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Seite 126 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 17 
BILDER. 
(Ein unbekannter Dürer?) Nach der „Wiener 
Sonn- und Montags-Zeitung“ hat die österreichische Staatsgaleris 
ein prachtvolles Gemälde von Albrecht Dürer erworben. Es ist 
A. D. signiert und trägt die Jahreszahl 1508, ein Jahr, von dem 
man bisher annahm, daß darin kein Werk Dürers entstanden ist. 
Derzeit wird das Bild restauriert, um demnächst der Oeffent- 
lichkeit zugänglich gemacht zu werden. 
(Die b e i d e n L i o n a r d o s.) Ein interessantes Kunst 
problem ist in Paris aufgetaucht. Dort hängt im Louvre eines 
der berühmtesten Bilder Lionardo da Vincis, „La belle Ferro- 
ni£re“. Auf einmal hat sich nun eine Mrs. Hahn gemeldet, die 
behauptet, s i e hätte bei sich in Kansas City das Original 
des Mcisterbildes. Mr. Hahn ist die Frau eines amerikanischen 
Offiziers, aber eine geborene Französin, die Tochter des Marquis 
de Chambure, und nach deren Angaben ist das Bild seit 150 Jahren 
in ihrer Familie gewesen. Sie wollte es unlängst dem Museum 
von Kansas City verkaufen, und ein englischer Kunstgelehrter, 
Sir Joseph Duveen, als Experte befragt, sprach sich gegen 
die Echtheit des Bildes aus. Frau Hahn hat ihn nun, da der 
Verkauf nicht zustande kam, auf Schadenersatz geklagt; sie will 
von ihm eine halbe Million Franken haben. Um den Beweis für 
die Echtheit des Bildes zu führen, wird sie es im September 
nach Paris bringen; dort soll es neben das Bild im Louvre 
gehängt werden, und die besten Kunstsachverständigen sollen 
entscheiden, welches von beiden das Original ist, oder ob 
vielleicht Lionardo, der auch die „Gioconda“ und andere Bilder 
je zweimal gemalt hat, selbst beide schuf. 
NUMISMATIK. 
(Notgeld.) Der infolge der Geldentwertung eingetretene 
Mangel an Zahlungsmitteln hat eine wahre Hochflut von Not 
geldscheinen in Deutschland hervorgerufen. Den Anfang machte 
die von den Franzosen besetzte Stadt Essen im Ruhrgebiet, 
es folgten dann andere Städte im besetzten Gebiete und nun 
auch eine Reihe von Städten in den unbesetzten Teilen Deutsch 
lands. Wir werden in einer der nächsten Nummern eine Zu 
sammenstellung der Orte bringen, die Notgeld ausgegeben haben. 
(Münzfund.) Bei Arbeiten zu einem Neubaue in Sankt 
Pölten wurde ein Topf gefunden, der 1364 Pfennige, meist 
österreichischer Herkunft, aus der ersten Hälfte des 13. Jahr 
hunderts enthielt. Der Fund wurde der Bundessammlung von 
Medaillen, modernen Münzen und Geldzeichen übergeben. 
(Eine neue Goethe-Gedenkmünze.) Die Stadt 
Pößneck in Thüringen begeht am 8. und 9. September eine 
Goethe-Gedenkfeier, da der Dichter diese Stadt öfters auf seinen 
Reisen nach den böhmischen Ländern berührte und es heuer 
gerade hundert Jahre sind, daß er zum letztenmale in ihr weilte. 
Aus diesem Anlasse hat Seffner eine Goethe-Gedenkmünze 
geschaffen, deren Avers Goethe im Profil zeigt. Die Reversseite 
enthält Goethes Verse aus dem Monolog der Epimellia in 
„Pandora“: 
„Ach! Warum ihr Götter ist unendlich 
Alles, alles, endlich unser Glück nur!“ 
PHILATELIE. 
(Neuheiten.) Aus Anlaß der Postgebührenerhöhung in 
Oesterreich werden neue Briefmarken zu 1000, 1200, 1600, 2000, 
3000 und 5000 Kronen ausgegeben. Die neuen Briefmarken zu 
1000,1200, 1600 und 2000 Kronen, mit dem Markenbilde „Hammer 
und Zange“, werden in Buchdruck, die Marken zu 3000 und 5000 
Kronen, mit dem Markenbilde „Kunst und Wissenschaft“, in 
Kupferdruck hergestellt. 
VERSCHIEDENES. 
(Reichskanzler Dr. Stresemann als Sammler.) Der 
neue deutsche Reichskanzler Dr. S t r e s e m a n n ist ein passi 
onierter Sammler. Sein Spezialgebiet sind Napoleonica. Er 
sammelte seit vielen Jahren alles auf den ersten Napoleon 
Bezügliche und hat bereits eine ganz ansehnliche Napoleon- 
Sammlung zusammengebracht. Man sieht ihn häufig bei Auk 
tionen, an denen er sich lebhaft beteiligt. Erst jüngst hat er 
bei der Henrici-Versteigerung mehrere Napoleon-Autographen 
erworben. 
(Ausstellung deutscher Künstler in Wien.) 
Die Galerie Flechtheim in Berlin hat mit der Kunsthand 
lung W ü r t h 1 e & Sohn Nachf. in Wien ein Uebereinkommen 
getroffen, wonach diese ihre Vertretung und die ihrer Künstler 
für Oesterreich übernimmt. Geplant sind Ausstellungen deutscher 
Künstler in Wien. Den Anfang wird schon im September eine 
Ausstellung von Werken Karl Hofers machen, der sich später 
Ausstellungen von Werken Rudolf L e d y s, Georges Groß, 
von Nauen u. a. anschließen werden. 
(Die Metzer Bürgermeisterkette gestohlen.) 
Im Historischen Museum in Metz wurde eine Vitrine erbroehen 
KunstliiillBiiB Geore o. Henniiiin Fromne, Wien I. 
Stallburggasse Nr. 2. Fernruf-Stelle; 78.035. 
&Bmälde moderner Meister (18. u. 18.1) 
Angebote aus Privatbesitz erbeten. 
und daraus jene Kette gestohlen, die W i 1 h e 1 m II. seinerzeit 
den Metzer Bürgermeistern geschenkt hat. Bis jetzt fehlt von 
dem Diebe jede Spur, doch darf angenommen werden, daß es 
sich, da die Kette selbst einen nicht sehr erheblichen Metall 
wert besitzt, um einen jener Amateurdiebe handelt, wie sie dan 
und wann Museen heimsuchen, um für die eigene Sammlung 
wertvolle und seltene Stücke zu „erwerben“. 
(Schwarz-Weiß-Ausstellung der Berliner 
Akademie der Künste.) Die Akademie der Künste in 
Berlin veranstaltet im Herbst in ihren Räumen am Pariser Platz 
eine Schwarz-Weiß-Ausstellung, für die außer den Arbeiten der 
Mitglieder der Akademie freie Einsendungen Berliner Künstler 
zugelassen werden. Aufgenommen werden: Graphik jeder Art, 
Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen und Pastelle sowie Werke 
der Kleinplastik, Medaillen und Plaketten. 
(Hans von M ar ö e s-A u s s t e 11 u n g.) Aus München 
wird uns geschrieben: Eine große Hans von Marees- 
Ausstellung, seit langem vorbereitet, wurde am 16. August in 
der Modernen Galerie Thannhauser eröffnet. Die 
Galerie Thannhauser hat weder die erheblichen Schwierigkeiten 
noch die dafür erforderlichen Aufwendungen gescheut, um diese 
für das Kunstleben überaus bedeutsame Veranstaltung zustande 
zu bringen. Es ist ihr gelungen, rund 30 Gemälde und 50 
Zeichnungen in dieser Ausstellung zu vereinigen, wodurch sich 
die seltene Gelegenheit zur Besichtigung einer größeren Anzahl 
bedeutender, sonst nicht zugänglicher Werke bietet. 
(Die Galerie Hans Goltz) bereitet für den Monat 
September eine Ausstellung von H. M. Pechstein vor, welche 
über 50 Gemälde aus den Jahren 1910—1921 und eine große 
Anzahl von Aquarellen, Zeichnungen u. Graphik enthalten wird. 
(Goya vor der Inquisition.) Aus dem Nachlaß des 
großen spanischen Malers und Radierers Goya y Lucientes 
sind kürzlich einige unbekannte Schriftstücke ans Licht ge 
kommen, die den kühnen Schöpfer der „Proverbios“ in einem 
Konflikt mit der gefürchteten spanischen Inquisition zeigen. Aus 
den Papieren geht hervor, daß am 5. November 1814 auf Grund 
einer geheimen Untersuchung durch das heilige Tribunal die 
Strafverfolgung Goyas beantragt wurde, und zwar boten den 
Anlaß zwei der berühmtesten Bilder des Meisters, die bekleidete 
und die unbekleidete Maja, Porträts einer schönen Spanierin, 
die man unter den höchsten Damen des Madrider Hofes suchte. 
Diese Bilder werden als „unmoralische und verabscheuungs 
würdige Werke“ bezeichnet. Tatsächlich aber scheint die Inqui 
sition weniger diese beiden Gemälde im Auge gehabt zu haben, 
in denen Frauenschönheit mit verführerischer Kraft dargestellt 
ist; vielmehr wollte man den Satiriker und Revolutionär Goya 
treffen, dessen grosse Radierungsfolgen eine flammende An 
klage gegen die kirchlichen, politischen und sozialen Ver 
hältnisse seiner Epoche bilden. Am 16. März 1815 erhielt Goya 
die Vorladung des Inquisitionsgerichtes, persönlich vor dem 
Tribunal zu erscheinen und zu erklären, ob die Bilder wirklich 
von ihm stammten, aus welchen Gründen er sie gemalt habe 
und auf wessen Rechnung er sie angefertigt habe. Der Maler 
wußte ganz genau, was diese Vorladung bedeutete, nämlich 
Verhaftung, jahrelange Einkerkerung und vielleicht sogar den 
Tod. Er zog es daher vor, die Flucht zu ergreifen, und wandte 
sich nach Bordeaux, wo er die letzten 13 Jahre seines 
Lebens verbracht hat. Die beiden Bilder, deren Beschlagnahme 
drohte, waren glücklicherweise vorher in Sicherheit gebracht 
worden, so daß sie heute im Madrider Prado-Museum bewundert 
werden können. 
MUSEEN. 
(EinnazarenischesHauptwerkinderBerliner 
National-Galerie.) Aus Berlin wird gemeldet: Im neu 
eingerichteten blauen Saal der Nazarener hängt als neue Er 
werbung Geh.-Rat J u s t i s das Bild der Religion von Philipp 
Veit, mit dem dieser Künstler in der Galerie seiner Vaterstadt 
nun auch nach Verdienst vertreten ist. Der Enkel Moses Mendels 
sohns, der 1803 mit Mutter und Bruder im Kölner Dom getauft 
worden war, war nach den Kriegsjahren, in denen er Soldat 
w * e L, n ? ctl ^ om gegangen und C a n o v a, der große Bildhauer, 
empfahl ihn dem Vatikan. Dort, wo damals Rafael Stern für die 
antiken Sammlungen einen neuen Flügelbau einführte, sieht 
man — die meisten Romfahrer pflegen es aber zu übersehen — 
in einer Lünette des Museo Chiaramonti das Bild Veits. Von 
diesem ist die Berliner Erwerbung eine unmittelbar darauf
	        
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