MAK
Nr. 12 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 91 
‘Porzettanm Unzen. 
Das erste Porzellangeld wurde inC h i n a hergestellt, 
wo es ebenso wie in Siam jahrhundertelang im Ver 
kehr war. 
Die früheste Mitteilung über deutsche Porzellan 
münzen stammt aus dem Jahre 1793 und wurde in 
dem „Journal des Luxus und der Moden“ veröffentlicht. 
Sie besagte, daß ein Medailleur Fr. Jos. E s s in München 
Münzen und Medaillen mit künstlerisch ausgeprägter 
Vorder- und Kehrseite in einer schönen weißen und 
harten Biskuitmasse zu liefern imstande sei. Um die 
Wende des 18. Jahrhunderts tauchten in der Meißner 
Porzellan-Manufaktur die ersten Münzen 
auf, welche aus weißem Biskuit-Porzellan gefertigt 
waren. Im Laufe des Weltkrieges sind von verschiedenen 
deutschen Porzellanfachmännern Versuche unternommen 
worden, Münzen aus keramischen Werkstoffen herzu 
stellen, doch haben sie zu keinen oder nur örtlich eng 
begrenzten Erfolgen geführt. 
Der Plan, Porzellan-Geldstücke in den öffentlichen 
Verkehr einzuführen, ist erst der Staatlichen Porzellan- 
Manufaktur Meißen geglückt. Das rote Böttger-Steinzeug 
(17L6 von Böttger statt Gold erfundenes Porzellan) 
wurde zur Fabrikation der Münzen verwandt, da es die 
Gewähr einer größeren Sicherheit vor Nachahmungen 
bietet, auch die roten Münzen im Verkehr nicht so 
leicht verschmutzen, wie es bei dem weißen Biskuit- 
Porzellan der Fall ist. Doch werden für einzelne be 
sondere Zwecke auch Münzen in weißem Porzellan 
angefertigt. Einen besonderen'Vorteil bietet auch die 
große Festigkeit der roten Masse, deren Zerbrechlichkeit 
auf das technisch erreichbare Mindestmaß herabgesetzt 
ist. Ihre Bruchfestigkeit wird vor allen Dingen durch 
eine zweckmäßige Bemessung des Querschnitts begünstigt, 
indem man die Stücke mit einem kräftigen Versteifungs 
rande versieht, der ihnen eine bedeutende Widerstands 
fähigkeit verleiht. So ist 1921 in der Meißner Porzellan- 
Manufaktur neben dem unfangreichen und vielseitigen 
Porzellanbetriebe eine junge, eifrig schaffende Abteilung 
für die M ü n zfabrikation entstanden. Sie arbeitet räum 
lich völlig von der Manufaktur getrennt, damit die im 
öffentlichen Interesse erforderliche Ueberwachung der 
Produktion mit Sicherheit durchgeführt werden kann. 
Eine genaue Beschreibung der Porzellanmünzen mit 
guten Abbildungen finden Interessenten in dem Werke 
von Otto Horn, welches unter dem Titel „Die Münzen 
und Medaillen aus der Staatlichen Porzellan-Manufaktur 
zu Meißen" im Verlage von A. Eckard, Dresden 24, 
erschienen ist. 
Das Sammeln von Porzellanmünzen hat sich sehr 
schnell zu einem beliebten Sport entwickelt und wird 
immer mehr neue Freunde finden. Die Ausgabe neuer 
Porzellanmünzen ist infolge des schwierigen Herstellungs 
prozesses sehr beschränkt, und der Sammler braucht 
nicht zu befürchten, daß dieses eigenartige Sammel 
gebiet mit Neuerscheinungen überschwemmt wird, wie 
dies z. B. bei der Ausgabe des Papier-Notgeldes der 
Fall war. Außer dem Freistaat Sachsen haben nur gegen 
25 Kreise und Städte Porzellan-Geld in den 
Verkehr gebracht. Natürlich waren die neuartigen Geld 
stücke bei allen Stadtkassen sehr schnell vergriffen und 
werden sicherlich nicht wieder zur Einlösung zurück 
gegeben, da sich auch Nichtsammler gern solche Stücke 
als Andenken aufheben werden. Im Münzenhandel sind 
jedoch noch alle Porzellanmünzen zu erschwinglichen 
Preisen erhältlich; es läßt sich aber leicht voraussehen, 
daß in späteren Jahren viele Münzen nur noch zu 
Phantasiepreisen oder überhaupt nicht mehr erhältlich 
sein werden, so daß es sich reichlich lohnt, eine solche 
Sammlung noch rechtzeitig anzulegen. Infolge des Not 
geld-Herstellungsverbotes werden weitere neue 
Porzellanmünzen als Geldstücke n i c h t mehr angefertigt, 
weshalb nunmehr die Sammler dazu übergegangen 
sind, auch Gedenk- und Jubiläumsmünzen (Wohlfahrts 
medaillen) zu sammeln. Da diese fast alle zu besonderen, 
wohltätigen Zwecken ausgegeben werden (Hinter- 
bliebenen-Fürsorge, Kinderhilfe, Glockenspenden usw.). 
so hat der Sammler nicht nur seine Freude an den 
künstlerisch und kulturhistorisch wertvollen Münzen, 
sondern zugleich auch das Bewußtsein, wohltätige 
Veranstaltungen gefördert zu haben. Besonders er 
wähnenswert sind außer den Geldstücken die künstlerisch 
hervorragenden Passionsspiel-Münzen von Oberammer- 
gau, die Schiller-und Goethe-Medaillen und die deutschen 
Hungertaler. 
Einige komplette Sammlungen sämtlicher Porzellan- 
Medaillen, die in den Jahren 1921 —1924 offiziell zum 
Verkauf kamen (ohne Abarten 120 verschiedene Stücke 
aus braunem Böttger-Steinzeug im Katalogwerte von 
Goldmark 180, sowie die erwähnten Geldsammlungen 
(60 verschiedene Münzen im Katalogwert voa Gm. 150) 
können durch den Verlag der „Internationalen Sammler 
zeitung“ zum Vorzugspreise von 60Goldmark(—1,020.000 
österr. Kronen) bezogen werden. Der Versand erfolgt 
unter Bruchversicherung portofrei gegen Vorein 
sendung des Betrages in barem oder auf unsere Post- 
sparkassen-Konti in Wien, Prag, Budapest und Warschau 
3leuerwerßungen der 3lf6ertina. 
Die Albertina in Wien hat in letzter Zeit wieder 
eine Reihe bedeutender Neuerwerbungen gemacht. So 
wurden die Einblattdrucke der Sammlung um 
ein französisches Blatt (um 1460) bereichert, das eine 
der größten Seltenheiten darstellt. Von sehr großem 
Werte sind 20 italienische Handzeichnungen 
aus dem 13. und 14. Jahrhundert (u. a. Blätter von Fra 
Bartolomeo, Lorenzo di Credi, Filippino Lippi, Trecen- 
tisten der Sienenser Schule um 1370, der florentinischen 
um 1380), venezianische Blätter um 1489, eine herrliche 
Studie Peruginos zu einem Altarbilde, zwei Hand 
zeichnungen von Tizian, drei von Tintoretto, 
solche von Bellini und Francesco Guar di. Inter 
essant ist auch eine reiche Sammlung von Blättern der 
neapolitanischen Schule des 17. und 18. Jahrhunderts, 
die wie einzelne Werke der italienischen Barocke 
geeignet erscheint,-manche empfindliche Lücke auszu 
füllen. Die „Italiener“ wurden deshalb favorisiert, weil 
mit ihnen der große zwölfbändige Katalog 
der „Albertina“ eingeleitet werden soll, in dem jedes 
Blatt der „ersten Garnitur“ zur Abbildung gelangt. 
Aber auch sonst gelang manch wertvoller Ankauf. 
Zwei prächtige Handzeichnungen Reinbrandts, ein 
Blatt von Pieter Breughel d. Aelt.. Arbeiten von 
Boucher und Claude Lorraine seien in erster 
Linie erwähnt. Besonders fruchtbringend war die Sammel 
tätigkeit für das 19. und 20. Jahrhundert. Die neuer 
worbenen 120 französischen Handzeichnungen 
(darunter erstrangige Blätter von Ingres, Corot, Manet, 
Millet, Degas, Cdizanne, Delacroix, Puvis de Chavannes, 
Th. Rousseau, Renoir, Daumier und Rodin) geben ein 
erschöpfendes Bild dieser Epoche französischer Kunst.
	        
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