land 
schaft Karl Holz gerichtet, mit Mk. 9000 bezahlt. Ein eigen 
händiges musikalisches Albumblatt von Brahms „Immer 
leiser wird mein Schlummer“ ging für Mk. 5500 fort. Das 
Musikmanuskript von Franz Liszt ,,0, du mein holder 
Abendstern“ mit der Widmung an den Erbgroßherzog Karl 
A lexander von Sachsen-Weimar erzielte Mk.. 48.000, ein 
„Allegrettoy mit der Bezeichnung ,,F. Liszt, Müncheberg, 
5. März 1842“ brachte Mk. 6800. Der eigenhändige Brief 
Mozarts an seinen Vater, mit dem Datum „Wien, 8. Mai 
1784", der auf Mk. 3500 geschätzt war, ging bis auf Mk. 14.10tt 
und das eigenhändige Musikmanuskript „Menuett III fiif 
Blas- und Streichinstrumente“, das mit Mk. 2000 bewertet 
war, fand für Mk. 36.000 einen Käufer. Briefe von Felix 
Mendelssohn -Bart h o 1 d v aus den Jahren 1839, 
1843 und 1846 brachten Mk. 1250, beziehungsweise Mk. 650 
und Mk. 690, und ein drei Seiten langer Brief von Meyer 
beer mit dem Datum „Bologna, 31. März 1820“ wurde mit. 
Mk. 210 bezahlt. Eine kleine Sammlung zierlicher Briefe und 
Karten an die einst gefeierte Tänzerin Fanny Elßler von 
berühmten Bühnenkünstlern ihrer Zeit sowie einige eigen 
händige Schriftstücke von ihr selbst kamen auf Mk. 475 zu 
stehen, und ein italienischer Brief des großen Bildhauers 
Antonio Canpva, datiert „Vienna, 1112. VI. 1805“, ging 
für Mk. 350 fort. Eine Sammlung von 235 Briefen, Karten und 
Handzeichnnngeii von bekannten Malern aus den Jahren 
1828—1901 kam auf Mk. 1550 zu stellen.. 
BIBLIOPHILIE. 
(Versteigerung einer Musikbibliothek.) 
Vom 11. bis 14. Jänner kommt im Wiener Dorotheum 
die reichhaltige Musikbibliothek des bekannten Wiener Musik 
schriftstellers Dr Richard Batka unter den Hammer. Die 
Bibliothek enthält interessante Bücher zur Musikgeschichte, 
Musikalien, eine Sammlung von Briefen an Batka usw. 
• (Bismarcks Briefe an seinen Sohn W i 1 - 
hei m.) Im Verlag für Politik und Wirtschaft (Berlin W. 35) 
werden in den nächsten Tagen 'die bisher unveröffentlichten 
Briefe, des ersten Kanzlers an seinen jüngeren Sohn unter 
dem Titel „Bismarcks Briefe an seinen Sohn Wilhelm“ er 
scheinen. 
(L u d w i g Thomas literarischer N a e h 1 a ßj 
soll gesammelt und demnächst herausgegeben werden. Alle, 
die Manuskripte von in Buchform bisher noch nicht veröffent 
lichten Werken Ludwig Thomas (Gedichte, Novellen, Auf 
sätze usw.) besitzen, werden gebeten, diese Manuskripte mög 
lichst im Original, sonst in genauer Abschrift an den Verlag 
Albert Langen in München, TTubertusstraße 27, einzu 
senden. 
BILDER. 
(E i n W e r k von Tizian wiedergefunde n.) 
Im Jahre 1517 erhielt Tizian von der Republik Venedig 
den Auftrag, ein Gemälde für den großen Saal des Dogen 
palastes anzufertigen. Das Bild sollte eine Schlacht darstellen, 
und Tizian hat etwa zwanzig Jahre gebraucht, ehe er das 
Werk vollendet hatte, das sofort alle Welt, die cs sah, in Be 
geisterung versetzte. Nur vierzig Jahre lebte das Meisterwerk, 
dann ging es bei einem Brande des Palastes zugrunde. Nur 
durch einen Stich von Fontana war seine Komposition 
überliefert worden. Nun aber hat der Professor an der F.cole 
des .Bcaux-Arts in Paris, H o u r t i c q, in der Galerie von 
B e rgam o ein Porträt näher untersucht, daß dort als ein 
Stück aus der Schule des Veronese galt. Durch Vergleich mit 
RUDOLPH HÖNISCH, Buch- und Kunstantiquariat 
LEIPZIG, Gustav Freytag Straße Nr. 40. 
Ankauf ganzer Bibliotheken, Einzelwerke, Hand 
schriften, Stiche aller Art 
Liste 1: Orninalhandzeichnungen alter Meister. Kunstblätter älterer und 
moderner Meister. (Kupferstiche.— Radierungen — Holzschnitte Litho 
graf) hie). 
Katalog 12: Geschichte und Reisen. Enthaltend die Bibliothek des Süd- 
seeforachers Professor Dr. 0. Finsch-Bremen und „Slavica“ aus der 
Bibliothek des Professors Dr. Streckelj-Graz. 
Katalog 13: Geschichte und Literatur sowie eine Sammlung von Kupfer 
stichen. Originalradieiungen usw. Enthaltend die Bibliothek Sr. Exz. 
des Admirals von Holtzendojrff, Kiet. 
Katalog 14: Autographen, Stammbücher, Kunst, Altertumswissenschaften, 
Kupferstiche Rechtswissenschaften usw. 
Katalog 15: Musik, enthaltend die Bibliothek des Professors Doktor 
H. Riemaun, Leipzig, und Professor Mueller-Reuter, Krefeld. 
Katalog 16: Musik. Theater, Literatur. Enthaltend den 2. Teil der Biblio 
theken Professor Riemanu und Mueller-Rctiten. 
Katalog 17: Literatur, Geschichte. Kunst. Enthaltend die Bibliothek des 
Professors Dr. 0. Uibrich, Charlottenburg. 
Katalog 18: Kunst- und Kunstgeschichte. Graphik des Iß. bis 19. Jahr 
hunderts, Numismatik, American«, Reisewerke, Slavica, Militaria. Ent 
haltend die Bibliothek des Chefred. vom G obus, Herrn. Singer, Berlin. 
Katalog 20: Kunst, Graphik, Ölgemälde (lirothik) alter und neuer Meister. 
Wertvolle Sammlung eines Ungenannten. 
Liste 2 bis 4: Bibliotheca Orientale. Seltene und wertvolle hebräische 
und andere Manuskripte u d Inkunabeln. 
dem Stich Fontanas konnte Hourücq feststellen, daß man 
es hier mit einer weiblichen Mittelfigur aus dem 
zerstörten großen Schlachtengemälde T i z i a n s zu tun hat, 
die offenbar bei dem Brande gerettet worden war. 
(V e r k a n f e inos b e r ü h m t e n F r a n s Hai s.) 
Frans H a 1 s’ berühmtes Porträt eines unbekannten Mannes 
ist von dem bisherigen Besitzer, dem polnischen Grafen 
X a m dysk y an den amerikanischen Tenor John Mc. C o r- 
mick in New York verkauft worden. Der Kaufpreis 
wird nicht mitgeteilt. 
(F e s t s t e 11 u li g der Autors c, li a f t d u r c h 
Fingerab d r i'i c k e.) Eine der berühmtesten kunst- 
geschichtlichen Streitfragen war lange Zeit, ob beide Fassungen 
der ,,F eise n m a d o n n a“, die sich im L o u Ar r e und in 
der L o-.n d o nerNatio n a Igalcrie befinden, das'eigen 
händige Werk Leonardos seien. Daß das Pariser Gemälde 
ein echter Leonardo sei, erschien schließlich unzweifelhaft: 
doch neigte man dazu, das Londoner Stück für die Arbeit 
eines seiner Schüler zu erklären. Da verfielen die findigen 
Engländer, wie in der „Umschau“ erzählt wird, auf einen 
originellen Einfall: sie beauftragten die Kriminalpolizei mit 
der „Feststellung der Täterschaft“. Man v iveiß nämlich, daß 
Leonardo, wie Tizian, die Angewohnheit hatte, beim Malen 
auf frische Stellen seine Eiliger zu legen und so auf der Mal 
fläche seine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Die von Scotland 
Yard so hoch ausgebildete Daktyloskopie, die zur Identifi 
zierung der Verbrecher verwendet wird, konnte also auch auf 
ein Kunstwerk angewendet werden. Die Sachverständigen der 
Londoner Kriminalpolizei untersuchten die Fingerabdrücke 
aus der Römerzeit bis zum Jahre 10 nach Christi. 
1400 Stück. 
Prachtvolle Seltenheiten. 
Außerdem ein 20 Frank-Stück mit Napoleonkopf 
auf der Aversseite Napoleon Empereur und Re- 
public francaise auf der Reversseite. Nur privat ab 
zugeben. Zuschriften unter „Münzensammlung • 
an die Expedition dieses Blattes.
	        
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