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Nr.J internationale Sammler-^eiturtg Seite 3 
c Die JJIünzsammtung hinterstoisser. 
Von Karl Roll, Landesgerichtsrat a. D., Salzburg. 
Am 28. November jährte sich bereits der Tag, an 
dem der grimme Tod einen der besten Söhne Salz 
burgs angesichts seines Geburtshauses hinwegraffte. 
Regierungsrat Dr. Josef Hinterstoisser war am 
26. Jänner 1844 als Sohn des Geldbriefträgers gleichen 
Namens im Neugebäude geboren, studierte am hiesigen 
Gymnasium und fuhr 1863 mit einem Geldbeträge von 
24 fl. in der Tasche auf einer Plätte die Salzach hinab, 
um gegen den Willen der Eltern, die ihn für den 
Priesterstand bestimmt hatten, in Wien dem Studium 
der Medizin zu obliegen. Schon da zeigte sich die 
Stärke seiner Willenskraft, durch die er sich bei seiner 
Mittellosigkeit nach harten Kämpfen um die Gewinnung 
des Lebensunterhaltes schliesslich als Psychiater des 
Wiener Landesgerichtes zu hohem Ansehen in den 
wissenschaftlichen Kreisen und in der Wiener Gesell 
schaft emporrang. 
Neben den Anforderungen, die sein anstrengender 
Beruf an ihn stellte, fand Hinterstoisser Zeit und Lust, 
sich auch mit anderen Wissenschaften und Künsten zu 
befassen. Frühzeitig regte sich in ihm auch der Sammel 
trieb und da lag es wohl nahe, dass der Salzburger 
von echtem Schrot und Korn die spezifischesten Salz 
burger Gegenstände, die auch durch Gehalt und Schön 
heit der Gepräge hervorragenden Salzburger Münzen 
zum Gebiete seiner Sammeltätigkeit erkor. Wir hören, 
daß er noch als Student, nachdem er die dringendsten 
Existenzsorgen überwunden und ihm der Vater sein 
„Schatzgeld“ geschenkt hatte, emsig sammelte. Es war 
damals noch die gute alte Zeit, in der schöne Stücke 
nicht allzuselten in Handel kamen und um angemessene 
Preise erworben werden konnten. Bis zu seinem Lebens 
ende war er bestrebt, seine Sammlung auszugestalten 
und hinterliess vielleicht die bedeutendste Privatsamm 
lung.von Salzburger Münzen. Ihre Bedeutung liegt nicht 
in der Zahl der Stücke, obwohl auch diese nicht gering 
ist, — 1711 mit 586 Typen — sondern in der Qualität 
derselben; fast alle seltenen und seltensten Stücke sind 
bei meist sehr guter Erhaltung in der Sammlung zu 
finden. Hinterstoisser gehörte nicht zu der Kategorie der 
„Auch-Sammler", welche ein neu erworbenes Stück 
befriedigt durch den Gedanken, ihre Sammlung um ein 
Stück bereichert oder — was noch schlimmer — den 
Wert ihrer Sammlung um hunderte oder tausende von 
Kronen vermehrt zu haben, zu den alten legen: für ihn 
hatten die Gepräge höheres Interesse, die einzelnen 
Stücke hatten ihm etwas zu sagen, wie unten erwähnt 
werden soll. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass 
sich Hinterstoisser bei seiner Sammeltätigkeit den Grund 
satz zur Richtschnur gestellt hatte, vorerst die größten 
Raritäten, dann möglichst viele Varianten desselben No 
minals zu erlangen, worauf u. a. seine Reihen der 
Kipper-Taler und Halbtaler, des ersten Jahrganges der 
Hieronymustaler zurückzuführen sind, welchen ich auch 
die Kollektion der mit dem Gegenstempel Max Gan- 
dolphs von 1681 bezeichneten Stücke beizähle. 
Die Sammlung besteht aus: 
Münzen des Mittelalters, 9 und zwar 8 Frie- 
sacher Denaren Eberhard’s II. 1200—1246, einer aus 
der Zeit um 1270 und fünf Schwarzpfennigen. 
Münzen des Erzbischofs Leonhard von Kent- 
schach, 1495—1519, 210 mit 14 Typen, darunter das 
gesuchteste Salzburger-Stück, der Grosspfennig, der 
sogenannte Rübentaler von 1504. Schon 1909 sprach 
Hinterstoisser die Vermutung aus, dass dieser Gross 
pfennig zur Haller Münzstätte in Beziehung stehe. Diese 
auf die Aehnlichkeit des Stückes mit dem Schautaler 
Kaiser Maximilians I. von 1509 gestützte Vermutung hat 
sich durch die im Laufe weiterer Nachforschung erho 
benen Umstände, dass 1504 die Salzburger Münzstätte 
zur Herstellung grosser Stücke noch nicht eingerichtet 
gewesen sei, dass Eb. Bernhard auf seiner Fahrt nach 
Hall im Oktober dieses Jahres wohl auch die Münz 
stätte besucht haben wird, dass sich in dieser Münz- 
eisen, gemarkt mif dem Kautschach’schen Wappen, vor 
fanden, sowie durch die noch längere Zeit fortbestan 
denen engen Beziehungen, die aus den 1512 geführten 
Verhandlungen über die Besorgung der üoldscheider- 
dienste in Hall durch den Salzburger Goldscheider 
August Matler und die am 8. Juli 1521 zwischen Kar 
dinal Matthäus Lang und dessen Münzmeister Hans 
Thenn einerseits und dem Haller Eisenschneider Ulrich 
Ursenthaler andererseits getroffenen Abrede hervorgehen, 
als richtig erwiesen, nur wird nicht Bernhard Beham, 
sondern Benedikt Burkhart als Stempelschneider anzu- 
nehmen sein. Ausser diesem Prachtstücke sollen als 
Raritäten noch die vierfache Dukatenklippe und der 
Dickgulden vom Jahre 1513 erwähnt werden. 
Matthäus Lang, 1519—1540, 87 mit 29 Typen, 
darunter der Doppeldukaten auf die Beendigung des 
lateinischen Krieges 1523, die Schautaler mit der hl. 
Radiana, sowie mit der Umschrift: „Agnosce te dili- 
gentes“ von 1521, 1528 und 1538, das Zisternen-Sehau- 
stück in Bronze mit alter Vergoldung, 1538/39, Taler 
und Halbtaler mit Porträts, Groschen usw. 
Ernst Herzog von Bayern, 154.0—1554, 32 in 8 
Typen mit dem Doppeldukaten von 1549, 
Michael von Kuenburg, 1554—1560, .15 in 5 
Typen, darunter der Halbtaler von 1555, 
Johann Jakob Kuen-Belasi, 1560—1586, 62 
mit 28 Typen, darunter Goldabschläge der Taler von 
1561 und 1565 zu sechs Dukaten, die Klippe von 1571 
mit flacher Prägung, Dickzehner-Klippe von 1570, Rechen 
pfennige. 1 ) 
Georg von Kuenburg, 1586—1587, 8 mit zu 
sammen 48 Typen und zwar vier und zweifacher Du 
katen-Taler, Halb- und Viertel-Taler-Klippen, Zehner 
und 2 Rechenpfennige. 
Wolf Dietrich von Raitenau, 1587—1612, 102 
und zwar 14 Stücke — 4f Dukaten 4, 3, 2, Ifache und 
halbe Taler Klippen bezw. runde Stücke der Typen 
I—V des Turmgepräges. Es mag hier bemerkt 
sein, dass die Prägeeisen offenbar schadhaft geworden 
waren, so dass in der Umschrift der medaillenartigen 
Stücke längliche Wülste entstanden, die Hinterstoisser 
wegen ihrer fischähnlichen Form in Ansehung der Sa 
lome Alt als Erinnerung an das Alt’sche Wappen ge 
deutet wissen wollte. Wiewohl ich an der natürlichen 
Erklärung festhalte, glaubte ich mit Rücksicht auf das 
oben Gesagte, die Ansicht Hinterstoissers erwähnen zu 
sollen. Ferner achtzig Verkehrsrriünzen in 29 Typen, 
von welchen die 6, 4 und 3fachen Dukaten, die Doppel 
taler-Klippe, der Taler von 1587, der Zehner von 1591 
hervorgehoben seien, wie auch die Zwitterklippen mit 
Gepräge Leonhards von 1513 und 8 Rechenpfennige in 
Gold und Silber mit 5 Typen. 
Marcus Sitticus Graf von Hohenembs, 1612 
bis 1619, 73 in 17 Typen, darunter die Gussmedaille 
von 1617 (?), vierfache Dukaten 1615, 1616 und 1618, 
dreifache und Doppeltalerklippen. 
Paris Graf Lodron, 1619—1653, mit 9 Typen 
der Prägungen auf die Einweihung des Domes 1628, 
darunter 6 und 4facher Dukaten, 4 und 3fache Taler 
klippen, 43 Typen von Geprägen in der Landeswäh- 
- 1 ) Blätter für Miinzfreunde, Jg. 1920 Nr. 11/12, S. 100,
	        
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