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FLUGBLÄTTER FÜR 
gemAlde-kunde 
Beilage zur „Internationalen Sammler-Zeitung“. 
Schriftleiter: Dr. Theodor Frimmel, Wien, HL, Sauitianosfrasse Nr. 9. 
Band 1 15. Oktober 1923. Nr. 4 
SRus affen ‘Wiener Qemäfdesammfungen. 
Von Dr. Th. Frimmel, Wien. 
Die Sammlung der Grafen Malabaila. 
Conte Luigi M al a b a i l a di Canal, der seit 
1737 Jahrzehnte lang Gesandter des sardinischen Hofes 
in Wien gewesen, hat eine Gemäldesammlung besessen, 
über die blutwenig bekannt ist. Nach zwei Landschaften 
von P i 11 e m e n t dieser Sammlung hat Länderer ge 
stochen. ln einem der Inventare des Wiener Belvedere 
kommen 1772 folgende Bilder vor als „Von Weil(and) 
Grafen von Canal gekaufte“ Stücke und zwar „Ein 
Konversationsstück“ angeblich von Rubens (Nr. 1139) 
Die heilige Magdalena von „Q u i d o Ren i“ (Nr. 1140), 
zwei Bildchen von (Franz de Paula) „Ferch“ Ferg 
(Nr. 1141 und 1142), beide „einen Jahrmarkt vor 
stellend“ und ein angeblicher Lukas v. Leyden: 
„Die Vorstellung Christi“ (Nr. 1143). 
Der Graf Luigi muß 1773 oder 1774 gestorben 
sein. Denn ein Verkauf der Bilder und Kupferwerke 
„des seligen Graf Canal“ wird am 18. November 
1774 brieflich vom Kanonikus Franz Neumann an Baron 
Brukental als bevorstehend gemeldet und zwar sollten 
sie am 11. und 12. November „lizitando verkauft“ werden. 
Daß man für die Versteigerung zwei Tage in Aussicht 
genommen hatte, läßt auf eine umfangreiche Sammlung 
schließen. (Der Brief von Brukental mit der Erwähnung 
des „seligen“ Grafen Canal ist mitgeteilt im Aufsatz 
von Emil Sigerus in der „Beilage der Blätter für Ge 
mäldekunde“ Bd. I, S. 2.) Das Sterbejahr des Sammlers 
läßt sich einigermaßen feststellen nach der Angabe des 
„Hof- und Staats-Schematismus“ für das Jahr 1773. 
In jenem Jahrgang steht Graf Malabaila di Canal, wie 
in früheren Jahrgängen, noch als Gesandter verzeichnet. 
Im November 1774 wird er im Brief an Brukental schon 
als selig erwähnt. (Dazu auch „Geschichte der Wiener 
Gemäldesammlungen“ Kap. III, S. 64f.) 
Auf die kunstfreundliche Gesinnung des Grafen 
Luigi Malabaila läßt auch der Umstand schließen, daß 
er mit unter den Abnehmern der Prachtausgabe von 
Tasso’s „LaGerusalemme liberata“ von 1745 verzeichnet 
steht. 
Der jüngere Malabaila, Conte Giuseppe 
(geboren zu Wien, 3. Juni 1745, gestorben zu Prag 
1826, nach C. v. Wurzbachs biographischem Lexikon, 
Bd. II uud XXIII) scheint zwar verehrungslos die väter 
liche Gemäldesammlung verkauft zu haben — wir er 
fahren, daß dies 1774 geschehen ist — dürfte aber 
dennoch ein Freund der Künste gewesen sein. Wenig 
stens ließ er sich in seinen alten Tagen durch Anton 
Machek porträtieren. Dieses Bildnis ist durch Kraupe 
auf Stein gezeichnet worden, heute ein seltenes Blatt 
das ich in der Sammlung der Frau Baronin Marie von 
Suttner kennen gelernt habe. 
Die Inschriften sind folgende: Unten beim Bildrand 
„Machek pinx. Kraupe in Cap. delin.“; als Titel Josephus 
Malabaila comes de Canal, suae aes. reg. Majestatis 
consiliarius intiinus actualis et camerarius, ordinis Reg. 
Sardiniensis St. Mauritii et Lazari eques, societatis caes. 
reg. patriae oeconomicae in regno Bohemiae praeses, 
et plurium societatum litterariarum sodalis“, ganz unten 
der Name des Steindruckers: „Lithograph. Theophili 
Haase“. (Eine Abbildung im II. Bd. des Lexikons der 
Wiener Gemäldesammlungen.) 
IV. 
Einige Gemäldehändler. 
Bei meinen Arbeiten über Wiens alten Gemälde 
besitz wurde ich alsbald darauf hingelenkt, auch den 
alten Wiener Gemäldehändlern meine Aufmerksamkeit 
zu widmen, und in meiner „Geschichte der Wiener 
Gemäldesammlungen“ (Band I, 1. Kapitel 1899, Seite 
32 bis 69) findet sich eine Uebersicht über die Wiener 
Kunsthändler von ungefähr 1770 bis zur Zeit, als das 
Buch gedruckt wurde. Das 111. und IV. Kapitel desselben 
Werkes brachten bald danach noch weiteren Stoff herbei, 
der weiterhin durch die Arbeiten von Fleischer im 
Buch: „Fürst Karl Eusebius v. Liechtenstein“ (1910) 
und Franz Wilhelm im „Jahrbuch des kunsthistorischen 
Instituts der k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege“ 
(1914) noch wesentlich erweitert wurde. Durch kleinere 
Aufsätze hat Emil Sigerus in der „Beilage der Blätter 
für Gemäldekunde“ Nr. 1 und in den „Studien und 
Skizzen zur Gemäldekunde“ (Bd. II, Lieferung 7 und 8) 
erfreulicher Weise zur Abrundung des Materials bei 
getragen und einige archivalische Neuigkeiten fanden 
sich zu den längst bekannten Händlernamen auch im 
Feuilleton von Gust. Gugitz in der „Wiener Zeitung“ 
vom 25. August und 1. September 1918. „Der Sammler“ 
vom 14. und 21. September 1918 brachte in meiner 
Skizze „Gemäldeausfuhr aus Wien“ eine Menge neuer 
Angaben und Namen. In neuester Zeit streiften Arp. 
Weixelgärtners Pettenkofenmonographie und A. Orel’s 
Beethovenbuch S. 170 die Geschichte der Altwiener 
Kunsthändler. An älteren ganz kleinen Arbeiten sind 
zu nennen Gräffer „Kleine Wiener Memoiren“ (II. Bd. 
1845) und L. A. Frankl’s „Sonntagsblätter“ von 1842
	        
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