Nr. 4
Seite 29
internationale Sammler-Zeitung
BILDER.
(Eine Berliner Menzel-Sammlung nach Wien ver
kauft.) Die Albertina in Wien, die dank dem glücklichen
Verkauf der Dubletten des französischen 18. Jahrhunderts ihren
Besitz mit kräftigen Geldmitteln vermehren kann, hat die aus
gezeichnete Berliner Menzel-Sammlung des verstorbenen Ge
heimrats und Direktors des Kunstgewerbemuseums JuliusLessi ng
als Ganzes erworben. Diese Sammlung, die die Holzschnitte,
Lithographien und Radierungen Menzels in seltener Vollstän
digkeit und Güte vereinigte, besaß unter diesen Blättern eine
Anzahl von einzigartigem Range.
(Die G r ti n e w a 1 d - L e g e n d e.) Im Verlag Karl
Hiersemann in Leipzig erscheint demnächst ein Werk „Di e
Qrilnewald-Legend e“, in dem Wilhelm Rolfs nachzu-
weisen sucht, dass ein Künstler mit Namen Matthias Grüne
wald überhaupt nie gelebt hat! Der Schöpfer des Isenheimer
Altars soll mit einem Maler namens Matthias Neithart-Gothart
von Würzburg identisch sein. Im Rahmen einer Kunstge
schichte Wtirzburgs von 1450—1530 soll an der Hand von Ur
kunden die Urheberschaft des Würzburgers an den bisher
Grünewald zugeschriebenen Werken nachgewiesen werden.
HANDSCHRIFTEN.
(Ein alter Evangelientext entdeckt.) Der
Pfarrer der reformierten Gemeinde in Leyden, Doktor Plooij,
hat in einer soeben erschienenen Schrift nachgewiesen, daß eine
altholländische Handschrift des 13. |ahrhunderts in Lüttich in
weitem Umfang den vielgesuchten Text der Evnngelicnharmonie
Tatians aus dem 2. Jahrhundert bietet: sie ist aus Altlatein
übersetzt und dies wiederum direkt aus dem syrischen Original
übertragen.
NUMISMATIK.
(Eine Josef K iss- Pia kette.) Der Budapester Bildhauer
Josef Gabor hat eine Gedenk-Plakette auf den vor einigen
Monaten verstorbenen ungarischen Dichter Josef Kiss ausgeführt.
(Münzenfund.) ln Preßburg wurden an 200 Münzen ge
funden. Die Münzen sind teilweise aus Silber und gut erhalten,
die kleinen Kupfermünzen sind durch Grünspan stark beschädigt.
Auf einigen Münzen ist folgende Aufschrift lesbar: „Blatcc, No
nus, Bush oder Bueu“. Die Kupfermünzen werden chemisch
gereinigt und dann untersucht werden. Die Münzen sind Nach
ahmungen der mazedonischen Tetradrachmen Der Fund wird
für das projektierte slovakische Museum erhalten werden.
(Eine M o n ro e-M e d a i 11 e.) Der Senat der Vereinigten
Staaten hat soeben ein Gesetz angenommen, das aus Anlaß
des hundertjährigen Jubiläums der Monroedoktrin die
Prägung einer Gedächtnismedaille anordnet. Es werden
300.000 Exemplare in Gestalt der silbernen 50 Centstückc
ausgegeben werden. Der Jubiläumstag fällt allerdings erst
auf das Ende des Jahres. Es war am 2. Dezember 1823, als
James Monroe, der fünfte Präsident der Vereinigten Staaten,
dem Kongreß jene Botschaft übermittelte, die seinen Namen
trägt und die zum erstenmalc den Gedanken zum Beschluß er
hebt, keine Einmischung europäischer Mächte in die inneren
Angelegenheiten der Vereinigten Staaten zu dulden.
ANTIKE
TAPISSERIEN
GOBELINS
VERDUREN
MUSEALE
TEPPICHE
Öffentliche Bibliothek Frankl
geöffnet von 9 bis 6 Uhr. Wien I., Kohlmarkt 4.
PHILATELIE.
(Boykottierte Feldpost marken.) Zu dem in der
vorigen Nummer mitgeteilten Boykott der Feldpostmarken mit
dem nachträglichen Bani-Aufdruck wird uns noch mitgeteilt: Es
sind im ganzen an 50.000 Serien dieser Bani-Marken vor
handen, die Werte von 1 bis 90 Bani umfassen. Der Boykott
hat übrigens nicht gehindert, daß an das Dorotheum zahl
reiche mündliche u:id schriftliche Offerte eingelaufen sind und
man hält es für sicher, daß ein sehr bedeutender Betrag ein-
gehen wird. Man rechnet mit mindestens 200 Millionen
österr. Kronen.
VOM KUNSTMARKT.
(Ein Porträt von Martinez de Mazo.) Die am
15. und 16. Februar bei S. Kende in Wien stattfindende
Auktion bringt neben vielen anderen wertvollen Gemälden ein
Damenporträt von Juan Baptista Martinez de Mazo, dem
Schwiegersohn und Hauptschüler Velasquez, der bekanntlich
die Bildnismalerei des Meisters in etwas reicherer Weise fort
setzte. Von dem Bilde, das unsere Reproduktion vorführt, gibt
der Katalog folgende Beschreibung: Halbfigur einer vornehmen
Dame in reicher Tracht r.Mt Spitzenkragen und weiten Aermeln.
Hals und Brust mit Schmuck beladen. Schwarz gelocktes Haar,
die beiden Hände halten einen Fächer. Das Bild, in der Größe
von 88 : 75 cm, ist auf 18 Millionen Kronen geschätzt.
(Versteigerung der Sammlung S. L. Günzburger,)
Aus Genf wird uns berichtet: Der Kunstbesitz des Herrn S. L.
Günzburger wird durch den Kunsthändler Max Moos ver
steigert, da der Besitzer Genf verläßt. Es ist erstaunlich, was
da zusammengebracht ist: Möbel vom 16. bis zum 18. Jahr
hundert, Kunstgewerbliches aller Art, Plastik und namentlich
Malerei und Graphik. In den beiden letzten Kapiteln steht
Hodler obenan, und wenn auch keine Hauptwerke in dem Sinne
des „Tages“ oder der „Einmütigkeit“ da sind, so nehmen ihre
Stelle Landschaften (Jungfrau) und Bildnisse (Frau Günzinger)
ein, die in ihrem Rahmen Leistungen ersten Ranges sind.
(Eine neue Kupferstichauktion bei Boerner.) Aus
Le i p z i g wird uns geschrieben : Auch in diesem Frühjahr hat
die Firma C. ü. Boerner eine grosse Kupferstichver
steigerung für die erste Maiwoche angesetzt. Es handelt
sich um den ersten Teil einer umfassenden Kupferstich
sammlung aus altem Leipziger Privatbesitz, die vor etwa hundert
Jahren gesammelt worden ist. Sie enthält ähnlich der Samm
lung H o f m a n n, die im Frühjahr vorigen Jahres von Boerner
versteigert wurde, eine Uebersicht über das ganze Gebiet des
alten Kupferstiches vom 15. bis in das 19. Jahrhundert hinein,
Hervorzuheben sind schöne Serien von Blättern von Dürer
und Rembrandt, eine reiche Sammlung deutscher Klein
meister mit vielen Seltenheiten, eine kleine Sammlung Nielien
und ein ungewöhnlich schönes 18. Jahrhundert, das schöne, be
sonders französische Farbstiche enthält. Der Katalog dürfte
Anfangs April erscheinen.