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internationale Sammler-Zeitung
Nr. 18
PHILATELIE
(Neuheiten.) Am 31. Oktober wurde in Oesterreich
eine Serie neuer Flugpos(marken herausgegeben. Die drei
niedrigsten Werte (300 K lila, 600 K gelbbraun, 900 K orange
braun) sind nach einem Entwurf W. Dachauers in Buchdruck
ausgeführt und zeigen im Mittelfeld einen streng stilisierten
Falken über Gewölk Die beiden hohen Werte (1200 K dunkel
violett und 2400 K graublau) wurden von F. Schirnböck ent
worfen, in Kupferdruck ausgeführt und bringen in reich orna
mentierter Umrahmung das Porträt des verdienten Pioniers des
Flugwesens Wilhelm Kress. — 1917 wurde in Frankreich
eine aus den Werten 2, 5, 15, 25, 35, 50 Centimes und 1 und
5 Franken bestehende Serie von Wohltätigkeitsfreimarken ver
ausgabt, die zum doppelten Nennwert verkauft wurden. Trotz
des patriotischen Zweckes entsprach der Absatz dieser Marken
nicht den Erwartungen, weshalb man sich jetzt entschloss, den
dem wohltätigen Zweck zufliessenden Aufschlag bedeutend zu
ermässigen. Er macht nun bei den Werten 2 und 5 Centimes
bloss noch je die Hälfte ihres Nominalwertes aus, bei den Werten
15, 25 und 35 Centimes beträgt er je 5 Centimes und bei den
drei höchsten Wertstufen nur noch U) und 25 Centimes und ein
Franken. Auf den Marken wurden die alten Aufschlagsbeträge
annulliert und an deren Stelle- je ein Pluszeichen mit den neuen
Zuschlagsziffern aufgedruckt. — Die englische Postverwaltung
hat die Farbe der bisher in Dunkelschiefergrau gedruckten
9 Pence-Marke in ein helles Olivgrün geändert. — Die Insel
Malta, der vor einiger Zeit von Grossbritannien das „Self-
Government“ zugestanden worden war, hatte seinerzeit dieses
Ereignis auch auf den Freimarken zum Ausdruck gebracht, indem
sie den Kopf Georgs V. mit einem entsprechenden Ueberdruck
versah. Nun ist bereits die endgültige Ausgabe im Erscheinen
begriffen: die bisher vorliegenden Werte ‘/ a Penny (grün), 1 Penny
(orange-rotlila), 6 Pence (oliv-blauviolett), 1 Schilling (hellbraun
blau) und 2 Schilling (hellblau-braun) zeigen nicht mehr den
traditionellen Königskopf, sondern weisen zwei allegorische
Zeichnungen auf: die Schutzgöttin Melita, das einemal mit einem
Steuerruder in der Rechten, das andcremal sich an die Britannia
anschmicgend. — Als höchsten Wert der kursierenden Reihe
leistete sich die Republik L e t 11 a n d eine Freimarke zu 100
Rubel, die, hübsch in sauberem Kupferdruck hergestellt, das
grosse Staatswappen aufweist.
(Amerikanische G e'd ächtnismarken.) Einen
hübschen Gedanken stellt der Beschluß der Postverwaltung der
Vereinigten Staaten dar, die neuen Gedächtnismarken jeweilen
an dem der Person oder dem Ereignis, zu deren Verherrlichung
sie dienen sollen, geweihten Tag zum Verkauf zu stellen. So
gelangte beispielsweise die neue Marke zu 11 c. mit dem in
Pfauenblau ausgeführten Bilde des früheren Präsidenten Ruther
ford B. Hayes am 4 Oktober zur Ausgabe, dem 100. Geburts
tag des Gefeierten, und das erste Postamt, das sie zum Verkauf
erhielt, war das seiner Vaterstadt Fremont im Staate Ohio.
Am 27. Oktober, dem Geburtstag des verstorbenen Theodor
Roosevelt, wurde eine neue, sein Porträt zeigende Marke zu
5 c. in den Verkehr gebracht, während man am 11. November,
dem Tag, an dem der Waffenstillstand abgeschlossen wurde,
eine 50 c.-Marke ausgab, die im Bilde eine Ansicht des Arlington-
Ehrenfriedhofs mit dem Grabe des „Unbekannten Soldaten“ zeigt.
Es ist beabsichtigt, in der neuen Serie der amerikanischen Ge
dächtnismarken ein Bild des nationalen Lebens der Vereinigten
Staaten darzubieten; demzufolge sind für die weiterhin auszu
gebenden Wertzeichen Markenbilder mit den Bildnissen früherer
Präsidenten und anderer bedeutender Persönlichkeiten, sowie
Abbildungen landschaftlicher und bajüich-künstlerischer Wahr
zeichen der U. S. A. in Aussicht genommen.
(Unverhofftes Glück.) In der Nähe Wiens fristete
ein greiser, einst begüterter Junggeselle den Rest seiner Tage
vom sukzessiven Verkauf seines wertvollen altväterlichen Haus
rats. Vor kurzem kam ein auf Glas gemaltes Jagdbild, das in
die Holztäfelung seines Wohnzimmers eingebaut war, an die
Reihe, verkauft zu werden. Bei der Herausnahme des Bildes
fand man als Zwischenlage zwischen Holzwand und Glasbild
eine Menge alter Zeitungsschleifen, die fast durchweg mit
Merkur-Zeitungsmarken aus den 1850er Jahren frankiert
waren. Neben vielen blauen Merkuren fanden sich auch elf
Stück gelbe und zwe.i rote Merkure vor. Da über 50 Jahre kein
Licht in dieses Versteck gefallen war, zeigten die fast immer
vergilbt vorkommenden Marken eine nie gesehene Farbenfrische.
Eine Woche darauf wurde der ganze Markenfund um zweihundert
Millionen Kronen Eigentum eines in Wien sich aufhaltenden
Amerikaners. Der Einsame aus dem Wiencrwald aber, über den
Göttin Philatelia ihr Füllhorn ausgeschüttet, ist nun wohl auf
Jahre hinaus materieller Sorge enthoben.
VERSCHIEDENES.
(Zehn Jahre Neue Kunst in München.) Hans
Goltz in München eröffnete soeben den ersten Teil seiner
Zehnjahrausstellung: Aquarelle. Zeichnungen, Graphik. Im Januar
ANTIKE
TAPISSERIEN
GOBELINS
VERDUREN
MUSEALE
TEPPICHE
Öffentliche Bibliothek Frankl
geöffnet von 9 bis 6 Uhr. Wien I., Kohlmarkt 4.
folgt dann der zweite Teil: Gemälde und Plastik. Der gut aus
gestattete Katalog mit 40 Abbildungen erhielt eine Original-
Lithographie von Josef Eberz als Titelzeichnung.
(Meyer Seelig Goldschmidt.) In Frankfurt am Main
starb der Inhaber der seit 1850 bestehenden Antiquitätenhandlung
J. & S. Goldschmidt, Meyer Seelig Goldschmidt. Die Firma,
die in Paris, London und Newyork Zweiggeschäfte unterhält,
besitzt einen Weltruf. Meyer Seelig Goldschmidt war aber nicht
nur Kunsthändler, sondern Kunstfreund seltenster Art und aus
erlesensten Geschmackes. Ein grosser Teil der Kunstschätze,
die in Museen und Privatbesitz kamen, hat seinen Weg durch
das Frankfurter Haus genommen.
(Ansgar Schoppmeyer.) In Berlin starb Professor
Ansgar Schoppmeyer, der für das Lehrfach „Geschichte der
Schrift und künstlerische Buchausstattung“ ausserordentlicher
Professor an der Technischen Hochschule in Charlottenburg war.
Der Künstler, der Berliner von Geburt war, hat ein Alter von
65 Jahren erreicht. Mit seltener Meisterschaft wusste er sich in
das Wesen alter Schriftkunst und in die Eigenart der Illuminier
kunst alter Zeit zu vertiefen, und seiner fleissigen Feder ent
stammt manche Urkunde, deren künstlerisch kraftvolle Form auf
der Ueberliefcrung der alten deutschen Schreibmeister weiter
baute. Von der General\5erwaltung der Museen hcrausgegeben,
ist Schoppmeyers Tafelwerk von Schriftvorlagen für das Kunst
gewerbe erschienen. Für die Geschichte der Buchmalerei hat er
getreue Nachbildungen alter Originale auf 330 handgemalten
Platten geschaffen, die in Material, Technik und Farben ihren
Vorbildern gleichen.
MUSEEN.
(Die Städtische Gemäldesammlung in Nürn
berg) hat ein großes Damenporträt von Dora Hiß erworben,
(Ein deutsches Leder museu m.) Die Offenbacher
Stadtverordneten haben jetzt die Mittel zur Miete und Einrich
tung der grossen Villa Mainpfalz für Zwecke des von Professor
Hugo Eberhardt begründeten deutschen Ledermuseums
bewilligt.
(Ein Verhaeren -Museu m.) Um das Andenken des
größten belgischen Dichters Emile Verhaeren, der, wie
erinnerlich, während des Krieges auf dem Bahnhofe in Rouen
tödlich verunglückte, zu ehren, hat die belgische Regierung be
schlossen, den Sommersitz des Dichters in der Nähe Rofsin,
den er zu Ausbruch des Krieges bewohnte, anzukaufen und ihn
zu einem Verhaeren-Museum auszugestalten.
(Wiedereröffnung des Körner-Museums in
Dresden). Nach umfangreichen Erneuerungsarbeiten ist das
Dresdener Körner-Museum wiedereröffnet worden. An
Stelle der früheren unübersichtlichen Ueberfülle ist nun eine
große Klarheit und Anschaulichkeit getreten. Die Fürsten- und
Generalzimmer enthalten Bilder und Andenken aus der Zeit der
Befreiungskriege, und zwar nur noch Originale, während die
Photographien usw. entfernt wurden. Im oberen Stockwerk be
findet sich das Bibliothekszimmer des Vaters Körner, Schillers
Wohn- und Schlafzimmer, das Wohnzimmer der Familie Körner
und das Geburtszimmer Theodor Körners. Hier sind Bilder,
darunter sechs Originaigemälde von Anton Graff, sowie Auto
gramme in reicher Zahl zu sehen, auch Büsten, Möbelstücke
Waffen usw. ~
VOM KUNSTMARKT.
(Das Auktionshaus Glückselig & Wärn-
dorfer in Wien) bringt in der am 20. und 21. November
in ihren Versteigerungssälen IV., Mühlgasse 28/30 stattfindenden